— Prätoria, 18. Mai. Sechs der in Johannesburg Verhafteten wurden geſtern Vor⸗ mittag unter der Anklage des Hochverraths dem hieſigen Gerichtshofe vorgeführt. Nach einem vorläufigen Verhör wurde die Verhandlung des Prozeſſes um 14 Tage verſchoben. Verſchiedenes. — Edingen, 17. Mai. Der Landwirth Georg Philipp Koch fiel geſtern beim Futterholen durch das Scheuergebälk in die Tenne und verletzte ſich ſo ſchwer, daß er bereits am Nachmittag verſchied. — Schwetzingen, 17. Mai. In einer am Sonntag im „Wilden Mann,“ dahier ſtatt⸗ gehabten Vertrauensmännerverſammlung der nat lib. Partei des 44. Landtagswahlbezirks wurde für die demnächſtige Landtagswahl der Candidat des Bauernbundes, Herr Prof. Treiber in Plank ſtadt, auch als Candidat der Nationalliberalen auf⸗ geſtellt. Herr Treiber hat erklärt, im Landtag der nationalliberalen Partei beizutreten. Er war bei der letzten Landtags wahl als Candidat der nat. ⸗lib. Partei aufgeſtellt, iſt jedoch trotz Unter⸗ ſtützung des Bauernbundes gegen den demokra⸗ tiſchen Candidaten Eder unterlegen. — Neckargemünd, 15. Mai. Traurige Familienverhältniſſe veranlaßten die Ehefrau des Bäckermeiſters Imhoff von Heiligkreuzſteinach, ihre Familie zu verlaſſen und den Tod zu ſuchen. Sie legte ſich heute morgen beim Herannahen eines Zuges auf die Schienen und obwohl der Zugführer die Abſicht der Frau von der Ferne aus erkannte, konnte er das Unglück doch nicht mehr abwenden. Die Frau wurde von den Rädern erfaßt, 50 Meter weit geſchleift und dann überfahren. Der Körper war mitten durch⸗ geſchnitten. — Karlsruhe, 17. Mai. Eine weitere Ausgeſtaltung der techniſchen Hochſchule wird in dieſen Tagen durch die Uebergabe eines neuen botaniſchen und elektrotechniſchen Inſtituts, ſowie einer neuen Aula in feierlicher Weiſe vollzogen. Eine große Anzahl von Feſtgäſten aus allen Gauen des deutſchen Reiches, ehemaligen Studirenden der techniſchen Hochſchule, Vertretungen der Uni⸗ verſitäten Heidelberg und Freiburg und der acht techniſchen Hochſchulen Deutſchlands ſind zur Feſt⸗ feier eingetroffen. Dieſe wurde eingeleitet durch einen Empfangsabend im Stadtgarten. Heute früh Berlin und Oberbürgermeiſter Schnetzler. 11 uhr fand in Gegenwart des Großherzogs⸗ paares, der Miniſter und der großen Anzahl von Gäſten die feierliche Uebergabe der Aula ſtatt. Anſprachen hielten hierbei der Großherzog, ſowie folgende Herren: der Karlsruher Rektor Geh. Rath Dr. K. Engler, Geh. Hofrath Hart, Profeſſor Dr. Oſthoff ⸗ Heidelberg, Protektorat Dr. 5 i einem Chor des akademiſchen Geſangvereins ſchloß die Feier. Mittags vereinigte ein Feſteſſen die Theilnehmer im kleinen Feſthalleſaale. Abends fand die Aufführung der Zauberflöte von Mozart ſtatt, wozu das Hoftheater für die Feſttheilnehmer reſervirt war. SRK. Karlsruhe, 17. Mai. Nach Be⸗ ſchluß des Bundesraths hat künftighin jeweils im Juni, erſtmals dieſes Jahr, im ganzen Deutſchen Reiche eine Ermittelung der landwirtſchaftlichen Flächen — wie dies bisher im Dezember mittelſt der Ernteberichte geſchehen ſtattzufinden. Mit dieſer Ermittelung der Anbauflächen wird im Großherzogtum Baden auch eine Erhebung der Zahl der Obſtbäume verbunden werden. Die Ausfüllung hat am 3. Juni l. J zu erfolgen. Die bisher von den Großh. Bezirksämtern all⸗ jährlich im Auguſt und November erſtatteten Be⸗ richte über Ernteausſichten und vorläufige Ernte⸗ ergebniſſe kommen vom laufenden Jahre ab in Wegfall. — Braunſchweig, 18. Mai. Das Waarenhaus Rudolph Korſtadt iſt geſtern Abend niedergebrannt. Der Schaden beträgt etwa eine halbe Million Mark. Nach einem Ge⸗ rücht ſollen auch Menſchenleben zu beklagen ſein. — Braunſchweig, 18. Mai. Zu dem heute Morgen gemeldeten Brande des hieſigen großen Waarenhauſes von Rudolf Korſtadt be⸗ richtet die „Braunſchw. Landesztg.“, daf 5 junge Schneiderinnen in den Flammen umgekommen ſind. Aus dem 4. Stockwerk ſprang ein Schneider herab und erlitt einen ſchweren Schädelbruch, an deſſen Folgen er in der Nacht ſtarb. Ein Mäd⸗ chen iſt außerdem noch ſſo ſchwer verletzt worden, daß ſie wahrſcheinlich ebenfalls ſterben wird. Die Leichen der Verbrannten wurden bis heute Mittag noch nicht aufgefunden. Die Feuerwehr zeigte ſich der Situation durchaus nicht gewachſen, wo⸗ rüber hier große Entrüſtung herrſcht. — Berlin, 18. Mai Der am nächſten Mittwoch Vormittag im Reichstag erfolgenden Eröffnung des Tuberkuloſen⸗Kongreſſes werden die Kaiſerin und die Großherzogin von Baden beiwohnen. — Berlin, 18. Mai. Es darf als en auffällige Erſcheinung betrachtet werden, daß trog der offenbar günſtigen Ausſichten, welche die Laufbahnen in der Marine zur Zeit eröffnen, ez denſelben doch vielfach an ausreichendem und ge. eignetem Nachwuchs fehlt. Es dürfte das der Hauptſache darauf zurückzuführen ſein, daß jene Laufbahnen im Inlande immer noch zu wenig bekannt ſind. So entnimmt z. B. die höher Marine-Verwaltung, welche gegenwärtig gern eue Anzahl von Anwärtern einſtellen würde, ihren Nachwuchs der Regel nach aus den jungen Zu riſten, welche das erſte Examen beſtanden und ein Jahr ihrer Vorbereitungszeit bei den Gerichten hinter ſich haben; doch würden gerade zur Zet auch ſolche, zie das zweite Examen bereits ut Erfolg abgelegt haben, übernommen werden könneg, da in dieſem Falle die Vorbereitungszeit eie kürzere ſein würde und die offenen Etatsſtellen mit ihnen früher beſetzt werden könnten. Referen⸗ dare, beziehungsweiſe Rechtspraktikanten abſolviren eine Probezeit, dann nach definitiver Uebernahme einige weitere Vorbereitungsſtadien und ein halb⸗ jähriges Bordcommando im Ausland, und legen in Berlin ein Fachexamen ab; Aſſeſſoren können dagegen nach längſtens einjähriger Probezeit etats⸗ mäßig angeſtellt werden. Da dieſe Beamten Militärbeamte ſind, wird die Eigenſchaft als Ne⸗ ſerveoffizier von ihnen gefordert; ſie beziehen neben dem Servis und Wohnungsgeldzuſchuß ein Chargengehalt, das von 2100 Mk. bei den Aſee⸗ ſſoren bis 6600 Mk. bei den Räthen ſteigt. Die Intendanten ſtehen ſich auf 6000 bis 9000 M, ein beſonderer Vorzug der Laufbahn aber iſt, daß nahezu die Hälfte aller Beamten Ausſicht hat, in die Centralinſtanz nach Berlin aufzurücken, wo ihnen ein Gehalt von 7500 bis 11000 Mark neben dem entſprechenden Wohnungsgeld zuſteht. Strebſamen jungen Juriſten bietet ſich alſo hier ein Laufbahn, wel le Angeſichts der Ueberfüllung in den verwandten Berufe weſentliche Vortheile in Ausſicht ſtellt. — Allenſtein, 18. Mai. Geſtern Abend wurde in der Nähe der Stadt das Fuhrwerk einer Jagdgeſellſchaft beim Paſſiren des Bahn⸗ dammes vom Zuge erfaßt. 3 Perſonen wurden getödtet. a und ſprach mit eruſter Bedachtſamkeit, als ob er all' ſeine Kräfte zu dieſer Unterredung aufgeſpart habe. Seinen Verdacht gegen Frank Nord, die Beſchuldigung, die er ihm vergangene Nacht vor vielen Zeugen ins Geſicht geſchleudert — ja ſelbſt ſeine frühere Furcht vor ihm ſchien er gänzlich vergeſſen zu haben. Nord ſelbſt war es, der ihn daran erinnerte, nachdem er eine Weile nachdenklich auf den Sterbenden herabgeblickt, als gälte es, hier ein Räthſel zu löſen, das ihn ſein Lebenlang in Verwirrung geſetzt. „Glaubſt Du, Dering,“ ſagte Frank Nord langſam, „daß ich Dich in dieſes Unglück geſtürzt — aus Rache, weil Du meine Tochter an Dich genommen und ſie mich und meine Anſprüche ver⸗ geſſen gelehrt haſt?“ „Nein,“ war die leiſe Erwiderung, „jetzt glaube ich es nicht mehr.“ „Und was bewirkte dieſe Sinnesänderung, Dering ?“ 5 „Ich dachte viel über Deine Perſon nach, Frank — rief mir in's Gedächtniß, was Deine Schweſter mir ſagte — arme Sophie! und all' dies vereinigt ſich nicht mit einem Mordverſuche von Deiner Seite. Du haſt die Zugbrücke nicht geöffnet, Frank?“ „Soll ich Dir mein Wort darauf geben Fritz? Wird Dir dies genügen?“ „Es wird mir genügen, ich glaube Dir.“ „Nun denn,“ ſagte Nord, faſt lächelnd über ſeine kurze Vertheidigung, „ich habe die Zugbrücke nicht geöffnet.“ Er zeigte keine Eutrüſtung über die Anſchuldigung, ein ſolches Verbrechen begangen zu haben; er gab ruhig ſeine Erklärung ab und wartete dann, daß der Kranke ihm mittheile, warum er ihn in dieſer Eile zu ſich beſchieden hatte. Aber Dering dachte nur an die mögliche Lage von Elſies 1 Vater. 8 „Wenn ich todt bin, wird es ein Aufſtand geben,“ ſagte er; „und es möchte Dir ſchwer fallen Deine Unſchuld zu beweiſen. An Deiner Stelle würde ich von hier weggehen, Frank.“ „Nein ſagte dieſer entſchieden. „Ich möchte, daß Jemand meine Ausſage, vermuthlich beruhe die ganze Sache auf einem Unfall zu Papier brächte,“ bemerkte Dering; ich könnte es dann ſpäter unterzeichnen. „Dies würde wie eine Erpreſſung ausſehen,“ verſetzte Nord; mache Dir weiter keine Sorgen hierüber.“ „Aber man wird denken —“ „Laß ſie denken, Fritz. Mein ganzes Leben lang dachten die Leute ſchlimmer von mir, als ich es verdiente — und ich habe es aufgegeben, um ihre gute Meinung zu ringen. Nur von Einer möchte ich nicht falſch beurtheilt werden, und, ſo Gott will, wird ſie mir vertrauen.“ „Du meinſt Elſie 2“ „Ja, meine Tochter Elſie. Ein langes Schweigen trat ein; es ſchien, als ob die koſtbare Wanduhr auf dem Kaminſims mit peinlicher Deutlichkeit ticke, während Friedrich Dering mit angſtvoller Aufmerkſamkeit die Züge ſeines Gefährten beobachtete and ſelbſt jetzt noch ſich vorzuſpiegeln ſuchte, es ſei beſſer, er ſterbe, ohne ein Wort der Erklärung, er nähme das Ge⸗ heimniß, das ſie Beide ſo nahe anging, mit in's Grab. Aber er hatte nicht den Muth, dies zu thun. Vieles aus ſeiner Vergangenheit bereute er von ganzem Herzen. Er war von Natur nicht böſe, nur die Umſtände hatten ihn dazu gemacht. Er fühlte, daß er eher auf Barmherzigkeit hoffen dürfe, wenn er von Franks Lippen die Worte ge⸗ hört: „Ich vergebe Dir, was Du gegen mich ge⸗ fehlt haſt.“ O, wenn er nur zuletzt ſo ſprechen würde, dieſer ſtrenge Mann, vor dem er ſo lange ſich gefürchtet hatte. „Nimm Platz, Frank,“ ſagte er; „ich habe Dir Vieles zu ſagen.“ Frank Nord ließ ſich neben dem Lager auf einen Stuhl nieder und warterte, daß Dering zu reden fortfahre; aber dieſer bebte von Neuem bor der ſchweren Aufgabe zurück, die er zu erledigen hatte. „Was würdeſt Du ſagen,“ fragte er ſ plötzlich, daß Nord. faſt darüber erſſchrack, „wenn ich Dir ein großes Uurecht zugefügt — wenn ich zu meinem Vortheile und Deinem Schaden keinen Ge⸗ brauch gemacht hätte von meiner Gewalt, Dein Leben, vor langen Jahren ſchon zu einem beſſeren, glücklicheren zu geſtalten ?“ „Ich würde ſagen, Du habeſt nicht ſehr außergewöhnlich gehandelt, Dering. Die meiſten Menſchen denken, gleich Dir, zuerſt an ihren e genen Vortheil.“ „Wenn ich Dich beraubt hätte ?“ fuhr der Andere fort. „Hätte der Raub meiner Börſe oder meinen guten Namen gegolten,“ fuhr Frank Nord gleiche müthig fort, „ſo würde ich denken, es ſei hart geweſen; hätte man mir aber ein Glück geſtohlen, das mir früher zu Theil geworden wäre, ſo würde ich ſagen, es war grauſam. Aber für Friedrich Dering, der ſchwach und krank hier vor mir liegt, konnte ich nur die Worte haben: Mein armer Bruder in Chriſto, ich vergebe Dir, wie auch ich dereinſt auf Vergebung hoffe. „So würdeſt Du zu mir ſprechen, Nord, einerlei was ich gethan habe?“ „Ach, was hat dies nun noch zu bedeuten für Dich oder mich ?“ D. * nde 0 1 f ir enn m li It Gerat f 95 mm ng 1 Uu un r 1 * Men ir im chen! +