bat der Reinertrag der Staatsbahn 12 702 508 M., im Jahr 1898 dagegen, wie oben bemerkt, 23519 412 M. betragen, der Reinertrag hat ſich alſo in dieſem Zeitraum von 20 Jahren nahezu verdoppelt, die effektive Laſt der Eiſen⸗ bahnſchuld alſo um nahezu die Hälfte vermindert. Die Reinerträgniſſe der Eiſenbahn⸗ und Dampf⸗ ſchiffahrtsverwaltung ſtellen im Jahre 1898 eine Verzinſung der Eiſenbahnſchuld von 7,22 Proz. dar. — Das Aktivvermögen der Amortiſations⸗ kaſſe erfuhr im Jahre 1898 eine Vermehrung von 1 195.839 M.; das Geſamaitaktivvermögen des Staats, das in der Amotiſationskaſſe ange⸗ legt iſt, erreichte demgemäß eine Höhe von 6 510 670 M. und, wenn von der unverzinslichen Schuld des Staats an den Domänegrundſtock ab⸗ geſehen wird, eine Höhe von 27 081998 M. — In den Geldkapitalien des Domänegrundſtocks iſt wegen großer baulicher Aufwendungen im im Jahre 1898 eine Minderung von 288 079 M.; der Stand dieſer Domänegrundſtockskapitalien ſelber auf En de 1898 beziffert ſich darnach auf 7178992 M. Das geſammte domänenärariſche (Iandwirtſchaftliche und forſtwirtſchaftliche Ver⸗ mögen umfaßte Ende 1898 eine Fläche von 111771 ha mit einem Grundſteueranſchlag von 80 660 420 Mark. Wies baden, 13. Mai. Das Kaiſerpaar mit dem Prinzen Joachim und der Prinzeſſin Viktoria Louiſe traf heute Nachmittag 4 Uhr 40 Minuten auf dem Taunusbahnhof mit großem Gefolge hier ein. Im Gefolge des Kaiſers be⸗ fanden ſich u. A. Oberhofmarſchall Graf Eulen⸗ burg, General⸗Adjutant von Pleſſen, der Chef des Militär⸗Cabinets von Hahnke, der Chef des Zivil Cabinets von Lukanus, General a la suite, General⸗Major von Scholl, Oberſtallmeiſter Graf Wedel, Haus marſchall Freiherr von Lincker. Zum Empfang des Kaiſerpaares am Bahnhof waren anweſend: Polizei⸗Präſident Prinz von Ratibor, der Oberhofmeiſter der Prinzeſſin Louiſe, von Buddenbrogg, und die Prinzeſſin von Mecklenburg⸗ Schwerin. Heute Abend wird der Kaiſer der Lauff's „Eiſenzahn“ beiwohnen. Verſchiedenes — Ladenburg, 14. Mai. In heutiger Generalverſammlung der Freiwilligen Feuerwehr wurde der Fuchs' ſche Holzplatz entgiltig als Feſt⸗ latz beſtimmt. Herr Gemeinderath Fuchs hat 1 7 . jenen Platz zu dem fraglichen Zweck in dankes⸗ werther Weiſe unentgeltlich zur Verfügung geſtellt. Nach Schluß der Generalverſammlung wurde die Neuwahl eines Erſatzhauptmanns der I. Kom⸗ pagnie vorgenommen. Als ſolcher wurde b Herr Schmied Jacob Bläß hier mit großer Majorität gewählt. — Mannheim, 13. Mai. Die Aus⸗ ſtellung von Frankenthaler Porzellan und Wachs⸗ boſfirungen, die der Mannheimer Alterthumsverein in ſeinen Sammlungsräumen (Großh. Schloß) eröffnet hat, erfreut ſich überaus regen Beſuches und weitgehenden Intereſſes bei den Sammlern wie beim großen Publikum. Bei ihrer Anweſen⸗ heit in Mannheim beehrten auch Ihre Kgl. Ho⸗ heiten der Großherzog und die Großherzogin von ſprachen ſich ſehr lobend über dieſelbe aus. Höchſt⸗ dieſelben haben geruht, die in der Kunſtſammlung des Gr. Hauſes befindlichen werthvollen Beſtände von Frankenthaler Porzellan zur Verfügung zu ſtellen. Der Vorſtand des Vereins hat ſofort die nöthigen Schritte gethan, um den Transport und die würdige Aufſtellung des Großh. Porzellan⸗ ſchatzes ins Werk zu ſetzen. In der That enthält die Ausſtellung hervorragende Schätze der ehe⸗ maligen Frankenthaler Porzellanmanufaktur und ein Beſuch derſelben kann allen Intereſſenten auf's wärmſte empfohlen wer den. — Hohenſachſen, 15. Mai. Auf gräß iche Weiße verunglückte am Samstag Nach⸗ mittag der neunjährige Sohn des Müllers Reiffel hier. Der bedauernswerthe Knabe kam mit dem Kopfe in das Getriebe der Mühle, wobei ihm das Genick gebrochen wurde. Die Eltern des Knaben werden allgemein bedauert. — Karlsruhe, 15. Mai. Geſtern früh fiel dem 1 jährigen Söhnchen eines Metzgers während es allein in der Küche war, ein Fläſch⸗ chen mit Vitriol in die Hände, welches die Magd zum Reinigen des Kupfergeſchirrs gekauft hatte. Das Kind trank aus dem Fläſchchen und iſt heute früh im Krankenhaus, wohin es ſofort gebracht worden war, infolge des Vitriolgenuſſes geſtorben. — Baden⸗Baden, 15. Mai. In Folge vorhergegangenen Wortwechſels mit dem Stadt⸗ taglöhner Lorenz von Staufenberg erſchoß ſich vorgeſtern Morgen der bereits 70 Jahre alte ſtädtiſche Straßenwart Krauth im Walde beim Baden die Ausſtellung mit ihrem Beſuch und Korbmattfelſen. Ob der Tod ſofort konnte nicht feſtgeſtellt werden, da der Er erſt geſtern Mittag todt aufgefunden Wahrſcheinlich von Gewiſſensbiſſen getrieben 2 eintrat ſchoſſen wurde macht der mit Krauth in Streit gerathene Taglöhne 5 Lorenz geſtern Morgen ſeinem Leben ebenfall 5 ein Ende, indem ſich derſelbe mittelſt eines Strick 10 rofl in demſelben Walde am Gipfel einer Tanne er 1 dall hängte, wo er geſtern Mittag gleichfalls aufge funden wurde. — New⸗MPork, 14. Mai. Eine Depeſch vom Eagle Paß in Texas meldet, daß ein ſurcht barer Tornado die mexikaniſche Houdo Kohlen mine heimgeſucht habe. 22 Perſonen ſeien tod und über 100 verwundet. — Lancaſhire, 14. Mai. In ein chemiſchen Fabrik in St. Helens, ereignete ſich geſtern eine Exploſion, welche als die größte diefe Art angeſehen wird. Die von 80 000 Menſchen meiſt Arbeitern bewohnte Stadt, ſieht aus, al ob ſie bombardirt worden wäre. Erſtaunlich iſt daß nur drei Perſonen getödtet und etwa zwanzig verletzt worden ſind. Das Unglück entſtand da durch, daß in einem Hauſe der Kurtz'ſchen Ver einigten Alkaligeſellſchaft, in welchem chlorſaurzz Kali kryſtalliſirt wurde, ein Feuer ausbrach, — Gegen den unlauteren Wett bewerb. Der Finanzminiſter Dr. v. Miqhe hat der Abordnung der Zentralvereine ſelbſtändiger Gewerbetreibender, welche jüngſt von ihm in N dienz empfangen wurde, wie nachträglich bekann wird, ein ſchärferes Vorgehen der Regierung gegen den unlauteren Wettbewerb, ſoweit er bis eg nicht durch das Geſetz getroffen wird, in Ausſich geſtellt. Zunächſt ſoll gegen die ſogenannten Lock artikel in den Warenhäusern und Ausverkäufe eingeſchritten werden, ebenſo gegen die ſchwindel haften Auktionen, die bislang alle geſetzlichen und polizeilichen Vorſchriften zu umgehen wußten. Der Miniſter zeigte ſich nicht nur über die Einzelheiten der Waarenhausfrage auf's genauſte unterrichtet ſondern zögerte auch nicht, die Schädigung der Gewerbetreibenden durch die Beamtenvereine an zuerkennen. Die Delegierten hatten das Gefühl daß man ſie nicht mit bloßen Redensarten ab ſpeiſen wolle, ſondern ernſtlich auf Abhilfe ſinne und die Bedeutung der Erhaltung des Mittel⸗ ſtandes in Regierungskreiſen nicht unterſchäßze⸗ ft bfg 0 „Warum nicht, lieber Friedel? Glaubſt Du nicht daß Du wieder geneſen wirſt?“ „Ich weiß es nicht — doch ich hoffe es.“ Jetzt erſt empfand Helene ſo recht das Schwierige nd ſchmerzliche ihrer Aufgabe und ſchrack momentan avor zurück. Aber ſie war die einzige in der Welt, die mit ihm ſprechen, ihn bitten und be⸗ chwören konnte mit Gott und den Menſchen Frieden chließen, jetzt, da er an der Schwelle der Ewigkeit d. Helene wußte, daß ſeine ewige Seligkeit ielleicht daſon abhing, denn es war ſo Vieles nerklärt und geheimnißvoll in ihres Bruders eben. Sie preßte die Lippen aufeinander und agte feſt: „Würdeſt Du Dich ſehr darüber grämen, iedel, wenn Du wüßteſt, daß — es keine Rettung „Nein; ich dachte, Du hätteſt Deinen Frieden mit dem Himmel nicht gemacht.“ „Du biſt ein gutes Kind, Lena,“ murmelte er. „Nein, nein, ich bin nicht gut,“ rief ſeine Schweſter raſch, „aber ich dachte, wenn Du noch etwas gutzumachen, etwas —“ „Das wird mir der Geiſtliche ſchon ſagen, Lena.“ „Ha, Friedel, er wird Dir weit beſſer ſagen können, wie man Vergebung ſeiner Sünden erlangt,“ flüſterte ſie, ſich zärtlich über ihn neigend und ſeine fieberheißen Hände ſtreichelnd,!“ aber wenn Du einen Kummer haſt, lieber Bruder, den ich Dir er⸗ leichtern kann, ſo vertraue ihn mir an, und Dir wird es beſſer werden. „Ich kann nicht — ich kann Niemandem Der Kranke blickte ſie durchdringend an, ſeine ugen erweiterten ſich und traten faſt aus ihren öhlen. „Iſt es ſo?“ fragte er langſam. Helene antwortete nicht, ſondern ſuchte raſch 1 das Ende ihrer Aufgabe herbei⸗ „Wäre es nicht am beſten, es zu wiſſen, Friedel, es in's Auge zu faſſen, wie ein tapferer Mann, der gefehlt, aber noch Zeit zur Sühne hat? Denn, o, mein lieber Bruder! ich weiß, daß Du uglücklich von einer Laſt bedrückt geweſen, Du, der von Natur ſo gut, ſo edelmüthig biſt!“ „Alſo iſt es unmöglich, daß ich geneſen ann?“ fragte er düſter. „Warum ſagſt Du es icht frei heraus?“ „Ja, mein armer Bruder, es iſt unmöglich?“ Ich fürchtete es den ganzen Tag über. Wann agten ſie es Dir 2“ 5 „Soeben erſt.“ 3 „Du dachteſt vielleicht, ich hä noch nicht gemacht?“ 1 tte mein Teſtament trauen,“ ſagte er und entzog Helene ſeine Hand, um ſie mühſam unter ſeinen Kopf zu ſchieben. So lag er regungslos und ſtarrte vor ſich hin. Seine Schweſter war enttäuſcht, aber nicht entmuthigt. Friedrich durfte nicht ſterben, ohne bereut, ohne nach beſten Kräften geſühnt zu haben, denn es war ihr klarer denn je, daß irgend eine Schuld ſeine Seele belaſtete. „Ich wollte auch von mir ſelbſt mit Dir ſprechen, Friedel — wollte wegen Elſte Deinen Rath erbitten — Deine Wünſche betreffs ihrer und meiner Zukunft erfragen. Aber vor Allem möchte ich, daß Du mir Vertrauen ſchenkſt.“ „Es würde Dein Herz brechen, Lena; es würde Dich betrüben, ohne einen Zweck zu haben. Wenn — etwas — geſchehen könnte — wenn er —“ „Wenn er —“ wiederholte Helene häufig; „nun?“ „Wenn er ein Anderer geworden wäre — haftigkeit; „wie lange geben mir die Arzle noch erlag zu leben? Sage es mir, Kind, wie lange?“ „Sie ſprachen ſich nicht darüber aus, hielten es aber für nothwendig, daß Du die Wahrheit erführeſt. Und, o, mein armer Bruder, wie lapfer haſt Du ſie ertragen! Wie muthig wirſt Du aus harren bis zum Ende!“ „Die Wahrheit!“ wiederholte er. „Ach wenn ſie kommt, iſt es ein harter Kampf. Ich werde bald unterliegen. Ein tapferer Mann bin ich nie geweſen — ſtets ein Feigling, ein Schleicher. Ich habe nie wirklichen Muth — wirkliche Grundſätze gehabt —, niemals.“ Helene fand, daß er mühſamer athmete, und eine große Angſt, der Tod könne ihn überraſchen ö befiel ſie. „Möchteſt Du noch irgend Jemanden gerne ſehen?“ fragte ſie. „Ja; ihn möchte ich gerne ſehen.“ „Ihn 2 wen, Friedel?“ „Den Präſident von Alſako.“ „Von wem ſprichſt Du? — Doch nicht Frank Nord?“ a „Ja, ich meine Frank Nord von Gugtemalg, Ich kann nicht ſterben, ohne ihn geſehen zu haben, Sende nach ihm, Lena, ehe es zu ſpät iſt.“ 5 „Unverzüglich ſoll es geſchehen,“ ſagte Helene ſich erhebend. 5 „Du biſt ein gutes Kind. Vielleicht khat er mir nie ein Leid an — vielleicht wünſchte er mik nie etwas Böſes. Wir mögen Alle Unrecht haben, bon 1 1 Wie konnte er wiſſen, daß ich geſtern Abend über die Brücke kam, um ihn zu bitten, fern von Elſie flott zu leben, anſtatt ſie an ſeine elende Perſon zu kette? Und wenn es wußte, hätte er mir wohl eine Falle geſtellt? Nein, ich glaube nicht mehr, daß Frank Nord einer ſolch' ſchlimmen That fähig wäre.“ wenn er — Lena,“ ſagte er mit größerer Leb Fortſetzung folgt.