. enburger Anzeiger für Laden ne und Umgegend. 5 0 . Rien de und Freitag Abend. Preis vierteljählich Mark 1.— mit illuſtrirtem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. 181 5 N 1 Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder 1 9 Raum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. bedeuten 10 05 Dieſe „ ö 1 1899. 0 Merkſteine in der Geſchichte des deutſchen ele Genoſſenſchaftsweſens. Im Jahre 1840 1 gründete Schulze in ſeiner Vaterſtadt Delitzſch eine Kranken- und Sterbekaſſe, die ſich von gaanderen derartigen Kaſſen dadurch unterſchied, daß jede Gönnerſchaft ausgeſchloſſen wurde und die Gleichberechtigung aller Mitglieder in der Seneral⸗Verſammlung zum Ausdruck kam. Dieſer Gründung folgte denn auch nun im Herbſt die Bildung des erſten Rohſtoff Ver. Heins, zu dem ſich 15 Ciſchler vereinigten. Wohl beſtanden in verſchiedenen Städten zu rk lage, denn der Gedanke, mit Hilfe der ge⸗ naoſſenſchaftlichen Organiſation die wirtſchaft⸗ liche Cage der Gewerbetreibenden zu beſſern, beſchäftigte damals die weiteſten Kreiſe, doch meiſt dachte man dabei an eine weitere Aus⸗ geſtaltung der Innungen, an die Heranziehung von Mitteln ſeitens des Staates, der Kommune, nur vereinzelt wurde der Verſuch gemacht, aus eigener Kraft heraus Einrichtungen zu 8 ſchaffen, die jenen Aufgaben dienten. 5 Schulze Delitzſch iſt nicht der Erfinder der genoſſenſchaftlichen Idee, denn dieſe iſt urdeutſch — wir finden ſie auf politiſchem Ge⸗ biet in den Markgenoſſenſchaften, auf gewerb⸗ lichem in den Innungen — Schulze⸗Delitzſch aber iſt der Grganiſator der Durchführung des genoſſenſchaftlichen Gedankens, wie er der modernen wirtſchaftlichen Entwicklung entſpricht. 5 Und nicht bloß der Organiſator der Ge⸗ noſſenſchaften iſt Schulze geweſen, ſondern auch der der Genoſſenſchafts⸗Verbände. Pfingſten 1859 traten zum erſten Mal Abgeordnete von einem Vereinstag zuſammen, nachdem eine Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, 15 Druck und Verlag von Karl Molitor, „ Ladenburg. 1 Ladenburg. 4 . Samstag, den 13. Mai 1899. 50 J a0 etwa 30 Vorſchußvereinen in Weimar zu von vielen tauſend Genoſſenſchaften keine 1 Suſammenkunft in Dresden von der ſächſiſchen Regierung verboten worden war. Das Jahr 1859 wurde entſcheidend für die weitere Aus⸗ geſtaltung und Entwicklung des deutſchen Ge⸗ noſſenſchaftsweſens. Zu Weimar wurde die Errichtung eines Centralbureaus unter Leitung von Schulze beſchloſſen, zu dem Sweck, die Verbindung der Vereine anzubahnen, die Korreſpondenz mit den Vereinen zu führen und ein Organ der Vorſchußvereine in der ſeit 1854 als beſondere Abtheilung der deutſchen Gewerbezeitung erſcheinenden Innung der Su⸗ kunft (ſeit 1866 unter dem Titel Blätter für Genoſſenſchaftsweſen) zu ſchaffen. Nur 2 Jahre blieb die Verbindung auf Ureditvereine beſchränkt, dann dehnte ſie ſich auch auf die andern Genoſſenſchaftsarten aus. Aus dem in Weimar gebildeten Centralbureau hat ſich der allgemeine Verband der deutſchen Erwerbs⸗ und Wirthſchaftsgenoſſenſchaften entwickelt. 40 Jahre nach jenem erſten zu Weimar abgehaltenen Vereinstage von 30 Dorſchuß⸗ vereinen wird in der Reichshauptſtadt der Allgemeine Senoſſenſchaftstag bei Gelegenheit der Enthüllung des dem Altmeiſter des deutſchen Genoſſenſchaftsweſens, Schulze Delitz ſch, errichteteten Denkmals ſtattfinden. Das iſt ein würdiges Jubiläum für die Bildung der erſten Organiſation vor fünf Jahrzehnten der Schaffung eines deutſchen Genoſſenſchafts⸗ verbandes vor vier Jahrzehnten, zu einer Seit, als die Wiedererrichtung des Deutſchen Reiches noch ein Traum war. Die wirthſchaftliche Lage der mittleren und kleinen Gewerbetreibenden aller Art, jedes Berufs, die wirthſchaftliche Cage der arbeitenden Ulaſſen iſt freilich auch heute trotz des Beſtandes glänzende — haben deswegen etwa die Ge⸗ noſſenſchaften ihre Aufgabe nicht erfüllt ? Es giebt Volkswirthe, die dieſen Schluß ziehen möchten, ſie kennen freilich nicht die Vergangen⸗ heit und die Geſchichte des Genoſſenſchafts⸗ weſens. Niemals iſt es Schulze⸗Delitzſch in den Sinn gekommen, mit Hilfe der genoſſen⸗ ſchaftlichen Organiſation die ſoziale Frage zu löſen, vielmehr hat er mit aller Entſchieden⸗ heit Verwahrung eingelegt, als die Legende verbreitet wurde, er erſtrebe ſolch hochfliegende Pläne. Sin Mann wie Schulze⸗Delitzſch wußte, daß es ſich bei den Beſtrebungen für die wirth⸗ ſchaftliche Hebung der kleinen und mittleren Gewerbetreibenden nicht um Maſſenwirkung handeln könne, daß der Einfluß auf die Maſſe ſtets nur ein mittelbarer ſein kann. Man ſtelle ſich nun aber heute das Fehlen der SGenoſſen⸗ ſchaften in unſerem Wirthſchaftskörper vor, dann wird man die Bedeutung und den Werth der Senoſſenſchaften voll ermeſſen. Man denke an die gewaltige wirthſchaftliche Um⸗ wälzung, die die letzten Jahrzehnte gebracht haben, ſie wäre völlig vernichtend für die kleinen und mittleren Betriebe geweſen, wenn dieſe nicht ihre Stütze in den Genoſſenſchaften aller Art gehabt hätten. Die Genoſſenſchaften haben große poſitive Erfolge zu verzeichnen, ſie können für ſich noch mehr in Anſpruch nehmen, eine ſchlimmere Geſtaltung der Cage abgewendet zu haben. Werfen wir nun einen Blick auf die Leiſtungen der dem Allgemeinen Verbande deutſcher Erwerbs⸗ und Wirthſchaftsgenoſſenſchaften angehörenden Ge⸗ noſſenſchaften, des Verbandes, der wie bemerkt, ſeinen Genoſſenſchaftstag in dieſem Jahre in den erſten Auguſttagen in Berlin abhalten wird, ſo tritt uns die wirtſchaftliche Bedeutung der Ge⸗ Ein Daterherz. Roman in Originalbearbeitung nach dem Engliſchen von KlaraßRheinau. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) „Wie befindet ſich Herr Dering?“ „Es — es — es ſteht ſehr ſchlimm,“ ſtotterte der Diener. 5 „Das ſind böſe Nachrichten. Ich hoffe, es wird bald beſſer gehen. Geben Sie dieſen Brief an Fräulein Nord — Fräulein Elſie Dering, wie ſie hier genannt wird.“ Der Mann nahm den Brief in Empfang und ſtarrte den Gefürchteten an. „Wollen — wollen Sie auf eine Antwort warten?“ „Nein Fräulein Nord befindet ſich doch wohl?“ Die Aufregung hat ihr nicht geſchadet?“ 5 „Nein, mein Herr.“ „Wo iſt ſie?“ „Bei Herrn Dering; er will ſie nicht von ſeiner Seite laſſen. „Wirklich?“ Frank Nord ſchien über dieſe Mittheilung einen Augenblick nachzudenken. „Ich möchte Fräulein Dering ſprechen,“ ſagte er dann, plötzlich in die Halle eintretend. „Melden Sie ihr, Oberſt Nord; nein, ſagen Sie Herr Nord. 15 27 8 Ohne weitere Umſtände trat er in das Ge⸗ ſellſchaftszimmer ein, und hier fand ihn Fräulein Dering nach einer kurzen Weile. Helene war todtenbleich, und die tiefen Schatten unter ihren Augen verriethen eine in Angſt und Sorge ſchlaflos verbrachte Nacht. „Was mögen Sie in einer ſolchen Zeit von mir wünſchen, Herr Nord?“ fragte ſie beim Eintreten. „Verzeihen Sie die Störung, mein Fräulein; aber ich hörte von dem Diener, daß meine Tochter mit der Pflege Ihres Bruders beſchäftigt ſei. Einem Kranken iſt man ja nätürlich jede Rückſicht ſchuldig, aber ich hoffe, Sie werden nicht zugeben, daß Elſie durch zu große Anſtrengungen ihre Ge⸗ ſundheit untergräbt. Sie hat eine ſchwache Con⸗ ſtitution, wie ihre Mutter.“ „Sie ſind ſehr beſorgt,“ verſetzte Helene kalt; „aber Elſie's Geſundheit wird hier nicht bernach⸗ läſſigt.“ i „Ich danke Ihnen. Ihr Bruder befindet ſich noch nicht beſſer, wie ich höre?“ 1055 Gegentheil, viel ſchlimmer.“ „Es iſt doch keine Gefahr vorhanden?“ 1 „Nur die Gefahr, daß er ſterben wird,“ per⸗ ſetzte Helene und ging dicht an ihn heran, um ihm feſt und ſtrenge in die Augen zu blicken. „So ſchlimm!“ ſagte Nord, ohne ihrem Blicke auszuweichen. „Ich kann es mir kaum vorſtellen, wenn ich an unſere letzte Begegnung vor vierund⸗ zwanzig Stunden denke.“ „Wenn Sie an Ihre letzte Begnung mit ihm in vergangener Nacht denken; wenn Sie an all' der Ihnen nie ein Leid zufügte!“ rief Helene leiden das Böſe denken, das Ihre Bosheit ihm angethan ſchaftlich. „Sie, eine zarte, feinerzogene junge Dam glauben, daß ich Ihrem Bruder eine Falle geſtellt ihm nach dem Leben getrachtet?“ fragte Nord ruhi und gelaſſen. „Ich glaube es,“ verſetzte Helene ohne Zaudern „Fräulein Dering thut mir ein Unrecht an,“ ſagte Elſie's Vater, ſich der Thüre nähernd. „Ich hoffe, es möge ſo ſein; aber noch kant ich es nicht für möglich halten.“ „Es liegt in der Natur aller Derings, z bereitwillig das Schlimmſin zu glauben. Kann ich Ihren Bruder ſehen ?“ „Warum?“ fragte Helene. „Ich möchte ihn ſehr gerne ſprechen. Wolle Sie ihm ſagen, daß ich hier ſei?“ „Nein; er ſchläft und darf nicht geſtör werden. Offen geſtanden, glaube ich, daß Ih Anblick ihn tödten würde.“ „Ich werde wiederkommen, wenn es ihm beſſer geht.“ Frauk Nord verneigte ſich und verleß das Haus um nach dem Dorfe zurückzukehren. Der alte Martin hatte ſeine Beſchäftigung im Garten wieder aufgenommen und mußte nun zum zweiten Male die Flucht ergreifen, als er des Geächteten anſichtig wurde, welchem finſtere, drohende Blicke folgten, bis er die eiſerne Mobs e hatte.