in maßloſes Elend herelnbrechen, ohne daß meſſen zu können, von welcher Dauer ſolch' ein erderblicher Stillſtand ſein könnte. Schon dieſe Betrachtung allein fordert zu raſchem Handeln uf und nöthigt den Reichstag, zu baldigen Ent⸗ chlüſſen zu gelangen! f Politiſches. Straßburg i. E., 4. Mai. Das Kaiſer⸗ aar wurde am Otdilienberge von dem Biſchof Fritzen begrüßt und die Majeſtäten beſichtiaten ann die Sehenswürdigkeiten. Auf der Rückfahrt and in Ober⸗Ehnheim durch Ehrenjungfrauen in andestracht ein feſtlicher Empfang ſtatt. Nach Uhr traf das Kaiferpaar wieder in Straßburg in. Abends fand im Statthalterpalais ein Diner ſtatt, welches im engſten Kreiſe eingenom⸗ men wurde. Den Majeſtäten zu Ehren wurde Abends ein Fackelzug veranſtaltet. Kurzel, 4. Mai. Die beiden füngſten aiſerlichen Kinder Prinz Joachim und die rinzeſſin Viktoria Louiſe, ſind geſtern Nachmittag ier eingetroffen. Verſchiedenes. — Ladenburg, 5. Mai. Morgen amſtag Abend wird die Familie Knie, durch hre hervorragenden Leiſtungen hinlänglich bekannt, ine Vorſtellung geben und möchten wir darauf ufmerſam machen, daß am Schluß großartiges euerwerk auf dem hohen Seile veranſtaltet wird und iſt der Familie Knie ein zahlreicher Beſuch er Vorſtellung zu wünſchen. ö — Mannheim, 2. Mai. Unſer Groß⸗ erzog mit Gemahlin und Gefolge traf geſtern abend kurz nach 10 Uhr von Heidelberg kommend zu einem mehrtägigen Beſuch dahier ein. Am Bahnhofe fand durch die Spitzen der Staats⸗, ſtädtiſchen und Militärbehörden kleiner Empfang ſtatt, worauf die hohen Herrſchaften, von einem vieltauſendköpfigen Publikum begeiſtert begrüßt im Schloſſe Abſteigequartier nahmen. Heute früh 9 Uhr begaben ſich Ihre Kgl. Hoheiten zunächſt nach der Oberrealſchule, woſelbſt eine eingehende Beſichtigung der in der dortigen Aula ausge⸗ ſtellten Pläne über verſchiedene projectierte größere ſtädt. Unternehmungen, wie zweite Neckar⸗ brücke, Elektricitätswerk, Induſtriehafen ꝛc. vor⸗ genommen wurde. Nach einer Beſichtigung der öſtlichen Stadterweiterung fand um 1 Uhr im rgend eine Abhilfe möglich iſt, aber auch ohne be⸗ 1 N ein Diner zu 50 Gedecken ſtatt, zu welchem auch die Spitzen der ſtaatlichen ſtädtiſchen und militäriſchen Behörden, den Präſidenten der Handelskammer und verſchiedene ſonſtige hervor⸗ ragende hieſige Bürger Einladungen ergangen waren. Gegen 3 Uhr fand im Schloßhofe Vor⸗ ſtellung der militäriſchen Vereine Mannheims und Schloſſe der übrigen Vereine des Rhein⸗Neckar⸗Militär⸗ Gauverbandes ſtatt. Hierauf fuhren die hohen Gäſte bei ſtrömendem Regen auf den Rennplatz und folgten mit lebhaftem Intereſſe dem Verlaufe dieſes ſportlichen Feſtes, zu dem ſich auch heute wieder eine nach Tauſenden zählende Zuſchauer⸗ menge eingefunden hatte. Nach beendetem Rennen fuhren die Allerhöchſten Herrſchaften in das Hof⸗ und Nationaltheater, wo bei feſtlichbeleuchtetem Hauſe 2 Akte aus Mozart's „Figaros Hochzeit. und das Ballet Vergißmeinnicht“ von Goldberger gegeben wurde. Die Stadt iſt zur Ehre der Anweſenheit unſeres Herrſcherpaares reich beflaggt. Trotz Regenwetters iſt der Andrang der Fremden ein ganz enormer. — Karlsruhe, 4. Mai. Aus Berlin kommt die Trauerkunde vom Ableben des ehe⸗ maligen Reichsgerichtspräſidenten Dr. Eduard v. Simſon, der allerdings ſchon ſeit einiger Zeit ſchwer leidend war; mit ihm iſt abermals einer jener Männer dahingegangen, denen es vergönnt war, eine hervorragende Rolle im langen Werde⸗ gange der deutſchen Einigung und weiter auch beim Einigungswerke ſelbſt und dann im erſten Jahrzehnt des neuen Reiches zu ſpielen. Geboren 10. Nov. 1810 zu Königsberg in Pr., ſchlug Eduard v. Simſon nach Vollendung ſeiner Uni⸗ verſitätsſtudien zunächſt die akademiſche Laufbahn ein, die er jedoch 1846 infolge ſeiner Ernennung zum Tribunalrath in Königsberg verließ. 1848 entſandte ihn ſeine Vaterſtadt als Abgeordneten in die Nationalverſammlung zu Frankfurt a. M., wo er zuerſt Vicepräſident, dann Präſident war. Um gleich ſeine weitere parlamentariſche Lauf⸗ bahn zu erwähnen, ſo gehörte er vom Sommer 1849 bis zum Herbſt 1852 dem preußiſchen Ab⸗ geordnetenhauſe und dazwiſchen auch dem Erfurter Parlament als Mitglied an, dann war er wieder von 1859 an einige Jahre Mitglied der 2. preußiſchen Kammer, ſpäter wurde er in den norddeutſchen Reichstag und in das Zollparlament gewählt und auch in allen dieſen Parlamenten zum Präſidenten berufen. Nach Errichtung des neuen Reiches gehörte er bis 1877 dem deutſchen Reichstage an, wo er von 1871 bis 1874 chen. falls die Würde des erſten Präſidenten begleitete 1848 war Eduard von Simſon als Neschen, miſſar zwei Monate in Berlin zur Beilegung der Verfaſſungswirren thätig; am 3. April 1849 war er der Sprecher der Deputation des frank. furter Parlaments, welche König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen die deutſche Kaiſer⸗ würde anbot, und ebenſo war er der Führer e Deputation des norddeutſchen Reichstages, weh, König Wilhelm I. von Preußen in Verſaillez am 18. Dezember 1870 in einer Adreſſe um Annahme der deutſchen Kaiſerwürde erſuchte. Am 30, April 1879 wurde Eduard von Simſon zum Fraſſth⸗ ten des neuerrichteten Reichsgerichts zu Leipfig ernannt, in welcher hohen Stellung er bis zu 1. Februar 1891 verblieb, um ſich dann in di Stille des Privatlebens zurückzuziehen. — Baden⸗Baden, 4. Ma. Heu morgen ſtürzte ſich der Kaufmann Eßlinger guys dem 2. Stock ſeiner Wohnung auf die Straße Er war ſofort tot. Zerrüttete Vermögensyer⸗ hältniſſe ſollen die Urſache geweſen ſein. — Triberg, 2. Mai. Der Landwirth Leopold Dold, welcher am 17. April den frühere Landtagsabg. Cöleſtin Löffler und deſſen Fray in Rohrbach zu tödten verſuchte, wurde außer Verfolgung geſetzt, da er nach dem Gutachten des Großh. Bezirksarzts Bürkle an Verfolgungswahg leidet. Der Unglücliche wird in eine Irkeh⸗ anſtalt verbracht. — Warſchau, 1. Mai. Nach einer Meldung ans Orenburg ereignete ſich unweit der Kreisſtadt Troick ein furchtbares Grubenunglüc, Ein Schacht, in dem ſich 95 Arbeiter befanden, wurde durch Waſſerein bruch zerſtört. 62 A beiter blieben todt, die andern wurden ſchwer verletzt ans Tageslicht gebracht. Stimmungsvolles Mailied Im wunderſchönen Monat Mai Da alle Knospen prangen, 5 Da hab' ich meinen Ofen neu Zu heizen angefangen. Im wunderſchönen Monat Mai, Da hell die Vögel ſangen, g Da bin ich in der Röcke zwei U. einem Pelz gegangen. 5 Waſſers trat. ſprich nur nicht. Liege ſtill — man wird Dir ſogleich zu Hilfe kommen.“ „Frank Nord!“ kreiſchte Dering auf. „Ah, Dir verdanke ich dies! Es ſteht Dir gleich — o bringt mich weg, bringt mich nach Hauſe, nur fort von ihm!“ Achtlos auf die ihn umgebenden Geſichter, welche voll Neugier und Mißtrauen ſich ihm zu⸗ wandten, blickte Nord mit einer Art mitleidigen Staunens auf ſeinen Ankläger nieder. Die Be⸗ ſchuldigung, welchedieſer gegenihn verbrachte betrachtete er als wirre Phantaſi en einesſchwer Verletzten und nahm ſich dieſelbe nicht zu Herzen. „Ich glaube, er hal Recht,“ ſagte er ruhig; „rudert ihn bis an das Ufer, vor die Vorderſeite von Wolſtonhaus. „Biſt Du ſchwer verletzt, Dering 2“ „O bringt mich heim!“ ſtöhnte dieſer abermals . „Iſt Jemand zu Doktor Campbell geſchickt?“ fragte Nord raſch und war überraſcht, beim Scheine der Blitze die lachenden Mienen der Umſtehenden zu ſehen. Er hatte vergeſſen, daß er fünfzehn Jahre von Wolſton weg geweſen, und wußte nicht, daß Doktor Campbell ſeit einem Jahrzehnt das Zeitliche geſegnet hatte. „Nach dem Doktor iſt ſchon geſchickt,“ rief eein vorlauter Junge; ſchon ehe wir ihn heraus⸗ fiſchten.“ 7755 „Hier iſt er!“ ſchrie ein Anderer, und die Leute machen einem jungen Manne Platz, der athemlos herbeieilte und, ohne ſich mit Fragen auf⸗ zuhalten, in das Boot hinabſprang. „Bleib' mir vom Leibe, Nord!“ murmelte ering ſchwach. „Ich bin es, Doktor Kennet,“ ſagte dieſer. Kennen Sie mich nicht?“ „Bringt mich heim,“ flüſterte der Verwundete abermals. „Wollteſt Du mich aufſuchen? O, „Es wäre wohl am klügſten, dies zu thun,“ meinte Nord; „die Fahrt auf dem Waſſer wird ihm nicht wehe thun, und zu Hauſe findet er beſſere Pflege, als in dem Wirtshaus.“ „Sie haben Recht,“ ſagte der Arzt, deu Sprechenden eine Sekunde fixirend. „Rudert weiter Leute.“ „Einen Augenblick!“ rief Nord. „Wer wird ſeinen Angehörigen die Nachricht beibringen? Es ſind ſchwache Fragenzimmer, und der Schreck, ihn in 1 105 Zuſtande zu ſehen, könnte zu viel für ſie ſein.“ Er blickte ängſtlich in der Runde; aber dieſen plumpen, ſchwerfälligen Geſichtern war es leicht anzuſehen, daß ſie Leuten angehörten, die rückſichts⸗ los mit der Wahrheit herausplatzen würden. Der Schenkwirth, der ebenfalls herbeigekommen war, und womöglich noch hölzerner ausſah, als die Ue⸗ brigen, erklärte ſich bereit, nach Wolſtonhaus die Trauerkunde zu überbringen. „Nein, bleiben Sie,“ rief Nord, in das Boot ſpriugend. „Vielleicht iſt es am beſten, wenn ich ſelbſt das Amt übernehme.“ Das Boot ſtieß vom Ufer ab und fuhr langſam über das Waſſer, Der Dokter ſaß dicht neben ſeinem Patienten und ſuchte mit Hülfe der Laterne zu erforſchen, welcher Natur die davongetragenen Verletzungen ſeien. Nord hatte die Pfeiſe noch zwiſchen den Zähnen, im Stern des Schiffes Platz genommen. Als dieſes ſich in Bewegung ſetzte, war der Verwundete ohnmächtig geworden, und außer Stande, weitere Fragen zu beantworten. „Heben Sie ſeinen Kopf ein wenig höher,“ ſagte Nord zu dem Arzte. Dieſer blickte ihn auf⸗ merkſam an. „Sie kennen ſich hier aus,“ bemerkte er. „Sind Sie Chirurg?“ „Ein Diplom beſitze ich nicht,“ war die Ent⸗ gar nichts kamen ſte überein.“ gegnung. „In ernſtlichen Fällen, die mir in de Fremde öfters vorkamen, war ich gezwungen, z handeln.“ „So haben Sie ſchon Schlimmeres geſehen, al dies?“ f „Ich weiß es nicht. Es wirkt erschüttern, einen Feind ſo plötzlich niedergeſchmettert zu ſehen, „Iſt Herr Dering Ihr Feind?“ fragte Doler Kennet mit zunehmendem Intereſſe. a „Sie ſind noch jung und fremd in Wolſton, ſonſt würden Sie es wiſſen.“ Der Regen hatte aufgehört, und der Dou verhallte in der Ferne, als ſie die Bank erreicht hatten, wo Antonſo Baretti nur wenige Stunden früher von Liebe geſprochen. Der Doktor gaß del Bootsleuten ſeine Anweiſungen über die beſte At und Weiſe, den Verwundeten zu ſtützen, als Nord raſch an das Ufer ſprang. N „Laſſen Sie dies, machen Sie keinen Verſuch ihn aufzuheben,“ rief er. „Ich werde einige Diet mit einer Matratze hierherſenden.“ Der Doktor mußte ihm abermals Recht gebe, und als der ſeltſame Mann mit langen, haſtigel Schritten dem Herrenhauſe zueilte, wandte er fh an den älteren Bootsführer mit der Frage; „Wer iſt er ?“ ö „Frank Nord — er war viele Jahte don Wolſton weg, Herr Dokter.“ „Sie ſind in Wolſton geboren, Thoms, Er⸗ innern Sie ſich ſeiner noch ?“ „und ob ich mich ſeiner erinnere. Nach dent Tode ſeiner Frau war er halb verrückt.“ „Und den armen Dering hier mochte er nich leiden, nicht wahr 2“ „Nicht im Geringſten. a Spektakel miteinander über alles Mögliche, Sie hatten argen Sie hatte In Fiortſetzung folgt. 1405