5 — Die ungünſtig verlaufenen Probefahrten des Heckraddampfers „Heilbronn“ haben die Luſt für die Wiedereinführung der Perſonendampf⸗ ſchiffahrt auf dem Neckar ſehr beeinträchtigt. Die Heilbronner Geſellſchaft, die zu dieſem Zwecke ſich gebildet hatte, hält demnächſt eine General- Ver⸗ ſammlung ab, in der ſie über ihre Liquidation beſchließen wird. — Heidelberg, 27. April. Als geſtern Abend gegen 8 Uhr ein Schleppzug der Neckar⸗ ſchleppſchiffahrt den Hackteufel paſſiren wollte, riß in Folge der dortigen ſtarken Strömung die Kette, wodurch der Schleppdampfer mit den an⸗ gehängten Frachtſchiffen neckarabwärts getrieben wurde. Die ausgeworfenen Anker thaten nicht gleich ihre Schuldigkeit und mußten ſich daher die Schiffe löſen. Das letzte Schiff konnte ſich glücklich rückwärts durch die alte Brücke retten, während das Schiff des Peter Koch Eberbach, das mit 1500 Ctr. Kohlen beladen war, an einen Pfeiler der Brücke geſchleudert wurde und barſt. Es liegt zum Theil auf dem Sockel des Pfeilers auf. Die übrigen Schiffe legten an den Seiten an. Die Fahrſtraße iſt dadurch nicht geſperrt. An der geriſſenen Kette wurde heute Nacht eifrig gearbeitet, um den Schaden auszu⸗ beſſern, was heute Morgen gelang. Das ver⸗ unglückte Schiff iſt verſichert. — Karls ruhe, 24. April. Unter dem Vorſitz des Commerzienraths Reiß fand heute der 16. Verbandstag der landwirthſchaftlichen Conſumvereine ſtatt, der von 260 Vereinen aus allen Theilen des Landes beſchickt war. Seitens der Regierung wohnte Miniſterialrath Dr. Krembs, ſowie Regierungsrath Märklein bei, wie auch der deutſche Verbandsanwalt, Geheim⸗ rath Haas⸗Offenbach. Miniſterialrath Krembs giebt die Verſicherung des fortdauernden Wohl⸗ wollens der Regierung an den Beſtrebungen der landwirtſchaftlichen Conſumvereine; bei gemein⸗ ſchaftlicher Arbeit und bei dem Zuſammenwirken der Regierung und der Verbandsleitung werde man dem Ziele immer näher rücken und einen geſunden Bauernſtand ſchaffen. Hierauf erſtattete Verbandsſekretär Riehm den Jahresbericht von 1898, dem wir Folgendes entnehmen: Neu hin⸗ zugetreten ſind 42 Vereine, ſo das 442 Genoſſen⸗ ſchaften mit rund 26 000 Mitglieder zur Zeit beſtehen. In glücklicher Weiſe ſei der bekannte Thomasmehlklieg zu Ende geführt worden durch efolgung der ausgegebenen Parole „Kauft kein de e Zur Verbreitung des genoſſen⸗ ſchaftlichen Sinnes haben die Abhaltung von Bezirksverſammlungen mit beigetragen. Der Ge⸗ ſchäftsverkehr zwiſchen dem Verband und den ein⸗ zelnen Genoſſenſchaften habe ſich glatt abgewickelt. Der Einnahmen und 1578 12188 Mk. in Ausgaben; der Werth der vermittelten Waaren betrug 1 Mil. 400 000 M., d. h. 140 000 Mk, mehr als 1897. Der Umſatz hat ſich innerhalb 3 Jahren mehr als verdoppelt. Es wurden bezogen 345 530 Centner Düngemittel für 680 000 M., 105 942 Centner Futtermittel für 537 200 Mk., 6855 Centner Sämereien, Saatgetreidte ꝛc. für 95 400 Mk., Rebpfähle für 2100 Mk., Maſchinen und Geräthe für 22000 M., Torfſtreu und Diverſe für 42 400 Mk. In den meiſten Vereinen wurden Vertrauensmänner aufgeſtellt, die den Verkauf der reichen Obſtergebniſſe des vergangenen Jahres leiteten, ſo daß der Umſatz ein guter und rentabler geweſen. Mit dem Verkauf von Ge⸗ treide habe der Conſumverein Meßkirch durch Erbauung eines Lager⸗Hauſes ſich eingehender beſchäftigt, während die Getreidegenoſſenſchaft Eppingen leider zu keiner Thätigkeit gekommen iſt. Freiburg, 27. April. Geſtern Abend um 6 Uhr wüthete ein ſchweres Gewitter mit furchtbarem Hagelſchlag über Stadt und Flur. Die Straßen ſahen aus, wie wenn ein Schneefall niedergegangen wäre. Koblenz, 25. April. Bataillonsbüchſen⸗ macher Hengelhaupt vom gieſigen Pionierbataillon wurde dem Zelewskiſchen Expeditionskorps nach Oſtafrika im Jahre 1891 zugetheilt. Bei einem Ueberfall von Seiten der Wahehe, wo nur der hintere Zug ſich retten konnte, blieb er verſchollen. Nach achtjähriger G fangenſchaft iſt Hengelhaupt wieder in Koblenz eingetroffen. Seine Frau bezog ſeit 8 Jahren Penſion. — Budapeſt, 27. April. Ueber einen Brand von Gutta im Kormorner Komitat werden entſetzliche Einzelheiten gemeldet. Die Ortſchaft brennt noch. Bis jetzt ſind 1284 Gebäude, dar⸗ unter 484 Hauptgebäude verbrannt. 3 Frauen, 7 Kinder und 1 Mann fanden den Flammentod. Mehrere Perſonen wurden irrſinnig. 2000 Stück Vieh liegen verbrannt in den Straßen, 2000 Perſonen ſind obdachlos. Der Schaden wird bis jetzt auf 1¼ Millionen Gulden geſchätzt. Kaſſenumſatz betrug 1 588 344,40 Mk. in — Mailand, 27. April. In der e meinde Fontana, Provinz Bologna, ging ein ge. waltiger Bergſturz nieder. Das ganze Thal iſt geſperrt. Die Einwohner, rechtzeitig gewarnt konnten ſich retten. Viel Vieh ging verloren — Odeſſa, 2. April. Im Inſtruktſong, Saale einer hieſigen Kaſerne, wo eine halbe Compagnie Soldaten zum Unterricht verſammel war, ereignete ſich eine furchtbare Gas⸗Exploſſon, Ein Offizier, drei Unter⸗Offiziere, vier Rekruleg wurden getödtet. Sechs Rekruten erlitten ſchwere Verletzungen. — New⸗Pork, 26. April. Der vg New⸗Orleans nach New⸗Pork beſtimmte Dampfer „General Whintney“ iſt bei Florida geſunkeg, 27. Perſonen, darunter der Kapitän, ind ertrunken. — Philadelphia, 27. April. J. Fleer's Bonbonfabrik fand eine furchtbare Fr ploſion ſtatt die ein Gebäude und die anſtoßendeg Häuſer zertrümmelte. An vierhundert Mädcheg ſollen in der Fabrik beſchäftigt geweſen ſein. Der Verluſt an Menſchenleben iſt noch unbekannt. Die geſamte Polizei und das Ambulanzcorps ſind zu dem Rettungswerk aufgeboten. Bisher ſind zwe über hundert Fuß weit geſchleuderte Mädchen, leichen gefunden, und eine Anzahl von Verletzten iſt in die Hoſpitäler transportirt worden. Für Bruchleidende bieten, wie allſeig ſchon lange ärztlich anerkannt, die beſte Hülfe die elaſtiſchen Gürtelbruchbänder von L. Bogſſch, Stuttgart, Reuchlinſtr. 6. Wir verweiſen zur näheren Informierung auf das in heutiger Nummer befindliche Inſerat. EECTVVVTPPbbT Weide⸗ Eröffnung. Unſere landwirt, Leſer machen wir darauf aufmerkſam, daß die Eröffnung der Weide des Landwirtſchaftlichen Bezirks⸗Vereins Mannheim am 15. Mai d. 3. erfolgt. Wie bekannt, erfreuen ſich die Fohlen⸗ weiden in Baden durch Subvention einer aus⸗ giebigen Fürſorge von Seiten des Gr. Miniſterums des Innern. Der Landw. Bez.⸗Verein unterhält in gemeinnützigen Jutereſſe nur mit großen Koſtenaufwand ſeine ca. 20 Morgen große Fohlen⸗ weide. Es iſt ſehr zu wünſchen, daß die Pferde⸗ beſitzer ſich die Vorteile einer ſolchen Einrichtung nicht entgehen laſſen. durch; es hatte keinen Zweck, eingeſchloſſen zu werden, nicht wahr?“ „Nein, nicht viel Zweck,“ zerſtreut. „Wollen wir uns hier niederſetzen,“ fuhr der Andere fort, „hier iſt's nicht feucht, alſo keine Ge⸗ fahr, ſich einen Rheumatismus zuzuziehen. Nimm Platz, Tony; ich bin nicht hier, um Dir Schande zu machen — eher um Dein Freund zu ſein, wenn ich kann. Begreifſt Du dies nicht einmal?“ Sie waren an einem Ackerfelde angekommen, das auch Frank Nord des Morgen paſſirt hatte, und als Paulo Baretti ſich ſeiner ganzen Länge nach, das Geſicht nach unten und das Kinn auf beide Hände geſtützt, auf den trockenen Erdboden niederwarf, da ſetzte Antonio ſich an ſeiner Seite nieder und betrachtete überlegend ſeinen Vater deſſen Anliegen ihm noch etioas geheimnißvoll war. „So iſt's recht,“ ſagte Paulo. „Es wäre ganz hübſch hier, wenn wir nur eine Brauntwein⸗ flaſche hier hätten, um abwechſelnd ein Schlückchen daraus zu nehmen — eine recht große Flaſche, he Tony? Aber auch ohne ſie bin ich heute Abend in beſter Laune. Der geſcheidteſte Burſche in ganz England ſitzt an meiner Seite, wenn er ſeinen Verſtand nur gebrauchen will. Mein Junge!“ Er zog ſeine Hand unter dem Kinn weg und legte ſie mit einer rauhen Zärtlichkeit einen Augen⸗ blick auf die Rechte ſeines Sohnes, ehe er ſeine breite Kinnlade wieder ſtützte. „Ja, mein Junge, auf den ich ſtolz bin, wenn er auch manchmal zu hochmüthig iſt!“ murmelte er vor ſich hin. Antonio erwiederte nichts, und nach einem fragenden Blick auf den Sohn begann der Andere ſeine Lage in Betracht zu ziehen. „Du arteſt nach mir, Tony, in Bezug auf das Verſchleudern des Geldes,“ ſagte er. „Ich ſagte Antonio habe oft darüber nachgedacht, daß es Leute giebt bei denen kein Geld bleiben kann.“ „Ich wurde wohl in Deiner Schule gebildet,“ verſetzte Antonio; „Du verzogeſt mich als Gent⸗ leman und lehrte mich, die einzige Kunſt zu leben ſei die, wie ein Fürſt zu leben.“ „Ach, und welchen Haufen Gold hatte ich damals. Was, zum Henker, ließ mich nur glauben, daß es wenig halten würde?“ „Du entzweiteſt Dich alſo mit meiner Mutter.“ „Ja, ſie war unerträglich. Arme Juanita!“ fügte er bei ſeine Augen wiſchend. „Und nach Eurer Trennung,“ ſagte Antonio brachte ich mein Leben zwiſchen Euch beiden, bis Dein Beiſpiel mich anſteckte. Deine Laſter und ihre Tugenden — abwechſelnd Gutes und Böſes ſah ich — bis Du das Land verließeſt.“ „Warum dieſe alten Geſchichten?“ rief Paulo unruhig; „zu welchem Zweck?“ „Wenn noch eine gute Ader in mir iſt, ſo verdanke ich dies allein meiner guten Mutter, alles Böſe aber kam nur von Dir, Ich liebe den Mammon ſehr, wie Du. Ich wußte, daß mein Beſitz nicht Dauer ſein und nur eine reiche Heirath mich retten würde. Dies lehrteſt Du mich vor langer Zeit.“ a „Ja, und ich ſelber folgte meiner Lehre, als ich ein ſchöuer Burſche war, mit einem Geſicht, Tony! Wer könnte mir dies jetzt noch anſehen 2“ „Und brachſt meiner Mutter Herz.“ i „Verwünſcht!“ Wie konnte ich dies thun! Blieb ich ihr denn nicht ganz ſern?“ . „Ja, als nur das Geld, das für Dich unan⸗ greiflich war, noch ihr gehörte. Alſo, ich beſitze fündhundert Thaler. Ich habe mich nicht gebunden, bis zum letzten Augenblick; ich bahnte mir nur den Weg zu der Erbin, in der Vorausſicht, wie das Spiel enden würde, wenn nicht ein Engel dieſe „Aber —“ mich rettete. Und Engel,“ fügte er bei, „wachen nicht über die Barettis.“ 5 „Wenn ſte es thäten, wäre ich nicht in dieſen Lumpen, Tony.“ 7 „Doch nun, Vater, laß uns zum Albſchluß kommen,“ ſagte Antonio. „Das Wenige, was ich entbehren kann, wird bei Deinen extravaganten Gewohnheiten noch nicht eine Woche für Dich aus reichen. Wenn ich die reiche Erbin heimgeführt habe — ſie iſt ganz in der Nähe und wird don ihrem Onkel eine Mitgift von 100 000 Thalern erhalten dann komme wieder, aber nicht früher.“ ö Paulo Baretti blieb immer noch in feiner ſeitherigen Lage und überdachte gründlich ſein fer neres Verhalten. „Hunderttauſend Thaler — fünfhunderk Thaler — und ich kann Dir auf's Wort glauben! We beruhigend das iſt! Du haßt viele Fehler — di zornig und aufbrauſend, aber Du biſt kein Lügner und das iſt ein großer Troſt für den Vater, der Deine Erziehung leitete bis Deine Mutter ſich ein; miſchte. Tony, mein Sohn,“ fuhr er for, ſich mühſam aufrichtend, behalte Deine fünfhundert Thaler, denn bei Gott! keinen Pfennig werde ich davon annehmen. Gute Nacht — lebe wohl!“ Er wollte an dem Sohne vorübereilen, aber faßte ihn feſt am Arme. 5 Wohin willſt Du gehen?“? „Wolſton den Rücken kehren — zu Deinem Beſten, denn ich möchte nicht Dein Schatten fein. Ich mochte es nie,“ knurrte er vor ſich hin. „Hier ſind hundert Thaler.“ „Ich ſagte Dir ſchon, daß nicht berühren würde,“ rief der Aeltere. nicht genug?“ Fortſetzung folgt. 5