gleitet von einer großen Zahl von Verwandten und Freunden unter Voranſchreiten weißgekleideter Jungfrauen mit prachtvollen Blumenſträußen. Dicht gefüllt waren die Straßen von Neugierigen, die alle mit ſichtlicher Freude dem Jubelpaare ihre Glückswünſche zuriefen und mit frohen Geſichtern dem alten Pärchen folgten. Herr Stadtpfarrer Sievert aus Ladenburg hielt eine zu Herzen ge⸗ hende Gedächtnißrede, die manchem Auge eine Thräne entlockte, auch überreichte er ihnen einen auf den Tag bezüglichen Bibelſpruch zum An⸗ denken. Auf dem Hinundherwege knallte auch aus vielen Gewehren mancher Schuß zu ihren Ehren. Nachdem in dem Hauſe der Betreffen⸗ den ein herrliches Mal eingenommen war, begab ſich die ganze Hochzeitsgeſellſchaft in die Re⸗ ſtauration zum Badiſchen Hof des Herrn Laumann, von da in den Hirſchen zu Herrn Krauß, wo man ſich an herrlichem Gerſtenſafte labte. Dann ging es wieder zum Nachteſſen in die Wohnung des Jubelpaares die als äußeres Feſtzeichen die alte deutſche Reichsfahne in Schwarz roth und Gold trug. Von da ging es wieder weiter und zwar in die Reſtauration von Ad. Mäule wo man ſich noch bei einem feinen aber preis⸗ werthen echten franzöſiſchem (Lothringer Rothwein) bis 1 Uhr morgens gütlich that. Alle die an dieſem ſchönen Feſte theilnahmen, waren ein⸗ ſtimmig einig, nie ein ſchöneres Feſt gefeiert zu haben und trennten ſich von dem alten jungen Pärchen mit dem aufrichtigen Wunſche, daß demſelben auch noch die diamantene Hochzeit zu feiern vergönnt ſein möge. Der allmächtige Gott möge ſie auch ferner beſchützen, wie er es bis jetzt gethan. — Mannheim, 23. April. Wegen des Erwerbs der Dampfſtraßenbahn Mannheim⸗Feuden⸗ heim durch die Stadtgemeinde Mannheim, ſowie des Weiterbaues dieſer Bahn nach Ilvesheim⸗ Ladenburg⸗Schriesheim, hat der Stadtrat nunmehr dem Bürgerausſchaß eine eingehende Vorlage unterbreitet. Hiernach bezahlt die Stadt von dem 600 000 M. betragenden Kaufpreis 400 000 M., während die reſtlichen 200000 M. eine von der Oberrheiniſchen Bank dahier und von der Deutſchen Bank in Berlin zu gründende Straßenbahnge⸗ ſellſchaft zulegt. Die Bahn Mannheim⸗Feudenheim wird Eigenthum der Stadt, während die Geſell⸗ ſchaft den Betrieb derſelben erhält. Ferner erwirbt die Stadt die Konzeſſion zur Fortführung der Bahn von Feudenheim nach Schriesheim und überträgt den dieſer Strecke der genannten Geſellſchaft. N Bahnterrain hat die Stadt zu erwerben. Die Bau und Betrieb 1 Umwandlung der jezigen. Dampfſrag nb ein hervorragender Künſtler auf dieſem Gehig eine elektriſche Anlage iſt Sache der Geſellſchaft. Der Wee wird nach Verzinſung des Anlage⸗ kapitals zu 6 Proz. und Abführung einer be⸗ ſtimmten Summe für den Erneuerungsfond fol gendermaßen verteilt: Er wird zunächſt in Teile von je einem Prozent des geſamten Kapitals zerlegt. Von dem erſten der Teile erhält die Stadt und die Bank je 50 Proz., vom zweiten Teile die Stadt 60 Proz. und die Bank 40 Proz. vom dritten und allen folgenden Teilen die Stadt 70 Proz. und ie Bank 30 Proz. Die Stadt hat das Recht, nach Ablauf von 5 Jahren nach vorheriger Kündigung die geſamte Bahnanlage, ſoweit ſie ihr noch nicht gehört, zu kaufen. Bis⸗ heriger Eigentümer der Straßenbahn Mannheim⸗ Feudenheim iſt Herr Ratſchreiber Lutz in Feuden⸗ heim, der ſie im Jahre 1884 erbaute. Anlagekapital betrögt ca. 250000 M. Die Reingewinne, die er erzielte, waren in den letzten Jahren ſehr bedeutende. Sie bezifferten ſich u. a. im Jahre 1896 auf 36784 M. und im Jahre 1897 auf 40 580 M. — Mannheim, 23. April. heimer Alterthums⸗Verein wird am 30. April in ſeinen Sammlungsräumen (Großh. Schloß rechter Flügel) eine auf ca. 4 Wochen berechnete Aus⸗ ſtellung von Erzeugniſſen der ehemaligen Franken⸗ thaler Porzellan⸗Manufaktur veranſtalten, wozu ihmaus Privatbeſitz eine große Anzahl werthvoller Figuren, Gruppen und Service zur Verfügung geſtellt worden iſt. Die im Jahre 1762 in kur⸗ fürſtliche Verwaltung übernommene Fabrik hat 3 Ilvesheim⸗Ladenburg⸗ Das Zuſammenhang mit der Porzellanfabrikation; der Sein Der Mann⸗ gleiche Zahl von Pflanzen bewäſſerter Erdbeeren ſich in den wenigen Jahrzehnten ihres Beſtehens einen Weltruf erworben und kann ſich bezüglich des Kunſtwerks und der Schönheit ihrer Erzeug⸗ niſſe mit den erſten Fabriken des vorigen Jahr⸗ hunderts meſſen. — Frankenthaler Porzellan iſt daher, wie auch kürzlich die Hirt'ſche Verſteiger⸗ ung in München bewies, von Sammlern ſehr geſucht und hat bei ſeiner Seltenheit hohen Werth. Die Mannheimer Ausſtellung findet, wie die bis⸗ herigen Anmeldungen zeigen, das allſeitige In⸗ tereſſe der Sammlerkreiſe. Mit der Ausſtellung Frankenthaler Porzellans wird eine Ausſtellung gleichzeitiger, in Wachs boſſierter Porträtreliefs wahre Kunſtwerke befinden, ſoll einen Ueberblick zeigen die Bilder, die dem Aufſatze beigefügt iind, 5 8 n verbunden ſein. Die heute faſt vollſtündig „ 5 15 geſſene Kunſt des Wachsboſſierens ſtand in engen 2 0 00 aunbe n k, 3 Ah 0 5 8 bekannte Höchſter, ſeit 1776 Frankenthaler Bld, hauer und Modelleur Joh. Peter Melchior 5 und Ignaz Hinel, von dem ſich zahlreiche Wachs. porträts in Mannheimer Familien vorſſae ſtammte aus Frankenthal: Die Mannheine Ausſtellung von Wachsboſſierungen, worunzer ſch über dieſe am Ende des vorigen Jahrhundert verbreitete Kunſt der Portraitirung geben, Tandwirthſchaftliches, * Viele Erdbeerzüchter wiſſen nicht, von ze ſeyr großer Bedeutung die Bewäſſerung der er; beeren während der Fruchtausbildung it, . der neueſten Nummer des praktiſchen Ratgehegz im Obſt⸗ und Gartenbau veröffentlicht ein deniſche Landsmann, Herr W. A. Richter, die Ergehnſ von vergleichenden Verſuchen, die im Sdagle Wisconſin V. St. N. A. mit der Bewäſſerunz von Erdbeeren gemacht ſind. Mehr als Worte was die Bewäſſerung bewirkt. Während pon der gleich langen Reihe unbewäſſerter Erdbeeren ein Teller Früchte geerntet wurde, brachte die 9 Teller. Der höchſt intereſſante Aufſatz wird gern auf Wunſch umſonſt zugeſchickt von dem Geſchäftsame des praktiſchen Ratgebers in Fran furt a. Oder. l 23 Tauben⸗Fricaſſée, Reconpalescenten⸗ gericht. Ein junges, gereinigtes Täubchen wi Mig if in ſiedendes, geſalzenes Waſſer gelegt, darin e einige Minuten überkocht, dann herausgenommen, 3 halbiert und in Butter mit einem Theeloffel feingeſchnittener Peterſilie weichgedünſtet, worauf man einen Theelöffel Mehl an die Sauce ſtubt, Nach einigen Minuten kocht man die Saue mt der Taubenbrühe und etwas Weißwein au, paſſiert ſie durch, zieht ſie mit einem Eigelb ab und macht ſie mit Maggi kräftig und wohl⸗ ſchmeckend, nachdem man das Täubchen darin wieder heiß gelegt hat. Abwechſelungsweiſe legt man Spargelſpitzen oder grüne Erbſen i die Sauce. Tag, und ich kann nicht ruhen. Mir ſcheint, ich werde ein Fieber oder ſonſt eine Krankheit be⸗ kommen.“ „Wohin willſt Du gehen ?“ fuhr Helene fort. „Ich will Frank Nord aufſuchen und ihm dieſe Verlobung melden.“ „Zu dieſer Stunde! Friedel, Du mußt von Sinnen ſein. Es iſt zwölf Uhr vorüber.“ „Er hat ſo wenig Ruhe als ich, Lena, und wir beide können die Sache beſprechen, mag es nun der Schenke oder ſonſtwo ſein.“ „Ich glaubte, Du hätteſt Furcht vor ihm?“ „Nicht im Geringſten, Lena. Der arme Frank thut mir nichts zu Leide. Ich will ja ſein Freund ſein — ſein beſter Frenud, Lenchen; ich will mit ihm ſprechen, wie mit einem Bruder, will ihm ſagen, was ſeine Schweſter Sophie ſprach, und — und — all dies. Und dann erzähle ich ihm von Elſie s Verlobung und ſage ihm, daß ich, falls er ohne ſie weggehen würde, ſehr nobel handeln und ihm eine große Summe auswerfen würde, bis ich ſterbe, oder bis er ſtirbt. Ich möchte wiſſen, wer von Beiden zuerſt abberufen wird?“ „Friedel,“ ſagte Helene, beſorgt auf ihn zu⸗ tretend, „Du biſt nicht in der Verfaſſung, heute Abend noch auszugehen, Du haſt mehr getrunken als Du vertragen kannſt, ich ſehe es deutlich.“ „Du ſiehſt gar nichts dergleich, Lena: Du machſt Dich lächerlich, wenn Du mich hofmeiſtern willſt — ein Mädchen von Deinem Alter! Ich habe Frank Nord gern — er war ſtets ein ehrenhafter Mann, nur heftig und ich kann ihm vertrauen; ich möchte ihn ſehr gerne heute Abend noch ſprechen, um ganz ruhig, ganz freundſchaftlich mit ihm zu unterhandeln. Ich werde nicht lange bleiben.“ Nach dieſer abermaligen Verſicherung wandte Dering ſich zum Gehen und ſchritt in der früheren unſicheren Weiſe um das Haus herum auf den breiten Kiesweg, der auf die Wolſtoner Landſtraße ausmündete. . i Auch Antonio Baretti ſchien gleich den Anderen von einer fieberhaften Unruhe erfaßt, als er an dieſem Abend von ſeiner jungen Braut ſich getrennt hatte. Anſtatt auf dem gewöhnlichen Wege das Haus zu verlaſſen, ging er den Garten entlang bis er zu dem ländlichen Ruheſitz, wo er Elſie ſeine Liebe geſtanden, und blickte über den Broad hinaus, der wie eine ſilberne Tafel im Mondenſchein ſchimmerte. Eine kleine Strecke entfernt lag die „Elſie“ vor Anker; ein rothes Licht ſchimmerte am Maſte, aber die Mannſchaft mußte abweſend oder in Schlaf ge⸗ ſunken ſein, denn von Baretti's wiederholten Zu⸗ rufen wurde auf der Yacht nicht die geringſte Notiz genommen. Aergerlich über dieſe Verſäumniß, ſetzte er ſich auf die Gartenbank nieder, und eine Fluth von Verwünſchungen entſtrömte ſeinen Lippen. Dann ſprang er plötzlich auf, ſetzte ungeſtüm über die Einzäumung des Gartens und eilte raſchen Schrittes dem Teiſche zu, der einem älteren oder weniger gewandten Manne jedes weitere Vordringen un⸗ möglich gemacht hätte. Er maß die Entfernung, die ihn von der anderen Seite trennte, mit den Augen, trat ein paar Schritte zurück und ſetzte mit einem mächtigen Sprunge über den Teich, gerade zwiſchen den Binſen drüben zur Erde kommend und durch das Geräuſch Jemand aufſchreckend, der dorten gelauert hatte und nun landeinwärts weiter⸗ ſchlich. Antonio blieb ſtehen und lauſchte. „Wer iſt da?“ rief er laut. Er erhielt keine Antwort und ſchritt furchtlos nach 1 19 55 0 7. Kapitel. der Stelle, wo die Binſen noch immer in Bewegung waren. 0 „Iſt es einer von Euch betrunkenen Tahe⸗ dieben, die mich ſoeben nicht rufen hörten, ſo baum er heraus, oder er wird in den Fluß fliegen, kf er abermals. f 5 eapßehl Bei ſeinen letzten Worten teilten ſich ie hohen Binſen, und eine plumpe Geſtalt näherte ſich 10 0 mit ſchweren, aber zuverſichtlichen Schritten den 0 jungen Baretti, der in ſeiner erſten Ueberraschung etwas zurückwich. Es war ein kleiner unterſeßter Mann mit einem rauhen, ſchwarzen Stoppelbart fu dem breiten, plumpen Geſichte, deſſen Ausdruck nicht gerade zu den einnehmendſten gehörte. Mit des im Mondſcheine glitzernden Augen und Zähnen — denn der Mund hatte ſich zu einem häßlichen Grinſen verzogen — und den Lumpen, die für ein menſch⸗ liches Weſen kaum eine genügende Bekleidung ab⸗ gaben, ſah er nicht wie ein Mann aus, dei ei furchtſamer Reiſender gerne an ſolchem Orte ud zu ſolcher Stunde begegnen würde. Aber Auen Beretti beſaß ſtarke Nerven, und trotz ſeiner a fänglichen Ueberraſchung ſtand er kühl und felbſt bewußt, als er den Mann erkannt hatte, „Tony,“ ſagte dieſer, „endlich alſol Er ſtreckte die rechte Hand aus, von welchet der zeriſſene Rockärmel zurückgeſtreift War, 1 Antonio ergriff ſie, war es nun als Zechen dit Freundſchaft zwiſchen ihm und dem Bagabundeg, oder als eine Form die ſich nicht umgehen liah. „Ja, endlich,“ verſetzte er kühl, 1 ſchriebſt Du mir nicht, wenn Du Beſſtand brauchleſe wenn Du wieder ſo weit geſunken warſt? g laſſe mir nicht nachſpüren. Merke Dir wohl, e wäre die ſchlimmſte und thörichſte Politik, mt folgen zu wollen.“ 1 „Und durch unſere Verwaudſchaft Dir Schande zu machen, he Antonio?“