Ladenburg. No. 32 Adenburge Anzeiger für Ladenburs und Umgegend Preis vierteljählich Mark 1.— mit illuſtrirtem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Famsfag, den 22 April 25 1 . an „ e 5 1 0 9 FVVUß:n „ c 5 25 e „ Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. 1 1 Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren 3 19 5 Raum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 1 6 Druck und Verlag von Karl Molitor, 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Ladenburg. i Die Annäherung wiener Frankreich 16 und Atalien. 0e IT,n dem lange Seit ziemlich geſpannt ge⸗ 0 weſenen Geſammtverhältniß zwiſchen den beiden laden 3 romaniſchen Nachbarſtaaten Frankreich und „ Italien macht ſich eine unverkennbare Wendung n zum Beſſeren geltend, die bereits in verſchiedenen - Anzeichen hervorgetreten iſt. Das neue ] tttalieniſchfranzöſiſche Handelsabkommen, mit 0 10 unverhohlener Genugthuung in den weiteſten 18 Bevölkerungskreiſen beider betheiligten Cänder begrüßt, markirte beſonderes ſcharf die Wendung, ihm iſt jetzt der Beſ ſuch des franzöſiſchen Mittelmeergeſchwaders in Cagliari anläßlich der Anweſenheit des italieniſchen Hönigspaares in der Hauptſtadt Sardiniens nachgefolgt, und zum Dank dafür ſoll im Caufe der nächſten Woche ein italieniſches Geſchwader in den Haupthäfen Südfrankreichs ſeine Aufwartung machen. Die politiſche Bedeutung des fran⸗ zöſiſchen Flottenbeſuches in den ſardiniſchen SGewäſſern erhellt hinlänglich aus den das Er⸗ eigniß begleitenden Umſtänden, namentlich aber aus dem Hinweiſe im Trinkſpruch Hönig Humberts an Bord des Brennus auf die alte . Freundſchaft zwiſchen Italien und Frankreich ö die ſich nunmehr in dem Abſchluſſe des 0 Handelsvertrages erneut bekundet habe. Sicher⸗ lich wird es auch bei dem angekündigten Gegenbeſuche der italieniſchen Flotte an der Küſte Frankreichs nicht an redneriſch en Ver⸗ 5 herrlichungen der Erneuerung der früheren freund⸗ 7 romaniſchen Großmächten fehlen, womit dann auf dem Wege der gegenſeitigen Wiederan⸗ näherung Frankreichs und Italiens eine weitere Ettappe zurückgelegt ſein wird. . Unter ſolchen Umſtänden kann es ſchließ⸗ lich nicht Wunder nehmen, wenn in den Kreiſen der Franzoſenſchwärmer jenſeits der Alpen immer offener dem Wunſche und dem Verlangen Ausdruck verliehen wird, Italien möge endlich auf den Dreibund verzichten und einen möglichſt engen Anſchluß an das ſtamm⸗ verwandte Frankreich vollziehen. Es bedarf wohl keiner beſonderen Verſicherung, daß man franzöſiſcherſeits ein ſolches Entgegenkommen, von welchem bis zu einem förmlichen franzö⸗ ſiſch⸗italieniſchen Bündniſſe nur noch ein Schritt wäre, ganz gern ſehen würde. Die Franzoſen finden allmählich, daß ſie bei der Allianz mit Rußland durchaus nicht auf ihre Rechnung kommen, von einer Liaiſon mit England kann für ſie nach den Swiſchenfällen von Faſchoda und Maskat keine Kede ſein, zu einem intimeren Einvernehmen Frankreichs mit Deutſchland fehlt offenbar noch immer mancherlei, und ſo bleibt füglich nur Italien als recht wohl möglicher künftiger Bundesgenoſſe für Frank⸗ reich übrig. Gewiß denkt man in den römiſchen Regierungskreiſen nicht im Ernſt daran, bei paſſender Gelegenheit den beiden anderen Dreibundsſtaaten die politiſche Freund⸗ ſchaft aufzufagen, und ſich dafür dem Helfer und Beſchützer von 1859 in die Armee zu werfen, aber es läßt ſich nicht läugnen, daß ſolche Beſtrebungen wenigſtens innerhalb der franzoſenfreundlichen Partei Italiens, die ſich in der Hauptſache mit dem dortigen politiſchen Kadicalismus deckt, ſtark vertreten ſind, und der Einfluß der rabicalen Partei Italiens auf die Stimmung im ganzen Lande darf keines⸗ wegs unterſchätzt werden. Beharrlich nörgelt ihre Preſſe am Dreibund herum, rechnet der Nation immer wieder vor, welche gewaltigen finanziellen Opfer Italien die Zugehörigkeit zum mitteleuropäiſchen Bündniß ſchon gekoſtet — r 1899. habe und daß doch dem Cand zum Entgelt greifbare Dortheile aus ſolcher koſtſpieligen Allianz keineswegs erwachſen ſeien, und ſucht durch dieſe gefliſſentliche Discretirung des Drei⸗ bundes bei der politiſch urtheilsloſen Maſſe der Italiener den Boden für den intimen An⸗ ſchluß des Appenninenkönigreiches an den mächtigeren Nachbarſtaat vorzubereiten; daß bei einer allgemeinen Stimmung des italieniſchen Volkes zu Gunſten dieſes Anſchluſſes die Ke⸗ gierung des Hönig Humberts den Volkswünſchen Rechnung tragen müßte, das iſt klar. Indeſſen einſtweilen iſt es noch lange nicht ſo weit, man darf wohl behaupten, zum Glück für Italien. In einem Bunde mit Frankreich würde es doch nur die zweite Geige ſpielen, während es im Dreibund hoch angeſehen und gleichberechtigt daſteht; die militäriſchen Caſten aber würden für Italien ſicherlich keine geringeren werden, als ſie jetzt ſind. Und ſollte man es in den patriotiſchen Kreiſen Italiens ganz vergeſſen haben, daß ſich das kaiſerliche Frankreich ſeine erfolgreiche Unterſtützung Italiens im Jahre 1859 durch die Abtretung Nizzas und Savopens theuer genug bezahlen ließ, daß ſpäter das republikaniſche Frankreich die italieniſchen Intereſſen im Mittelmeere durch die Beſetzung von Tunis empfindlich ſchädigte, ſollte man es nicht zu würdigen wiſſen, daß dieſen ſelben Intereſſen neue Gefahr durch die kaum verhüllten franzöſiſchen Abſichten auf Tripolis droht? O doch und ſicherlich werden darum dieſe Kreiſe den Verſuchen, das italieniſche Staatsſchiff völlig in das franzöſiſche Fahrwaſſer zu drängen, energiſch Wiederſtand zu leiſten. Im Uebrigen jedoch hat in Berlin und Wien man noch keineswegs Urſache, wegen der jetzigen italieniſch fran⸗ zöſiſchen Annäherung mißtrauiſch nach Rom Ein Vaterherz. Roman in Originalbearbeitung nach dem Engliſchen von Klara Rheinau. 7. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) . 1 Niemand hatte bemerkt, daß der höfliche Wirt, der ſeine Gäſte natürlich vorausgehen ließ, den⸗ ſelben nicht folgte, ſondern hinter dem letzten die Thüre ſchloß und an Antonio's Seite zurückkehrte. „Baretti,“ ſagte er, ſich müde auf einen Stuhl i ſinken laſſend, „Sie wiſſen, daß ich Sie über Alles f „Ich fühle mich ſehr geſchmeichelt, Herr Dering,“ ſagte der Italiener mit einer tiefen Ver⸗ nmeigung, „ja, — ich bin ſtolz auf Ihre gute Meinung. . „Vor einiger Zeit waren Sie ſo offen, mir ö ein Geheimniß anzuvertrauen, welches Sie mit vollem Rechte in Ihrer eigenen Bruſt hätten be⸗ wahren dürfen,“ ſagte Dering; „und dieſe Offen⸗ heit nahm mich ſehr zu ihren Gunſten ein.“ „Es war ein Geheimniß, welches Sie ſehr 5 nahe anging, Herr Dering. Warum erwähnen Sie eben desſelben?“ Friedrich Dering antwortete nicht ſogleich auf dieſe Frage, ſondern fuhr in ſeiner Weiſe fort: „Sie ſvrachen mir von Ihrer Liebe für meine Nichte, meine theure Elſie, die mir eine ſo gute 1 1 ut till Tochter war; Sie legten mir Ihre Anſichten, Ihre Hoffnungen vor und baten mich, zu entſcheiden, ob Sie eine Werbung verſuchen ſollten, welche mög⸗ licherweiſe zu Ihren und Elſte's Unglück führen könnte. Das war offen und ehrlich geſprochen, und ſolche Leute ziehe ich allen anderen vor. Mit bebender Hand langte er nach der Flaſche, um ſich ein Glas Portwein einzugießen. Antonio beobachtete aufmerkſam, ſelbſt mit einer gewiſſen Beſorgniß, erwiederte aber nichts; nach kurzem Zögern, wie als ob er auf eine Antwort gewar⸗ tet fuhr Dering fort: „Ich war überraſcht, und erbat mir Bedenkzeit, empfahl auch Ihnen, Ihren Entſchluß nochmals reiflich zu überlegen. Ich legte Ihren Beſuchen in meinem Hauſe nichts in den Weg — ja, ich freute mich ſogar, Sie zu ſehen — und dies war bei unſerer noch ſo kurzen Be⸗ kanntſchaft ein ſchweigendes Zugeſtändniß betreffs Ihrer Werbung. Dann gingen Sie weg von hier und kehrten wieder zurück.“ „Ja, — ich kehrte zurück,“ ſehr nachdenklich. „Und Ihre Nac war unverä Dering eifrig. „Unverändert. 1 5 l „Und Sie haben mit Elſie noch von Ihrer Neigung für ſie geſprochen?“ „Kein Wort. Ich durfte es nicht, ehe Sie mir Ihre Erlaubniß dazu gegeben, Herr Dering.“ „Ich danke, ich danke,“ verfſetzte dieſer in ſagte Antonio 98 5 Wort nervöſer Weiſe. „Heute iſt mir klar geworden, daß ich keine Erlaubniß zu geben habe ihr Vater iſt zurückgekehrt um ſeine Autorität geltend zu machen und ſie bon hier weggzunehmen. „Hat er ein Recht hierzu?“ „Ich weiß es nicht — ich bin deſſen nicht ſicher,“ ſagte Dering hiflos. „Aber unglücklich kann er ſie machen, und ich möchte ſie vor ihm retten, wenn ich es könnte.“ „Iſt er ein ſo ſchlechter Menſch?“ „Ich weiß es nicht,“ verſetzte der Andere wieder in noch hülfloſerer Weiſe. „Ich dachte es ſo. Ich habe ihn ſtets gefürchtet und gebetet, daß mir eine nochmalige Begegnung mit ihm erſpart bleiben möge — und nun iſt er hier.“ „Demnach iſt in dieſer Sache der Vortheil auf ſeiner Seite, Herr Dering?“ Herr Dering füllte gerade ſein Glas wieder, und Baretti erlaubte ſich die Bemerkung: „Ich würde an Ihrer Stelle von dieſem ſtarken Weine nichts mehr trinken.“ „O, das macht mir nichts,“ verſetzte Dering aufgeregt, „noch nie in meinem Leben bin ich be⸗ trunken beweſen. Aber ich fühle mich nicht ganz wohl und bedarf einer Stärkung.“ „Ja, ich fürchee ihn, um Elſie's und um meiner ſelbſt willen. Mein ganzes Leben lang be⸗ log er mich, und eine boshafte Natur, wie die ſeine, wäre zu Allem fähig. Er will mir das Kind wegnehmen, an dem mein ganzes Herz hängt.