Unter Vorantritt der 5 Kardinäle ſtieg der Papſt aus den Gemächern bei. Eine gewaltige Menſchenmenge, darunter auch viele Fremde, ſtrömte ſeit dem frühen Morgen zum Dome; auf dem Petersplatze halten königliche italieniſche Truppen die Ordnung aufrecht. Die feierliche Handlung begann um halb 11 Uhr. Prälaten, Biſchöfe und des Vatikans in die Sakramentskapelle hinab. Als der Papſt, angethan mit der Tiara und den päpſtlichen Inſignien und umgeben von Fächerwedeln, unter einem Baldachin auf einem Seſſel getragen, im Hauptſchiff erſchien, wurde er mit lauten Kundgebungen begrüßt, die den Chorgeſang „Tu es Petrus“ übertönten und an⸗ dauerten, bis der Vapſt bei dem Throne, der im Hintergrunde der Baſilika unterhalb des Altars errichtet war, anlangte. Der Papſt nahm hierſelbſt Platz, inmitten der Chorſtühle der Kardinäle, des diplomatiſchen Korps, des Patriziats und des Adels. Der Papſt wohnte auf dem Throne ſitzend der feierlichen Meſſe bei, welche vom Kardinal Mazzella unter Begleitung des Sängerchores zelebrirt wurde. Hierauf ertheilte der Papſt den Segen. Erneute begeiſterte Zurufe begrüßten den Papſt, als er gegen ½1 Uhr die Peterskirche durch die Kapelle des heiligen Sakraments verließ. Das Ausſehen des Papſtes war vortrefflich, wie vor ſeiner Krankheit. Er ſchien ſehr befriedigt über die ihm erwieſenen Huldigungen zu ſein. Rom, 19. April. Der Königsbeſuch in Cagliari hat die neue italieniſch⸗franzöſiſche Freund⸗ ſchaft ſchier in bengaliſcher Beleuchtung erſtrahlen laſſen. Das zur offiziellen Begrüßung der italie⸗ niſchen Majeſtäten im Hafen von Cagliari einge⸗ troffene franzöſiſche Mittelmeergeſchwader hatte am Freitag Vormittag die Ehre des Beſuches ſeitens des Königspaars, welches vom Miniſter⸗ präſidenten Pellouf und vom Bautenminiſter Lacava begleitet war. Die italieniſchen Herr⸗ ſchaften nahmen an Bord des franzöſſichen Flagg⸗ ſchiffes „Brennus“ das Frühſtück ein, wo der Geſchwadercommandant Admiral Founier ſeinen Trinkſpruch auf den König und die Königin aus⸗ brachte. Zur Erwiederung trank König Humbert auf das Glück Frankreichs und auf das Wohl ſeines Präſidenten, ſeine beſondere Genugthuung über die Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen zwiſchen Italien und Frankreich und über die hierdurch bekundete Wiederbethätigung der alten 45 Freundſchaft Später kehrte das Verſchiedenes. — Ladenburg, 17. April. Herr Land⸗ wirtſchafts⸗Inſpector Römer, Vorſtand der Land⸗ wirthſchaftlichen Kreiswinterſchule hier, iſt am verfloſſenen Samſtag auf ſeinem Landhaus Sig⸗ gendell bei Werbachhauſen in Folge eines Schlag⸗ anfalles geſtorben. Die Anſtalt verliert in dem Dahingeſchiedenen einen tüchtigen Lehrer. — Ladenburg, 17. April. Am geſtrigen Sonntage fand im Bürgerausſchußſaale die erſte Sitzung des Feſtausſchuſſes der freiwilligen Feuer⸗ wehr ſtatt. Zunächſt wurden die einzelnen Comitees und der engere Feſtausſchuß gebildet. Als Feſt tage ſind der 9. 10. und 11. September d. Js. beſtimmt worden. Ueber den Umfang des Feſtes ſowie die nothwendigen Ausgaben und die Deckungs⸗ mittel der letzteren wurde ein klares Bild dar⸗ gelegt, welches einſtimmige Gutheißung fand. Ferner wurde beſchloſſen, die freiwilligen Feuer⸗ wehren der umliegenden Ortſchaften, auch in Heſſen und Bayern, ſowie diejenigen der größeren, ent⸗ fernter gelegenen Städte aus verſchiedenen Grün den jetzt ſchon über den Zeitpunkt unſeres Feſtes in Kenntnis zu ſetzen; die offizielle Einladung wird dieſen Wehren ſpäter rechtzeitig zugehen. Aus all' dem geſtern Beſprochenen geht hervor, daß ein herrliches Feuerwehrfeſt in Ausſicht ſteht, welchem durch die Ausfolgung von Verdienſtme⸗ daillen und Ehrenzeichen von Seiten des Herrn Bezirksbeamten ein höherer Glanz verliehen werden wird. — Schwetz ingen, 15. April. Der hieſige Militärverein, gegründet im Mai 1874, feiert am 11. Juni das Feſt ſeines 25jährigen Beſtehens, wobei zu gleicher Zeit der Gaukriegertag des Be⸗ zirksverbandes abgehalten wird und die Ueber⸗ reichung von 4 Fahnenmedaillen ſtattfindet. Das Feſtkomitee für dieſe Feier hat ſich gebildet und ſteht zu erwarten, daß ſich dieſelbe zu einer recht ſchönen und patriotiſchen geſtalten wird. Der Militärverein Schwetzingen über 300 Mitglieder zählend, hat ſeine Gönner in allen Schichten der hieſigen Bevölkerung, die dann auch ſelbſtver⸗ ſtändlich ohne Ausnahme ihre Theilnahme den Feſtveranſtaltungen zuwendet. Als beſondere Sehenswürdigkeit uuſerer Stadt dürfte unſer be⸗ rühmter Schloßpark jedenfalls nicht verfehlen, wischen beiden Ländern betonend. b Königspaar an Land zurück. ſelne . nziehungskraft auf die eingeladenen Vereine auszuüben. ö — Bretten, 17. April. Ein beg mehrſacher Diebſtähle verhafteter Verbrecher, 0 von hier zur Aburtheilung nach Pforzheim tranz potirt werden ſollte, ſprang während der Jahn zwiſchen Oetigheim und Mühlacker aus dem ihn transportirenden Wagen und entfloh,. Obgleig der begleitende Gendarm ſofort die Verfolgung aufnahm, gelang es doch dem Verbrecher, de wegen in Freiburg begangener Uebelthaten eu längere Zuchthausſtrafe abzuſitzen hat, zu en kommen. Bis jetzt konnte er nicht wieder fit genommen werden. — Berlin, 17. April. In der Na vom Samſtag zum Sonntag hatte die Fron des Schneiders Feldmann in Abweſenheit des Many für ihr 1½ Jahre altes Kind Milch wärmen wollen. Die Petroleumlampe wurde hierbei in, geſtoßen und als der Mann nach Hauſe kam, fund er Frau und Kind todt und ſchrecklich verbran auf dem Fußboden liegend. — Petersburg, 16. April. Ein ſchreſ, licher Unglücksfall hat ſich auf dem Dniepr unpel von Kiew ereignet. Ein großes Boot ſtieß he überaus heftigem Winde mit dem Dampfer Dini zuſammen, gerieth unter die Räder deſſelben ud ging unter. Sämmtliche Inſaſſen des Bootes, 2 an der Zahl, ertranken. — Cettinje, 16. April. Die in S.. Petersburg, vollzogene Verlobung des Erhpringen Danilo mit der Herzogin Jutta von Mecklenburg; Strelitz wurde geſtern offiziell bekannt gemacht Landwirthſchaftliches. Ueber die Wirkungen künſtlicher Düngemittel an Obſtbäumen werden ſeit einigen Jahren um⸗ faſſende Verſuche angeſtellt. Intereſſant ſind die Beobachtungen, die ein Landwirth des Alten Landes in ſeinen Baumſchulen und Obſtanlagen bei Ax⸗ wendung von Chiliſalpeter gemacht hat und über welche er in der neueſten Nummer des prakkiſchen Ratgebers berichtet. Die betreffende Nummer wird Gartenfreunden vom Geſchäftsamt dez praktiſchen Ratgebers in Frankfurt a. Oder koſten⸗ frei zugeſchickt. Humoriſtiſches. Entſchuldig ung. „Du biſt mit Vetler Hans verlobt und läßt Dich von Vetter Fun küſſen?“ „Aber ich denke ja dabei an Hans!“ er hatte bei, Elſie, an deren Seite er ſich einen Platz erobert, darnach gefragt. „Ihr Onkel befindet ſich nicht wohl, wie es ſcheint! Vielleicht hat er irgend eine unangenehme Nachricht erhalten. „Ich hoffe,“ fügte er lachend bei, „er hat heute Nachmittag nicht ſehr hoch gegen die Elſte gewettet?“ Aber Elſie ſtimmte in ſein Lachen nicht ein. „Onkel Dering iſt nicht ohne Grund ſo niederge⸗ drückt, Herr Baretti,“ ſagte ſie ernſt. „Mein Vater iſt vor einigen Stunden zurückgekehrt, und Onkel Friedrich fürchtet, er möchte mich von hier wegnehmen. Sie wiſſen — ich glaube, jeder⸗ mann weiß — wie ſehr Onkel Friedrich mich liebt.“ „Ja ich weiß es; ich habe es oft geſehen. Anfangs hielt ich Sie und Fräulein Dering für Schweſtern und Sie für die Bevorzugte von Beiden.“ „Ich erinnere (mich; und ſelbſt jetzt kennen Sie ſchwerlich meinen wahren Namen. Wie leid thut es mir, daß ich ihn je mit einem andern vertauſchte,“ ſagte ſie nachdenklich. „In der That! Und warum dies?“ Antonio voller Intereſſe. „Weil ich jetzt einſehe, wie unrecht es von mir war; ein kindiſcher unüberlegter Wunſch, den mir Onkel Dering nicht wehrte. Aber mein Vater war ſeit meinem dritten Jahre abweſend, und ich glaube, er habe mich ganz aus ſeinem Herzen aus⸗ geſtoßen. Sein Name wurde in der Fremde nur mit Schrecken? genannt, und hier waren Alle ſo gut gegen das verlaſſene Kind.“ „Wer könnte auch gegen Sie nicht gut und freundlich ſein?“ ſagte Antonio mit leiſer, ſchmelz⸗ ender Stimme, welche hohe Röthe auf Elſie's Wangen zauberte. „Ich glaubte, mein Vater wäre es nicht ge⸗ weſen,“ verſetzte ſie nach kurzem Schweigen, „vielleicht fragte that ich Unrecht; vielleicht iſt es auch unrecht von mir, daß ich nicht mit ihm gehen und ſein Leben theilen will. Was halten Sie davon, Herr Baretti?“ „Ich habe den Fall nicht näher ſtudirt,“ ſagte dieſer; „aber an Ihrer würde ich das Erprobte dem Nichterprobten vorziehen. Ein Vater iſt nicht das Höchſte; den meinigen verabſcheue ich.“ „Herr Baretti!“ rief Elſie in hellem Er⸗ ſtaunen. Ihr Ausruf ſchien ihn ſtutzig zu machen und er ſpielte während des Sprechens mit dem ſilbernen Nußknaker auf der Tafel. „Das entfuhr mir,“ ſagte er, „obſchon ich es mir zur Lebensregel gemacht hatte, ſtets auf meiner Hut zu ſein. Doch da ich nun ſoviel ver⸗ rathen, will ich noch beifügen, daß ich ihn aus den triftigſten Gründen verabſcheue. Sie werden es mir erlaſſen, dieſe näher zu bezeichnen, es wäre zu ſchmerzlich für mich.“ Elſie blickte ſcheu zu ihm auf. Ein unheimlich finſterer Ausdruck hatte ſich für den Augenblick über ſeine Züge gelagert, berſchwand aber ſofort wieder. „Vielleicht werde ich Ihnen ſpäter Näheres ſagen,“ fügte er haſtig bei. „Doch ſetzen ſie ſich kein Geheimniß daraus zuſammen. Geheimniß⸗ krämerei iſt mir verfaßt, obgleich ich mein Lebenlang viel damit zu thun haben mußte.“ „Wie ſonderbar!“ ſagte Elſte. „Sonderbar, daß wir beide Väter haben, die unerwartet und ganz wie im Schauſpiel ſtets irgend aufzutauchen pflegen, trotzdem ſie uns durch ihr Fernbleiben weit glücklicher machen würden,“ ſprach Baretti ſatiriſch. „Ja, es iſt wirklich ein wenig ſonderbar.“ „Sie verſtanden mich falſch, Herr Baretti; ich hielt es für ſonderbar und unrecht, daß Sie meine Gefühle gegen meinen Vater mit Ihren eigenen verglichen. Mein Vater hat viel gelitten, und ich bemitleide ihn, obgleich ich ihn fürchte.“ „Ich habe Sie beleidigt; es thut mir leb. Aber mein Vater — doch ich will nicht weiter don ihm ſprechen, nur eines muß ich beifügen.“ „Und dies wäre?“ i „Daß Sie ihn haſſen werden, wenn Sit ihn je ſollten kennen lernen, was nicht unmöglich wäre — nein nicht vollſtändig unmöglich. Die Danen zogen ſich an dieſem Abende feih⸗ zeitig in das Geſellſchaftszimmer zurück, und daz junge Paar fand keine Gelegenheit zu weitete Unterhaltung. Helene Dering glaubte den Wink thres Bruder richtig verſtanden zu hahen — i ſehnte ſich darnach, die Gäſte ſein Haus ber laſſen zu ſehen, denn er befand ſich offenbar mich ganz wohl. Aber nachdem die Damen ſich entfernt hatten, zeigte das breite Geſicht des Gaſtgeberz durchaus kein Zeichen von Ungeduld; im Gegenthel jetzt, da er das beobachteude Auge ſeiner Scheer nicht mehr auf ſich ruhen fühlte, ſprach er tüchtig ſeinem vortrefflichen Sportweine zu und gelangte allmählich wieder in ſeine gewöhnliche Gemühs' verfaſſung. Es war ſchon ſpät, als einer Na Gäſte daran mahnte, daß man die Damen i lange allein laſſe, und Herr Dering erhob ſich mit großem Ernſte. 5 „Meine Herren, ich ſchlage vor, uns in daß Geſellſchaftszimmer zu begeben,“ ſagte er grafik tiſch, und bei dem allgemeinen Aufbruche, der An erfolgte, blieb es unbemerkt, daß Friedrich Der ſich an die Seite des jungen Italfeners geſchlichen hatte. „Baretti,“ ſagte er mit leiſer Stimme „bitte, bleiben Sie noch einige Minuten hier. 0 habe mit Ihnen zu ſprechen. „Ganz wohl,“ verſetzte Antonio und nahm ruhig ſeinen Sitz wieder ein. Fortſetzung folgt. D 8 8 — — — — — — — — — —— 0 2 — Sr NN D D ππ π N D 8 * * mch 0 date rd Falzai fan Mrxxx Aalſchi W n mien b 3 Laut gt ett ful 1 e by. 1 50 fuß Mn e nh Ae, i ine