Standard⸗Oll⸗Compani auf dem Petroleummarkt zu brechen. — Heidelberg, 5. April. Geſtern Abend verſchied der 22 Jahre alte Bankbeamte Ludwig Arnold in Folge einer Blutvergiftung. Der junge Mann bat ſich durch Erkältung eine Poche an der Unterlippe zugezogen, welche er mit dem Finger⸗ nagel losriß. Die Lippe ſchwoll und wurde ſeine Verbringung nach dem Krankenhaus nöthig, wo⸗ ſelbſt er unter den größten Schmerzen verſchied. — Leimen (A. Heidelberg), 5. April. Eine intereſſante Sprengarbeit wurde am letzten Samſtag in dem Steinbruch des Cementwerkes oberhalb Leimen vorgenommen. Ungefähr 6000 Cbm. Geſtein wurden mittelſt Roburit innerhalb weniger Sekunden vom Berge gelöſt. Die Sprengung wurde nach einem Bericht des „N. Hdlb. Anz.“ dadurch bewerkſtelligt, daß am Fuße des Stein⸗ bruchs eine Anzahl, etwa 8 Meter tiefe, zwei Meter breite und 2 Meter hohe Stollen einge⸗ trieben wurden, welche durch Querſtollen verbunden wurden. Auf dieſe Weiſe wurden 14 mächtige Pfeiler gebildet, auf denen die ganze Laſt der abzutrennenden Bergwand ruhte. Dieſe Pfeiler erhielten je 2 bis 3 Bohrlöcher, die mit Roburit geladen wurden. Nachdem man in ſicherer Ent⸗ fernung Aufſtellung genommen, ertönte eiu Horn⸗ ſignal, die Schüſſe wurden entzündet und unter heftiger Detonation ſtürzten die Pfeiler zuſammen und die ganze Bruchwand ſiel nach. 8 — Hockenheim (A. Schwetzingen), 5. April. Eine Sitzung des Gauausſchuſſes der Gewerbe⸗ vereine des Pfalzgauverbandes fand am zweiten ſtertag ſtatt. Den Verhandlungen wohnten auch ie Herren Oberregierungsrath Braun von Karls⸗ uhe und Oberamtmann Brecht von Schwetzingen ei. Es wurde mittgetheilt, daß dem Gauverband gegenwärtig 27 Vereine mit nahezu 3000 Mit⸗ liedern angehören. Herr Aulbach referirte über die Waarenhäuſer und deren Beſteuerung. Nach längerer Diskuſſion wurde beſchloſſen, dieſen Gegenſtand auf die Tagesordnung des diesjährigen Gautages zu ſetzen. Das Referat iſt Herrn Aulbach übertragen worden. Als weiterer Punkt es Gautages wurde das Thema „Handwerk und Genoſſenſchaften“ bezeichnet, über das Herr Ver⸗ andsſekretär Karl Hauſer referiren wird. Vor⸗ mittags 11 Uhr hatte die Eröffnung der von em Hockenheimer Gewerbeverein veranſtalteten Gewerbeausſtellung ſtattgefunden. Die Ausſtellung 2 * ſtellt der Leiſtungsfähigkeit des H ckenheimer werbeſtandes das beſte Zeugniß aus. 5 — Wiesloch, 9. April. Aus geſchäft⸗ lichen Rückſichten hat Herr Bürgermeiſter Klare ſein Amt als Bürgermeiſter niedergelegt. SRK. Karlsruhe, 6. April. Einen er⸗ freulichen Rückſchluß auf die Entwicklung der wirthſchaftlichen Verhältniſſe im Großherzogthum Baden in der rückwärtsliegenden Zeit gewährten die Ergebniſſe der Kataſtrirung der Gewerbe:, der Kapitalrenten⸗ und der Einkommenſteuer in den Jahren 1885 bis 1898. Es ſind in dieſer eit gewachſen: a 8 0 905 Gewerbeſteuerkapitalien von 406,5 Millionen Mark auf 784,8 Millionen Mark, d. h. um 378,3 Millionen Mark. 1 105 b. Die Kapitalrentenſteuerkapitalien von 982,9 Millionen Mark auf 1 485,9 Millionen Mark, d. h. um 503,0 Millionen Mark . Die fatirten Einkommen zur Einkommens⸗ ſteuer von 414,4 Millionen Mark auf 644,8 Millionen Mark, d. h. um 230,4 Millionen Mark. Die Jahresſteuer aus dieſen drei Steuer⸗ gattungen hat im Jahr 1885 4502 841 M., im 1898 dagegen 7 748 820 M. betragen, es iſt alſo eine Steigerung von 3 245 979 M. zu ver⸗ zeichnen. Die Zahl der Kapitalrentenſteuernflich⸗ tigen iſt in dem erwähnten Zeitraum von 50 321 auf 65079, die Zahl der Einkommenſteuerpflich⸗ tigen von 317 196 auf 440 136 angewachſen. Berlin, 5. April. Aus Boulogne ſur mer wird gemeldet: Nachdem die Hamburg ⸗Amerika⸗ Linie beſchloſſen hat ihre Sonntags von Hamburg abgehenden großen Paſſagierdampfer auf ihrer Ausreiſe nach New⸗Hork Boulogne anlaufen zu laſſen, traf am Montag der neue Dampfer „Graf Walderſee“ hier ein. Zur Feier des Ereigniſſes fand an Bord ein Diner ſtatt, an dem Bürger⸗ meiſter, Mitglieder der Handelskammer und Notabilitäten theilnahmen. Der Kapitän toaſtete auf den Präſidenten der franzöſiſchen Republik, der Vorſitzende der Handelskammer auf den deutſchen Kaiſer. Weitere Toaſte auf die Hamburg⸗ Amerika⸗Linie, die deutſchen Seeleute ꝛc. folgten. Das Feſt nahm einen glänzenden durch keinen Mißton getrübten Verlauf. — Paris, 4. April. Am Oſtermontag wurde die Baronin Hirſch, Wittwe des bekannten Finanzmanns, in Paris zu Grabe getragen. Sie hatte ſich alles Gepränge verbeten und auch aus⸗ drücklich angeordnet, daß keine Todesanzeigen e⸗ versandt würden. Die Leiche 5 von den nächſten Anverwandten, den Adoptipſohnen der Verſtorbenen und Vertretern von Anſtalten, denen die Baronin Gutes geſpendet hatte, nach der Familiengruft auf dem Montmarkre⸗Friedhofe ge. leitet. Zu dieſen Anſtalten gehörte das Juſtitut Paſteur, zu deſſen Neubau die Baronin v. Hirſch beigetragen hatte. Sie gab außerdem in den letzten Jahren zuerſt zwei Millionen und daun noch zwei und eine Million für zinſenfreie Dar, lehen an Pariſer Arme, welche keine Almosen annehmen wollen, ferner mehrere Millionen zu Unterſtützung von Frauen höherer Stände, die in Armuth gerathen und erwerbsunfähig find, Wo eine große Noth zu lindern oder ein philah⸗ thropiſches Werk zu fördern war, von allen Seiten wandte man ſich an die Baronin v. Hirſch, und immer fand man ſie hilfsbereit. Ihr Nach, laß wird auf 300 Millionen veranſchlagt. Ihre Haupterben, zwei Brüder de Foreſt, denen der Kaiſer von Oeſterreich unlängſt erlaubt hat, mt dem Baronstitel auch den Namen von Gereuth, den er dem Gatten der Verſtorbenen verliehen hatte, zu tragen, ſollen die natürlichen Kinder des jung geſtorbenen Sohnes des Barons ud der Baronin v. Hirſch ſein. Es heißt, die Ug⸗ ronin habe die erforderliche Verfügung getroffen, damit die von ihr gegründeten wohlthätigen Si tungen fortbeſtehen können. — Petersburg, 6. April. In einem zur Aufbewahrung von Sprengſtoffen dienenden auf dem Terrain der Ochtaer Pulverfabrik ge⸗ legenen ſteinernen Gebäude fand geſtern eie Exploſion ſtatt durch welche das ganze Gebäude zerſtört wurde. Ein Arbeiter wurde getödtet und eine vorübergehende Frau verwundet. Die Urſache der Exploſion iſt noch unbekannt. — Cherbourg, 5. April. Acht Schif⸗ brüchige von dem engliſchen Dampfer „Stella“ wurden von einem Schleppdampfer aufgenommen und am Samſtag hier gelandet. Sie eezählten, ſie ſeien ſeit 17 Stunden ohne Nahrung und von Kälte und Entbehrungen erſchöft in dem Boot umher⸗ getrieben. In dem Boot ſeien 14 Perſonen ge⸗ weſen, davon ſeien 6 nach entſetzlichem Todes kampfe geſtorben und in's Meer verſenkt wordeh, — New⸗York, 5. April. Beim Verlgſſeg des Hafens von Enreka in Kalifornien iſt der Dampfer Chilkat untergegangen. Von en an Bord befindlichen 14 Mann Beſatzung und 5 Paſſagieren ſind elf ertrunken. 55 „Sie iſt todt. Wolſtonhaus.“ „In Wolſtonhaus?“ rief Frank Nord, vor Staunen halb von ſeinem Sitze aufſpringend. „In Wolſtonhaus! Was hatte ſie dorten zu thun?“ 55 „Sie heirathete Herrn Dering vier Jahre vor hrem Tode. Wo —wo waren Sie nur, daß Sie avon ni — nichts gehört haben?“ Frank Nord that einen tiefen Athemzug. Er konnte kaum glauben, daß es nicht ein Traum ſei einer jener Träume, wie er ſie unter der glühenden Sonne, oder zwiſchen den kalten Gefängnißmauern gehabt — wo er die wunderbarſten Veränderungen u ſeiner alten Heimath, bei ſeinen Lieben ſich aus⸗ emalt, aber in den wildeſten Phantaſieen an eine olche nie gedacht hatte. Sie ſtarb vor ſechs Jahren in Der alte Martin beglückwünſchte ſich im Stillen zu dem ruhigeren Behnemen ſeines Be⸗ uchers, als dieſer plötzlich mit der Haud ſo heftig o heftig auf den vor ihm ſtehenden Tiſch ſchlug, aß die ganze Stube erbebte. „Mehr, mehr will ch wiſſen, alter Mann! Starren Sie mich nicht uf dieſe blöde Weiſe an. Wo iſt das Kind? Was at man mii ihm angefangen ? „Sie — Sie meinen Fräulein — Fräulein Dering,“ ſtotterte der Greis; „bitte re —regen Sie ch nicht auf und — und toben Sie nicht ſo. Ich ſehr alt und ich bin kürzlich erſt ehr krank geweſen.“ „Was hat man mit Elſte angefangen? Warum ſt ſie nicht im Hauſe ihres Vaters, uu deſſen ückkehr abzuwarten 2“ Die „Fräulein Elſie wohnt in Wolſtonhaus. Derings haben ſie groß gezogen. Sie — ſie ging vor Jahren weg mit — mit Ihrer Schweſter. Ich — kann nichts dafür; ich — ich hatte n—u.— nichts damit zu thun, Herr Nord.“ Der Greis hatte bei ſeinem Alter alle Urſache über die Wirkung, welche ſeine Mittheilungen bei dem Fremden hervorbrachten, ernſtlich beunruhigt zu ſein. Der harte Mann der die Welt geſehen und Schweres gelitten hatte, ſtand tt zum Himmel erhobenen Händen und verwünſchte in ſinnloſer Leidenſchaft die Schwäche, Thorheit oder Liſt, welche ſeine Tochter in das Haus der Derings gebracht mit glänzlicher Umgehung ſeiner Anordnungen, welche er beim Weggehen von der Heimath getroffen; — die Schwäche oder Thorheit ſeiner perſtorbenen Schweſter, in die er ſo unbedingtes Vertrauen ge⸗ ſetzt oder die Liſt des Mannes, der ſie — Gott weiß aus welchem Grunde — geheirathet hatte. Es war die Sehnſucht nach dieſem Tage geweſen, die ihn ſtark und hoffnungsvoll erhalten hatte, und dies war das Ende! Der goldene Sonnenſchein auf ſeinem Lebenswege, den er ſich ausgemalt, erloſch, Alles war kalt und düſter um ihn her. „Ich will ſie ſehen! Keinen Augenblick länger darf ſie bleiben — ich dulde es nicht! rief er wüthend, und Mantel und Torniſter in ſeinem Un⸗ geſtüm vergeſſend, ſtürmte er aus dem Hauſe, zur großen Erleichterung des alten Mannes, der ernſtlich um ſein Leben gezittert hatte. 5 3. Kapitel. ——— Mit haſtigen Schritten eilte Frank Nord auf ſeinem Wege dahin, bis er die Thore von Wolſton⸗ haus erreicht hatte. Zur Linken befand ſich ein Thorwärterhäuschen, aber Niemand war darin, um ihm das Recht des Eintretens des Fluſſes gelockt. So konnte denn der Hei gekehrte ungehindert ſich ſeiner Tochter nähern. Sein erſter Gedanke war, vor der galten Geſellſchaft, die ſich auf dem Raſenplatz vor den Hauſe befand, ſeine Vaterrechte auf Elſie zu ber⸗ künden, aber bald beſann er ſich anders. J Schatten der Bäume ſtehend, beobachtete er auß der Ferne die fröhlichen geputzten Menſchen, die Friedrich Dering zu Gaſte geladen, und fragte ſich, welches der jungen Mädchens wohl ſeine Tochter ſein möge; ob jene lachende Blondine in Grau oder jenes ernſte hübſche Mädelchen mit den brauen Flechten oder eine von den Damen, die ſich am Ufer gruppirten. Elſie hatte hellblondes Haar ge⸗ habt, als er ſie zum letzten Male umarmte, aber die Zeit färbt ja ſo Manches dunkler, nichts bleibt wie es einſt geweſen. . Niemand kannte beſſer dieſe Welt des Wechsels als der ernſte Mann, der zwiſchen den Bauen lauerte. Seltſam, dachte er, daß er ſein eingenes Kind nicht kennen ſollte, die Tochter, die ferne von ihm zur Jungfrau herangewachſen war. Sie liebte den Vater ſo zärtlich als kleines, hülfloſes Kin, daß es oft die Eiferſucht der Mutter erregte, und Frank Nord hatte ſich ſtets vorgeſtellt, daß, die er für ſie, ſie dieſe Liebe für ihn aufbewahre m den Tag des Wiederſehen mit ganzer Seele herbei ſehne. Warum war er weggegangen, wenn nicht un ihretwillen, und welches war der Magnet, der ihn wieder in die Heimath zog? 23 Das blonde, graugekleidete Mädchen mußte seil Tochter Elſie ſein; er horte ihr melodiſches Lachen, es klang wie das ihrer Mutter und machte ſein Herz bor Wonne erbeben. Jetzt endeckte ſein ſcharfes Auge auch eine Aehnlichkeit, und ohne weiteres Zögern krak er hinter den Bäumen hervor, blieb aber plögzlich ſtreitig zu machen, wieder ſtehen und hielt den Athem an denn die Regatta hatte Jedermann an das Ufer l woch, den 0 A burda aug mie Kin 16 Ine Elo wen kun fin Wan 15