Durch dieſes Vorgehen war die Genoſſenſchaft in der angenehmen Lage, in den letzten 3 Jahren aus der hieraus gewonnenen Nachzucht über 150 Ziegenlämmer nach verſchiedenen Gegenden Deutſch⸗ lands verſchicken zu können und ſind die Lieferungen jeweils zur beſten Zufriedenheit der Käufer aus⸗ gefallen. Für die vorzügliche Beſchaffenheit unſeres Zuchtmaterials ſpricht insbeſondere auch die That⸗ ſache, daß die hieſige Ziegenzuchtgenoſſenſchaft bei der landw. Wanderausſtellung in Stuttgart einen erſten und zweiten Preis und bei landw. Aus. ſtellung in Wiesloch im verfloſſenen Herbſt zwei erſte und einen zweiten Preis errang. — Auch für das laufende Jahr iſt der Ankauf von ſchweizer Ziegenlämmern in Ausſicht genommen und zwar ſollen dieſelben aus Zweiſimmern und bezw. Brienz bezogen werden. — Um nun die Mitglieder der Genoſſenſchaft zur Zucht von reinen Raſſen nebſt guter Pflege immer mehr anzueifern, hat der Vorſtand der Zuchtgenoſſen⸗ ſchaft, mit Zuſtimmung Großh. Bezirksamts und unter Mitwirkung des Gr. Herrn Bezirksthier⸗ arztes, beſchloſſen, eine Prämiierung der hier gezüchteten Ziegen auf 1. Mai d. J., nachmittags 2 Uhr am hieſigen Platze zu veranſtalten. Bei dieſer Prämiirung iſt zugleich den Beſuchern aus nah und fern, beſonders aber aus den Gemeinden unſeres und der benachbarten Bezirke, Gelegenheit geboten, Ziegenlämmer und ältere Ziegen anzu⸗ kaufen, worauf wir Liebhaber und beſonders Gemeinden aufmerkſam machen wollen, da ſie ihren Bedarf an Zuchttieren in reiner Schweizer⸗ raſſe hier decken können, und laden zum Beſuch jetzt ſchon freundlichſt ein. Wenn auch die Zucht von reiner Schweizerraſſe nicht überall möglich iſt oder nicht gewünſcht wird, ſo iſt doch die Kreuzung derſelben mit der inländiſchen Raſſe von großem Vorteil; es ſollte daher auch keine Ge⸗ meinde verſäumen, Schweizerzucht⸗Böcke einzu⸗ führen. Für Kaufliebhaber, welche nicht perſönlich hier einkaufen können, werden Beſtellungen zu jeder Zeit entgegen genommen und nach Möglichkeit ausgeführt. (Die Leſer dieſes Berichts werden um weitere Verbreitung deſſelben in ihren Ge⸗ meinden höflichſt er ſucht.) — Kirchzarten, (A. Heidelberg), 3. April. Der 30 jährige verheiratete Landwirth Karl Lieb⸗ herr aus St. Grorgen wollte mit einer Fuhre Holz heimfahren; er hatte ſich auf den Deichſelarm geſetzt, war eingeſchlafen, fiel unter das Fuhrwerk. Die Rüder gingen ihm über die Bruſt, und der Tod trat bald ein. — Pforzheim, 4. April. Abend ſtürzte das dreijährige Töchterchen des Gold⸗ arbeiter Ott aus dem 3. Stock des elterlichen Hauſes Am Samstag und zog ſich einen Schädelbruch zu. Das Kind iſt geſtern geſtorben. — London, 31. März. Der Southamp⸗ toner Vergnügungsdampfer Stella ging mit 185 Reiſenden und 35 Perſonen Bemannung Donners⸗ tag nachmittag unter, zehn Minuten nachdem er auf den Casgquetsfelſen nördlich der Kanalinſel Guernsey im Nebel ausgefahren war. Etwa 100 Perſonen, darunter ſämmtliche Frauen und Kinder, wurden in Boten gerettet. Man befürchtet, daß alle übrigen Perſonen ertrunken ſeien. — London, 1. April. Die lis jetzt be⸗ kannten Einzelheiten über den Untergang des engliſchen Dampfers „Stella“ ſtimmen alle darin überein, daß der Dampfer mit großer Schnellig⸗ keit gefahren iſt, nämlich mit 18 Knoten in der Stunde und daß der Dampfer kurze Zeit nach dem Aufſtoßen auf den Felſen geſunken iſt. Mehrere Geretteten erklärten, viele Paſſagiere hätten ſich auf einen Möbelwagen gerettet, der ſich an Bord befand und der ſich auf dem Waſſer gehalten hatte. Der Kapitän iſt auf ſeinem Poſten geſtorben Seine Frau forderte ihn ver⸗ gebens auf, ſich zu retten. Er erwiderte ihr, dies ſei unmöglich. Man fuhr während zehn Minuten in dichtem Nebel ohne daß der Kapitän Befehl gab, die Schnelligkeit zu vermindern. Er glaubte vielmehr nur einige Minuten im Nebel zu bleiben und war eben im Begriff, Befehl zu geben, als die Kathaſtrophe ſtattfand. Die Panik war nicht ſehr groß. Die Frauen und Kinder wurden ſofort in Boote gebracht und dann erſt rief der Kapitän: „Rette ſich wer kann.“ In dieſem Augenblick erfolgte aber ſchon die Exploſton des Keſſels und einige Sekunden ſpäter war der Dampfer verſchwunden. Der Dampfer hatte meiſtentheils Bewohner von London an Bord. Es iſt jetzt feſtgeſtellt, daß die Zahl der Vermiß⸗ ten 89 beträgt. 90 Perſonen wurden gerettet. Der Kapitän und beinahe alle Offiziere ſind mit untergegangen. Der Untergang des Vergnügungsdampfers „Stella,“ welcher Southampton am Donnerſtag Mittag verließ, erfolgte bei den Casquets⸗Felſen gegen 4 Uhr Nachmittags bei ruhiger See. Die 6 meiſten Geretteten verbrachten die Nacht in den Booten und wurden am Freitag früh von einen anderen Dampfer aufgenommen. Deutſcher Flotten⸗Verein. Der ge⸗ ſchäftsleitende Ausſchuß des badiſchen Landes, komites des D. F.⸗V. war am 23. März zu einer Sitzung zuſammengetreten, der Seine Groß, herzogliche Hoheit Prinz Karl präſidirte. Herr Geh. Kommerzienrath Schneider gab vor Einkriſt in die Tagesordnung der Freude über die Ge⸗ neſung Seiner Großherzoglichen Hoheit pon längerer Erkrankung tiefgefühlten Ausdruck, worauf Prinz Karl in herzlichen Worten dankte. Die Verhandlungen erſtreckten ſich auf mannigfache Organiſationsfragen, die einer befriedigenden Löſung zugeführt werden. Herr Chefredakteur Julius Katz legte die von ihm im Auftrage dez Landeskomité's verfaßte Flugſchrift über die Ziele des deutſchen Flotten⸗Vereins und die Aufgaben unſerer Marine vor und gab zu den einzelnen Abſchnitten ergänzende Erläuterungen. Seine Groß⸗ herzogliche Hoheit Prinz Karl nahm Veranlaſſung, Herrn Katz die vollſte Anerkennung und Höchſt, ſeinen Dank für die knapp gefaßte Broſchüre, die alle in Betracht kommenden Gebiete erſchöpfend behandle, auszuſprechen. Die Flugſchrift wird im Laufe der nächſten Woche durch die Geſchäfts⸗ ſtelle des Landeskomité's zur Ausgabe gelangen. — Beſonderem Intereſſe dürfte die Mittheilung be gegnen, daß nach Verſtändigung mit dem Central, vorſtand des Deutſchen Flottenvereins ein be⸗ ſonderes Statut für die Organiſation in Baden ausgearbeitet worden iſt, das der geſchäftsleitende Ausſchuß genehmigte. Die Zahl der Mitglieder des Ausſchuſſes wie des Landeskomités wird er⸗ höht und es wurden die entſprechenden Namens⸗ vorſchläge gutgeheißen. Demnächſt werden Bezirks, und Lokalkomités gebildet, welche die Agitakſon im engeren Kreiſe übernehmen ſollen. Die in der Sitzung vorgelegten Ausweife ergaben ein weiteres Anwachſen der Mitgliederzahl in Baden und einen ſehr günſtigen Kaſſenbeſtand. Am Schluſſe der Sitzung wandte ſich ſeine Großher⸗ zogliche Hohiet Prinz Karl in längerer, ſehr ein drucksvoller Rede an die Anweſenden, in der en der Hoffnung auf eine ſtetige Fortentwicklung dez deutſchen Flotten⸗Vereins Ausdruck gab und Alle, die zur Erreichung der bereits erzielten weſenk⸗ lichen Erfolge durch Wort und Schrift beigetrageg haben, Höchſtſeinen Dank ausſprach. 3 „Weg von der Schenke,“ rief der Andere raſch; nach der linken Seite des langen Teiches. Auf dem alten Weg durch die Binſen kann ich dieſe Leute vermeiden.“ „Aber ich kenne den Weg nicht, ich bin kein Wolſtoner, wie ich ſchon früher ſagte.“ „So rudern Sit hinüber, ich werde Ihnen denſelben zeigen.“ Schmitt folgte der angegebenen Richtung, und das Dorf Wolſton — oder wenigſtens der größere Theil deſſelben, der auf der linken Seite der Zug⸗ brücke lag — erſchien ihnen bald wie eine ſchöne Landſchaft jenſeits des Fluſſes. Schmitt ruderte ein Strecke weiter zwiſchen den hohen Binſen hin⸗ durch, und dann lag vor ihren Augen das große weiße Haus des Friedensrichters Friedrich Dering mit einem Raſenabhang, der ſich bis an den Rand des Waſſers hinunterzog und von einer heiteren Geſellſchaft, welche von dieſem Raſenplatze aus voll Jutereſſe der Wettfahrt auf dem Waſſer zuſchaute belebt war. „Eine [hübſche? Gruppe,“ ſagte Nord, einen Augenblick die Geſellſchaft beobachtend, „Dering ſollte in ihrer Mitte glücklich ſein, wenn er über⸗ haupt dieſe Fähigkeit beſitzt, was ich ſehr bezweifle. Und nun leben Sie wohl, Robert Schmitt, glückliche Reiſe nach Cheſtwich!“ Er war ans Ufer geſprungen, ehe das Boot nur angelegt hatte, und der Schiffer blickte ihm kopfſchüttelnd nach. „Ein toller Menſch!“ murmelte er vor ſich hin und ſtieß vom Ufer ab, um die Heimfahrt anzutreten. Inzwiſchen war Frank Nord auf dem ein⸗ ſamen Wege weiter geeilt, bis er die Landſtraße erreichte. Mit der Hand auf dem Gitterthore, das zur Kirche und zum Frieddofe von Wolſton führte, überfiel ihn eine plötzliche Bangigkeit, und er zö⸗ gerte einzutreten. ſehen. „Soll ich?“ murmelte er leiſe. dadurch raſcher Gewißheit werden?“ Unentſchloſſen verweilte er noch einige Minuten außerhalb des Thores, dann öffnete er raſch und ſchritt langſam den Kiesweg entlang. „Ich bin niemals ein Feigling geweſen,“ ſagte er vor ſich hin. „Beſſer hier, als vor aller Augen in Wolſton wenn es das Schlimmſte iſt — aber dies wird, dies kann es nicht ſein.“ Der Friedhof von Wolſton war klein, aber viele Generationen lagen darauf begraben. Die alterthümliche Kirche mit ihrem ſeltſamen runden Thurme und ihren verwitterten Grabdenkmälern lockte im Sommer viele Fremde an; beſonders waren es die Badegäſte aus dem nur wenige Stunden erntfernten Kurorte Barſtoft, welche das kleine Wolſton im Sommer haufig zum Ziel ihrer Ausflüge machten. Frank Nord ging um die Kirche herum und hielt vor einigen Grabſteinen inne, um das lange Gras, das die Inſchriften überwachſen, bei Seite zu ſchieben. Ein tiefer Seufzer der Erleichterung entfuhr ihm, während er ſich feſt und ſtramm wieder aufrichtete. Es war keine neue Inſchrift hinzugekommen, ſeitdem er zum letzten Male hier geſtanden und das Liebſte, was er auf Erden be⸗ ſaß, in das dunkle, ſtille Grab hatte verſenken „Zum Andenken an Elſie Nord, die ge⸗ liebte Gattin von Frank Nord in Wolſton. 22 Jahre alt.“ Die „Elſie,“ ihre Tochter und die ſeinige, wegen deren er Tauſende von Meilen gereiſt war, ruhte nicht hier. Dem Himmel ſei Dank! Wäre ſie nicht mehr am Leben, ſo hätte man ſie an ihrer Mutter Seite zur ewigen Ruhe gebettet. „Das iſt gut, das iſt gut,“ kam es zweimal bon ſeinen Lippen. Mit verſchlungenen Händen, das gefurchte „Wird mir miſchtes gedruckt haben. Antlitz von tiefer Rührung bewegt, verharrte er regungslos vor dem Grabe, bis der Schlag der Thurmuhr, welche die erſte Stunde des Nachmittags verkündete, ihn aufſchreckte. Er wandte ſich aß und eilte raſchen Schrittes dem Ausgange zu, Hier erregte ein neues, ſehr prunktvolles Grabmal ſeine Aufmerkſamkeit, und er las im Vorübergehen die Inſchrift; ſie bezeichneten die letzte Ruheſtäſe von Sophie Dering, der Gattin Friedrich Derings von Wolſtonhaus. „Sonderbar,“ dachte der Reiſende „daß auch er Wittwer iſt, gleich mir. Ich wußle nicht einmal, daß er verheirathet war. Hm! Viel⸗ leicht hat der Tod ſeiner Frau ihn zu einem beſſern Menſchen gemacht, als mich der Verluſt meiner Elſie. Um den Verſtand konnte er ihn nicht bringen dern er hatte keinen; und doch — jenes große Haus koſtet Geld zu verſchaffen. Ich werde ſein Geſchichte bald erfahren.“ Frank Nord hatte jetzt endlich das erſehnte Ziel ſeiner Reiſe erreicht. Ein kleines ſchilfgedentes Haus, von vielen Bäumen umgeben, etwas abſeits an dieſem Ende des Dorfes gehend, war es, bor welchem er inne hielt, während ſein Herz zum Zerſpringen pochte und ein Thränenſchleier ſeinen Blick verdunkelte. Bis jetzt hatte er den Muh die Hoffnung aufrecht zu erhalten; „was bedeuten ſchließlich fünfzehn Jahre der Abweſenheit ?“ halte er gedacht, bis er vor dem Hauſe ſtand, in welchem er geboren worden, und alte Erinnerungen ihm faſt den Athem benahwen. Fortſetzung folgt. Humoriſtiſches i Schlechtes Gewiſſen. „Warum laſſen Sie denn Ihre Alpenmilch-Auonce nicht mehr in' Tageblatt einrücken ? „Weil Sie ſ' mir letzte mal unter Ver⸗ —̃ —— 9 — 2 — EE 2 * . güne e a 8 85