enden 0 0 Erſcheint ze 1 Dienſtag und Freitag Abend. Preis vierteljählich Mark 1.— mit illuſtrirtem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Micdaktzan verantwortlich: Karl Molitor, i Anzeigen: 5 1 10 Pfg. Lokale Gechafts⸗ uſid 1 5 z; Die dnſpallige borpuszele 8 N Famsfag, den 25. Mürz Politiſches. Hlarlsruhe, 24. März. Der Keichstag iſt in die Oſterferien gegangen. Seine wichtigſten Ceiſtungen während des verfloſſenen Tagungsabſchnittes beſtehen in der Durchar⸗ beitung und Annahme des Etats, ſowie in der Verabſchiedung der Militävorlage. Wenn vielfach die Neigung beſteht, dem Keichstage beredete Lobeserhebungen für das von ihm bisher geleiſtete zu ſpenden, ſo wird wohl Niemand, der Sinn für Gerechtigkeit und Billigkeit hat, der deutſchen Volksvertretung ſeine Anerkennung deſſen, was ſie Gutes ge⸗ leiſtet, vorenthalten wollen; allein dann darf man auch nicht achtlos an den Verdienſt vor⸗ beigehen, auf welche die Politik des Kaiſers und der deutſchen Fürſten Anſpruch erheben kann. Denn das Verdienſt der Reichsregierung iſt es, alle ihre Maßnahmen, welche in den Keichstagsverhandlungen berührt wurben, ſo weiſe erwogen und zweckmäßig durchgeführt zu haben, daß den berufsmäßigen Oppoſitions⸗ machern den Betrieb ihres agitatoriſchen Metiers kaum jemals mehr Mühe und Kopf⸗ brechens verurſacht haben dürfte als gegen⸗ wärtig. Die Oppoſition produzirte ſich in dem hinter uns liegenden Tagungsabſchnitt weſent⸗ lich auf ſozialdemokratiſche Monolo ge, nebſt den obligatoriſchen Vorſtößen der Polen und Däne⸗ thums. Letztere gehören im Reiche wie in Preußen zum parlamentariſchen Inventar, man weiß das und nimmt dergleichen Aus⸗ fälle, wegen ihrer ausgeſprochen agitatoriſchen Tendenz nicht weiter tragiſch, obenſowenig wie das aufdringliche Geklapper der ſozialdemo⸗ kratiſchen Mühle. Was aber die andern Oppoſitionsparteien betrifft, ſo iſt es ſicher kein bloßer Zufall wenn ſie diesmal eine Su⸗ rückhaltung an den Tag legten, die man an ihnen ſonſt gar nicht gewohnt war. Sie geben dadurch indirekt zu, daß ſie, ſelbſt beim beſten Willen, an der Geſammtanlage und Durchführung der Keichspolitik nichts weſent⸗ liches tadeln können. Hierin aber liegt der ſpringende Punkt der parlamentariſchen Lage bei Beginn der Oſterferien. Man empfängt den Eindruck eines behutſamen Abrückens der bürgerlichen Gppoſitionselemente von den ſozialdemokratiſchen Umſturzfanatikern, eine Frontverſchiebung, bei welcher die Rückſicht⸗ name auf die Geſinnung der Wähler ſicher nicht ohne mitbeſtimmenden Einfluß geweſen ſein wird. Die Wahrheit läßt ſich dauernd nicht bemänteln. Dieſe Wahrheit aber iſt, daß unſer deutſches Volk, dank der verſtändigen und pfleglichen Behandlung, welche ſeine vitalen Intereſſen ſeitens der Politik des Kaiſers und der verbündeten Regierungen ge⸗ nießen, ſich eines ſtetigen wirtſchaftlichen Auf⸗ ſchwunges erfreut, der alle die jahrlangen Unheilsprophezeihungen einer nörgelnden Oppoſition eklatanterweiſe Cügen ſtraft. Berlin, 15. März. Dem Bundesrath ging eine Vorlage zu, welche für Hinterbliebenen der im Krieg Gefallenen neben den geſetzlichen Bezügen noch beſondere Suſchüſſe, und zwar im Ganzen 600000 Mark gewährt. Außer⸗ dem wird nach derſelben der Fonds für nicht anerkannte Invaliden um 400000 Mk. erhöht. Berlin, 22. März. Der Kaiſer und die Haiſerin begaben ſich heute morgen zunächſt nach dem Palais Kaiſer Wilhelm der I. und fuhren ſodann nach Charlottenburg, um an der Gruft des Haiſers einen Kranz niederzulegen. Um 10 Uhr traf das Kaiſerpaar in der Sieges⸗Alle ein, wo die beiden neuen Anlagen auf der Oſtſeite der Allee enthüllt wurden. Es handett ſich um die beiden Stand bilder Otto VI. mit den Dfeilen und des Wittels⸗ bacher Markgrafen des Faulen. Das Kaiſer⸗ paar zeichnete die Schöpfer der Standbilder durch Anſprachen mit ſchmeichelnden Worten der Anerkennung aus. Auch Bürgermeiſter Dr. Kirſchner ſowie mehrere andere erſchienene Perſönlichkeiten wurden vom Kaiſer ins Ge⸗ ſpräch gezogen. Um 11 Uhr begab ſich der Haiſer nach dem auswärtigen Amt, um dort den Vortrag des Staats ſekretärs von Bülow entgegenzunehmen. Heute mittag fand beim Kaiſerpaar im Schloß ein größeres Diner ſtatt, zu welchem die noch lebenden Herren aus der perſönlichen Umgebung des Kaiſers Wilhelm J. geladen waren. London, 22. März. Das engliſch⸗ ſranzöſiſche Abkommen iſt geſtern unterzeichnet worden; dasſelbe bildet ein Suplement zur Niger Konvention. England behält danach Bahrel⸗Ghaſal und Darfur. Frankreich Wadai Bagirmi und das Gebiet im Gſten und Norden des Tſchad⸗Sees. England erkennt die fran⸗ zöſiſche Einflußſpäre weſtlich einer Linie an, welche ſich ſüdlich vom Wendekreis des Krebſes die lpbiſche Wüſte entlang bis zum 5. Breitegrade erſtreckt. Beide Theile geſtehen einander gegenſeitig die Gleichheit der Behandlung in kommerzieler Hinſicht in dem Gebiete zwiſchen dem Nil und dem Tſchadſee einerſeits und dem fünften und dem 15. Breitegrade anderſeits zu. Frankreich hat ſomit Zugang zum Nil. Beide Parteien ver⸗ phichten ſich, gegenſeitig ſich der Ausübung politiſcher und terriotialer Rechte außerhalb der im Vertrage feſtgeſetzten Grenzen zu ent⸗ halten. Der „Standard, beſpricht das Ueber⸗ einkommen und iſt über die Beendigung des Konflikts erfreut. Das Uebereinkommen Droſchke Nr. 1998. Kriminal⸗Erzählung von Carl Caſſau. 2. Fortſetzung. „Faſſen Sie ſich, Herr Hobrügge, dieſe Augen find für immer geſchloſſen! Der große, ſtarke Mann un eſchine auf einen Stuhl und ſtöhnte: 5 0 „Todt, todt?? Engelbrecht nickte: „Ermordet! Bergiftet! 1 „Wo, wo?“ 1 85 „In einer Droſchke in L.“ „O mein Gott,“ ſtöhnte der unglückliche Vater, „wie ſoll ich es meiner Frau anbringen?“ Engelbrecht trat ihm näher: „Weiß Gott, es dauert mich, wenn Ihnen dienen ſoll, den Mord zu rächen, ſo dürfen Sie nichts zu Ihrer Gattin ſagen, ſondern müſſen mir heilig geloben über Alles, was ich Ihnen jetzt ſage, zu ſchweigen!“ Der Mann rang mit ſich, dann verſetzte er tonlos: 9 00 „Ich gelobe es feierlich! * 8 0 Nun erzählte ihm Engelbrecht Alle es, was er wußte und ſeine Vermuthung, daß die junge Dame vergiftet, gemordet ſei. Hobrügge verf gte alles a dann ſetzte er: N a 8 5 (Nachdruck verboten.) „Mit Cyankali? Das hat kein Anderer als der ſchändliche Apotheker gethan!“ „Der Apotheker?“ 15 „Sie ſollen Alles wiſſen!“ nd dann begann er: Wie Sie wiſſen werden, bin ich Seifenfa⸗ brikant. Wir hatten nur eine Tochter, die Erna. Wir haben etwas vor uns gebracht. Erna erhielt eine gute Erziehung. Mein Bedarf an Chemikalien wurde von der Löwenapotheke bezogen. Dabei muß der Proviſor Hugo Werner die Bekanntſchaft Erna's gemacht haben. Es entſpann ſich insgheeim zwiſchen Beiden ein Verhältniß, welches wir mißbilligten, denn wir hielten Hugo Werner für treulos geld⸗ gierig und eigennützig. So wird er auch gewußt haben, daß Erna eine reiche Parthie war. Ihr Sparkaſſenbuch lautete auf 7000 Mark. Vor faſt 2 Monaten hielt der Mann um Erna's Hand bei uns an wir wieſen ihn ab. Vierzehn Tag darnach verſchwand Erna eines Abends aus dem Hauſe ohne jede Nachricht, Tags darauf erfuhr ich, daß ſie die 7000 Mark von der Sparkaſſe abgehoben. Gleichziitig war Hugo Werner aus der Löwen⸗ apotheke verſchwunden; er hatte ſchon vorher ſeine Entlaſſung gefordert. Zehn darauf kam ein Brief von Erna an!“ Tage das Schreiben. M. datirt und lautete: Es war aus „Meine theuren Eltern! 14 Tage Er ging an den Pult und reichte Engelbrecht Zürnet mir nicht! Flucht Eurer Tochter nicht! Wenn ihr dieſe Zeilen erhaltet, bin ich mit Hugo auf der See, nach New⸗Nork zu ſteuern, wo Hugo Verwandte hat. Ich bergeſſe Euch nie, denkt auch Ihr bisweilen Eurer Erna.“ Engelbrecht ſagte: „Das Schreiben darf ich wohl mitnehmen? „Ja, mein Herr!“ „Nun, Herr Hobrügge, ſehe ich klar: Sie haben den Mordbuben ganz richtig aufgefaßt, er handelte aus Geldgier! Aks ihm die Mitgift ent⸗ ging, veranlaßte er Ihr Kind, die Sparkaſſen⸗Ein⸗ lage abzuheben; dann ward ihm die Kleine zur Laſt, er vergiftete ſie und machte ſich dann allein davon nach New⸗Nork! Aber getroſt, Sie geprüfter Mann, es lebt ein Gott, zu ſtrafen und zu rächen! Den Mörder finden wir! Und nun muß ich Sie verlaſſen! Sie werden von uns hören! Wenn wir den Mordbuben haben, ſind Sie Ihres Wortes entbunden! Auf Wiederſehen!“ Er ſchüttelte dem unglücklichen, weinenden Manne die Hand und ging laugſam dem Bahnhofe zu. Am anderen Morgen unterbreiteie er dem Polizei⸗Präſidenten zu L. Alles. „Herr Eugelbrecht,“ ſagte dieſer, „ich danke Ihnen im Namen der Gerechtigkeit! Ihre Er⸗ nennung zum Commiſſar iſt gewiß! Nun eilt es, den ſchlauen Vogel zu ange 1 * 9 Am nächſten Tage ging ein Teiehrane