allen Enden der Stadt alarmirte Polizei datt die gröfte Mühe, die Kampfhähne, von denen mehr als 20 verhaftet ſein ſollen auseinander zu bringen. Da infolge des Sonntags die Straßen ſtark frequentirt waren entſtand in wenigen Min. ein Auflauf von hunderten Menſchen, welche die Straße vollſtändig ſperrten und nur mühſam von der Polizei zurückgedrängt werden konnten. — Schwetzingen, 20. März. Der djährige Sohn des Wagenrevidenten Götz wollte einen auf dem Herde ſtehenden Topf zur Seite ſchieben, weil das Waſſer überlief. Nur mit dem Hemd bekleidet kam er dem Feuer zu nahe, wurde erfaßt und ſtand alsbald in hellen Flammen. Er ſprang in den Hof hinab, wo die anf ſein Hilfegeſchrei herbei⸗ eilenden Hausleute die Flammen erſtickten; doch hatte der arme Junge, der gerade am ſelben Tag ſeinen 8. Geburtstag feierte, ſolch ſchwere Brand⸗ wunden erlitten, daß er denſelben am gleichen Tage noch erlag. — Karlsruhe, 19. März. Nach neueſten amtlichen Feſtſtellungen befinden ſich in Baden 762 kotholiſche Pfarreien mit einem Rohertrag von 1,71 Millionen. Die Kapitaliſirung im 33 ½⸗ fachen Betrag ergiebt einen Werthanſchlag des ge⸗ ſammten katholiſchen Pfründvermögens von rund 57 Millionen Mark. Für den proteſtantiſchen Confeſſionstheil ergibt ſich bei 386 Pfarreien ein Rohertrag des Einkommens von 877 720 M. und ein Werthanſchlag des Pfründvermögens bei gleichem Umrechnungsſatz mit 29 Millionen. Man nimmt an, daß bei gleichem Steuerſatz die allgemeine bei den Katholiken mindeſtens 100 000 Mark mehr bringt, als bei den Proteſtanten. — Berlin, 20. März. Die edle Sache, für die der Ueberſchuß aus der Wohlfahrtslotterie zu Zwecken der Deutſchen Schutzgebiete dient, machen die Wohlfahrts⸗Looſe zu einem beliebten Kaufartikel, zumal dabei auch recht anſehnliche Gewinne, wie 100 000 Mark, 50 000 Mark, 25000 Mark, 15 000 Mark, 2mal 10 000 Mark u. ſ. w., im Ganzen 16 870 Geldgewinne mit 575 000 Mark zur Verlooſung gelangen. Bei erſter Lotterie war raſch ausverkauft, und es mußten ſchon mehrere Tage vor der Ziehung recht viele Beſtellungen auf Looſe unberückſichtigt bleiben. Es iſt deshalb zu empflehlen, Beſtellungen auf Wohlfahrts⸗Looſe à 3.30 zur zweiten Lotterie baldigſt bei dem General⸗Debit Ludw. Müller & Co., Bankgeſchäft in Nürnberg und München, einzureichen, oder bei einer der bekannten Loosverkaufsſtellen am hieſigen Habe zu machen. Die Ziehung findet bereits den 14., 15., 17., 18. und 19. April im Ziebungs⸗ ſaale der Königlich Preußiſchen Staatslotterie zu in ſtatt. . hort, 18. März. Soweit bis heute Abend bekannt, ſind bei dem Brande des Windſorhotels 12 Frauen verletzt worden. Die Angaben über die Zahl der Vermißten ſchwanken zwiſchen 60—70. Nach einer Meldung nimmt die Polizei an, daß an 60 Perſonen verbrannt oder erſtickt ſind. — New ⸗Pork, 19. März. Geſtern Abend iſt in der 5. Adenue das Windſor⸗Hotel nieder⸗ gebrannt, 25 Perſonen, nach anderen Schätzungen 60, ſollen bei dem Brande ihr Leben verloren haben. Eine große Anzahl Perſonen trugen ſchwere Verletzungen davon. Das Hotel war ſieben Stockwerke hoch und hatten 600 Zimmer. Der Schaden wird auf eine Million Dollar ge⸗ ſchätzt. Der Pächter des Hotels, veland verlor Frau und Tochter, er ſelbſt wurde lebensgefährlich verletzt. Bei dem Rettungswerke zeichnete ſich Fräulein Helene Gould ganz beſonders aus. Sie verſprach den Feuerwehrleuten für jeden Geretteten hohe Summen. Es fehlte an Sprungtüchern, ſo daß viele Perſonen, welche aus den oberen Stock⸗ werken ſprangen, den Tod fanden. Unter den Geretteten befindet ſich der Bruder des Präſidenten Mac Kinley mit Frau und Kindern. — New⸗Pork, 20. März. Das Logir⸗ buch des Windſor⸗Hotels iſt aufgefunden worden. Darnach befanden ſich 212 Gäſte und 350 An⸗ geſtellte während des Brandes im Hotel. Man befürchtet, daß eine größere Anzahl derſelben um⸗ gekommen iſt. Mehrere Zimmer ſind während des Brandes ausgeplündert worden. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen. 200 Ar⸗ beiter ſind mit den Aufräumungsarbeiten beſchäftigt. Bisher wurden keine weiteren Leichen aufgefunden. Die an den Beſitzer des Hotels von den Hinter⸗ bliebenen der Verunglückten. geſtellten Entſchädi⸗ gungs⸗Anſprüche betragen bereits weit über 12 Millionen Dollars. Der Bruder des Präſidenten Mac Kinley hat für 70 000 Dollar Werthpapiere bei dem Brande verloren. Im Beſitze der Poli⸗ zei befinden ſich die aufgefundenen Juwelen, die einen Werth von einer halben Million Dollar haben, deren Beſitzer ſich aber noch nicht ge⸗ meldet hat. 1 2 Vergehen gegen das Nahrungsmittilgeh Eine von der Nahrungsmittelpoltzei entdech Fälſchung kam dieſer Tage vor dem Schöffen richte Elberfeld zur Verhandlung. Der Härdler H. verfälſchte das bekannte Maggi dadurch, 15 er ein anderes Produkt, das er nicht abſchn konnte, damit vermiſchte und die ſo gepantſcht Ware als echtes Maggi verkaufte. In Anbetrac ſeiner bisherigen Strafloſigkeit wurde der An, geklagte zu einer Geldſtrafe von M. 20. 4 Tage Gefängniß, und zu den Koſten verurtell Beſonders betont wurde die Gleichmäßigkeit der Maggi⸗Würze, ſowie die große Sorgfalt, mit der di Maggi⸗Geſellſchaft die Herſtellung ihres Produkte überwacht, indem ſie daſſelbe ſelbſt unter de Kontrole der Nahrungsmittelpolizei ſtellt. Landwirthſchaftliches. Der ſchönen grünen Reineclauden werden immer weniger, die Händler in Hamburg, Berlin, Fran, furt am Main klagen, daß das Angebot in Nein clauden bei weitem die Nachfrage nicht deckt, E hat das ſeinen Grund darin, daß ein Reineclauden, baum hohe Anſprüche an den Boden ſtellt: a will tiefgründigen, warmen Boden, der nicht g naß, aber auch nicht zu trocken ſein darf, außer, dem verlangt er eine geſchützte Lage und richlig Ernährung. Bei dem Mangel an Reineclauden iſt hochintereſſant ein Verſuch, den der Apolheln Radomki in Schrimm gemacht hat und der biz jetzt vortre flich gelungen iſt. Er hat guf gl Pflaumenbäume Edelreiſer von Reineclauden ge⸗ pfropft und hat im vorigen Jahre die erſſeg Reineclauden gepflückt, ebenſo hat er es mt gleichem Erfolg mit Aprikoſen gemacht. In der neueſten Nummer des praktiſchen Ratgebers in Obſt⸗ und Gartenbau beſchreibt Herr Radom die Art des Umpfropfens, die mit beſonderz großer Sorgfalt zu geſchehen hat. Die Numer mit dem Aufſatze wird auf Wunſch gern 9 dem Geſchäftsamt des praktiſchen Ratgebers Frankfurt a. Oder zugeſchickt. — Wer Hände und Mäſche ſchonen will, ve wende keine anderen Waſchmittel wie Gutenberg Salmiak⸗Terpentin⸗Gallſeife. (Schutzmarke Gute bergskopf). Garantirt reine Seife ohne jeglic Soda⸗Zuſatz. Man achte auf die Schußzmar Gutenbergskopf. Verkaufſtelle ſiehe in heutige Annonce. „Ja, geſtern nimmt meine Alte wieder die Kiſſen heraus und findet dieſe Karte!“ 0 Er reichte damit dem Detektive ein längliches iſttenkärtchen. V ugelbrecht las: een „Erna Hobrügge⸗ Holm... „Hören Sie, Ahrens,“ ſagte er dann fieber⸗ haft erregt, „haben Sie ſeitdem öfter Damen ge⸗ „Ja, deshalb glaube ich, die Dame von da⸗ mals muß das Kärtchen verloren haben! Es hat zwiſchen den beiden Hälften des Sitzkiſſen geſteckt!“ „Gut, ſehr gut! Sie erhalten Nachricht, Ahrens! Guten Morgen!“ 8 Der Kutſcher war entlaſſen, Engelbrecht aber griff zu Hut und Ueberrock: „Adieu, Anna! Falls ich nicht zu Tiſch komme, wart nicht. Küſſe Willi.“ Damit war er zur Thür hinaus. „Was hat er nur?“ fragte die junge Frau, aber die Stimme ihres erwachenden Knaben rief ſie in die Schlafſtube. Herr Georg Engelbrecht fuhr direkt mit der nächſten Droſchke zum Prinzenhotel und verlangte den Oberkellner Oskar zu ſprechen. Der Ganymed erſchien und fragte devot: „Womit kann ich dienen?“ 5 „Mit einer Auskunft!“ „Und die wäre, Herr Engelbrecht?“ . „Erinnern Sie ſich, Oskar, des Ehepaares Träger und des Todes der jungen Frau!? 5 Oskar wurde bleich. 1 1. „Freilich, mit Grauſen!“ 1 „Hörten Sie damals das Ehepaar ſich gegen⸗ ſeitig nennen?“ „Wie nannte der Mann ſeine Frau?“ „Erna!“ ee ee „Ha! und ſie ihn??? „Hugo!“ „Es iſt gut!“ „Er ging mit kurzem Gruße und rief dem andern Roſſelenker zu: „Nach dem Juſtizpalaſt! Schnell fahren!“ Oskar aber ſagte brummend: „Jagt mir der Mann einen Schrecken ein und raſt dann wie ein Beſeſſener davon! Nein dieſe Polizeimenſchen!“ Georg Engelbrecht rannte inzwiſchen über den Korridor in die Bibliothek, riß ein Buch aus einem Regal und ſuchte den Namen Holm. Er fand ihn ſchnell, notirte ſich Kreis und Größe des Städchens und eilte zum Präſtdenten. „Nun, Engelbrecht ?“ emfing ihn dieſer. „Herr Präſtdent, ſagte Engelbrecht, „ich bin dem Verbrechen auf der Spur!“ „Welchem, lieber Engelbrecht?“ „In Droſchke No. 1998.“ Der Präſident entſann ſich jetzt lang ſam. „Und unn, Engelbrecht 2“ „Ich will nach Holm reiſen, brauche Urlaub und Geld. „Beides gewährt. Ich weiſe Ihnen 100 M. an und Urlaub von unbegrenzter Dauer. Iſt es ſo recht?“ „Ich bitte, ja!“ Der Präſident wies die Summe an und ſagte: „Guten Erfolg!“ Engelbrecht reiſte mit dem nächſten Schnellzuge ab. Das Bild der ermordeten Dame trug er im Taſchenbuche bei ſich. Spät am Nachmittag kam er in Holm an und ging auf's Meldeamt. „Giebt es hier eine oder mehrere Familier Hobrügge?“ f N C Der Beamte ſah nach. „Nur eine.“ 214 „Wohnt?“ „Fliederſtraße 43.“ f „Was iſt der Mann ?“ „Seifenfabrikant.“ „Ich danke Ihnen.“ Eine halbe Stunde ſpäter trat Engelbrech nachdem er ſie reſtaurirt, beim Seifenfabrikanten Hobrügge ein. „Ich möchte Sie insgeheim ſprechen! ſagte ki, „Mein Name iſt Georg Engelbrecht, bin Deiellthe der Kriminalpolizei in L.!“ 1 „Und was verſchafft mir die Ehre?“ „Sind wir allein?“ ö Er ſah ſich um. 1 „Wir wollen in mein Kontor treten, wo ſt ungeſtört ſind!“ Es geſchah, und Hobrügge, ein ernſt drein ſchauender Mann, fragte: „Nun, mein Herr“ Georg Engelbrecht zog die Viſttenkarte herpa und reichte ſie ſeinem Vis- a- vis. „Kennen Sie das?“ 1 „Eine Karte meiner Tochter Erna! findet ſie ſich?“ Georg Engelbrecht dagegen fragte: „So vermiſſen Sie dieſelbe?“ „Allerdings, ſeit 43 Tagen! Sie ſind bon der Kriminalpolizei? Sie erſchrecken mich!“ Engelbrecht holte ſein Taſchenbuch hervor und reichte Herrn Hobrügge das Bild: „Iſt das ihr Fräulein Tochter 2“ „Ja! Aber ſchlafend. Mit Augen wenigſtens.“ Herrn Engelbrecht's Stimme bebte, als et — * 9 3 Wo be⸗ geſchloſſenen ſagte iſtullie 2