Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. Preis vierteljählich Mark 1.— mit illuſtrirtem Unter⸗ 0 haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. ür die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, 5 Ladenburg. 5 urge Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. 14 Anzeigen: Die einſpaltige Co Naum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Molitor, deren 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Politiſches. Berlin, le. März. Die Militärvorlage wurde geſtern vom Reichstage in dritter Ceſung angegommen. — Friedrichsruh, 16. März. Beiſetzungsfeier traf eine aus 10 Offizieren und Unteroffizieren beſtehende Deputation des Küraſſier⸗ regiments von Seydlitz, Magdeburgiſches Nr. 7 unter Führung des Prinzen Schönaich⸗Carolatb ein. Ferner waren anweſend Bürgermeiſter Mönke⸗ berg aus Hamburg, als Vertreter des Senats, der Landrath Graf Fink von Finkenſtein, Prä⸗ Beim Bahnübergange vor dem Schloſſe nahm eine vom zweiten hanſeatiſchen Infanterie⸗Regimente Nr. 76 geſtellte Ehrenkom⸗ und Regimentsmuſik Auf⸗ ſident Jungnickel uſw. pagnie mit Fahne — Friedrichs ruh, 16. März. Uhr 25. Min. traf der Kaiſerzug ein. Salonwagen hielt vor dem Schloßportal. Ehrenkompagnie präſentierte. von Fürſt Herbert Bismarck, der Generaluniform trug, Grafen Wilhelm Bismarck, Grafen Rantzau und Gereraloberſt Graf Walderſee begrüßt und Der Kaiſer trug Garde⸗ Der Kaiſer wurde ins Schloß geleitet. Küraſſier⸗Uniform. — Friedrichsruh, halb 11 Uhr Vormittags trafen 2 Perſonenzüge und 2 Extrazüge ein, welche Tauſende von Theil⸗ nehmern an der Beiſetzungsfeier brachten. Die Mitglieder des Reichstagswahlvereines in Hamburg geordnet in Gruppen von je 100 Mann, von denen jeder eine Harzfackel trug, begaben ſich über die Bahn auf den Weg nach dem Mauſoleum. Friedrichsruh, 16. März. Die Bei⸗ ſetzung des Fürſten Bismarck fand heute fol⸗ Nach dem Eintreffen des KHaiſers im Schloſſe ſetzte ſich der Trauerzug gendermaßen ſtatt: Ladenburg. gamstag' den 18. März . 1899. in Bewegung. Funächſt wurde ein lang an- neuen bürgerlichen Geſetzbuch, welcher am haltender Trommelwirbel geſchlagen, worauf die Regimentsmuſik den Choral „Jeſus meine Zuverſicht“ intonirte. Den Zug eröffneten die Trommler, hierauf die Muſikkapelle des 76. Infanterieregiments mit der Fahne des Kegi⸗ ments; hinter den Soldaten ſchritt der Orts⸗ geiſtliche Weſtphal und zwei andere Geiſtliche. Dann folgte der Sarg der Fürſtin, abwechſelnd getragen von Förſtern und Mitgliedern des Ansgarvereins; dann der Sarg des Fürſten, den abwechſelnd Unteroffiziere der Sepdlitz⸗ küraſſiere und Mitglieder des Ansgarpereins trugen. Unmittelbar hinter dem Sarg ſchritt der Kaiſer, ihm zur Linken Fürſt Herbert von Bismarck, hinter ihnen Hraf Wilhelm von Bismarck mit Frau v. Arnim. Es folgte dann Gräfin Wilhelm Bismarck mit ihren Töchtern, Graf Kantzau mit ſeinen Söhnen, Graf Walder⸗ ſee und das Gefolge des Kaiſers. Swiſchen einer langen Reihe von 1500 Fackelträgern be⸗ wegte ſich der Zug unter den Hlängen der Trauermuſik und langte Mittags 12 Uhr vor dem Maufſoleum an. Hier bildete eine Ehren⸗ kompagnie Spalier. Fürſt Herbert machte dem Haiſer die Meldung. Die Särge wurden nieder⸗ geſetzt und durch Leute des Ansgarvereins und Küraſſiere ins Mauſoleum getragen, das der Haiſer, Fürſt Herbert und das Trauergefolge betraten. Die Thüren wurden geſchloſſen. Eine Doppelreihe von Förſtern ſtellte ſich davor auf. Nach 20 Minuten gab die Ehrenkom⸗ pagnie 3 Salven ab; damit war die Feier beendet. Verſchiedenes — Ladenburg, 14. März. Der zweite Vortrag des Herrn Notar Dr. Carlebach, über das Recht der Frau und der Kinder im Sonntag Abend im Gewerbeverein ſtattfand, bot folgende höchſt intereſſante Einzelheiten: Aenderung des Vor⸗ oder Zunamens darf nur mit Zuſtimm⸗ ung des Staatsminiſteriums geſchehen. Anfang oder Ende einer Verlobung, außer durch Ehe⸗ lichung, kennt das Geſetz nicht. Auf Eingehung der Ehe kann nicht geklagt werden, wohl aber muß zurückerſetzt werden, was aus Gründen der Verlobung aufgewendet wurde, ſo auch ein Penſionsaufwand, wenn der Bräutigam ihn von ſeiner Braut verlangt, desgleichen die Geſchenke. Erſatzpflicht tritt nicht ein, wenn ein wichtiger Grund zum Rücktritt vorliegt. Ein Mann darf nicht vor dem vollendeten 21. Jahre, dem Ein⸗ tritt der Volljährigkeit, eine Frau nicht vor der Vollendung des 16. Lebensjahres eine Ehe ein⸗ gehen Eine Frau bedarf bis zur Vollendung des 21. Lebensjahres zur Eingehung einer Ehe der Einwilligung der Eltern oder des Vormundes. Wird dieſe verweigert, ſo kann ſie durch das Amtsgericht erſetzt werden. Der Minn iſt Herr im Hauſe und ihm ſteht die Entſcheidung in allen das gemeinſame eheliche Leben betr. Angelegen⸗ heiten zu, insbeſondere beſtimmt er Wohnort und Wohnung. Die Frau iſt zu Arbeiten im Haus⸗ weſen und im Geſchäfte des Mannes verpflichtet. Alle Verpflichtungen der Frau einem Dritten gegenüber, wenn ſie etwa als Schauſpielerin auftreten oder Dienſte als Aufwärterin annehmen, kaun er unverzüglich kündigen. Appeliert die Frau an das Amtsgericht ſo entſcheidet dieſes über den Kopf des Mannes weg. Die Frau hat die Schlüſſelgewalt und kann auf Rechnung des Mannes Einkäufe machen, ſo lange derſelbe nicht in der Zeitung warnt, ihr etwas zu borgen; die Entſcheidungen für den letzteren Fall waren bis jetzt zweifelhaft. Auch hier kann das Amtsgericht der Frau wieder ihr Recht geben und dies ver⸗ Droſchke Nr. 1908. Kriminal⸗Erzählung von Carl Caſſau. (Nachdruck verboten.) „Es war in den ſechszig Im Prinzenhotel der Großſtadt L. ſtieg ein ab, bezog dort Wohnung und ſchrieb ſich als Ehepaar Träger ins Fremdenbuch ein. Das Prinzhotel iſt ein Gaſthaus 2. Ranges und ziemlich abſeits belegen. Es war ſpät am Abend, als die Leutchen an⸗ Den Herrn konnte man nicht erkennen, da er den Kragen ſ eines Habelocks ſehr hoch, wahr⸗ ſcheinlich der kalten Nobemberluft wegen, empor⸗ geſchlagen hatte, die Dame war verſchleiert. Die Herrſchaften aßen auch nicht an der table d'note während der drei Tage, die ſie im Hotel zubrachten, ſondern auf ihrem Zimmer. Oskar der geſchniegelte Ganymed des Hotels, vulgo Oberkellner, der die Herrſchaften bediente, konnte übrigens ſeiner Neugier Genüge leiſten, denn er ſah die junge, ſchöne Frau öfter und ſagte dem Beſitzer des Hotels, daß er von derſelben Herr Stüve, der Inhaber des Hauſes, lachte „Oskar, Sie ſind ſo neugierig, wie verliebt: Wann werden Sie einmal vernünftig werden? Was eht Sie nur die D Oskar lächelte „Man kann ſich über Frauenſchönheit freuen, wie über ſchöne Blumen!“ „Ach, Sie ſind unverbeſſerlich!“ Den Herrn bekam dagegen Oskar nie zu Geſicht. Wenn er ins Zimmer mußte, befand ſich Herr Träger ſtets im Nebenzimmer; einmal war er auch im Wohnzimmer, drehte aber Herrn Oskar den Rücken zu, ſodaß jener nur bemerken konnte, der Herr ſei blond, ſchlank gewachſen, dem Anſchein nach auch jung. Sprechen hörte Oskar ihn öfter, denn als man einziehen wollte, nahm die junge Frau an der Zimmernummer 13 Auſtoß. D Das iſt eine Unglückszahl!“ ſagte ſie. „Hugo, dort mag ich nicht wohnen.“ Aber der Herr Hugo Träger entgegnete: „Unſinn, Erna, das Zimmer iſt gut!“ „Und wir haben kein anderes mit Schlafſtube frei!“ fiel Oskar ein. Hierauf fügte ſich Frau ſtreben. Träger mit Wieder⸗ und ſcherzen. Am dritten Tage klingelte es in No. 13, die Dame berlangte eine Droſchke und ihre Rechnung, zahlte und machte ſich reiſefertig. Oskar erhielt ein angemeſſenes Trinkgeld. Er lungerte noch auf der Diele herum, als die Droſchke vorfuhr. Er ſtierte ſie gleichzeitig an, ſagte oben Beſcheid und verſchwar Die Gäſte reiſten ab. Oskar hörte die Beiden, wenn er horchte, lachen Dame. „Nach dem Nordbahnhofe!“ befahl der Herr! Bis dahin war es ein weiter Weg. Die Droſchke war bis in die Bahnhofſtraße gekommen, da klopfte der Herr an's Fenſter am Sitz. Der Kutſcher hielt. „Meine Frau iſt unwohl, ich will mit ihr zum Arzt. Halten Sie, hier wohnt ja wohl, wie das Schild ſagt, ein Doktor. Das für die Fahrt!“ Er reichte dem Kutſcher mit abgewand tem Geſicht einen Thaler hin, hob ſeine Frau auf den Thorweg. Das Reiſeköfferchen holte er haſtig nach. Die Droſchke rumpelte davon. Auf dem Schilde ſtand Dr. Elliſen, praktiſcher Arzt. Von dem offenen Thorwege führten rechts und links Eingänge in verſchiedene Wohnungen; alle Eingänge hatten einen langen Korridor. Nach etwa zehn Minuten huſchte eine lange Männergeſtalt im Havelock mit einem Reiſeköfferchen in der Hand in die ziemlich dunkele Bohnenſtraße und eilte dem Nordbahnhofe zu. Bald war ſie im Gewirre der Fahrgäſte und im nächſten Zuge ver⸗ ſchwunden. f f Es war dieſes gegen 10 Uhr des Abends geweſen. Am anderen Morgen kurz nach 8 Uhr trat der Diener des Dr. Elliſen, der noch Jung⸗ geſelle war, durch die Wohnungsthür in den Cori⸗ ridor und erſchrack auf den Tod, deun auf der Treppe des gegenüberliegenden Ganges ſaß eine 9 * —