gekrönt * der folgende der Herrn Dr. Schnell⸗ dach in Frankfurt a. M. zum Verfaſſer hat: Zerſtört durch Melacs Feuersbrunſt, Ein kurz Gedeih'n durch Fürſtengunſt. Heut ſichert meiner Bürger Streben 5 Den Preis vor Allen mir im Land 1711 Und zweier Ströme reges Leben N Iſt meiner Blüthe dauernd Pfand. L Karlsruhe, 10. März. Von ſozial · politiſcher Bedeutung dürfte eine Beſtimmung ſein, welche die Juſtizkommiſſion der zweiten Kammer in den Geſetzentwurf über die Gerichts⸗ und Notarskoſten in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit aufgenommen hat. Hiernach wird die Gebührenfreiheit auch auf ſolche Aktiengeſell⸗ ſchaften, Genoſſenſchaften und Geſellſchaften mit beſchränkter Haftung ausgedehnt, deren durch Statut beſtimmter Zweck ausſchließlich darauf ge⸗ richtet iſt, unbemittelten Familien geſunde und zweckmäßig eingerichtete Wohnungen in eigens erbauten oder angekauften Häuſern zu billigen Preiſen zu verſchaffen und deren Statut die an die Geſellſchafter zu verteilende Dividende auf höchſtens 4% ihrer Anteile beſchränkt, auch den Genoſſenſchaften für den Fall der Auflöſung der Geſellſchaft nicht mehr als den Nennwert ihrer Anteile zuſichert, den etwaigen Reſt des Geſell⸗ ſchaftsvermögens aber für gemeinnützige Zwecke beſtimmt. Jedoch ſoll ſich die Gebührenfreiheit nur auf Geſellſchaften erſtrecken, die ihren Sitz im Großherzogthum haben. Sie kann aber auch außerladiſchen Geſellſchaften gewährt werden, wenn der auswärtige Staat Baden gegenüber die gleiche Rückſicht übt. — Aus der Pfalz, 12. März. Ein Schifferſtadter Bahnwärter der Freitag Nacht nach ſeiner Ablöſung den Bahnkörper entlang ging, wurde, da er durch den dichten Nebel nicht ſehen konnte, von einem Zuge überfahren. Der Kopf wurde dabei vom Rumpfe getrennt. Das Unglück ereignete ſich zwichen Rheingönnheim utterſtadt. 5 945 55 chen, 12. März. Heute beging Bayern zu gleicher Zeit den Geburtstag ſeines Regenten, des am 12. März 1821 geborenen Prinzen Luitpold und die Jahrhundertfeier der Uebernahme der Regierung des Landes durch die noch heute herrſchende Linie Zweibrücken⸗Birkenfeld des Hauſes Wittelsbach. Faſt ein Menſchenalter hindurch hat ſich jetzt Bayern als ein zuverläſſi⸗ ges, feſtes Glied des neugegründeten Deutſchen Reiches erwieſen, und die reichstreue patriotiſche Geſinnung ſeines Regentenhauſes ſteht über allen Zweifel erhaben da. Möge der zweitgrößte deutſche Bundesſtaat und das Wittelsbacher Haus weiter blühen und gedeihen zu des Reiches Wohl und Feſtigung. erte „13. März. Die bei der Audienz Cecil Rhodes' beim Kaiſer ſtattgehabte Ausſprache, welche ca. Stunden dauerte, hinterließ einen durchaus befriedigenden Eindruck. Es iſt nach der „M. A. Z.“ anzunehmen, daß den engliſchen Wünſchen in Betreff des Bahnbaues durch Deutſch⸗ Oſtafrika unter Vorausſetzung der ſtrengſten Wahrung des deutſchen Intereſſes und der deutſchen Hoheitsrechte Rechnung getragen werden wird. — Tragiſches Schickſal eines heimgekehrten Kriegers. Eine erſchütternde Nachricht kommt aus einer kleinen Stadt nahe bei Santiago aus Spanien. Vor kurzem langte in Corunna ein Bataillon Soldaten aus Weſtindien an und einer der bis zum Skelett abgemagerten, durch Krankheit und Entbehrungen aller Art für ihre nächſten Ange⸗ hörigen unkenntlich gewordenen Menſchen ſchleppte ſich mühſam bis zu ſeinem Heimathsort, den er Nachts, bis zum Tode erſchöpft, erreichte. Nachdem er lange vergeblich an die Thüre ſeines Vater⸗ hauſes geklopft hatte, öffnete ſich ein Fenſter im oberen Stockwerk und ſeine Mutter fragte, wer dort ſei. Mit Anſtrengung rief ihr der junge Mann hinauf, daß ihr aus dem Kriege beimgethr Sohn um Einlaß bitte. Die Stimme des Aer die ſo hohl klang, als käme ſie auz dem Geh erſchien der Frau vollkommen fremd, und da un bisher nichts von der Ankunft eines Soldat, ſchiffes gehört hatte, jene gebirgige Gegend 108 gerade um dieſe Zeit ſehr unter den Ueberfällg von Banditen zu leiden hat, glaubte ſie ez 5 einem Abgeſandten einer Räuberbande zu thun u haben, und ohne auf die flehenden Worte, die ju it hinaufſtöhnten, weiter zu achten, ſchlug ſie daz Fenſter zu. Der Unglückliche muß es noch 10 einigen Nachbarhäuſern verſucht haben, u kommen zu finden, den verſchiedene Leute innerten ſich am andern Morgen, daß ſie dumpfes Pochen und Rufen gehort hätten, Als hen Unglücklichen nirgends aufgethan wurde, kehre g zur Schwelle ſeines Elternhauſes zuriſc, . man in der Frühe des nächſten Tages ih Leiche vorfand. Landwirthſchaftliches. Wie ſich doch die Zeiten und die Anſchig ändern! Wie lange iſt es her, daß es für iy möglich gehalten wurde, in Norddeutſchland, w überhaupt im kälteren Klima, ſchöne, reife Wen trauben zu erzielen und jetzt wird dieſe Auch als unrichtig verworfen. In der neueſten Num des praktiſchen Ratgebers im Obſt⸗ und Garten. bau beſchreibt ein Herr aus Oberſchleſten ein gam einfaches Weinhäuschen, das er ſich ſelbſt erbat hat, in dem er im vergangenen Jahre von feden Weinſtocke „40 große Trauben mit Beeren von der Größe der Pflaumen und Kirſchen“ erzielt hat! Die Nummer mit dem lehrreichen Auffahe — das Weinhäuschen iſt abgebildet — wird gu Wunſch von dem Geſchäfsamte des pralkiſchen Ratgebers umſonſt zugeſchickt . — 72 „Ja, ſie kann, ich ſage Euch, ſie kann, vor⸗ lautes Weib! kreiſchte Priscilla. „Geht hinaus, bis ich Euch rufe! Dieſe unwiſſenden Aerzte bringen mich ums Leben; ſie wünſchen, daß ich ſterbe, weil ich Ihnen ſo viel Mühe mache. So werde ich denn langſam hingemordet. Hätte ich einen Londoner Doctor gehabt, ſo wäre ich längſt curirt. Ich könnte meinem Alter nach noch Jahre lang leben, warum ſollte ich jetzt ſchon in die Grube fahren? Retten Sie mich, Adelheid, Sie können, wenn Sie nur wollen.“ „Vergeſſen Sie denn, daß es einen Gott im Himmel giebt, einen Herrn über Leben und Tod?“ fragte der Oberſt mit tiefernſter Stimme. „Tragen Sie ihm Ihre Bitten vor, vielleicht wird er ſie erhören.“ „Wer iſt dies? — ein Geiſtlicher!“ ſtöhnte die Sterbende unruhig ſich auf den Kiſſen umher⸗ werfend. „Ich brauche keinen. Später will ich einen rufen laſſen, aber jetzt noch nicht. O, Adel⸗ heid, thun Sie etwas für mich, lindern ſie meine gräßlichen Oualen.“ Frau Mervyn konnte ihre Thränen nicht zurückhalten; ſie fühlte ſich aufs Tiefſte erſchüttert. „Ach Sie weinen,“ ſagte Priscilla, „ſo ſind Sie immer noch das ſanfte, weichherzige Geſchöpf, das ich geliebt hätte, wenn ich ihm nicht ſolches Unrecht zugefügt. Sie werden mir einen anderen Arzt rufen laſſen, Adelheid, nicht? Sagen Sie ja, liebe gute Adelheid, ſagen Sie ja.“ „Wenn ein Londoner Arzt hier was nützen könnte,“ begann der Oberſt. „O gewiß, ich weiß es ganz gewiß,“ unter⸗ brach ihn Priscilla. „Sie werden gleich nach ihm telegraphiren, nicht war, Adelheid? Und ſie ſollen Ihre Belohnung dafür haben, denn ich werde Ihnen die ſchriftliche Ausſage geben, daß Hubert todt iſt, daß er bei jenem Schiffbruch bor zwanzig Jahren ums Leben kam.“ Aber kann ich dies wirklich glauben?“ fragie Frau Mervyn, zwiſchen Furcht und Hoffnung ſchwankend. „Ich ſage: ja; aber zum Ueberfluß finden Sie dort in meinem Taſchentuch ein amtlich be⸗ glaubigtes Document des Inhaltes, daß bei jenem Schiffbruch nicht ein einziges Menſchenleben gerettet wurde. Sie werden telegraphiren, nicht wahr, Adelheid? Bedenken Sie es iſt keine Zeit zu verl ieren. „Augenblicklich werde ich Ihren Wunſch er⸗ füllen, Priscilla,“ verſetzte Adelheid athemlos, „nur e inen Blick muß ich in jenes Document werfen. Doch zuvor ſagen Sie mir noch, wie es ſich mit jenem Medaillon verhielt?“ f „Ah, das Medaillon:“ ſagte die Sterbende und ein gräßliches Lächeln verzerrte ihr wachsgelbes Geſicht; „das erſchreckte ſie ſehr, nicht wahr? Und die Handſchrift war gut nachgeahmt, he? Sahen Sie den Mann, der das Packetchen in Ihr Haus brachte? Er war ein Vetter von mir und Hubert und glich letzterem hinreichend, um Sie tüchtig zu erſchrecken, wenn Sie ihn zufällig geſehen hätten.“ Ehe ſie nur ausgeſprochen, hatte Frau Mervyn das Document herbeigeholt und Priscillas Ausſage beſtätigt gefunden. Sie ſank auf ihre Kniee, hob die gefalteten Hände zum Himmel auf und ſprach ein Dankgebet, ſo innig, ſo ehrfurchtsvoll, daß ſelbſt die leichtfertige Priscilla ſich momentan dadurch bewegt fühlte. Oberſt Mervyn zog ſanft die Gattin zu ſich heran und ſchloß ſie mit dem Ausdruck zärtlicher Vergebung an ſein klopfendes Herz. „Dies sar eine ſchwere Prüfung für unſere Liebe,“ murmelte er; „und in der erſten Aufwallung von Zorn und Aerger über Deinen Mangel an Vertrauen fürchte ich, allzu hart und grauſam gegen Dich geweſen zu ſein meine geliebte Adelheid. Ziehen wir daraus eine Lehre für die Zukunft in dieſem Augenblick gegenſeitiger Vergebung; nie mehr ſoll ein Geheimniß unſern Frieden trüben.“ 5 „Sie vergeſſen mich ganz, Adelheid! jammerte Priscilla, mit ihren welken Armen in der Luft herumfahrend. „Wollen Sie denn gar nichts für mich thun? Für ſich beten Sie, können Sie nicht auch 1 mich beten ?“ „Beten wir gemeinſchaftlich,“ ſagte Frau Mervyn, ihre Freudenthränen 0 And 5 herzig ihre eignen Gefühle bei Seite drängend, um das Grauſen zu hindern, das die arme ſcheidende Seele überkam; „beten wir gemeinſchaftlich, Pris⸗ 5 1 e Vater iſt barmherzig egen all ſeine Kinder, viellei i . Ee erden vielleicht wird er unſer 5 „Es hat keinen Zweck,“ ſtöhnte die Sterbende verzweifelt, „ich weiß, es hat keinen Zweck! Wer ſollte im Himmel meine Bitten anhören? Schickt nach dem Londoner Arzt, wie Ihr mir berſprocheg habt. Meine Schmerzen nehmen ab, ich perde ſchlafen, bis er kommt.“ „Und ſich ganz auf irdiſche Hülfe berlaſſend und verſtockt von dem großen himmliſchen Az ſich abwendend, der allein ſie hätte heilen köneg, ſank Priscilla in einen Schlummer, aus dem fe nie mehr erwachte. Das grauſige Ende eines Sünde und Gottloſigkeit verbrachten Lebens! Es dauerte lange, lauge Zeit, ehe Jen Mervyus tief erſchütterte Geſundheit wieder ib früheres Gleichgewicht erlangte. Aber das kulge abgeſchloſſene Leben in dem lieblichen Beecheroſß, die ſorgſame, zärtliche Pflege des Gatten iu Kindes, ſowie die glückſeligen Briefe von Rosa inn Walter, verfehlten mit der Zeit nicht, ihren wo thätigen Einfluß auf die ſchwer geprüfte Fran, Der Friede kehrte in ihre Seele, eine friſche arte auf ihre bleichen Wangen zurück. Dart, der Detektive, forſchte nie der Suu jenes Rubinenbraleſets nach, denn Herr Hollis erlag ſehr bald einer ſchweren Lungenentzündung, welche er ſich in dem veränderlichen Klima Englands zugezogen hatte; in einem ſeltſam ſtyliſirten Le ſtament ſein ganz Vermögen der Frau Merohn vermachend, als Zeichen ſeiner Hochachtung und als kleine Entſchädigung für die unfreundliche ungerechte Behandlung, die ſie von ſeiner Couſine, Frau Mo daunt, erduldet hatte. Lilly Mervyn war von zahlreichen Bewerbern umſchwärmt, aber ſie konnte ſich nicht eniſchlleßel, ihre Eltern ebenfalls zu verlaſſen. Erſt als eint kleine Roſa Tufton aus Indien eintraf, um bei den Großeltern in England geſund und kraft heranzuwachſen da glaubte Lilly ſich entbehrlich und reichte dem Lord Hamilton, dem ihr junges Herz ſchon längſt in heißer Liebe entgegenſchlug, ihre Hand. Anch Frau Mervyn fühlte ſich glücklich iu derneugewonnenen Liebe des Gatten. Der Schalten der bihre Ehe ſo gänzlich zu verdüſtern drohte, war gewichen, und die Wiedervereinten begannen g' meinſam, von zärtlicher Hingebung getragen, den Hügel hinabzuſteigen, der ſie allmälig zu einem ſchönern und beſſern Heim führen wird. 1 l i