gilt als im Grundſatz bereits beſchloſſen, und es ſollen die Mittel in des nächſte Budget aufge⸗ nommen werden. Es würde ſich zunächſt mehr auf die Erfaſſung der Aufgabe in größerem Stil durch eine Inſpektorin von bedeutender Vorbildung handeln und die weiteren Geſchäftsgebiete müßten mit dem Vertrauen der weiblichen Arbeitskräfte erſt allmählich gewonnen werden. Hier wie bei der Frage der Decentraliſation fühlt man aus dem Bericht mit Beſtimmtheit heraus, wie es dem wiſſenſchaftlich und praktiſch gleichmäßig durch⸗ gebildeten Beamten widerſtrebt, gewiſſermaßen leere Stellen ohne klar zu erkennenden Inhalt geſchaffen zu ſehen; mit ſolcher wäre wenig zu leiſten, und ſie könnten wohl nur das Anſehen in Frage ſtellen, das ſich gerade die badiſche Fabrikinſpektion weithin in Deutſchland durch Einſicht und hingebende praktiſche Arbeit geſchaffen hat. Der Arbeiterſchutz iſt zu neu in ſeinen Grundlagen, und noch zu rielfach angefochten, als daß man die gewonnenen Er⸗ gebniſſe, die ja doch zum Theil geradezu als er⸗ kämpft bezeichnet werden müſſen, heute ſchon durch noch ſo wohlgemeinte Experimente in Frage ſtellen dürfte. — Mannheim, 2. März. Die Verhandlung in dem bekannten Sackdiebſtahlsprozeſſe iſt nunmehr auf den 13. März feſtgeſetzt worden. Es ſind nicht weniger als 37 Perſonen angeklagt. — Aus Baden, 2. März. Nach dem ſo⸗ eben erſchienenen neuen Schematismus der Erzdiözeſe Freiburg giebt es in Baden und Hohenzollern 1260 kath. Geiſtliche, ferner 28 Benediktinerpatres (in Beuron) und 6 Franziskaner (in Gorheim bei Sigmaringen). Frauenorden ſind folgende zuge⸗ laſſen: Die Frauen vom heiligen Grab in Baden⸗ Baden, die Urſulinerinnen in Breiſach, die Ciſter⸗ zienſerinnen in Lichtenthal, die Kongregation unſerer Lieben Frau in Offenburg und in Rhein⸗ burg, die Urſulinerinnen in Villingen; in Hohen⸗ zollern: die Benediktinerinnen in Habthal. Außer⸗ dem giebt es in Baden noch folgende Kongregationen f für Krankenpflege: die Barmherzigen Schweſtern in Freiburg, die Schweſtern vom hl. Franziskus in Gengenbach, die Kreuzſchweſtern aus Ingenbohl mit dem Probinzhaus in Hegne bei Konſtanz. — Wertheim, 28. Febr. Ein armes, bäuerliches Ehepaar aus dem Speſſart, das auf der Bahn fuhr, ſtellte im Wagen⸗Abtheil einen Sack zwiſchen ſeine Füße. „Was habt ihr den in 12 55 5 2“ fragte der Schaffner. „Kraut, bitte ſchön, einige Häuptl Kraut,“ ant⸗ wortete der Bauer. „Nun, das Zeug hindert hier, legt es hinauf, raſch,“ befahl darauf der Schaffner. Nur widerwillig folgte der Bauer und ſchob den unheimlich ſchweren Krautſack auf das ſchmale Brett. Der Schaffner entfernte ſich. Plötzlich ertönte aus dem vermeintlichen Krautſack eine klägliche Stimme: „Vater ich fall' herunter!“ Man kann ſich das homeriſche Gelächter der übrigen Reiſenden denken. Der Bauer flehte, man möge ihn nicht verrathen, er habe zu wenig Geld gehabt, um die Reiſe für ſeinen achtjährigen Knaben zu zahlen und ſteckte ihn deshalb in den Krautſack. Eine kleine Sammlung ſchaffte das Geld für das Billet herbei, doch da die Endſtation des ehrſamen Bauernpaares erreicht war, ſo empfahl ſich der dankbare Bauer mit ſeinem „talentirten Krautſack.“ — Kaiſerslautern, 2. März. Heute iſt Herr John Kayſer, der Begründer und techniſche Leiter der Pfälz. Nähmaſchinen⸗ und Fahrräder⸗ Fabrik vormals Gebr. Kayſer, im Alter von nahe⸗ zu 64 Jahren verſtorben. — Cannſtatt, 1. März. Geſtern Abend 6 Uhr iſt in der Teckſtraße Nr. 80 hier ein 4 Jahre altes Kind 4 Stock hoch zum Fenſter herausgefallen und war ſofort tot. Die Mutter war „ius Putzen“ gegangen und hatte ein etwas größeres Kind zur Arbeitsſtätte mitgenommen; ſo waren die 2 weiteren Kinder, ein 4jähriges und ein 1½ jähriges allein in der Wohnung. Das kleine Kind hat zudem die „Roten Flecken“. Das ältere erkletterte das ziemlich hohe Fenſter und fand dabei den frühen Tod. Man hob es mit zerſchmettertem Schädel von der Srraße auf. — Heilbronn, 2. März. Ein ſchwerer Unglügsfall verſetzte eine hieſige Familie vorgeſtern in tiefe Trauer. Die Hausfrau wollte abends auf der Plattform des Wohnhauſes Waſch aufhängen und trat auf ein Glasdach das ſich über dem a „Treppenhaus befindet, welches einbrach, ſo daß die vom hl. Vinzenz von Paul mit dem Mutterhaus 5 Frau etwa 8 Meter tief abſtürzte und dabei außer Beinbrüchen ſo ſchwere innere Verletzungen erlitt, daß ſie noch in derſelben Nacht ſtarb. Der ſchwer betroffenen Familie wendet ſich allgemeine Theil⸗ nahme zu. — Mainz, 1. März. Geſtern Abend iſt es gelungen, eine raffinirte Schwindlerin zu ver⸗ aften. Die Verhaftete iſt eine gewiſſe Juſſe Trag, 15 Frankfurt a. M., die in Frankfſtrt 05 0 in Ladengeſchäften als Buchführerin thätig war. 5 Frauenzimmer verübte dadurch eine Relhe von Be. trügereien, daß ſie ſich eine Droſchke nahm und 50 den hieſtgen Juwelieren und Goldarbeitern vorfuht ſich als die Gattin eines Offiziers ausgab und um großartige Beſtellungen machte, die auch anſtandzloz von den Goldarbeitern effektuirt wurden; beſonherz kaufte das Frauenzimmer ſilberne Löffel oder ſonſtige Gebrauchsgegenſtände, die alsdann ſofort entweder in Mainz oder in Wiesbaden auf daz Pfandhaus wanderten; auch Kleiderſtoffe und da wurden große Poſten gekauft, die denſelben Weg gingen, — Rom, 28. Febr. Der Papſt fühlte ſich geſtern nachmittag, nachdem er von 10 %½ Uh vormittags bis halb 2 Uhr nachmittags de Glückwünſche der Diplomaten zum demnächſtigen Jahrestag ſeiner Thronbeſteigung entgegengenommen hatte, ermüdet und verſpürte, wie ſchon el mehreren Tagen ein Kältegefühl. Heute vorm tag klagte der Papſt über Schmerzen in der Seite Dr. Lapponi ſtellte Fieber feſt und machte dee Beſuche. — Rom, 1. März. Der Papſt hatte eine verhältnißmäßig aute Nacht. Heute früh geht es ihm etwas beſſer. Im Vatikan ſind ſtrenge Vorkehrung getroffen, um zu verhindern, daß daß Unbefugte den Palaſt bereten. — Rom, 1. März. Der Papſt äußerte das Verlangen, daß das Geſchwür, woran er litt, nur geöffnet werde. Da die Aerzte auf einer Operation beſtanden, wurde ſie, nachdem der Papſt ſeine Zuſtimmung gegeben hatte, ausgeführt, Der Papſt hat heute einige Nahrung zu ſich genommen. Lapponi hält ſich noch im Vatlkan auf und ſtellte bei dem Beſuch, den er dem Pape um 1½ Uhr nachmittags abſtattete, feſt, daß der Zuſtand des Papſtes ziemlich befriedigend iſt. In Vatikan laufen eine große Anzahl von Depeſchen ein, die Prälaten, die Mitglieder der Diplomatie und der Ariſtotratie erſchienen perſönlich im Bg⸗ tikan. Heute nachmittag wurde folgendes dog den Aerzten Lapponi und Mazzoni unterzeichnete Bulletin angeſchlagen: Seine Heiligkeit wurde heute vormitags 10 Uhr an einem alten Geſchwir das unvermutet ſich entzündet hatte, operiert und überſtand die Operation ſehr gut, obwohl von der Anwendung von Chlororform abgeſehen wurde. Das Befinden des Papſtes iſt ziemlich befriedigend, 1 z erſparen ſuchen, ſoviel es in meiner Macht teht.“ „Und vergeſſen Sie, Walter, daß ein Makel auf ihrer Geburt haftet?“ fragte der Oberſt mit einem tiefen Seufzer. „O ſchweigen Sie, bitte!“ rief Walter und neigte ſich dann liebevoll über Roſas unglückliche Mutter. „Liebe Frau Mervyn, glauben Sie, daß ich vergeſſen könnte, wie ſie während der vielen Jahre treulich die Pflichten der Mutter, Gattin und Freundin erfüllten, oder daß ich Sie ſelbſt nur in Gedanken, verurtheilen könnte, wegen des ſchweren Kummers, der ohne Ihre Schuld über Sie gekommen! Zudem liebe ich Roſa zu innig, um meine Rechte an ſie abzutreten. Roſas Mutter wird ſtets ein Heim unter meinem Dache finden, ſollte ſie jemals deſſen bedürfen.“ „Gott ſegne Sie Walter, für dieſe tröſtlichen Worte,“ murmelte die Aermſte unter heißen Thränen „Ich werde meine ſchwere Prüfung leichter er⸗ tragen, wenn meine Kinder nicht darunter zu leiden haben. Um ihretwillen zittere ich vor dem Urtheil der Welt.“ g Walter trat jetzt vor den Oberſten und bot ihm herzlich die Hand. „Alſo die Sache iſt ab⸗ gemacht, lieber Vater. Meine Roſa trete ich nicht mehr ab. Ich werde Ihnen den Beweis liefern, daß ich nicht der wankelmüthige Jüngling bin, für den Sie mich halten.“ Der Oberſt fühlte ſich überwältigt; unfähig, ein Wort hervorzubringen, ſchüttelte er dem jungen Mann herzlich die Hand, und Walter erklärte, jetzt raſch in das Wohnzimmer zurückkehren zu wollen, damit ſeine lange Abweſenheit bei den Mädchen kein Aufſehen errege. „Aber zuvor, liebe Frau Mervyn,“ flüſterte er ſanft, „müſſen Sie geſtatten, datz ich Sie auf Ihr Zimmer geleite.“ e Dankbar nahm die gebeugte Frau ſein Aner⸗ bieten an und erhob ſich langſam. Ihre Augen ſuchten die des Gatten. Würde er nicht ein mildes Wort zu ihr ſprechen, ehe ſie ihn verließ ? Sollten all die Jahre hingebender Liebe und treuer Pflicht⸗ erfüllung aus ſeinem Gedächtniß ausgelöſcht ſein? An der Thüre hielt ſie inne, unfähig weiter zu gehen, und warf einen hilfeſuchenden Blick auf Walter. Dieſer verſtand deſſen Bedeutung. „Wollen Sie nicht mit Ihrer Frau ſprechen, ehe ſie ſich entfernt?“ wandte er ſich an den Oberſten. „O ſehen Sie, wie ſte leidet!“ „Ich kann nicht, ich kann nicht!“ ſtöhnte der Oberſt. „Mein Vertrauen, meine Liebe, mein Stolz ſie ſind zu ſchwer verwundet. Der Himmel vergebe Dir, Adelheid, ich kann es nicht.“ Der Oberſt ſenkte den Kopf auf ſeine ver⸗ ſchränkten Arme und verblieb in dieſer Stellung, der fliehenden Stunden nicht achtend. Ein furcht⸗ barer Schmerz durchwühlte ſein Inneres; Zorn und Scham über die entſetzliche Lage, in der er ſich befand, wechſelten mit unendlicher Wehmuth daß er das Herz ſeines Weibes verloren und auf dieſe Weiſe verloren. Er gedachte jener Zeit, da die ſanfte, junge Gouvernante ſeine Liebeserklärung mit einem leidenſchaftlichen Thränenausbruch, mit der heftigen Verſicherung, ſie ſeiner ganz unwürdig beantwortet hatte. Jetzt konnte er ihren Grund verſtehen. „Hätte ſie mir doch Alles geſagt,“ murmelte er vor ſich hin; „meinem Stolz hätte es einen Kampf gekoſtet, aber ich liebte ſie innig genug, um die Vergangenheit zu überſehen. Aber zu wiſſen, daß ſo viele Jahre hindurch ein ſolches Geheimniß unſere Ehe verdüſterte, das iſt zu viel! Der un⸗ glückliche Gatte wagte nicht, den Gedanken weiter zu verfolgen, ſondern eilte weg, um ſich in ſeine Akten und Papiere zu vergraben und in unermüd⸗ licher? Arbeit wenigſtens für Stunden die ſchrecklich Zukunft, die dieſer Eröffnung folgen mußte, z vergeſſen. Roſas Hochzeitstag und ihre Abreise nach Indien an der Seite des geliebten Gatten ſtand mm nahe bevor. Oberſt Mervyn ſtrenges Rechts gefühl hatte ihn noch zu manchem Verſuch beſt ima, Walters Entſchluß zu erſchüttern, aber der junge Mann blieb ſeiner Liebe treu, und der gebeugt Vater fühlte ſich dadurch weſentlich erleichtert, Fraun Mervyn war in dieſen Tagen ruhiger, als ſie e Wochen lang geweſen, wenn auch dunkle Ringe um die tiefliegenden Augen von mancher durchweinen Stunde erzählten, doch die ſchwere Laſt des ſchmerz⸗ lichen Geheimniß war von ihrer Seele genommen, und die heißen Gebete, die ſie unabläſſig zum Hin mel ſandte, brachten ihr Kraft und ſelbſt eile ſchwachen Hoffnungsſchimmer, daß dieſe düſtetz Wolke vorüberziehen werde. Dann kamen aher auch Stunden, wo die gequälte Frau die Maries und Gewißheit ihrer jetzigen Lage nicht mehr er; tragen zu können glaubte. Bis zu Roſas Abreise von England mußte und ſollte der äußere Schein gewahrt werden, aber dann, was würde dau folgen? Sie wußte es nicht, ſie wagte nicht dar über nachzudenken. Aber ein Schauder durchlief ſie bei den Gedanken an ihre grenzenloſe Berk laſſenheit, wenn der ſchwer beleidigte Gatte darauf beſtehen ſollte, ſie auch von Lilly zu trennen * * * 5 Der letzte Abſchied war vorüber. Die „Medec! hatte den Hafen von Southampton verlaſſen. Feuchte Augen, liebende Herzen folgen ihrem Lauf, md manch' heißes Gebet ringt ſich von den Lippen derer, die weinend die weißen Segel in der Ferne verſchwinden ſehen. e Fortſetzung folgt. 1 lin fil N e Meer W eefäßd den Ihleten lan ght Aue erg Wan u l ö 8585