8 Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. Preis vierteljählich Mark 1.— mit illuſtrirtem Unter⸗ Anzeigen: Raum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Molitor, VVV 1 4 n F 1 l Die einſpaltige Corpuszeile oder deren 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Ladenburg. Famstag, den 4. März 1899. phant“ . haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. 6 „ 0 2 ö Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, 1 Ladenburg. * 8 1 * — eſondert z 5 ö Wit Eine Rechtfertigung Deutſchlands. er an i Bei Beratung der Heeres forderungen im rſparſſz Waſhingtoner Kepräſentantenhauſe hat John denburg be J. Lentz aus Ohio Gelegenheit genommen, in chael 5 50 entſchiedener Weiſe wieder die Hetze gegen richtet. Deutſchland Stellung zu nehmen, in der er ſagte: ee's „Wir werden heutzutage überſchüttet mit ee Krieg und Kriegsgerüchten. Seit dem Sommer wollen, 60 bis 10 bekommen wir viel zu hören und zu leſen von in e einem Freundſchaftsbund mit Großbritanien. J. F. Eil Den einen Tag ſprechen die Seitungen unter — ſchreienden Ueberſchriften von der Frechheit Deutſchlands, den nächſten Tag nehmen ſie in irgend einer Ecke des Blattes Alles wieder zurück und erklären Alles weg. Den einen Tag erzählt man uns, Admiral Diederichs i che fach 1 J. Dahlum habe dies und das gethan, den andern Tag —— hat er's wieder nicht gethan. Nun ſcheint Fortzug mir, man muß dem deutſchen Volk wohl ebenſo „ viel Menſchenverſtand zubilligen wie irgend ine ſchin gan einem Volk der Erde. Warum ſollte Deutſch⸗ d aus 2 Jim land mit uns Streit ſuchen oder gar Krieg d Speiche, un Warum ſollte Deutſchland mit ſeinen 50 Mill. der Ewe Krieg wollen mit den 75 Millionen der dass meine tschland - rräder behörtheile 15 und 20 Millionen ſeine Abkommen, ſeine Söhne und Enkel, ſeine Töchter und Enkel⸗ n Unddabe innen ſind d Telegramme der „Aſſociated Preß“ 1 in Hongkong fabriziert und über die Erde s & fraue verbreitet, hatten uns fortwährend erregt Elabeet unter dem Eindruck, daß Deutſchland den sstes 2 7 Aa Hans. Krieg wünſche. Tagen die auf Samoa bezüglichen Ueber⸗ ſchriften las — was war der Eindruck? Man mußte denken, Deutſchland ſuche Krieg mit uns. Glauben Sie denn, Deutſchland wird der paar amerikaniſchen Republik, von denen zwiſchen Und wenn man in den letzten Was würde es durch den Urieg gewinnen! elenden Inſeln wegen den Krieg haben wollen p Die einzige Reibung die zwiſchen beiden ändern vorhanden iſt, hat ſich auf dem Gebiet der Sollgeſetzgebung gebildet. Auf der einen Seite haben wir eine Mauer hoher Schutzzölle er⸗ Die landbeſitzenden Adligen Deutſch⸗ lands, als Agrarier bekannt, ſehen darin eine Bedrohung und Schädigung ihrer Intereſſen, der vorzubeugen ſie uns mit Geſetzen antworten die amerikaniſches Schweinefleiſch und Kindfleiſch vom deutſchen Markt ausſchließen ſollen. Wenn wir es für recht halten, deutſche Unöpf« und deutſchen Sucker abzuwehren, ſo ſollten wir anſtändig genug ſein, zuzugeben, daß jene Nation ein Recht hat, an uns Vergeltung zu üben mit Geſetzen, die unſer Getreide und unſer Fleiſch ausſchließen. Deutſchland ſucht einen Markt für die Erzeugniſſe ſeiner Werk⸗ ſtätten, Amerika ſucht ihn für die ſeiner Land⸗ wirthſchaft. Wenn wir hohe Schutzzölle be⸗ ſchließen, müſſen wir auf ähnliche Maßnahmen von der anderen Seite gefaßt ſein. Darüber hinaus giebt es keine Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen den beiden ändern. Herr White, unſer Botſchafter, hat nicht nur in ſeiner Dresdner Rede vom 4. Juli, ſondern auch neuereings wieder betont, daß man uns in Ja, Deutſchland durchaus freundlich geſinnt iſt. ich wage es zu behaupten, daß Niemand hier im Hauſe irgend etwas aus dem Auswärtigen, Uriegs⸗ oder Marine⸗Amt beibringen kann außer Beweiſen gewiſſenhafteſter Neutralität Deutſch⸗ lands während unſeres Krieges mit Spanien. Ich wünſche auf den Lehren von Thomas Jefferſon zu verharren: Friede, Handel, ehrliche Freundſchaft mit allen Völkern, verpflichtende Bündniſſe mit keinem. Ich wünſche die Freund⸗ ſchaft Englands, aber ich wünſche die Freund⸗ ſcheft Englands nicht mehr als die irgend eines eines anderen Candes, mit dem wir Be⸗ rührungspunkte haben, Englands nicht mehr als Deutſchlands, Rußlands oder Frankreichs. Schließlich iſt das Hanze doch nur eine Frage des eigenen Vorteils. Wenn England während des Hrieges uns auch nur irgend einen einzigen Gefallen gethan hätte, würde es ſich an Spanien vergangen haben, da es vor aller Welt ſeine ſtrenge Neutralität verkündet hatte. Hätte Deutſchland im Ktiege gegen Spanien uns nur einen einzigen Gefallen gethan, würde es ſich ebenſo des Bruches der Neutralität ſchuldig gemacht haben.“ Verſchiedenes — Ladenburg, 1. März. Die auf dem Marktplatze eingetroffene Menagerie der Geſchw. Frieſe dürfte für Groß und Klein ſehr intereſſant werden. Die ſehr gut gehaltenen Thiere ſind durchweg Prachtexemplare; vertreten ſind die wichtigſten Thierabtheilungen, ſo daß ein Beſuch namentlich für Kinder in anſchaulicher Beziehung von hohem Intereſſe ſein wird. Die gegebenen Erklärungen ſind naturgemäß; die Behandlung der Thiere ſeitens des Perſonals iſt ſehr human. Von marktſchreieriſchem Trubel und aufregenden Scenen iſt in der Menagerie Frieſe nichts zu finden, dagegen herrſcht in der geräumigen Bude eine wohlthuende Reinlichkeit und Ordnung. Wir wünſchen dem geſchickt Wee Unternehmen den beſten Erfolg. — Karlsruhe, 1. März. In dem ſoeben im Druck erſchienenen Jahresbericht der badiſchen Fabrikinſpektion bringt Oberregierungsrath Dr. Wörishoffer wieder ein reiches Material. Der Verfaſſer ſpricht ſich auch eingehend über die von der Zweiten Kammer behandelten Fragen der ſogenannten Lecentraliſation und der An⸗ ſtellung weiblicher Fabrikinſpektoren aus. Letzteres Die Ehre des Hauſes. Novelle. 1 Originalbearbeitung nach dem Engliſchen von Klara Rheinau. (Nachdruck verboten.) Fortſetzung. 0 N „Giebt es denn keinen Ausweg Reginald, muß Jockel das Glück unſeres Kindes geopfert werden? Nein, o nein, es kann nicht ſein!“ ih⸗ „Decken „Du wagſt es, abermals eine Verheimlichung ehlt zu due vorzuſchlagen?“ Karl Baut „Höre mich an, Reginald,“ flehte die Aermſte. Seil. „Walter weiß bereits etwas von der Sache.“ 175 „In der That! So iſt meine Schande alſo i ſchon bekannt?“ Mel 5 Frau Mervyn berichtete haſtig, wie Walter N f durch einen Irrthum Priscillas davon Kenntniß i f erhalten. „Wie viel er erfahren, weiß ich nicht,“ . Mil. fuhr ſie fort, „aber ſicher wird er das Kind nicht Färbergaſe 1 unter der Schuld der Mutter leiden laſſen!“ — . „Konnteſt Du — könnte ich ihn tadeln, wenn er es thun würde 2“ e 2 75 „O, laß ihn rufen, Reginald,“ drängte Frau Mae. Mervyn, „ſage ihm Alles. Ich kann nicht glauben 5 der Gh 15 er 1 ſüße, unſchuldige Roſa ſo leicht auf⸗ eben wird.“ 9 „Es geſchehe, wie Du es wünſcheſt, ſagte der keine großen Hoffnungen. Der junge Mann hat vielleicht zu viel Stolz, um die Tochter der Frau eines Verbrechers zum Altare zu führen.“ „O Reginald, Reginald!“ ſtöhnte die Un⸗ glückliche, „ſprich nicht ſo grauſam zu mir! Wenn ich gefehlt habe, ſo bin ich bereits hinreichend be⸗ ſtraft. Wollteſt Du mein ſtreugſter Ankläger ſein . ö 5 „So ſchwer Du Dich auch gegen mich ver⸗ gangen, Adelheid, ich könnte Dir vergeben, wäre es nicht um des Unrechts willen, das Du unſeren Kindern zugefügt. Denke ich an die Schmach, die Du auf ihre jungen Häupter gehäuft, ſo —“ Frau Mervyn zog mit ſanfter Gewalt ſeinen drohend erhobenen Arm herab. „Auch ich liebe meine Kinder und gräme mich um ſie,“ ſagte ſie mit einfacher Würde, „aber nicht durch meine Schuld trifft ſte dieſes ſchwere Leid. Iſt Hubert Morriſon wirklich noch am Leben, ſo bin auch ich ge⸗ täuſcht worden und habe ſie unwiſſentlich in's Unglück geſtürzt. Dieſe Gerechtigkeit werden ſie mir ſicher wiederfahren laſſen.“ „In dieſem Augenblick trat Walter in das Zimmer, heiteres Lächeln auf den Livpen. „Sie wünſchen mich zu ſprechen ?“ begann er fröhlich, aber das Wort verſtarb ihm auf der Zunge, als er das veränderte Ausſehen von Roſas Eltern be⸗ merkte und erfuhr, warum ſeine Gegenwart ver⸗ langt werde. So wenig er auch damals auf die Erzählung Priscillas geachtet, ſo hatte Frau Mervyns Er⸗ regung ihm doch verrathen, daß etwas W̃ Wahres an der Sache ſei; aber er liebte Roſa zu innig und war ihrer Mutter zu dankbar für alle Güte, die ſie ihm, dem früh Verwaiſten, ſtets erwieſen, um den Glauben aufkommen zu laſſen, ſie habe ſich eines Verbrechens ſchuldig gemacht. Sein Urtheil über ihr Betragen war ſo milde, wie das des Oberſten ſtrenge war, und ſeine erſten Worte zeugten von tiefem Mitleid für die unglückliche Frau. „Verzeihen Sie, Herr Oberſt,“ ſagte er, „aber ich kann nicht begreifen, warum ſie ſo großes Ge⸗ wicht auf die höchſt unwahrſcheinliche Ausſage jener gefährlichen Perſon legen und glauben, daß Morri⸗ ſon noch am Leben ſei. Mir ſcheint es ſehr un⸗ glaublich, daß er ſich zwanzig Jahre lang im Hinter⸗ grund gehalten haben ſolle.“ „Um meiner armen Kinder willen ſoll keine Mühe zu viel ſein, über dieſen Punkt Ge⸗ wißheit zu erlangen,“ verſetzte der Oberſt. „Doch warum bei dieſem ſchmerzlichen Thema verweilen. Ich ließ Sie rufen, Walter, um Sie ſogleich von Ihrem, meiner Roſa gegebenen Wort, zu entbinden. Still! ſtill! keine voreilige Weigerung! Mit der Zeit werden Sie einſehen, daß es ſo am beſten iſt. „Und Roſa, Herr Oberſt? ſoll ihr Glück gänzlich bei Seite geſetzt werdeu ?“ rief Walter erregt. „Warum ſoll ſie überhaupt etwas davon erfahren? Ich will ihr dieſes und jedes andere mir