* Handelskammer mitgetheilt. Einem Boten wurde ein Stückgut zur Beförderung in einen Nachbar ort übergeben, dem die Rechnung im Kouvert, das aus Verſehen geſchloſſen worden war, beige⸗ fügt wurde. Auf dem Wege wurde der Fuhr⸗ mann von einem Gendarmen kontroliert, der ſowohl den Abſender als den Fuhrmann zur Anzeige brachte. Beide wurden wegen Vergehens gegen die Poſtordnung mit je 5 Mark beſtraft. Die Strafe ſei ſehr hart, da doch nur ein Ver⸗ ſehen vorliege. Die Handelskammer beſchloß, ſich mit dem Reichstagsabgeordneten des Bezirks in's Benehmen zu ſetzen, damit dieſer im Reichstag auf eine mildere Behandlung ſolcher Fälle hinwirke. — Bruchſal, 13. Febr. Ein ſchweres Eiſenbahnunglück ereignete ſich heute früh im hieſigen Bahnhofterrain. Der von Bretten kom⸗ mende, um 2 Uhr 41 Minuten hier eintreffende Schnellzug entgleiſte bei der Einfahrt an der ſtarken Kurve kurz vor der Einſteighalle. Die Maſchine bohrte ſich bis an die Achſe in den Boden. Die vorderſten 3 Wagen ſind zertrüm⸗ mert. Ein Reiſender wurde getödtet; er ſoll im vorderſten Kupee geſeſſen haben. Die erſten Mel dungen lauteten dahin, es ſeien 2 Reiſende ge⸗ tödtet. Auch die erſte Meldung, der Zugmeiſter des Schnellzuges ſei getödtet worden, beſtä igt ſich nicht; derſelbe iſt nur leicht verletzt worden Die Urſache der Entgleiſung iſt noch nicht bekannt. Zu den Aufräumungsarbeiten traf aus Kärlsruhe Perſonal hier ein. — Kaiſerslautern, 12. Febr. Seine 80jähr. Großmutter ermordete geſtern Nachmit⸗ tag der hier wohnhafte Locomotivführer Jörg. Der Mörder ſtellte ſich alsdann ſelbſt der Polizei. 8 — Triberg, 12. Febr. Zu der Ver⸗ haftung des muthmaßlichen Mörders der Erd⸗ hardine Joos in Schonach wird dem „Echo v. Wald“ noch berichtet: Die Kleider d. h. Rock und Hut des verhafteten Landolin Hock wieſen Flecken auf. Die von dem vereidigten Sachver⸗ ſtändigen in Straßburg vernommene Unterſuchung ergab, daß die Flecken von Menſchenblut ſind. Hock hat eine kleine Verletzung am Finger, den er ſich am Dienſtag Früh verbinden ließ. Es kann als ausgeſchloſſen angenommen werden, daß die großen Blutflecken am Rock und Hut von dieſer Verletzung in der Fabrik Triberg, wo er zuletzt in Arbeit ſtand, zugezogen habe, von keiner Seite aus beſtätigt. Belaſtend find auch die Aus ſagen ſeiner Angehörigen, nach denen er 1 5 an jerem Abend nach Hauſe kam. Heute 79 mittag wurde in der Fabrik ein Halstuch des Ho aufgefunden, das ebenfalls Blutflecken aufwies — London, 13. Februar. Ein heftiger Sturm wüthete geſtern in England, und im Kanal, beſonders aber an der Küſte von Wales. Viele Schiffbrüche haben ſtattgefunden. Mehrere Menſchen ſind umgekommen. Der Sturm war von einer außerordentlichen Hochfluth begleitet. ur Neckardampfſchifffahrt. Das neue Boot, das im März in Betrieb geſtellt werden ſoll, iſt ein Heckraddampfer mit ſehr ſtarker Maſchine und wenig Tiefgang ſo daß es auch bei ganz niedrigem Waſſerſtand fahren kann. Es wurde von Gebrüder Sachſenberg in Mühl⸗ heim a. Rhein gebaut und in voriger Woche bereits vom Stapel gelaſſen. In vier Wochen dürfte die Montage der Keſſel und Maſchine, ſowie die innere Ausſtattung vollendet ſein. Lie letztere iſt vornehm gehalten, auch wurde ſelbſt⸗ verſtändlich bei der ganzen Einrichtung auf die neueſten Erfahrungen Rückſicht genommen. Es ſind Räume 1. und 2. Klaſſe vorhanden, überdies noch ſolche für Eilgüter. Mit der Generaldirektion der Eiſenbahnen in Baden und Württemberg wurde die Vereinbarung getroffen, daß Rückfahr⸗ karten, die auf dem Dampfer gelöſt werden, zur Rückfahrt auch auf der Eiſenbahn berechtigen ſollen und umgekehrt. Der Preis der Karten wurde dem der Eiſenbahnfahrkarten möglichſt an⸗ gepaßt. Für gute Speiſen und Getränke wird gleichfalls Sorge getragen, die Weine ſtehen in eigener Verwaltung der Geſellſchaft und werden unter Garantie für Echtheit verſchenkt. Die Ver⸗ ſorgung der Küle ſoll in die bewährten Hände des Rathskellerwirths in Heilbronn gelegt werden. Ein bedeutender Kaffeeabſchlag in Folge großer Ernten in Baſilien und direkte Im⸗ porte aus Java, machten es der Holländiſchen Kaffebrennerei H. Disque u. Co. möglich, einige um 20 und 40 Pfg. billigere Kaffreſorten neu einzuführen (ſiehe Inſerat), welche trotz ihrer Billigkeit, — volles, kräftiges, Aroma entwickeln und beſtens empfohlen werden können. Wenn auch die Ernten in den feinen Kaffee dagegen — klein, und Preiſe dafür hoch blieben, ſo konnte doch obige Firma, — durch direkte, große Bezüge von hochedlen Java⸗Kaffee's ihre ſämmtlichen 8 2. 2 1 2 2 1 N feinen 4 — weſentlich verbeſſern; — 10 daß dieſelben, — durch ihr volles kräftiges Aroma und große Ergiebigkeit, — im Gebrauch dh ſehr billig ſind un? immer größere Aer, kennung finden. Nur ächt zu haben ½, 1 10 % Ko ⸗Packeten mit Schutzmarke „Elephant verſehen, in den Niederlagen, welche durch Annonee ſ. d. — bekannt ſind. Garantirt frei von jeglichem Sodazuſaß 90 weſentlich höherem Werthe wie alle Seſfenphlper Teigſeifen und ähnliche Waſchmittel, eine fern, ſeife erſten Ranges, iſt Gutenberg's Salmigk⸗ Terpentin⸗Gallenſeife ſowohl für Weißwäſche, 1 wie für bunte und wollene Stoffe. Beim kauf verlange man ausdrücklich Packete mu Schutzmarke „Gutenberg“, da minderwerthige Fabrikate angeboten werden. Verkaufsſtellen ſiehe in heutiger Annonces Landwirthſchaftliches. Wie mancher mag ſich ſchon gewundert haben, woher die großen, ſüßen Pflaumen ſtammen, die er eing macht oder getrocknet in den Delikaleßlähe ſieht. Es iſt eine neue Pflaumenſorte, die italieniſche Zwetſchge, deren Anbau auch in Deutſchland g geeigneten Gegenden und bei feuchten Untergrund warm zu empfehlen. In der neueſten Numer des praktiſchen Ratgebers im Obſt und Gartenbay wird die italieniſche Zwetſchge eingehend beſprochen und ſei der Aufſatz deutſchen Obſtfreunden warm empfohlen Erprobte Rezepte. Geſtürzter Kartoffelſalat. Fiſſch⸗ geſottene, gleichgroße Kartoffeln werden geſchalt, wenn völlig erkaltet, in meſſerrückendicke Scheh⸗ ſchen geſchnitten und damit Boden und Rand einer Auflaufform ſchneckenartig ausgelegt. Von den übrigen Kartoffeln, hat man, ſolange ſie och warm, Kartoffel ſalat bereitet, mit dem man die Form bis gut fingerbreit vom Rande füllt. 3 hartgekochte gedrückte Eigelb werden ez drückt, mit 3 Eßlöffeln gutem Oel, 2 Eßlöffel Eſſig, ein wenig Salz und Pfeffer verührk eh viertel Liter laue Fleiſchſülze, die angenehm mt Maggi abgeſchmeckt wurde, darunter gemiſcht und dieſe Miſchung über die Kartoffeln gegoſſen, die man an kaltem Orte damit ſulzen läßt Bein Gebrauch taucht man die Form ſchnell in heißes Waſſer und ſtürzt den Salat auf eine Plakke, daunts früheren Wonſitz auf. ticht dort?“ Ein Schauder überlief Frau Mervyn, während ie leiſe erwiederte: „Nein, mein Herr. Ich lebte n unglücklicher Abhängigkeit in Millbrook und e nie Verlangen, es wiederzuſehen.“ „Ach ja, ich erinnere mich. Meine Couſine beſaß ein höchſt unglückliches Temperament obſchon ſie im Ganzen eine vortreffliche Frau war.“ Frau Mervyn erwiederte nichts, und Herr Hollis fuhr fort: „Ich plauderte lange mit einer ehr geſprächigen alten Dame, die in der Nähe inen kleinen Laden hat und früher bei Frau Mor⸗ aunt in Dienſten ſtand. Sie erzählte mir alle Einzelheiten von jenem Diebſtahl, deſſen Folgen meiner armen Couſine das Leben koſtete. Die Frau hielt mich wohl für ſehr neugierig, aber da ich in perſönliches Intereſſe bei der Sache habe, ſo wünſchte ich mich aufs Genauſte zu informiren.“ 1 Oberſt Mervyn ſah etwas gelangweilt aus, aber er konnte es nicht verhüten, daß der neue Bekannte an der Seite ſeiner Gemahlin blieb als ie Geſellſchaft jetzt in den Garten hinaustrat. „Sie wußten vielleicht,“ fuhr er fort, „daß ch vor meiner Abreiſe nach Indien die Jubelen, die ich für meine arme Emma gekauft hatte, in Frau Mordaunts Obhut zurückließ; ſie wurden ſämmtlich ei jenem Einbruch entwendet. Es muß befremden, 1 aß die Diebe mit ſo viel werthvollen Gegenſtänden entkommen konnten, aber die Landpolizei iſt nicht ſehr geſchickt und meine Couſine hat keinen männ⸗ 5 ichen Beiſtand, der für ſie handelte. Nach einem Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren die verlor⸗ enen Spuren wieder auffinden zu können, iſt kaum denkbar; aber in Skotland Pari ſagte man mir, daß dies nicht nur möglich, ſondern ſogar höchſt ahrſcheinlich ſei.“ Waren Sie lange Frau Mervyn lauſchte jetzt mit athemloſer Aufmerkſamkeit. Herr Hollis fuhr fort: „Der werthvollſte Gegenſtand in der Kaſſette war ein Rubinarmband, das einſt einer orientaliſchen Prinzeſſin gehörte. Die Faſſung war kunſtlos aber die Steine ſelbſt waren von ſo ſeltener Größe, daß dieſer Umſtand allein zu ihrer Entdeckung führen könnte, wie ange⸗ ſehene Juwelenhändler mir verſicherten. So gab ich denn die ganze Sache in die Hände eines ge⸗ ſchickten Detektiven.“ „Sprachſt Du mir je von vielem Diebſtahl, Adelheid?“ fragte Oberſt Mervyn. „Vielleicht nicht,“ war die haſtige Eutgegnung, „Warum ſollte ich auch? Glaubſt Du nicht, daß ich ihn verhindert hätte, wenn es in meiner Macht geſtanden ? Das Seltſame dieſer Bemerkung überraſchte Herrn Hollis ſichtlich. „Niemanden trifft eine Schuld, Madame,“ verſetzte er; „höchſtens meine Couſine ſelbſt, die, ohne männlichen Schutz zu haben, ſo viele Koſtbar⸗ keiten in ihrem Hauſe aufbewahrte. Uebrigens er⸗ fuhr ich auch, daß Sie zur Zeit des Diebſtahles abweſend waren. Die Geſellſchaft hatte jetzt den Eingang des Gartens erreicht, und Herr Hollis verabſchiedete ſich von der Familie des Oberſten, nicht ohne noch⸗ mals ſeine Freude über die Begegnung mit Frau Mervyn ausgeſprochen zu haben. Für Adelheid Mervyn war dieſe ganze Unter⸗ redung eine entſetzliche qualvolle geweſen — die ſchlimmen Folgen waren noch nicht abzuſehen. Jugendthörheiten und Verſuchungen, die ſie längſt in Vergeſſenheit begraben wähnte, waren in Gefahr, wieder ans Tages icht gezogen zu werden und ſolche Eröffnungen mußten das Glück derer, die ihr die Liebſten und Nächſten waren, un ehlbar auf immer . vernichten. Wie im Traume legte ſie den Heimog zurück; zu Hauſe angekommen, dispenſtrbe ſſe, Anler dem Vorgeben großer Ermüdung, ſich bon feder Unterhaltung, und keiner ihrer fröhlichen Ge fährten ahnte die Qualen, welche ſie im Silen erduldete. . 5. Kapitel. Am nächſten Abend, als die zum Diner ge⸗ ladenen Gäſte ſich wieder entfernt und auch der Oberſt noch auf ein Stündchen das Haus berlaſſeh hatte, rollte Lilly, die in Abu eſenheit Fremder ſtelz am heiterſten und glücklichſten war, ein Sopha an den Kamin und bereitete der Mutter ein behagliches Plätzchen darauf. Dann holten beide Töchler ihn Arbeit herbei, gruppirten ſich um das Lager det Mutter und ſchickten ſich an, einen recht gemüthlichel Abend zu verbringen. „Wie wäre es, liebe Mama, wenn Du uns etwas aus Deiner Jugendzeit erzählteſt,“ began Roſa. „Als ich Herrn Hollis geſtern davon höre wurde von Neuem der Wunſch in mir wach, bon jeren Tagen zu hören, da Du mit Papa bekam wurdeſt.“ Lilly ſtimmte begeiſtert in den Wunſch der Schweſter ein, aber Frau Merbyn wandte daß Geſicht zur Seite, und ihre Stimme klang helge vor innerer Erregung, als ſie erwiederte? wißt nicht, was Ihr von mir begehrt, Kinder, Warum ſollte ich Euch betrüben durch die Schilder; ungen meiner entbehrungsreichen Jugend, der Leiden und Kränkungen, die ich, früh verwaiſt, in meiner abhängigen Stellung zu erdulden hatte. 1 „Arme Mama! ſeufzte Lilly, zärtlich die ſchmale Hand Frau Mervyns ſtreichelnd. 8 F FN * — 0 *