V Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Ab 0 end. . Smut Preis vierteljählich Mark 1.— mit illuſtrirtem Unter⸗ ithauf u haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Fehr 2 Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, ib 0% Ladenburg. . 15 3 5 Politiſches. 5 Berlin, 8. Februar. Das unerwartete inſcheiden des früheren Reichskanzlers Grafen aprivi hat in weiten Kreiſen zahlreiche Be⸗ kundungen herzlicher Theilnahme hervorgerufen. Kaiſer Wilhelm ſelbſt hat ſeinem Beileid an⸗ läßlich des zweiten Hanzlers des neuen Reiches in einem warm gehaltenen Telegramm an den Neffen des Verewigten, General von Samstag, den 11. Februar deutſche Tagespreſſe dem politiſchen Wirken und der Perſönlichkeit des Grafen Caprivi anläßlich ſeines Hinſcheidens gewidmet hat, ſie gipfeln in dem Schluſſe, daß Graf Caprivi bei allen ſeinen politiſchen Handlungen, auch bei den verfehlten, immer nur von den beſten Abſichten geleitet und von reiner Ueberzeugung beſeelt worden ſei. — Der Keichstag genehmigte am Diens⸗ Müller, Ausdruck verliehen, das Gleiche ge⸗ ſchah von Seiten des öſterreichiſchen Haiſers. tag debattelos zunächſt das Extraordinarium des Poſtetats, womit letzterer Spezialetat er⸗ ledigt iſt, worauf ebenfalls ohne De⸗ batte noch der Stat der Keichsdruckerei zur Annahme gelangte. Die weitere Sitzung n 1 Fernere Beileidsdepeſchen, begleitet zum Theil Zus.: W von Uranzſpenden, gingen der Familie des Juni verewigten Grafen zu von der deutſchen Notar: Kaiſerin, von den Mönigen von Sachſen und ach von Württemberg, von dem Prinz⸗Regenten eu von Bapern und von Braunſchweig, von den eſuc. f Großherzögen von Baden, Oldenburg und unge kn Sachſen⸗Weimar, vom Hönig der Belgier ei alan und von noch anderen Fürſtlichkeiten, ferner vom Keichskanzler Fürſten Hohenlohe, vom Keichstagspräſidenten Grafen Balleſtrem, ſowie von vielen ſonſtigen hochgeſtellten Perſönlich⸗ keiten und noch von anderen Seiten. Im Keichstag widmete Graf Balleſtrem zu Beginn der Dienſtagsſitzung dem heimgegangenen Grafen Caprivi einen ehrenvollen Nachruf, in welchem der Präſident namentlich die un⸗ wandelbare Pflichttreue, die patriotiſche Ge⸗ ſinnung, die wahrhaft ritterliche Denkart des dahingeſchiedenen Reichskanzlers betonte und daneben hervorhob, daß Graf Caprivi trotz ⸗ dem er als Staatsmann ſeinem berühmten Vorgänger nicht gleichgekommen ſei, doch ebenfalls Deutſchlands Wohl gefördert habe. wurde durch die erſte Ceſung der Novelle zum Geſetz über die Reichsbank ausgefüllt welche Vorlage in ihren Hernpunkten die Erhöhung des Grundkapitals der Reichsbank und die Er⸗ weiterung ihres Lo mbardverkehrs vorſchlägt. Der Staatsſekretär des Reichsamtes des Innern Graf Poſadowsky betonte in ſeiner Begründung der Vorlage namentlich, daß der Gedanke einer Verſtaatlichung der Keichsbank deshalb hauptſächlich zurückgewieſen worden ſei, weil letztere ihrer ganzen Aufgabe noch nicht in ein rein ſtaatliches Inſtitut umgewandelt werden könne. Der erſte Redner aus dem Hauſe war der freiconſervative Abgeordnete Gamp, er be⸗ mängelte die vorgeſchlagene Erhöhung des Grundkapitals der Keichsbank von 120 Mk. Millionen Mk. auf 150 Millionen Mk. als ungenügend, beklagte den hohen Discontſatz der Reichsbank und hatte an derſelben auch ſonſt noch verſchiedenes auszuſetzen. Ein weiterer Redner von der Kechten, Graf Hanitz, befürwortete beſonders die Verſtaatlichung der Dieſem Urtheil des Keichstagspräſidenten über den verewigten zweiten Reichskanzler entſprechen überwiegend die Betrachtungen, welche die machten Reichsbank und verſuchte die hiergegen ge⸗ Einwendungen des Staatsſekretärs Grafen Poſadowsky zu entkräften. Namens und Umgegend. Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Molitor, , 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Ladenburg. 1899. der Nationalliberalen erklärte Abg. Dr. Cüſing, daß der größte Theil ſeiner politiſchen Freunde auf dem Boden der Vorlage ſtünde und beantragte deren Verweiſung an eine Commiſſion, doch bekämpfte der Genannte die Erhöhung des Grundkapitals. Den Be⸗ ſchluß in der Reihe der Redner vom Tage machte Keichsbankpräſident Dr. Hoch, der natürlich die Einrichtungen der ſeiner Ceitung unterſtellten Anſtalt nach Kräften ver⸗ theidigte. — Dem Reichstage iſt die umgear⸗ beite Novelle zum Poſtgeſetz zugegangen. Sie ſpricht in ihren Hauplpunkten die Erhöhung des Meiſtgewichts für einfache ſrankirte Briefe auf 20 gr., die Ausdehnung des Geltungs⸗ bereichs der Ortstaxe auf Nachbarorte, die Erklärung der Beförderung geſchloſſener Orts⸗ briefe zum Poſtregal, die Gewährung einer angemeſſenen Enſchädigung an die Driwpatpoſt⸗ anſtalten und die Abänderung des Poſtzeitungs⸗ tarifs aus Peters burg, Als Ort der geplanten internationalen Abrüſtunge konferenz iſt jetzt nach Petersburger Meldungen der Haag, die Haupt⸗ ſtaßt Hollands, vereinbart worden. Ueber den Zeitpunkt des Zuſammentrittes der Conferenz iſt dagegen noch nichts Entgiltiges beſtimmt, doch gilt es als wahrſcheinlich, daß die Conferenz Anfang März zuſammentreten wird. Ilo⸗Ilo, 8. Febr. Auf den Philippinen iſt der längſt drohende Krieg zwiſchen den Ameri⸗ kanern und den Tagalen, den bisherigen Rebellen gegen die beſeitigte ſpaniſche Herrſchaft, mit den für die erſteren ſiegreichen Kämpfen vor Manila endlich eingeleitet worden; zum Ueberfluß hat außerdem der oberſte Inſurgentenchef Agui⸗ naldo den Amerikanern den Krieg in einer Proc⸗ lamation förmlich erklärt. General Otis erhielt aus Waſhington ſtrikte Anweiſung, den bei Manila Die Ehre des Hauſes Novelle. Originalbearbeitung nach dem Engliſchen von Klara Rheinau. 3. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) „Jetzt mag die Maske fallen, Adelheid,“ ſagte dieſe ſpöttiſch. Es hat mich viel Mühe gekoſtet, ſoweit zu gelangen, obſchon wir doch Schweſtern ſind.“ 155 „Schweſtern!“ wiederholte Frau Mervyn ge⸗ ringſchätzig. . „Nun, ich kann dies Wort ja vermeiden, wenn es Ihr Ohr beleidigt, Adelheid. Uebrigens rathe ich Ihnen, dich niederzuſetzen, denn wir werden ein⸗ 5 ander viel zu ſagen haben, da wir uns ſeit mehr ö ls 20 Jahren nicht mehr geſehen. Faſt unglaub⸗ nil ich, nicht wahr? Welch treues Gedächtniß wir aber Beide beſitzen! Sie erkannten e mich ſogleich, nicht wahr? und mir ging es ebenſo. 0 Wie ſeltſam, daß wir einander nicht ſchon früher Sl 1 begegneten! Finden Sie mich ſehr verändert, Adelheid 2“ 1 ne!! „Was führt Sie hierher?“ war die kurze erplat Gegenfrage. Fülle a „Der Wunſch, Sie zu ſehen, natürlich; mich , an Ihrem Wohlergehen, Ihrem häuslichen Glück zu ele f 1 Sie wiſſen ja, wie lieb Sie mir ſtets waren, Adelheid.“ e . „Schweigen Sie;“ rief Frau Mervyn mit einer gebieteriſchen Geberde. „Sie haben bereits genug geſprochen, um mich zu überzeugen, daß Sie noch dieſelbe herzloſe Betrügerin ſind, die Sie früher waren. Seit Langem hoffte ich, Sie ſeien todt, und ich brauchte Ihren verhaßten Namen nie mehr zu hören.“ „Und nun finden Sie, daß Sie im Irrthum waren, und fühlen ſich bedeutend weniger ſicher und behaglich, als ſeither,“ war die höhniſche Erwiderung. „Sie haben Recht,“ verſetzte Frau Mervyn mit erzwungener Ruhe, „und da Sie mich einmal entdeckt haben, muß ich mir Ihr Schweigen er⸗ kaufen. Was verlangen Sie 2 Antworten Sie mir raſch, ich möchte Ihrer Gegenwart baldmöglichſt ent⸗ hoben ſein. „Wie!“ rief die Fremde, zornig auffahrend, „ſo leicht laſſe ich mich nicht abſchütteln, wenn man nicht höflicher mit mir redet. Ich bin des arm⸗ ſeligen Lebens müde und will mir dieſe Gelegenheit, meine Lage zu verbeſſern, nicht durch die Finger ſchlüpfen laſſen. Ich verlange, daß Sie mir eine beſtimmte Summe jährlich auszahlen.“ 5 „Genug!“ rief Frau Mervyn mit blitzenden Augen, „nichts, gar nichts werden Sie von mir erhalten! Drohen Sie mir, ſo viel Sie wollen, es wird keinen Eindruck machen. Sie glauben, mich Ihren Zwecken geneigt machen zu können, wenn Sie mir ſagen, daß Sie meinem Gatten Epiſoden aus meiner Jugendzeit erzählen wollen, die ihn überraſchen und vielleicht veranlaſſen könnten, mich, als ſeiner Liebe unwürdig, von ſich zu ſtoßen. Thun Sie es ruhig! Wie können Sie wiſſen ob ich meinen Gatten nicht ſelbſt längſt in's Ver⸗ trauen gezogen? oder wenn dies nicht der Fall wäre, wie können Sie denken, daß er den Ver⸗ leumdungen und Lügen einer Perſon, wie Sie es ſind, Glauben ſchenken würde e“ Frau Mervyn ſprach mit ſolch vernichtender Geringſchätzung, daß ihr Gegenüber trotz ſeiner angeborenen Keckheit ſich etwas eingeſchüchtert fühlte. Aber der Triumph der Dame war nur von kurzer Dauer. g „Geben Sie mir fünfzig Thaler, dann will ich gehen,“ ſagte die Frau in mürriſchem Tone. Im erſten Moment wollte Frau Mervyn dies Verlangen abſchlagen, aber ſie beſann ſich, zog ihre Börſe und legte ein paar Goldſtücke auf den Tiſch. „Hier iſt die Hälfte dieſer Summe,“ bemerkte ſie, „Aus Mitleid mit Ihrer offenbaren Armuth bekommen Sie dies, aber nicht mehr. Wenn Sie mir ihre Adreſſe notiren, ſo will ich Ihnen ge⸗ legentlich eine kleine Unterſtützung ſenden, aber ſelbſt dazu verpflichte ich mich nicht; merken Sie ſich das wohl, Priscilla Fullon!“ „Dieſen Namen führe ich nich! mehr,“ ſagte die Frau, das Geld in ihr Taſcheutuch einknüpfend. „Ich ziehe den Namen „Braun“ vor, das klingt