Nachfolger im Reichskanzleramt und der preuß⸗ iſchen Miniſterpräſidentſchaft berufen. Verſchiedenes L La den burg, 7. Febr. Dem Zuge der Zeit folgend, veranſtaltete auch der Turnverein am verfloſſenen Sonntag im Saale „zum Anker“ eine Abendunterhaltung, welche außergewöhnlich ſtark beſucht war. Das reichhaltig und gut ge⸗ wählte Programm wurde von Anfang bis Ende tadelos durchgeführt. Eine ſchöne Abwechslung boten die lebende Bilder, wo in der erſten Scene das unterdrückte Deutſchland vor den Frei⸗ heitskriegen durch die trauernde Germania und das deutſche Volk in tiefergreifender Weiſe dargeſtellt wurde. Im zweiten Bild fordert Vater Jahn die Jugend zum Turnen auf und im folgenden ſehen wir die Tunerei in voller Ent⸗ faltung. Das vierte Bild verſinnbildlicht die Unterdrückung der Turnerei und das fünfte Vater Jahns Sieg über die ihn ergangenen Ver⸗ leumdungen. Einen impoſanten Anblick bot das ſechste Bild, wo Germania mit erhobenem Schwert zum Kampf gegen den Erbfeind auffordert. Das ſiebente und achte Bild bietet Scenen aus dem Freiheitskrieg: Körner in der Schlacht und deſſen Tod und Sieg über den Erbfeind. Im letzten Bild krönt die ſtolze Germania die wackere deutſche Turnerſchäft. Die Darſtellungen fanden ungetheilten Beifall. Mit Stolz kann der Turn⸗ verein auf dieſen Abend zurückblicken und gebührt ſämmtlichen Mitwirkenden volle Anerkennung. Erwähnt ſei noch, daß die ganze Leitung in den Händen des Vorſtand Stumpf und Turnwart K. Schmitthelm lag. — Mannheim, 5. Febr. Der Stadtrath hat mit der Oberrheiniſchen Bank dahier einen Vertrag abgeſchloſſen wegen Erwerbung der Dampf⸗ ſtraßenbahn Mannheim⸗Feudenheim, ſowie wegen Fortſetzung dieſer Bahnlinie über Ilvesheim⸗Laden⸗ burg nach Schriesheim. Es wird dadurch eine bequeme direkte Verbindung zwiſchen Mannheim und der Bergſtraße geſchaffen. 5 — Mannheim, 4. Febr. Die Hand⸗ werkskammer Mannheim umfaßt 3599 J km, mit 487 289 Einwohnern. Die Mitgliederzahl beträgt in Adelsheim: 75 (darunter 67 Meiſter) Oſter⸗ burken 55 (51), Roſenberg 36 (22), Seckach 32 (31). Buchen: Buchen 62 (50), Hardheim 97 (81), Mudau 72 (52). Waldürn 103 (78), Walldürn Gewerkl. Eppingen: Eppingen 76 (67). Eberbach: Eber⸗ bach 108 (79). Heidelberg: Bammenthal 52 (33), Heidelberg 246 (213), Neckargemünd 55 (45). Mannheim: Ladenburg 69 (64), Mannheim 984 (890), Neckarau 35, Schriesheim 24 (22), Secken⸗ heim 53 (52). Mosbach; Aglaſtahauſen 28 Mos⸗ bach 88 (66), Neudenau 69 (52), Schweigern 60 (53), Schwetzingen: Hockenheim 113 (103), Reilingen 48 (44), Schwetzingen 96 (84). Sins⸗ heim: Eſchelbronn 52 (50), Hilsbach 37, Neckar⸗ biſchofsheim 45 (40), Rappenau 47 (38), Sins⸗ heim 63 (53) Waibſtadt 27 (23), Weiler 48 Tauberbiſchofsheim: Boxberg 31 (29), Grünsfeld 40 (38), Königshofen 32 (24), Laudau 53 (45), Tauberbiſchofsheim 92 (63). Wertheim: Groß⸗ ſachſen 40 (33), Heddesheim 54 (50), Leuters⸗ hauſen 33 (30), Weinheim: 87 (62). Wertheim: Freudenberg 31 (30), Wertheim 67 (57). Wies⸗ loch: Walldorf 80 (70, Wiesloch 91 (60). — Heidelberg, 5. Febr. Der Süddeutſche Eiſenbahnreform⸗Verein hielt heute hier ſeine Generalverſammlung ab Profeſſor Dr. Böhtlingk⸗ Karlsruhe referirte über den Stand der Tariffrage und eine mit Bezug auf die Artikel 43 und 45 der Reichsverfaſſung an den Reichstag zu richtende Petition. Eine dahingehende Reſolution wurde einſtimmig angenommen. In der darauf folgenden Debatte empfahl Wehe⸗Karlsruhe zur Erreichung der vorgeſteckten Ziele des Eiſenbahnreform⸗Vereins praktiſche Agitation, da man ſich nicht darauf ver⸗ laſſen könnte, bis der Landtag oder der Reichstag ſich mit der Sache befaſſen, und ſchlägt die Her⸗ ausgabe einer Broſchüre vor. Redakteur Röder⸗ Karlsruhe erörterte ſodann die Konſequenzen der preußiſch⸗heſſiſchen Eiſenbahngemeinſchaft für die badiſchen Bahnen die in Folge dieſer Gemein⸗ ſchaft eine Einbuße von zirka 600,000 M. zu ver⸗ zeichnen haben. Es wird folgende Reſolution an⸗ genommen: „Die heutige General⸗Verſammlung des Süddeutſchen Eiſenbahnreform⸗Vereins beſchließt, die Großh. Badiſche Eiſenbahn⸗Direktion zu erſuchen, den Gefahren, welche die Konkurrenz⸗Maßregeln der preußiſch⸗heſſiſchen Eiſenbahngemeinſchaft für die finanzielle Geſtaltung unſeres Eiſenbahnverkehrs mit ſich bringen, durch eine im Prinzip verbilligende Tarifgeſtaltung ſowohl für den Perſonen⸗ wie für den Güterverkehr entgegenzuwirken.“ — München, 2. Febr. Ein Raubmord iſt am Mittwoch in der Thalkirchner Straße Geno ſſenſchaft 57 (54). verübt worden. Die Pfandleiherin Diell wurde ! mit durchſchnittener Kehle in ihrem Laden auge funden. Eine größere Geldſumme, Brillanten und Uhren fehlen. Vom Thäter iſt bis jeht noch keine Spur entdeckt. Die Wittwe Die hinterläßt 6 Kinder. — Berlin, 2. Febr. Frau Berta Wegner; Zell, die nach dem Tode der bekannten Jugend. ſchriftſtellerin Thekla von Gumpert die Herauz, gabe der im Verlage von Carl Flemming in Glogau erſcheinenden Jugendſchriften „Herzblatz, chens Zeitvertreib“ und „Töchter⸗Album“ über, nommen hat, iſt heute von der gegenwärtig hier 1 weilenden Großherzogin von Baden in beſonderer Audienz empfangen worden, um derſelben den neueſten (44.) Band des Töchter⸗Albums überreichen, der aus Anlaß des am 3. Dezember 1898 gefeierten ſechzigſten Geburtstages der Groß⸗ herzogin das Bild und die Biographie derſelheg ſowie ein den Tag verherrlichendes Gedicht der Herausgeberin enthält. Die Großherzogin empfing Frau Berta Wegner ⸗Zell ſehr huldvoll; ſie ſprach ſehr eingehend über Jugendlitteratur, drückte ihr Freude über die ſchöne Ausſtattung des Were aus und verſprach aus eigener Initiative, Auf⸗ trag geben zu wollen, daß daſelbe in den Jugend, und Schulbibliotheken Badens eingeführt würde, — Peking, 6. Febr. In Hangtſchau i am Freitag ein Pulvermagazin in die Luft ge⸗ flogen, wobei 2—3000 Menſchen umgekommen ſein ſollen. Aus dem in der Nähe des Magazins befindlichen Soldatenlager iſt von 1500 Mann nebſt einem General Niemand mit dem Leben davongekommen. Im Umkreis von 3 Kilometerg wurden ſämmtliche Häuſer zertrümmert und die darin befindlichen Familien getödtet. Unter dez Getödteten finden ſich keine Ausländer. Für Bruchleidenden bitten, wie allſeſtig ſchoß lange ärztlich anerkannt, die beſte Hilfe, die elg⸗ ſtiſchen Gürtelbruchbänder von L. Bogiſch, Stuttgart, Reu! linſtr. 6. Wir verweiſen zur näheren Informierung auf das in heutiger Nr. befindliche Inſerat. BHumoriſtiſches. Gläubiger: Zum letzten Male frage i Sie jetzt: wollen Sie mich endlich bezahlen Schuldner: Gott ſei Dank, daß ich das nicht mehr öfter unzuhören brauche. 3 Roſas zarte Hand an ſeine Lippen führend. „Ach, Sie wollen mir nicht antworten, und ich verdiene dieſen vorwurfsvollen Blick. Es war Unrecht von mir, dieſe Frage an Sie zu richten, ehe ich dies kühn in Anweſenheit Ihres Vaters gethan habe.“ „Es läutet zum Diner — ich muß gehen,“ murmelte Roſa, ſich loßreißend. „Leben Sie wohl, Walter; auf Wiederſehen!“ In der nächſten Sekunde war ſie aus dem Zimmer verſchwunden. 5 Inzwiſchen hatte der Lakai Frau Mervyns zur Befriedigung aller Betheiligten den Auftrag einer Herrin vollzogen. Die verunglückte Frau hatte das empfangene Goldſtück von allen Seiten betrachtet und ſich dann genau nach der Adreſſe der vornehmen Dame erkundigt, deren Generoſität ſie dieſe reiche Gabe verdankte. Die Folgen ihres Unfalls ſchienen ſie bereits völlig überwunden zu haben und nach einem höflichen Abſchied von dem Apotheker trat ſie den Heimoeg an. In die erſte Reſtauration jedoch, an welcher ſie vorüberkam, trat ſie ein und beſtellte ſich ein reiches Mahl, das ſie mit wahrem Heißhunger verzehrte. „Ein hübſches Tagewerk,“ ſprach ſie für ſich. „Verließ meine Wohnung heute Morgen mit leerem Beutel und kehrte nun verhältnißmäßig reich dahin zurück. Denn dieſer Goldfuchs ſoll nur der erſte von vielen weiteren ſein. Dieſer Unfall war das Glück, was mir paſſiren konnte, vorausgeſetzt, daß ich mich nicht irrte, und dies glaube ich kaum. Ich werde Ihnen einen Beſuch abſtatten, meine gnädige Frau Mervyn, in etwa einer Stunde ſollen Sie die Ehre haben. Unſere Begegnung wird vielleicht keine ſo angenehme ſein, aber ich habe ſchon Schlimmeres ertragen, als die Drohungen einer machtloſen Frau, und die Gnädige wird nicht zu weit zu gehen wagen aus Angſt, ich könnte reden. 1 Die Ariſtokraten verabſcheuen Skandal und unbe⸗ queme Leute.“ Der ſtarke Wein, vielleicht auch ein leuchter Schwindler infolge des Sturzes machten die Frau ſo ſchläfrig, daß ſie wider Willen in einen tiefen Schlummer ſank, aus dem ſie nach einer Weile fröſtelnd erwachte. „Beinahe neun Uhr, und ich muß doch heute noch meine Wohnung in Camden Tower erreichen. Soll ich meinen Beſuch auf ein paſſendere Zeit verſchieben 2“ Sie ſchien eine Weile zu überlegen, aber ſchließlich kam ihr der Gedanke, daß es ſtets am beſten ſei, das Eiſen zu ſchmieden, ſo lange es heiß iſt, und ſie verließ raſch entſchloſſen das Haus. Oberſt Mervyns Diener war nicht wenig über⸗ raſcht, die ſeltſame Frau beim Oeffnen der Thür vor ſich zu ſehen. „Die gnädige Frau und die juugen Damen befinden ſich mit mehreren Beſuchern im Salon,“ ſagte er; „ich bezweifle, daß Sie eine der Damen ſehen können. Wollen Sie denn nicht morgen Vor⸗ mittag vorſprechen? Das wäre eine weit paſſen⸗ dere Zeit für Sie.“ „Mein lieber junger Mann, das muß ich wohl am beſten wiſſen,“ verſetzte die Frau, keck in die Halle eintretend. Mit den jungen Damen habe ich nichts zu thun; ich will nur Frau Mervyn ſprechen und wenn Sie mich nur melden wollen, wird ſte ſicher ſogleich erſcheinen.“ „Es iſt ſchon ſo ſpät am Abend,“ meinte der Diener, immer noch zögernd. „Wie wäre es, wenn ich Frau Mervyn's Zofe herbeiriefe?“ „Damit wäre mir nicht gedient, mein lieber Freund. Sehen Sie Frau Mervyn hat etwas in der Apotheke zurückgelaſſen —“ ſie zog ein Taſchen⸗ tuch theilweiſe aus ihrem Beutel — „und dies mochte ich ihr perſönlich zuſtellen. Ich habe iich ſtets in reſpectabler Spähre bewegt und liebe ez, mich fein zu benehmen. Und nun, mein Freund, melden Sie mich Ihrer Herrin; und — was ih ein Zimmer iſt dies? — das Speiſezimmer ! fragte ſie, ungeniert eine Thür öffnend. „Ah, llt behaglich warm, hier möchte ich auf Frau Merbhns Ankunft warten.“ ſte fachte die glimmenden Kohlen zu nener Gluth an, zog ſich einen Seſſel an den Kamin und ließ ſich ohne Weiteres mit vielem Be hagen darin nieder. Einer ſolch' ungenirten Beſucherin fühlte der Lakai ſich nicht gewachſen; aber zu vorſichtig, un die Dame allein zu laſſen, ließ er ihre Bolſchaft an Frau Mervyn durch einen andern Diener über mitteln und machte ſich im Zimmer etwas ſchaffen, jede Bewegung der Fremden ſcharf hes obachtend. Dieſe bemerkte mit lächelnder Miene fein Manöver. „Sie haben mich anmelden laſſen, junger Mann? Schönſten Dank; Ihr langes Zögern nehme ich Iznen gar nicht übel. Ah, d erſcheint ſie ſchon! Ihre ergebenſte Dienerin gnädige Frau!“ fügte ſie bei, der Eintretenden eine tiefe ehrerbietige Verbeugung machend. J ſchäme mich wirklich, Sie ſo zu beläſtigen, gnädige Frau, aber ich konnte nicht mit ruhigem Gem zur Ruhe gehen, ohne Ihnen für die unendliche Güte zu danken, die Sie einer armen un glücklichen —“ Sie hielt plötzlich inne und ließ ich wieder zurück auf ihren Seſſel ſinken, denn der Lakai halke das Zimmer verlaſſen, während Fran Merohn ſtolz und trotzig, mit krampfhaft verſchlungenen Händen und todtenblaſſem Antlitz der Fremden gegenüber ſtand. 75 in 5 f.