1 Bochenblatt Anzeiger für aden und Umgegend. Erscheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. Anzeigen: „„ b e 35 5 1 Die einſpaltige Corpuszeile ddeb Wien 4 mehr Preis vierteljählich Mark 1.— mit illuſtrirtem Unter⸗ 8 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen a haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. 1 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. 3 Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Druck und Verlag von Karl Molitor, ente den 9 9 e angle adenburg. 1 Ladenburg. . ichtig 1 ů ͤ ͤ ————————————ç§5—iĩ — — g 8 No. 9. Mittwoch, den 1. Februar 1899. i Finanzlage der einzelnen Verſicherungsanſtalten [Beamten und unter Hinzuziehung je eines Ar⸗ nuar lag Das neue Juvalidenverſicher⸗ wird als um ſo nothwendiger bezeichnet, „als beitgebers und 1 5 „ ſtattfinden Erſaßlß ungsgeſetz. die Verſchiedenheiten weder vorübergehend ſind (Paragraph 75). Trotzdem wird mit? Kück. Mint noch auf unrichtigen Verwaltungsmaßregeln der ſicht auf die Einheitlichkeit der Rechlſprechung Der Entwurf eines Invalidenverſicherungs⸗ einzelnen Anſtalten beruhen.“ Was die Renten- und die finanzielle Bedeutung ber Beſcheide de Fi geſetzes mit Begründung iſt vor Kurzem dem berechnung ſelbſt betrifft, ſo ſollen in Zukunft gegen die Entſcheidung dieſer Rentkammern betöffz Keichstage zugegangen. Als wichtigſte Aender⸗ die Grundbeträge nach den einzelnen Lohn⸗ die Nachprüfung der Feſtſtellungs beſcheide Ianung ungen gegen die bisher beſtehenden Vorſchriften klaſſen abgeſtuft und damit für die höheren durch ein gleichartig beſetztes Schiedsgericht th. ſind nach den „Berl. Neuſt. Nachr.“ hervor⸗ e zuheben: Der Entwurf lehnt eine Zuſammen⸗ legung der Arbeiterverſicherung in eine ein⸗ zige umfaſſende Organiſation ab, weil, wie die Begründung ausführt, dieſe ſchwerwiegende Frage noch nicht reif iſt. Es wird in erſter Cinie die Ermöglichung des finanziellen Aus⸗ gleichs unter den Verſicherungsanſtalten ver⸗ ſucht und dieſe in der Theilung der ſämmtlichen Laſten der Verſicherungsträger in eine Gemein⸗ und Sonderlaſt (Paragraph 20a) und in der entſprechenden Bildung eines Sondervermögens (Paragraph 21a) der einzelnen Verſicherungs⸗ träger gefunden. Die Gemeinlaſt ſoll durch den Kapitalwerth derjenigen Zahlungen, welche die Verſicherungsanſtalten für Altersrenten und die Grundbeträge der Invalidenrenten, für Rentenſteigerungen in Folge für Urankheits⸗ haben, gebildet werden, wogegen alle übrigen Verpflichtungen in Sonderlaſt jeder Verſicher⸗ ungsanſtalt bilden ſollen. Zum Sweck der ö Scheidung in Gewinn und Sondervermögen ng ſoll das am 31. Dezember d. J. vorhandene 5 Vermögen jeder Verſicherungsanſtalt durch den pſtemn Bundes rath feſtgeſtellt und drei Fünftel dem 5 Semeinvermögen, zwei Fünftel dem Sonder⸗ Sch vermögen der Anſtalt zugewieſen werden, jeder eſtautm Theil hat dann die entſprechenden Gemein-, bezw. Sonderlaſten zu tragen. Dieſer Aus⸗ 1 ——— in der großen Verſchiedenheit der wochen und für Kentenabänderungen zu leiſten Lohnklaſſen erhöht, die Rentenſteigerung aber herabgeſetzt werden. (Parapraph 25 ff.) Eine Herabſetzung der Grenze für die Alters⸗ rente iſt nicht erfolgt. Weitgehende Aenderungen ſind in der Organiſation geplant. Es ſoll nämlich die bisher der unteren Verwaltungsbehörde am Wohnorte des Rentbewerbers obliegende Vorbereitung und Begutachtung der Kentenanträge durch ein für kleinere örtliche Bezirke eingeſetztes Organ, die Kentenſtelle, erfolgen 51 bis Ik), die aus einem ſtändigen Vorſitzenden und aus der Klaſſe der Arbeitgeber und der Verſicherten zu wählenden Beiſitzern, deren Zahl mindeſtens 4 betragen ſoll, gebildet wird. Ihre Aufgaben und Befugniſſe ſind in Paragraph 51a unter Nr. 1—6 angeführt. Dieſen Organen kann ſtatt der Begutachtung der Anträge durch die Candeszentralbehörden auch die Entſcheidung hierüber überlaſſen werden (Paragraph Slh), anderſeits können die Aufgaben der Kenteſtellen werden. bereitung ſoll die eigentliche Beſchlußfaſſung durch die gleiche Behörde bereits beſtehenden öffentlichen Behörden oder Beamten übertragen Man hofft, durch dieſe Maßregel die Verſicherten in intimere Fühlung mit der Verſicherungsanſtalt zu bringen. Das Inſtitut des Aufſichtsraths und der Vertrauensmänner ſoll fortfallen. Nach dieſer eingehenderen Vor⸗ über die Kentenanträge durch eine kollegiale Abtheilnng des Vorſtandes unter Vorſitz eines iſt. und die folgende Keviſton an das Keichsver⸗ ſicherungsamt beibehalten. Wegen des Fort⸗ falls des Berufungsrechts des Staatskom⸗ miſſars und der eingehenderen Vorbereitung der Kentenbewerbungen durch die Rentenſtellen hofft man auf eine ſtarke Verminderung der Keviſionsfälle und glaubt, mit nur wenigen Berufungsſtellen für große Bezirke etwa im Umfange eines preußiſchen Kegierungsbezirks auskommen zu können. — Eine wichtige und bisher unbekannte, daher wohl vom Bundes⸗ rath neu hinzugefügte Beſtimmung bezieht ſich, wie der „Berl. Lokanz.“ hervorhebt, auf die Hauslehrer und Hauslehrerinnen, Erzieher und Erzieherinnen. Dieſe werden, ſoweit ihr Jahreseinkommen nicht 2000 Mark überſteigt fortan der Verſicherungspflicht unterworfen. Der Bundesrath folgte, indem er dieſe Be⸗ ſtimmung aufnahm, mehrfachen, an ihn her⸗ angetretenen Anregungen aus den betheiligten Areiſen. Politiſches. — Berlin, 28. Jan. Der „Reichsanzeiger“ veröffentlich einen Erlaß, wonach auf Grund des Geſetzes vom 31. März 1898 betreffend die Auf⸗ nahme einer Anleihe für Zwecke des Reichsheeres, der Marine und der Reichseiſenbahnen ein Betrag von 55 629 991 Mk. durch Anleihe zu beſchaffen Der Zinsfuß beträgt drei Prozent. 50 ermitn Heimliche Liebe. Roman von Helene Voigt. . Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) 5 „Nora, o Geliebte, und ich hegte ſolch dunklen Verdacht. 5 5 5 5 5 „Du wußteſt eben noch nicht, daß ich Dich höpful liebte,“ flüſterte ſie mit holder Befangenheit, „nicht — Dein Gold und Deine Reichthümer errangen Dir r meine Liebe, ſondern Du ſelbſt, Deine Perſönlichkeit Dein treues, vornehmes Weſen.“ + 4 „Nora — und ich glaubte, Du wollteſt mich 1 bei verlaſſen, um jenem Manne anzugehören.“ bmah, „Niemals,“ murmelte ſie ſchaudernd und barg Ane ihr Köpfchen an ſeiner Bruſt, er verlangte meine Ile Liebe als Preis für — jenes unſelige Kartenblatt.“ a „Es iſt heute in meinem Beſitz, mein armer 9225 al, Liebling, es war für Euch beide eine ſchwere Prüfung, aber weshalb haſt Du mir nichts geſagt 7 davon? 20 9 a 1 „Ich dachte, ich fürchtete,“ murmelte ſie ſcheu, ing „Du werdeſt mich um der Mutter willen verſtoßen, ni 4 denn Deine Familie iſt eine reine, uralte, die keinen ind 30 Flecken bisher aufzuweiſen hatte.“ „Nora,“ ſagte er feierlich und bog ihr . Köpfchen empor, daß er gerade in die ſüßen, treu⸗ herzigen Kinderaugen blicken konnte, „nicht wahr, melal die Zeiten ſind vorbei und in Zukunft wirſt Du 1 kein auch noch ſo kleines Geheimniß vor Deinem 7 den vielleicht die Menge mit Fingern weiſt.“ „Nein,“ gab ſie zurück, „denn wir wiſſen ja nun, daß wir uns lieben.“ Tiefe, heilige Stille herrſchte in dem Gemach, leiſe glitten die erſten Strahlen der Winterſonne hinein und ſchimmerten wie goldige Flämmchen auf dem kaſtanienbraunen Haar der jungen Frau. Albrecht richtete ſich zuerſt auf; beinah ehrfurchts⸗ voll küßte er ſeines Weibes klare Stirn, dann ſagte er mit ſtolzem, glücklichen Ausdrucke: „Wir feiern erſt heute unſren Hochzeitstag, mein Lieb'; ſuchen, wir deshalb noch zwei Glückliche zu ver⸗ einen.“ „Ich weiß,“ nickte ſie lächelnd, un ich meine, es wird nicht ſchwer halten.“ Eine halbe Stunde ſpäter trat der Buchhalter Winkler in die Stube, wo Aſſeſſor von Trahlow, noch was angegriffen, aber doch wieder wohler am Feuſter ſaß. „Herr Aſſeſſor begann er treuherzig, „ich habe ein Wörtchen mit Ihnen zu reden, na Sie werden ſchon wiſſen worüber.“ „Mein lieber Herr Winkler,“ bat der junge Mann, in deſſen Geſichte es bereits wieder ſchmerzlich zu zucken begann, „weshalb kommen Sie, um abermals das Leid in meinem Herzen zu erwecken! Ich darf nicht um Gertrud werben, denn mein Name — iſt von einem andren in den Staub ge⸗ zogen worden und ich will das theure Mädchen nicht an das Schickſal eines Menſchen ketten, auf „So ſchlimm iſt es nicht, Herr Aſſeſſor;“ kopfſchüttelte der Alte, „die gnädige Frau hat mir auf meine ernſte Bitte alles erzählt und — ich bin nun hier — um Ihnen meine Einwilligung zu Ihrer Verbindung mit Gertrud zu bringen. Hier, dieſe Annonce, welche der Herr Senator ſoeben erhielt, wird wohl auch den Reſt Ihres Bedenken zerſtreuen.“ Er hielt dem Aſſeſſor eine Annonce auf feinem e hin, ſie N nur wenige Zeilen: a „Adeline von Trahlow geb. Wohlen Wie und Bauguier Henry Synnwood aus Ner- Vork Verlobte.“ Als Lothar ſie geleſen ſtöhnte er beinah erleichtert auf. „Gott ſei Dank, Winkler! Nun wird ſie einen andren Namen tragen — und wir können glücklich werden. O, wie will ich meine Gertrud lieben und dem Himmel für ihren Beſitz danken!“ Die Thür flog auf, mit einem Jubelruf flog das junge Mädchen herein und zu dem Geliebten hin; leiſe ſtaud der alte Vater Winkler auf und ging hinaus, eine Thräne im Auge zerdrückend. „O, Herrgott, Du wirſt mein Kind glücklich machen!“ flüſterte er bewegt, „ich dauke Dir von 5 1 — Am Abend desſelben Tages ſchritt eine in wie