n Vom Bahnhofe aus fuhren die Herrſchaften zu Wagen direkt nach Rohrbach. In den Straßen, die die hohen Herrſchaften durchfuhren, hatte ſich eine zahlreiche Menſchenmenge angeſammelt, welche das hohe Paar mit Hochrufen begrüßte. Unter dem Geläute der Glocken, Böllerſchüſſen und dem Jubel der Bevölkerung erfolgte um 1 die Einfahrt in den überaus reichgeſchmückten Ort. Sämmtliche Vereine und die Feuerwehr von Rohrbach bildeten Spalier. Vor dem Geneſungs⸗ beim angekommen unterhielten ſich die großberz. Herrſchaften zunächſt mit den dort aufgeſtellten Kriegern. Zum Empfang waren etwa 20 Herren erſchienen. Darunter der Bürgermeiſter von Rohrbach, Winter, dann die Spitzen des Gemeinde⸗ raths, die Vertreter von Schulen und Geiſtlich⸗ keit, der Bauleiter und das Komitee für Er⸗ richtung des Heims und Kommerzienrath Haas aus Mannheim. Der Großherzog und die Groß⸗ herzogin zogen ſämmtliche Herren ins Geſpräch. Wie ſchon mehrfach auf der Hinfahrt ge⸗ ſchehen war, ſo wurde der Großherzogin auch bier ein prächtiger Blumenſtrauß überreicht. Schulkinder ſangen ein Choral, worauf Bürger⸗ meiſter Winter eine Anſprache an S. K. H. den Großherzog hielt. Nachdem ſodann die Ueber⸗ gabe des Heimes durch den Vorſitzenden des Landesauſchuſſes erfolgt war, unterzogen die Herrſchaften die neuerrichtete Anſtalt einer ein⸗ gehenden Beſichtigung. N Um 3 Uhr traten der Großherzog und ie Großherzogin die Rückreiſe hierher an. Hier tattete die Großherzogin dem Frauenheim und der Großherzog dem Geheimrath einen Beſuch ab nd fuhren um 3 Uhr 40 Min. nach Karlsruhe urück. Nach der Abreiſe der großherzoglichen Herrſchaften vereinigten ſich die Mitglieder des andesausſchuſſes im Europäiſchen Hof zu einem Feſtmahl. 5 — Karlsruhe, 20. Jan. ( Deutſcher Flotten⸗Verein). Den vaterländiſchen Beſtrebungen es Deutſchen Flottenvereins wird, wie es zu erwarten ar, im Großherzogthum mit jedem Tage erhöhtes utereſſe entgegengebracht. Wie die politiſchen reigniſſe des letzten Jahres in den weiteſten reiſen die Erkenntniß der Nothwendigkeit einer auf allen Fälle gerüſtete Armee auf's neue be⸗ feſtigt und damit der Berathung der Militär⸗ vorlage im Reichstage die Wege geebnet haben, ſo gewinnt, gefördert durch die eindringlichen Lehren des ſpaniſch⸗amerikaniſchen Krieges, die Ueberzeugung immer mehr Anhänger, daß der Ausbau unſerer Kriegsflotte infolge der Welt⸗ politik der ſeebeherrſchenden Staaten eine Lebens⸗ frage des deutſchen Volkes geworden iſt. Um das Verſtändniß für die gedeihliche Löſung dieſer nationalen Aufgabe in die breiten Maſſen des Volkes zu tragen, iſt der Deutſche Flotten⸗Verein begründet worden; daß es ihm in kurzer Zeit gelungen iſt, ſo viele Freunde der Marine in ſeinen Reihen zu ſammeln, iſt das ſicherſte Kennzeichen der Zweckmäßigkeit ſeiner Beſtrebungen. Sehr wirkſam könnten dieſe gefördert werden, wenn unſere vaterländiſchen Vereine geſchloſſen als Mit⸗ glieder beitreten möchten! Schon haben in Baden einzelne Vereine ihren Beitritt zum Deutſchen Flotten⸗Verein angezeigt und man wird hoffen dürfen, daß dieſem erfreulichen Beiſpiel bald viele andere folgen werden. Ueber die Bedingungen des Anſchluſſes ſolcher Vereine bei bedeutend er⸗ mäßigten Mitgliedsbeiträgen und über andere organiſatoriſche Fragen wird der geſchäftsleitende Ausſchuß des badiſchen Landeskomitees in einer am nächſten Montag 23. d. M., unter Vorſitz Seiner Großherzoglichen Hoheit des Prinzen Karl ſtattfindenden Sitzung Beſchluß faſſen. — Berlin, 23. Jan. In einem Hauſe der Strelitzerſtraße verſuchte geſtern der 24 Jahre alte Kellner Max Haſſe ſeine Geliebte, die Ar⸗ beiterin Biegeſch, zu erdroſſeln. Durch Haus⸗ bewohner und einen Schutzmann wurde der Kellner verhaftet, nachdem er ſeinem Opfer bereits ſchwere Verletzungen beigebracht hatte. — Athen, 23. Jan. Geſtern Vormittag fand ein heftiges Erdbeben in Peloponnes ſtatt, von dem namentlich die Stadt Philiatra und Umgegend betroffen wurde. Die Stadt Philiatra wurde von den Bewohnern verlaſſen. Die Häuſer wurden beſchädigt. Ob ein Verluſt an Menſchen⸗ leben ſtattgefunden hat, konnte noch nicht feſtge⸗ ſtellt werden. Athen, 23. Jan. Ein Erdbeben richtete wie bereits, kurz, gemeldet, im Peloponnes fürchterliche Verheerungen an. Mehrere Ort⸗ ſchaften wurden gänzlich, viele andere theilweiſe zerſtört. Eine große Anzahl von Menſchen iſt verunglückt. Der König wird ſich wahrſcheinlich heute noch an die Unglücksſtätte begeben. Tandwirthſchaftliche⸗ Ein neues Erſatzmittel für die Erde in 9 Blumentöpfen und Pflanzkübeln iſt von einen engliſchen Offizier erfunden worden. Derſelbe hat als großer Blumenliebhaber die Erfahrung machen müſſen daß es oft ſehr ſchwer hall, dn richtige Erdmiſchung für die verſchiedenen Pflan⸗ zenarten ſich zu infolgedeſſen die verſchiedenſten Verſuche 1 brachte ſchließlich aus humusreichm Stoffen eine Miſchung zu Stande, in der all Pflanzen gleich gut gediehen. — Dieſe neue Miſchung wurde in England unter dem Namen Jadoo Fibre in den Handel gegeben. — ght ſoll dieſer Stoff auch in Deutſchland hergeſſelſ und den deutſchen Blumenfreunden zugänglich gemacht werden. Der praktiſche Ratgeber Frankfurt an der Oder bringt einen längeren Aufſatz darüber mit Abildungen von Pflanzer, die in ſolchem „Jadoo Fibre“ gezogen worden fed Erprobte Rezepte. Rindfleiſchröllſchen mit Kärtoffelpurte, Perſonen. Von einem 2%½—3 pfündigen, aus gelöſten Ochſenrippenſtück ſchneidet man dünne, handgroße Stücke, klopft ſie leicht, ſalzt und pfeffert ſte und beſtreut ſie auf der Innenſeſſ mit kleinen Speckwürfelchen, kleingeſchnittene Peterſilie, nachdem man ſie geſchickt zufammen gerollt und mit Bindfaden umwickelt hat, brät man die Röllchen erſt rings in heißer Brüht herum, giebt dann einige Löffel Waſſer dran, ſowie etwas geſchnittes Wurzelwerk und läßt fit darin leicht dünſten. Der entfernte Bratenſaft wird etwas m Maggi verſtärkt; die vom Bindfaden befreiten Fleiſchröllchen legt man im Kranze un gehäuft angerichtetes Kartoffelpuree. verſchaffen. Er macht „n 05 er gabelt un r d. Wai en 18 Eiugeſand. Letzten Sonntag wurde wieder durch ein zu ſchnell fahrende Droſchke ein Kind in der engen Hauptſtraße überfahren. Wie lange wl man hier noch zuwarten, bis endlich wie in Hunde ſchuchsheim, Seckenheim und andern Orten, ein polizeiliche Verordnung erlaſſen wird, d Fuhrwerke jeder Art und Fahrräder nur in Schritt durch die Straßen der Stadt fahren dürfen? Ein Fußgänger und Kinderfreund. anchmal ein Paar Blumen für das Grab des rmen Senators, der ſo wenig auf Erden genoß. Es wird ſpät, Kind, ich will noch ein wenig ruhen, ehe der Morgen graut, damit meine Hand nicht zittert; ſo lebe wohl, Gott behüte Dich, Nora, und wenn ein einziger Gedanke an denjenigen, den e Welt einſt Deinen Gatten nannte, zu mir in u beſſres Jenſeits fliegt, ſo ſei geſegnet dafür. Albrecht.“ Der Brief war beendet, adreſſtert und das Couvert geſchloſſen, van der Huylen hatte neben dem Namen ſeiner Gemahlin noch die Bemerkung ugegeben: „nach meinem Tode zu leſen.“ Noch ein letztes mal preßte er ihn an die Lippen, dann legte er ihn neben das gleichfalls verſiegelte Teſtament und ein für den Buchhalter Winkler beſtimmtes Schreiben. 2 Tiefſeufzend trat er zum Fenſter und öffnete den einen Flügel: draußen war's flill und milde, die Sterne blitzten und flimmerten, kein Lüftchen rührte ſich, kein Laut drang zu dem einſamen Manne am Fenſter. Der letzte Abend vielleicht im Leben, morgen tot und kalt, wenn des Gegners Waffe richtig traf! Es war doch ein ſeltſames Empfinden, das van der Huylen ergriff, bei dem Gedanken! Es war nicht Feigheit im gem öhnlichen Sinne des Wortes, es war Bedauern, nicht länger mehr wie bisher in voller Kraft wirken und ſchaffen zu können; hätte Nora an ſeiner Seite geſtanden, ihre kleine Hand in der ſeinen, dann, meinte er, wäre der Kampf nicht ſo furchtbar und troſtlos geweſen. Plötzlich fuhr der Senotor aus ſeinem Träumen auf trat von dem Fenſter zurück und ſchloß daſſelbe; es pochte leiſe ander Thür und er rief: Herein. Sein alter Diener trat auf den Zehen in's Zimmer winkte Albrecht und flüſterte: „Die gnädige . Frau ſchläft, aber der Herr Aſſeſſor läßt bitten. Ich komme,“ winkte van der Huylen, „Gott ſei Dank, daß der arme Lothar wieder beſſer iſt.“ Der Kranke hatte ſich im Bett aufgeſetzt, ſein Geſicht war farblos, das Auge trübe und weh⸗ müthig drückte er des Schwagers Hand, als dieſer zu ihm trat. „Armer Lothar,“ ſagte dieſer mit gedumpfter Stimme und zog ſich geräuſchlos einen Stuhl an das Lager, „Du haſt uns alle ſo erſchreckt durch Deinen Fieberanfall; wie kr ſt Du dazu, haſt Du Dich erregt?“ Der Diener zog ſich zurück und Trahlow er⸗ widerte, nachdem er nach dem Nebenzimmer gehorcht: „O, Albrecht, ich hatte Nora das Wort abgenom⸗ men, Dir nichts zu ſagen von all' dem Unheil, aber es drängt mich zu reden, Dir noch in dieſer Nacht alles zu erzählen.“ „Was haſt Du, lieber Schwager, Du ſiehſt ſo verſtört aus; ich kenne Dich kaum wieder 2“ „Van der Huylen, Du kennſt das Gefühl nicht, welches einen Sohn erfüllt, wenn er ſagen muß, ſolange ſeine Mutter noch lebt: „Ich habe keine Mutter!“ Es ſſt furchtbar, aber der Menſch kann es auch überleben — Du ſtehſt es an mir!“ „Lothar, Du ſprichſt im Fieber.“ „O nein, ich war noch nie ſo bei Bewußtſein, als eben in dieſem Augenblick. Haſt Du Zeit die ganze empörende Geſchichte anzuhören?“ „Ja ich habe viel Zeit,“ nickte jener düſter; es war ja gleichgültig, ob er die letzten wenigen Lebensſtunden verſchlief oder wachend zubrachte. „Nun den ſo höre! Frau von Trahlow, welche wir bisher Mutter genannt, iſt o Gott, wie ſoll ich's Dir ſagen!“ „Rege Dich nicht auf, Lothar hier nimm einen Schluck Waſſer.“ „Laß mich, Albrecht, Du mußt es wiſſen, Du, den ſie aus Hochmuth ſo abfallend behandel Sie hält eine Spielhölle in Wiesbaden, ſie kung die jungen Leute.“ . „Allmächtiger Himmel, iſt es möglich!“ „Ja,“ lachte der Aſſeſſor bitter auf, z habe ich auch geſagt und dennoch hatte ich den greifbaren Gegenſtand in den Händen, welcher die Wahrheit des Geſagten bewies. Aber das ſſt got nicht alles!“ „Arme Nora, armer Lothar,“ murmelte der Senator und drückte theilnehmend die Hand de Kranken, „daher alſo jener räthſelhafte Luis, die außerordentliche Eleganz im Auftreten — d Dame.“ „Jawohl, aber Gott ſei Dank, daß wir, iht Kinder, nichts davon mitgenoſſen haben, es leben Thränen an dem Golde, Albrecht, blutige Thränen, „Wie iſt es möglich daß eine gebildete Fel das als Erwecbszweig ſich ſucht, wovon ſonſt nur zweifelhafte Weſen leben ?“ f „Sie konnte nichts verdienen, haha; ſie, de vornehme Dame hätte niemals gearbeitel! D nel Gott, mein Gott — es war meine Mutter!“ a „Laß es begraben ſein zwiſchen uns, Volhar, bat der Kaufherr, denn die zunehmende Fieberglulh im Antlitz des Patienten ängſtigte, „niemand weiß 0 das unſelige Geheimuiß; beſſer es bleibt ber geſſen.“ — „Albrecht, ich ſagte Dir noch nicht alle ſtöhnte Trahlow, die Fauſt an die Stirn preſſend, „ſie hat ſich zur Verbrecherin gemacht, ſie hal m durchſtochenen Karten geſpielt.“ Entſetzt, als habe er falſch gehört, ſtarrte de Senator ſeinen Schwager an, ein halb unterdrückte Ausruf wollte ſich ihm entringen, da ging plötzlich leiſe, ganz leiſe die Thür des Nebenzimmers Nor ſtand auf der Schwelle. Fortſetzung folgt. 8 Zur get Einen große Feom ! 8 5 .