Nachtheil ſind, da der Kaufmannslehrling von Anfang an mit ſchriftlichen Arbeiten beſchäftigt wird; ferner abfaſſen von Geſchäftsaufſätzen, von Anzeigen in Zeitungen und von Bauverträgen, welch letztere aufmerkſam abgefaßt ſein müſſen, weil faſt immer der Handwerker der Geprellte iſt. 3. Zeichnen, vor allem Projektionszeichnen, dann Fachzeichnen und Konſtruktionszeichnen. Nöthig iſt auch die Einführung in den Verkehr, wie das Behandeln der Poſt⸗und Bahnſendungen. GroßeSorg⸗ falt iſtauf das Schreiben der Rechnungen zu verwenden. Um Ordnung in ein Geſchäft zu bringen, iſt gute Buchführung und Aufſtellung des Inventars zu erlernen und zu handhaben. Da durch unrichtige Koſtenberechnung manches Geſchäft nicht zuſtande kommt, ſo iſt dem Berechnen der Arbeitszeit, des Rohmaterials und der Geſchäftsunkoſten große Wichtigkeit beizulegen. Gewerbliche Geſetzgebung beſonders ſoziale, iſt durchzunehmen, auch wirth⸗ ſchaftliche Fragen, wie Geld, Vermögen, ſowie ſtaatliche Einrichtungen ſind zu erörtern. — Die Gewerbeſchule arbeitet alſo nur für das Leben, und in heutiger Zeit iſt eine gute Schul⸗ bildung eine Lebensfrage, vor allem auch für den Gewerbetreibenden. Blüht aber das Gewerbe an einem Ort, ſo hat auch der Landwirt Vorteil davon, indem er ſeine Produkte zu beſſeren Preiſen abſetzen kann, als wenn das Handwerk darnieder liegt. 5 * Karlsruhe, 12. Jan. In Bretten iſt der Polizei ein internationaler Hoteldieb in die Hände gefallen. Dort ſtieg im Gaſthaus zur Krone vor einigen Tagen ein gut gekleideter Herr ab, bezahlte ſofort Nachtmahl und das Zimmer, da er in der Frühe wieder abreiſen wollte, doch blieb er des andern Tags noch, da er über Leibſchmerzen klagte. Es fiel deshalb auch nicht auf, als er wiederholt auf dem Korridor geſehen wurde. Als die Wirtin nachmittags in einer Kommode etwas holen wollte, entdeckte ſie, daß ihre Uhr nebſt Kette, ſowie ſonſtige Schmuck⸗ gegenſtände verſchwunden waren. Da wurde es auch dem Fremden ungeheuer in dieſem Wirts⸗ hauſe, er ſuchte das Weite, doch wurde er bald feſtgenommen. Die geſtohlenen Gegenſtände und noch weit mehr fand man bei ihm vor, ebenſo in reiches Handwerkszeug von Schlüſſeln, Dietrichen Feilen u. ſ. w. S Karlsruhe, 8 Von allen — — Donauthalbahn iſt der Betrieb geſtört. ſtadt im Schwarzwald ertrank ein Arbeiter. e neue Straße von Todtmoos nach Wehr wurde durch Hochwaſſer ſtark beſchädigt, ſtreckenweiſe total zerriſſen. 3 e 15. Jan. Der Verband ſelbſtändiger Kaufleute bittet das Miniſterium, ein Geſetz über die Erhebung einer progeſſiven Umſatzſteuer auf Wagrenhäuſer und Großbazare auszuarbeiten. * Baden⸗Baden, 51 1 115 authentiſch ausgegebenen Ue erſicht ſind im ab⸗ e Kalenderjahre in hieſiger Stadt 69691 Fremden verkehrt, eine Ziffer, die bis jetzt von keinem der früheren Jahre erreicht worden iſt. Nach den Nationalitäten verteilen ſich die Beſucher folgendermaßen: 54081 Deutſche, 3255 Franzoſ., 2306 Engländer 1876 Niederländer, 1858 Amer. 1568 Ruſſen, 1326 Schweizer, 878 Oeſterreicher, 782 Belgier, 375 Italiener, 135 Schweden. — Offenburg, 15. Jan. Vor dem Schwurgericht ſtand geſtern der im Jahre 1874 geborene Landwirth Jakob Kornmayer von Ober⸗ harmersbach. Derſelbe iſt beſchuldigt, ſeinen Stiefbruder Stefan Kern am Nachmittag des 25. Sept. v. J. in der gemeinſchaftlichen Wohnung vorſätzlich erſchoſſen zu haben, um durch An⸗ eignung des Vermögens des Ermordeten im Be⸗ trage von 800 Mark ſeinen finanziellen Ver⸗ pflichtungen, die für ihn ſeinerzeit ſehr drückend waren, nachkommen zu können. Es waren 43 Zeugen und 4 Sachverſtändige geladen. Prä⸗ ſident des Gerichtshofes war Landgerichtsrath Burger, Ankläger Staatsanwalt Arnold, Verthei⸗ diger Rechtsanwalt Rombach. Die Verhandlung nahm 2 Tage in Anſpruch. Das Urtheil, welches infolge der faſt ausſchließlich auf Indizien⸗ beweiſen beruhenden Beweisaufnahme geſtern Nacht nach 1 Uhr gefällt wurde, lautete auf Tod. Doch wurde beſchloſſen, den Angeklagten der Gnade des Großherzogs zu empfehlen. — London, 15. Jan. Der über ganz England gegangene Sturm hat zahlreiche Opfer an Menſchenleben gefordert. Ueber 100 Perſonen ſind durch Häuſereinſturz, Entwurzelung von Bäumen, Herabfallen von Schornſteinen u. ſ. w. getödtet oder lebensgefährlich verletzt worden. Viele ſind ertrunken. Zwei Per ſonenzüge ent⸗ mos -A 9 unterwegs war, lief mit Feuer 1 Bord Alicante an. Das Schiff brannte lichterloh. Alle Menſchen an Bord, 460 Fahr⸗ gäſte und 110 Mann Beſatzung ſind gerettet. Der Brand iſt wahrſcheinlich durch vier im Schiffsraum verborgene Individuen verurſacht worden. Letztere ſind verhaftet. — Eine geradezu ſcheußliche Mordthat iſt in dem pfälziſchen Orte Roßbach verübt worden und zwar wurde die 82jährige Drau Dilly von ihrer Schwiegertochter, aus Reipoldskirchen ſtammend ermordet. Nachdem die alte Frau mit einem Stücke Holz niedergeſchlagen und betäubt war wurde ſie mit einem Stricke erdroſſelt, dann über den kalten Ofen geworfen und die Kleider angezündet. Hobelſpähne, Stroh und, wie man hört, auch Petroleum ſollten das Zerſtörungswerk raſcher vollbringen, den Schein eines Unglückfalles hervorrufen und eine ſchwere Kopfwunde unkennt⸗ lich machen. Durch den ſcheußlichen Geruch wurde an die Nachbarſchaft zu frühe aufmerkſam gemacht und der Leichnahm vom „Ofen geriſſen. Durch verſchiedene Kunſtſtücke, wie Aufwaſchen, ſuchte die Frau die Spuren ihrer That zu verwiſchen. Landwirthſchaftliches. — Eine Kulturpflanze, die in früheren Jahr⸗ hunderten von großer Bedeutung war, jetzt aber verſchwunden iſt aus unſeren Kulturen, iſt die du Mut Kichererbſe oder Ziſer. Es iſt keine eigentliche iu genie Erbſe, ſondern eine zu den Wickenarten gehörige . 2 0 Hülſenfrucht. Schon Karl der Große führt dieſe n f r 5 Kichererbſe unter der Zahl der Gartenpflanzen auf, welche auf ſeinen Landgütern zum Anbau befohlen iſt es auch gelungen, einen größeren Poſten Samen een zu erhalten, der an Leſer dieſes Blattes in allen ch Teilen Deutſchlands verteilt werden ſoll, um zu wurden und die heilige Hildegard, eine der größten 1 Gartenmeiſterinnen aller Zeiten, bezeichnet ſie als 0 4 leichte angenehme Speiſe. — Nenerdings hat Frei⸗ 2 herr von Schilling erfolgreiche Verſuche gebracht, e dieſe vergeſſene Gartenpflanze wieder anzubauen 10 lb und bringt darüber eine ausführliche Beſchreibung an m. mit Bildern in dee letzten Nummer des praktiſchen Wan! Ratgebees im Obſt⸗ und Gartenbau in Frankfurt 1 an der Oder. uh Mah Den Bemühungen des Herrn von Schilling a wd der Verſicher vie ehemals dringlicher prach von einem Preiſe, von einer mündlichen interredung? Wenn Nora das Kartenblatt beſaß, ann wollte ſie vor ihren Gatten treten und ihm lles ſagen: wollte noch in elfter Stunde jenes ſelige Duell verhindern und ihre Unſchuld, ihre ziebe ihm beweiſen! Er liebte ſie ja, hatte er ge⸗ agt, ſie erglühte wie ein junges Mädchen, wenn je daran dachte, wie glücklich ſie dann ſein könnten. za, es war eine herbe Prüfungszeit über ſie ge⸗ ommen, ſie wußte, was es hieß: in Thränen ſäen, nd ſtürmiſch pochend verlangte ihr Herz danach, lit Freuden zu ernten. Die Lampe warf ein gedämpftes Licht auf den kranken, leiſe trat der Diener ein und brachte eiſches Waſſer; die junge Frau erhob ſich, winkte zn heran und frug halblaut: „Könnten Sie hohl eine Stunde hier bleiben, bis ich wieder komme? ich muß noch eine eilige Beſorgung in der Stadt lachen.“ „Gewiß, gnädige Frau,“ nickte der Mann zeundlich, e „recht gern. Ich hole mir nur die zutzſeife, und Lappen, denn ich ſoll des Herrn zenator' ſilberne Stutzuhr putzen.“ . „Wiſſen Sie nicht — ob mein Mann — lorgen zeitigtausgeht?“ forſchte die junge Frau zrlegen und ehe der Diener es ſich verſah, glitt ein ünfmarkſtück in' ſeine Hand, „ich muß es wiſſen, nn es handelt ſich um wichtiges. Wenn Sie es „Gott ſegne Sie,“ ſagte Nora einfach und legte die weißen Finger in die ſchwielige Rechte des Mannes, dann glitt ſie hinaus in den kalten Winterabend, das Kopftuch dicht vor das Geſicht ziehend. * * * Draußen flackerten die Laternen unruhig hin und her, nur wenige Paſſanten befanden ſich in der Straße, die Noras bebender Fuß betrat und ſo eilte ſie unbehelligt weiter; dort drüben das vorletzte Haus bewohnte Hauptmann von Bieber⸗ ſtein, ſie ſtand bereits vor der Hausthür, da noch einmal verließ ſie aller Muth, alle Selbſtbeherr⸗ ſchung. Schwer fiel das Köpſchen auf die Thür⸗ klinke, krampfhaft ſchloſſen ſich die kalten Hände ineinander und es war als dringe ein ſchluchzender Ton unter dem verhüllendeu Kopftuche hervor: „Ich kann es nicht, mein Gott, es iſt zu ſchwer.“ Da aber tauchte ein anderes Bild vor dem armen, zitternden Weibe auf, Albrechts männlich ſchönes, jetzt totblaſſes Geſicht mit dem wehmüthigen Blicke. Morgen würden ſich dieſe beiden Männer mit den Waffen in Mißverſtändniß und ein ganz furchtbares dazu! War es denn möglich, konnte ihr Gatte ſie wirklich für treulos halten, hatte die eigne Mutter auch an ihrem Unglücke mitgeholfen? 16. Jan. gleiſten. Die Schifffahrt iſt unterbrochen. 3 3 E lan Vehriz Jlüſſen des füdlichen Barel wid Hochwaſſer — Madrid, 15. Jan. Der italieniſche verſuchen das Geimüſe wieder einzuführen. 8 + jemeldet. Auch der Rhein ſteigt ſtark. Auf der Veloce⸗Dampfer „Victoria“, der von Genua nach . A uin , hun. Mit einem ganz unterthänigſten Handkuſſe erfahren und mich hinführen wollen — werde ich Nein, nein ſie mußte das durchſtochene Karten⸗ f e lee alter Freundſchaft grüßt Sie Ihnen ſehr dankbar und erkenntlich ſein.“ Das blatt haben, koſte es was immer es wolle; es war fr fn ahn: 5 ſchöne Geſicht trug ſo unverkennbare Spuren von ja der einzige Weg — zu Albrechts Herzen, zu 10 Ak 5 Ihr treuer Sklage Kummer und Aungſt, die braunen Augen ſtanden voll ſeiner Liebe. Langſam betrat ſie das Haus, dab ihn l FCcgon von Bieberſtein. Thränen, und theilnehmend ſchaute der Mann ſeine langſam zog ſie die Schelle an Bieberſteins a U lit Empört warf die junge Frau den Brief bei⸗ junge Gebieterin an. Wohnung. An gent eite; wie durfte es ein Mann wagen, mit ſolch' „Ich will's gerne thun, gnädige Frau,“ ſagte „Der Herr Hauptmann zu Hauſe?“ frug ſie nen Unt Vertraulichkeit einer verheiratheten er treuherzig, „denn wir haben Sie und den laut, möglichſt hochmüthig und malitös, lächelnd 1 ww Frau zu ſchreiben, mit deren Gatten er am andren Herrn Senator alle lieb und wünſchen Ihnen nur nickte der Burſche: „Jawohl, wen darf ich A lh tage ein Duell ausfechten ſollte! Und doch! Er gutes.“ melden.“ Wed 0 10 „Eine Dame welche Herrn von Bieberſtein dringend ſprechen muß.“ Der Burſche ging in's Zimmer, ſehr erſtaunt über ſicheren Befehl der Unbekannten; die Damen, welche ſonſt hieher zu kommen pflegten, traten anders auf. „Führe die Dame herein,“ hörte Nora drinnen Bieberſtein nochalant ſagen, doch ſie rührte ſich nicht und ſagte, ſehr makiert und laut, als der Burſche die Thür offen hielt: Sagen Sie ihrem Herrn, daß ich ihn erwarte.“ Jetzt ſprang der Hauptmann haſtig empor, daß der Stuhl zu Boden fiel, die Stimme ſollte er kennen, ſogleich war er draußen, verneigte ſich ehrerbietig vor der verhüllten Geſtalt und rief: „Meine gnädig“ — „Genug, Herr Hauptmann!“ fiel ſie ihm ge⸗ bietend in's Wort, „ich verlange eine Unterredung mit Ihnen. Bitte öffnen Sie mir die Thür zu Ihrem Salon.“ Sie betonte ſcharf das letzte Wort. Bieber⸗ ſtein verſtand ſie und rief dem Burſchen ſcharf zu; „Johann, raſch eine Lampe, zünde den Kron⸗ leuchter an.“ % ;ͥ / 7Ü 5