1 nen de 5 Ladenburg. —— No. 5. Erscheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. Preis vierteljählich Mark 1.— mit illuſtrirtem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins! Haus. 155 Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, e 15 Anzeiger für eadenberg und Umgegend. 1 33 Anzeigen: Raum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Molitor, kublat * 255 25 5 . 1 f n Die finſpaltige Corpuszeile oder deren 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Ladenburg. FNiiwoch, den 18. Januar 1899. Politiſches. Karlsruhe, 15. Jan. Der Großherzog und ſeine hohe Gemahlin werden am 25. d. M. nach Berlin reiſen und bis Anfang Februar am kaiſerlichen Hofe verbleiben. Berlin 16. Januar. Der Reichstag führte am Freitag die tags zuvor begonnene Generaldebatte über den Entwurf des neuen Heeresgeſetzes zu Ende und zwar in demſelben ruhigen und ſachlichen Ton, mit welchem ſie eingeſetzt hatte. Der erſte Redner in der reitagsdebatte war der ſozialdemokratiſche bgeordnete Bebel. Er verwarf die Militär⸗ vorlage ebenſo grundſätzlich, wie dies in der vorangegangenen Sitzung Abg. Kichter namens der freiſinnigen Volkspartei gethan hatte, gleich dieſem die Nothwendigkeit der neuen militär⸗ iſchen Forderungen der Regierung entſchieden läugnend. Im allgemeinen befleißigte ſich der ſozialdemokratiſche Redner bei ſeiner Be⸗ kämpfung der Militärvorlage eines unerwartet gemäßigten Auftretens; trotzdem zog er ſich einen Ordnungsruf des Präſidenten Grafen Balleſtrem zu, als er infolge ſeiner Redewendung die Militärvorlage ſei geradezu eine Verhöhnung der Friedenskundgebung des Czaren, in eine kurze Polemik mit dem Vorſitzenden gerieth. Hervorzuheben iſt die Erklärung Bebels, daß die deutſche Arbeiterſchaft im Falle eines feind⸗ lichen Angriffes auf das aterland ihre Schuldigkeit thun würde. Der preußiſche KUriegsminiſter v. Goßler trat den oppo⸗ ſitionellen Ausführungen des ſozialdemokratiſchen Kedners mit der ihm eigenen Entſchiedenheit und Klarheit des Ausdruckes entgegen, wo bei er namentlich die Bebel'ſche Anpreiſung des Milizſyſtems in ihrem wahren Werthe beleuchtete. Herr v. Goßler ſchloß mit der beſtimmten Er⸗ klärung, daß die deutſche Heeresver waltung der auf dem Stuttgarter ſozialdemokratiſchen Par⸗ teitage aufgeſtellten Forderung der Demokrati⸗ ſirung der Armee mit aller Energie ſtets ent⸗ gegengetreten werde. Nunmehr gelangte das Centrum durch den Abgeordneten Dr. v. Hertling zum Wort Er äußerte einige Be⸗ denken gegen die Militärvorlage und verhehlte auch nicht daß deren Einbringung ſeinen po⸗ litiſchen Freunden in Hinblick auf die vom Reichstage im vorigen Jahre bewilligte große Flottenvorlage eine ziemlich unangenehme Ueber⸗ raſchung bereitet habe. Indeſſen ließ er die Hoffnung durchblicken, daß es in der Tommiſ⸗ ſion zu einer Verſtändigung über die militäriſchen Neuforberungen kommen werde. Der Tentrums⸗ redner ſtreifte neben dem eigentlichen Tages⸗ thema auch die allgemeine politiſche Lage und das Friedensmanifeſt des Czaren, deſſen praktiſche Folgen Herr von Hertling indeſſen entſchieden bezweifelte. Es folgte der General⸗ redner der Nationalliberalen, Abg. Dr. Sattler welcher ſich im Großen und Ganzen ungeachtet einzelner Bedenken ſympathiſch zur Heerreform äußerte; im Uebrigen erklärte ſich Dr. Sattler namens ſeiner Partei beſtimmt für die Bei⸗ behaltung der zweijährigen Dienſtzeit, die beiden letzten Redner vom Tage, der Antiſemit Lieber⸗ mann von Sonneberg und Abg. Rickert als Sprecher der freiſinnigen Vereinigung, bekundeten in ihren Reden ebenfalls eine ziemlich wohl⸗ wollende Stimmung gegenüber der Heeresvor⸗ lage. Die Debatte und die Sitzung ſchloß mit Verweiſung der Vorlage an die Budgetkommiſſion worauf ſich das Haus bis nächſten Dienstag (kleinere Vorlagen und zweite Statsleſung) ver⸗ tagte. Berlin, 16. Januar. Zu der geſtern Vormittag ſtattgefundenen Feier des Krönungs⸗ . und Ordensfeſtes hatten ſich die hier anweſenden Perſonen, denen der Kaiſer heute Ordens⸗ und Ehrenzeichen verlieh, im königlichen Schloſſe ver⸗ ſammelt, um von der Ordens⸗Commiſſion die für ſie beſtimmten Dekorationen in Empfang zu nehmen. Hierauf begaben ſich die Dekorirten in die Schloß⸗Kapelle, um daſelbſt das Kaiſerpaar, die Prinzen und Prinzeſſinnen des königlichen Hauſes zu erwarten. Nachdem das Kaiſerpaar beim Eintritt in die Kapelle von der Geiſtlichkeit empfangen worden war und ſeine Plätze einge⸗ genommen hatte, begann der Gottesdienſt. Nach Beendigung desſelben fand im Weißen Saale, in der Bilder⸗Gallerie und den angrenzenden Ge⸗ mächern Tafel ſtatt, bei welcher der Kaiſer einen Toaſt auf das Wohl der neuen und der älteren Ritter ausbrachte. Nach Aufhebung der Tafel begab ſich das Kaiſerpaar in den Ritterſaal, wo es viele der eingeladenen Perſonen durch An⸗ ſprachen auszeichnete. Verſchiedenes. & Ladenburg, 16. Jan. Da beabſichtigt iſt, hier an Stelle der gewerblichen Fortbildungs⸗ ſchule eine Gewerbeſchule zu errichten, hielt am Sonntag Herr Herth, Rektor der Mannheimer Gewerbeſchule einen mit großem Beifall aufge⸗ nommenen Vortrag über „Ziele. Einrichtung und Betrieb der Gewerbeſchulen“. Die Gewerbeſchule will dem Gewerbetreibenden diejenigen techniſchen und kaufmänniſchen Kenntniſſe beibringen, welche zur Führung eines Geſchäftes notwendig ſind. Sie iſt für ihn das, was für den Landwirt die Winterſchule iſt. Die Hauptlehrgegenſtände der Gewerbeſchule ſind: 1. Rechnen, und zwar praktiſches Rechnen, Schluß⸗, Prozent⸗ und Warenrechnen. 2. Deutſch, nämlich Anfertigen von Scheinen und Briefen, worin Meiſter und Lehrling gegenüber dem Kaufmannsſtand im Heimliche Liebe. Roman von Helene Voigt. 14. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Hochauf richtete ſich die ſchöne Frau, ihre Augen blickten ernſt, wehmüthig zu dem fiuſtern Gatten auf, ihre Stimme bebte, als ſie ſagte: „Du haſt recht, Albrecht, und wenn Du eines Tages erfährſt, was ich Dir jetzt vorenthalten will, ſo⸗ lange es in meinen Kräften ſteht, wirſt Du er⸗ kennen, wie ſchweres Unrecht Du heute Deinem Weibe zugefügſt.“ Ohne ſich noch einmal umzuwenden ging ſie hinein in's Krankenzimmer und der Senator wandte ſich gleichfalls der Thüre zu; noch ruhte der ver⸗ hängnißvolle Brief in ſeiner Hand, noch hatte er die Worte Frau von Trahlow's nicht vergeſſen aber dennoch leuchtete es wie ein heller Schimmer in ſeiner Seele auf — das Weihnachtslicht hatte ſich noch einmal entzündet, es ſtrahlte wunder⸗ herrlich: wie wenn ſie uuſchuldig wäre! Aber der Brief — Drinnen an Lothars Krankenlager knieete Nora, das Haupt in die Kiſſen verborgen und weinte un⸗ aufhaltſam; Trahlow ſchlummerte fieberhaft, ab⸗ geriſſene Worte klangen von ſeinen Lippen, die Hände zuckten nervös auf der Decke. Alſo das war das Ende! Ihr Glück, ihr ſonniges märchenhaftes Glück, welches ſie oftmals in ſtillen Stunden erträumt, es lag zerbrochen, zerſchellt am Boden und von weit her drang der Mutter ſcharfes Lachen an ihr Ohr. Armes junges Geſchöpf. O, nur ein einziges Wort von Albrechts Lippen und ſie hätte ihm alles bekannt, den un⸗ endlichen Kummer, die Schande, welche die Mutter über ſie gebracht, und die ihr und Lothars Glück vernichtet. Wie durfte ſie an van der Huhlens Seite als Gemahlin weiter leben, wenn man mit Fingern auf ſie wies, wenn man ſich zuraunte: „Seht dort jene Frau. Sie war ein armes Mädchen, welches des Geldes wegen jenen edlen, braven Mann heirathete, der ihr ſeinen alten an⸗ geſehenen Namen gab, damit ſie ihren befleckten ab⸗ 17 legen konnte! Wie ein böſes Phantaſiegebilde ſtand jenes Kartenblatt von ihren Augen, von dem Lothar phantaſierte, welches ſich in den Händen jenes ränke⸗ ſüchtigen Mannes befand und das Nora um jeden Preis wieder haben mußte. Um jeden Preis? Armes Kind, ſie ahnte nicht, welchen Preis man dafür von ihr fordern werde! Stunde um Stunde dieſes fürchterlichen Tages ſchlich dahin, Nora wollte faſt verzweifeln, denn ſie hörte garnichts, ſah auch niemanden außer dem Diener, welcher ſie bei Lothars Pflege unterſtützte. Endlich, der kurze Januartag ging zu Ende, iu den Straßen flammten die Laternen auf, als das Stubenmädchen einen Brief brachte mit den etwas neugierigen Worten: „Es iſt von Herrn Hauptmann von Bieberſtein, gnädige Frau; er läßt Vielleicht hätte eine mündliche Unterredung ein ſich nach dem Befinden des Herrn Aſſeſſors er⸗ kundigen.“ „Ich ließe danken — es ginge noch nicht viel beſſer. Gieb den Brief her, Roſa.“ Mit bebenden Händen riß ſie das keilchen⸗ duftende Couvert herab und nahm den enggeſchriebe⸗ nen Bogen hervor: zum erſten Male im Leben ſchrieb ein anderer Mann als ihr Gatte an ſie! Zuerſt vermochte ſie kaum die Buchſtaben zu er⸗ kennen. Thräuen verdunkelten ihre Augen, dann nahm ſie alle Selbſtbeherrſchung zuſammen und las wie ſolgt: „Meine ſehr verehrte, gnädige Frau! Ihr allerliebſtes Billet von heute morgen, welches ich allerdings mit einem anderen, weniger angenehmen Ihres Herrn Gemahls erhielt, hat mir zu denken gegeben. Ich überlegte hin und her, wie es möglich ſei, Ihren ſo dringenden Wunſch zu erfüllen, ſah aber leider keine Möglichkeit dazu. friedenſtellendes Reſultat geliefert, jedoch ſo muß ich Ihnen, ſchöne Frau, leider bekennen, daß ich mich niemals von meinem pikanten Kartenublatte trennen werde, es ſei denn gegen einen ſehr hohen Preis! Ob Sie gewillt ſein möchten, denſelben zu zahlen, um mein Stillſchweigen zu erkaufen, fragt ſie noch. Mit Ihrem Herrn Geuahl habe die Ehre, morgen früh ſehr zeitig zuſammenzu⸗ treffen, hoffentlich iſt es nichts unangenehmes, was daraus reſultiert, es ſollte mir auch für Sie leid zu⸗ N Ne cr