2 armolq g 2 Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Amel Preis vierteljählich Mark 1.— mit illuſtrirtem Unter⸗ 8 1 1 Raum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen . 2 8 haltungsblatt Mark 1.40, frei ins JHaus. M e , 1 6 Pfg., Neklamen 20 Pfg. 157 — . Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, 1 Druck und Verlag von Karl Molitor, each Ladenburg. 1 Ladenburg. 7 5 kuchen No. 4. Samstag, den 14. Januar 1899 f „555 — — * — Peolitiſches. Berlin, 11. Jan. Der Beſuch, welchen e Mie Kaiſer Wilhelm dieſer Tage dem franzöſiſchen Dee Botſchafter Marqius de Noailles abgeſtattet W. b. hat, giebt zu allerhand Deutungen in der in⸗ — wie ausländiſchen Preſſe Anlaß. Die nächſte Veranlaſſung des Vorganges bildete offenbar die Aufmerkſamkeit, welche Präſident Faure gegenüber unſerm Haiſer dadurch bewieſen hat, daß er durch den Marqius de Voailles direkte Erkundigungen über das Befinden des Monarchen einziehen ließ. Sweifellos wünſchte der Haiſer, perſönlich dem Botſchafter Frank⸗ reichs ſeinen Dank für dieſen Akt internationaler Höflichkeit des Staatsober hauptes der franzöſi⸗ ſchen Republik auszudrücken, da aber der hohe Herr ungefähr eine Stunde beim Marqius de Noailles verweilte, ſo deutet die ungewöhn⸗ liche Cänge dieſes Beſuches darauf hin, daß hierbei irgend welche ſchwebende Fragen der hohen Politik mit zur eingehenden Erörterung gelangt ſein müſſen. Wie das „B. T.“ wiſſen will, lege man in Berliner diplomatiſchen Kreiſen dem Ereigniſſe große Bedeutungen bei in Hinblick auf die ſpeziell wegen Mada⸗ gascars ſich abermals bekundende Zuſpitzung * der franzöſiſch⸗engliſchen Beziehungen. Ander⸗ ſeits verſichert die „Voſſ. Stg.“ das Erſcheinen Kaiſer Wilhelms beim franzöſiſchen Botſchafter in Berlin habe in pariſer politiſchen Kreiſen 150 ſtarken Einfluß gehabt, man hege daſelbſt die 3.0 Anſicht, daß nunmehr ein dentſch⸗franzöſiſches 22 0 Einvernehmen wenigſtens in Bezug auf China — in abſehbarer Nähe gerückt worden ſei. — Ob der jüngſten Unterredung Kaiſer Wilhelms mit Herrn de Noailles wirklich eine ſolche weiterreichende politiſche Bedeutung zukommt, Anzeiger f Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. 1 ür . e, 4 2 4 775 Ladenburg Wochenblat das wird freilich noch abzuwarten ſein; ſo ſehr wahrſcheinlich iſt dies allerdings kaum. Der Reichstag nahm am Dienstag ſeine durch die Weihnachtsferien unterbrochene Thätigkeit wieder auf Zunächſt begrüßte Hraf Balleſtrem das Haus mit Glück⸗ und Segenswünſchen zum angetretenen neuen Jahre und widmete im Anſchluß hieran dem während der parlamentariſchen Weihnachtspauſe ver⸗ ſtorbenen langjährigen Alterspräſidenten, dem Centrums abgeordneten Dieden, einen warmen Nachruf. Hierauf beſtätigte der Reichstag das ſeitherige proveſoriſche Präſidium Graf Balle⸗ ſtrem, Dr. v Frege einfach durch Suruf, erledigte mehrere kleinere Vorlagen Debattelos in erſter und zweiter Leſung und wandte ſich nunmehr dem Hauptgegenſtande der Tages⸗ ordnung, der Interpelation des conſervatiwen Abgeordneten v. Wagenheim in Betreff der angeblichen Fleiſchnoth zu. Der Interpellant richtete die Anfrage an die Regierung, ob ſie zur Auskunftsertheilung über die Ergebniſſe der Enquete, welche in verſchiedenen Bundes⸗ ſtaaten gefunden habe, bereit ſei. Herr von Wangen⸗ heim behandelte die Angelegenheit vom gemäßigt agrariſchen Standpunkte aus, nahm die deut⸗ ſchen Candwirthe gegen den Vorwurf des Fleiſchwuchers in Schutz und betonte, daß die Grenzſperre gegen die Vieheinfuhr auch ferner⸗ hin zur Verhütung der Deutſchen Viehſtandes aufrecht erhalten und noch ſtrenger gehandhabt werden müſſe. Im Uebrigen behauptete er, daß keinerlei Fleiſchnoth beſtehe und daß die deutſche Fleiſchproduktion die Fleiſchbedürfniſſe der Bevölkerung überſteige. In ſeiner Erwiederung erklärte der Staats⸗ ſekretär des Innern Graf Poſadovskp, daß nach den angeſtellten amtlichen Ermittelungen hinſichtlich der Fleiſchtheuerung ſtatt⸗ Verſeuchung des Schutze des einheimiſchen Viehſtandes ergriffenen Grenzſperre und veterinärpolizeilichen Maß⸗ die Preiſe für Schweinefleiſch allerdings geſtieger ſeien meinte indeſſen, daß trotzdem von eine wirklichen Fleiſchnoth keine Rede ſein könne und erklärte ſchließlich, daß die Grenzſperr maßregeln gegen die ausländiſche Vieheinfuhn im Intereſſe des deutſchen Viehſtandes zum Schutze gegen die ſonſt drohende Verſeuchung aufrecht erhalten werden müßten. In der De batte über Interpellation kam zunächſt eir Gegner der Grenzſperre zum Wort, der Freiſinnig⸗ Fiſchbeck, welcher die Nothwendigkeit dieſer Maßregel beſtritt und wenigſtens Milderungen derſelben verlangte. Darauf vertrat der baperiſche Centrumsabgeordnete Gerſtenberger in etwas urwüchſiger Sprache den Standpunkt der Candwirthe und gab namentlich dem Un⸗ weſen der Händlervereinigungen die Schuld an der theilweiſen Erhöhung der Fleiſchpreiſe. Alsdann vertheidigte der preußiſche Cand⸗ wirthſchaffsminiſter v. Hammerſtein die zum regeln; luletzt ergriff noch Regierungsrath Schröter das Wort, um zu verſichern, daß ſich bei der Fleiſchverſorgung der Armee keine be⸗ ſonderen Schwierigkeiten herausgeſtellt hätten. Verſchiedenes Mannheim, 11. Januar. In den Jahren 1899 bis 1901 wird die hieſige Pferde⸗ bahn durch eine elektriſche Straßenbahn erſetzt und zugleich das Bahnnetz bedeutend erweitert werden. 3 Berlin, 12. Jan. Das neue Reichs⸗ bankgeſetz erhöht das Grundkapital um 30 Mill., ſodaß daſſelbe alſo 150 Millionen betragen wird. Ferner wird das ſteuerfreie Notencontingent auf 400 Millionen und der Reſervefonds auf 60 Mill. erhöht. 5 Heimliche Liebe. Roman von Helene Voigt. 13. Fortſetzung. Nachdruck verboten.) „Treuer Mann rief die Senatorin lebhaft, und reichte ihm die weiße, ſchlanke Hand, die er 3. 4. ehrlich drückte, „ich wußte es ja, daß Sie meinen — armen Bruder nicht noch elender machen würden. 8 Tauſend Dank dafür und nun noch eine perſönliche linge Bitte, an deren Erfüllung gleichfalls viel hängt.“ ſche ca Sie zog aus der Taſche ihres Gewandes einen Brief und reichte denſelben dem Buchhalter. „Würden Sie dies Schreiben in einen Brief⸗ aſten beförderen?“ frug ſie unſicher als fühle ſie ſich bei einem Unrecht ertappt, „es muß noch heute ankommen, ſonſt geſchieht ein großes Unglück.“ Ein Schatten flog über des Alten Geſicht, er ſah die Adreſſe: „An Herrn Hauptmann von Bieber⸗ imd ſtein“ und vernahm im Geiſte abermals Frau von kohlen, Trahlows Stimme: „Wenn meine Tochter gewollt, konnte ſie Freifrau von Bieberſtein werden, doch ö ſie brachte ihrer Kindesliebe das Opfer — einen ekohlen ſimpeln Kaufmann zu heirathen!“ Was ſollte das bedeuten? Stand Frau Nora hinter des Mannes Rücken in Verbindung mit jenem ehemaligen Bewundrer ? Konnte ſie den⸗ 5 0 ſelben heute wirklich noch bevorzugen? Aber er Aklen- hatte kein Recht zu fragen, er mußte gehorchen, 40 Lage 4 1 denn er war nur der Diener — und er that es Verl mit ſchwerem Herzen. Wie Feuer brannte der Brief in ſeiner Hand, als er die Treppe hinab ſtieg, um in das Kontor zu gehen, da plötzlich öffnete ſich die Thür des Chefs und er ſelbſt trat heraus. „Was haben Sie da für einen Brief, beſter Winkler? Sie ſuchten mich gewiß oben 2“ „Nein, die gnädige Frau —“ „Was wollte meine Frau? Geht es Herrn von Trahlow ſchlechter ?“ „Ich glaube nicht — ich ſollte nur — den Brief beſorgen.“ „Geben Sie her, Winkler, ich gehe aus und kann die Beſtellung machen.“ Winkler zögerte ſekundenlang, dann, als ſein Chef ihn erſtaunt und mißtrauiſch anſah, reichte er das elegante Couvert hin. Vollſtändig unbefangen ergriff es van der Huylen und warf einen Blick auf die Adreſſe — da wich mit einem Male alles lut aus ſeinem Geſicht, er wankte und mußte ſich am Thürpfoſten halten, um nicht zu ſinken. „Nun gut, Herr Senator, ſo danke ich ſehr, daß Sie das Schreiben ſtatt meiner beſorgen,“ entgegnete Winkler, mit feinem Takte das eigen⸗ thümliche Weſen ſeines Herrn überſehend, dann ging er in das Kontor und van der Hnylen ſtand allein, mit dem Schreiben, welches wie Feuer zwiſchen ſeinen Fingern brannte. So war es alſo dennoch wahr, was Frau von Trahlow ihm von der Tochter geſagt, Nora liebte jenen Mann, ſie ſchrieb an ihn, hinter d Unſägliche Bitterkeit, ein Gefühl faſt des Ekels ergriff den ſtattlichen Mann; wie liebte er dieſe ſchöne Frau mit den Rehaugen und dem ſüßen Lächeln! Wie hätte er für ſie zum Thoren werden können und nun hielt er den Beweis in Händen, daß ſie ihn betrog! Blutrothe Lichter flammten vor ſeinen Augen, es ſauſte ihm in den Ohren, dann lachte er un⸗ heimlich gellend auf. „JFalſch, falſch wie die Mutter und herzlos! Sie mußte wiſſen, mußte es erkennen, daß ich ſie liebte, aber was bin ich denn für das hochgeborne Ariſtokratenkind! Ein Mann ohne Wappenſchild, ein Mann, dem ſeine Krämer⸗ vorfahren viel Geld, aber keine Edelmannskrone hinterlaſſen hatten. Haha ſolchem Manne braucht man die Treue nicht zu halten! O, Nora, meine Nora, wie konnteſt Du das thun!“ 8 Schwankend wie ein Trunkener ging er hinauf in ſein Privatzimmer, noch immer den Brief in der Hand; er kämpfte entſetzlich mit ſich ſelbſt, ob er ihn öffne, ſich mit eignen Augen überzeugen ſolle, daß Nora ihm die Treue gebrochen. Aber nein, dies elegante Kouvert mit dem ſchwarzgoldnen Monogramme redete ja eine ganz deutliche Sprache, weshalb verlangte er noch andre Beweiſe ? Er wollte hinüber gehen zu Nora, ihr den Brief zeigen und erklären, daß er ihr Geheim⸗ niß entdeckt habe, daun ſollte derſelbe befördert werden, freilich zugleich mit einem zweiten vom S ſelbſt, worin dieſer dem Hauptmann von