bat. des Handwerks heute unumgänglich nöthigen kauf⸗ männiſchen Bildung; ſie haben dieſe Erziehung dem Handwerk, wie bewieſen, in der Zeit ihres faſt 50jährigen Wirkens angedeihen laſſen überall da, wo das Handwerk ſich ihnen angeſchloſſen Das ſoll man nicht unbeachtet laſſen, wenn man das Handwerk auf die Kreditgenoſſenſchaft 1 als auf eines ſeiner wirthſchaftlichen Hilfsmittel verweiſt. Politiſches. Karlsruhe, 1. Januar. Die Neujahrs⸗ feier am Großh. Hofe verlief in gewohnter Weiſe. Vormittags begaben ſich die höchſten Herrſchaften nach der Schloßkirche zum Gottesdienſte. Bald darauf fand die übliche Gratulation ſtatt. An dem gegen 2 Uhr gegebenen Frühſtück nahmen die hier anweſenden Fürſtlichkeiten, Prinz Karl, Prinz Max, Prinzeſſin Wilhelm, Gräſin Rhena, Fürſtin zu Lippe und die Kronprinzeſſin von Schweden und Norwegen theil. Abends wohnten die höchſten Herrſchaften der Vorſtellung der W Meiſterſinger im Hoftheater bei. a Berlin, 1. Januar. Der Großherzog und Großherzogin von Baden werden auf Einladung des Kaiſerpaares im Laufe des Monats Januar zu einem längeren Beſuche in Berlin eintreffen. Das Großherzogspaar wird während ſeines Auf⸗ enthaltes in Berlin im niederländiſchen Palais Wohnung nehmen. Peters burg, 31. Dez. Bei dem heutigen Feſtmahle der mediziniſchen Militärakademie erhob fich, nachdem das Hoch auf Kaiſer Nikolaus ver⸗ klungen war, Kriegsminiſter General Kuropatkin und erklärte, er habe auf Befehl des Monarchen kein an dieſen gerichtetes Handſchreiben Sr. M. des Deutſchen Kaiſers folgenden Inhalts bekannt zu geben: 5 „Mein Herr Bruder! Die Hundertjahrfeier der mediziniſchen Militärakademie in St. Peters⸗ burg, der Pflanzſtätte, welche Rußland ſo viele F berühmte Männer gegeben hat und deren Glanz weit über ſeine Grenzen hinaus erſtrahlt, giebt überall Veranlaſſung zu ſympathiſchen Kund⸗ gebungen. Ich ſchließe mich denſelben mit Eden gelehrten Körperſchaften Meines Reiches Tan und bitte Eure Kaiſerliche Majeſtät, zu⸗ gleich mit meinen Glückwünſchen zu dem Ab⸗ ſchluſſe dieſes langen und glänzenden Zeitab⸗ ſchnittes Meine aufrichtigen Wünſche für die g weitere glückliche Entwicklung der ruhmreichen Akademie im neuen Jahrhundert entgegennehmen zu wollen, in welchem Arbeiten und Erfolge Ihrer harren, und welches ſich derſelben unter Ihrem Schutze erſchließt. Ich bin glücklich, Eurer Kaiſerlichen Majeſtät von neuem die Verſicherung Meiner hohen Werthſchätzung und umwandelbaren Freundſchaft ausdrücken zu können, mit welcher verbleibe, Mein Herr Bruder, Euer Kaiſerlichen Majeſtät freund⸗ williger Bruder Wilhelm J. R. Das Schreiben rief eine allgemeine Be⸗ geiſterung hervor. Der Kriegsminiſter brachte hierauf ein Hoch auf den deutſchen Kaiſer mit folgenden Worten aus: „Ich trinke auf das Wohl Seiner Majeſtät des deutſchen Kaiſers! Hurrah!“ Die ganze Verſammlung ſtimmte mit brauſenden Hurrahrufen ein. Bald darauf ergriff der Kriegsminiſter aber⸗ mals das Wort zu folgendem Toaſt: Herren! Ich trinke auf das Wohl der Souveräne und Staatsoberhäupter aller Länder, von welchen ich Vertreter unter uns zu ſehen das Glück habe. Hurrah!“ Auf dieſen Toaſt folgten zahl⸗ reiche Reden der ausländiſchen Vertreter. Verſchiedenes. — Ladenburg, 3. Jan. Nach Beſchluß des Bürgerausſchuſſes vom 17. Nov. 1898 ſoll hier an Stelle des Fortbildungsunterrichtes für Mädchen der ſogenannte Haushaltungsunterricht treten. Nun hält der Badiſche Frauenverein Karlsruhe einen Curs zur Ausbildung von Lehrerinnen für den Haushaltungsunterricht vom 1. März bis zum 31. Juli ab, deſſen Koſten für eine Schülerin hoͤchſtens 200 / betragen, ein⸗ ſchließlich Unterricht, Koſt und Wohnung. Die Anmeldungen haben ſofort bei dem Vorſtand der Abtheilung I. des Bad. Frauenvereins in Karls⸗ ruhe zu erfolgen. — Da es von großem Wert iſt, daß unſere Haushaltunglehrerin hier ihren Wohnſitz hat, fordere ich hieſige Frauen und Jung⸗ frauen, welche ſich zu Lehrerinnen für den Haus⸗ haltungsunterricht eignen, auf, ſich bei mir an⸗ zumelden, worauf das Weitere von mir eingeleitet würde. Aus der Erteilung des Unterrichts ergäbe ſich für die Lehrerin eine ſichere jährliche Einnahme. Petermann Bürgermeiſter. — Karlsruhe, 1. Jan. In der Zeit vom 23. Januar bis 4. Februar d. J. findet 3 1 „Meine in der Landesgewerbehalle dahier ein Uebungs⸗ kurſus für Schuhmachermeiſter ſtatt. Anmeldungen ſind beim Großh. Miniſterium des Innern bis zum 12. k. M. einzureichen. — Laudenbach a. B., 1. Januar. Die Unſitte des Neujahrsſchießens brachte f einem 19 Jahre alten, blühend ſchönen Mädchen eine klaffende Stirnwunde und den Verluſt des linken Auges bei. In Gemeinſchaft ihrer Mutter brachte die jetzt Schwerverletzte die letzten Stunden des alten Jahres zu. Als die feierlichen Klänge der Glocken den Anbruch des neuen Jahres verkündeten, öffnete ſie ein Fenſter, da — krachte ein Schuß und das arme Mädchen war für immer ein Krüppel. Der raſch herbeigerufene Arzt konſtatirte, daß auf der Stirne die Gehirnhaut thalerſtückgroß bloßgelegt iſt und das linke Auge herausgenommen werden muß; das rechte Auge iſt nicht außer Gefahr. Eine ſtarke Gehirnerſchütterung macht den Trans⸗ port des bedauernswerthen Mädchens in die Augenklinik Heidelberg bis jetzt unmöglich. Der unvorſichtige, ſonſt gut beleumundete, jetzt ver⸗ haftete Schütze iſt über ſeinen verhängnif vollen Schuß tief unglücklich und findet ſowohl, als ganz beſonders das arme Opfer die größte Theil⸗ nahme der ganzen hieſigen Bevölkerung. Berlin, 31. Dez. Die Enthüllung des Schulze⸗Delitzſch⸗Denkmals in Berlin wird gele⸗ gentlich des nächſtjährigen 40. Allgemeinen Ge⸗ noſſenſchaftstages, der Anfang Auguſt in Berlin abgehalten werden wird, ſtattfinden. An dem Denkmal wird rüſtig gearbeitet. Die Ausführung der Hauptfigur in Marmor iſt in Angriff ge⸗ nommen. Die rechte Seitengruppe des Denkmals, Handwerker und Landmann, iſt im Gußmodell vollendet, ſo daß der Guß derſelben im nächſten Monat wird beginnen können. Die linke Seiten⸗ gruppe, den Volksunterricht durch eine ihren Knaben belehrende Frau darſtellend, wird im Laufe des Monat Januar im Gußmodell fertig⸗ geſtellt werden. An den Magiſtrat iſt bereits der Antrag auf Aptirung des für die Errichtung des Denkmals beſtimmten Platzes am Treffpunkte 85 wi der Inſel⸗, Neuen Jakobs⸗ und Köpenickerſtraße 771 von Seiten des Denk malkomitees geſtellt worden. 1 u g Humoriſtiſches. 1 Schöne Gegend Er: „Sarah, wenn 3 das ſchöne Herbſtwetter anhält, geh'n mehr noch 8 Tage an den Lago Maſchores!“ iſt dazu viel zu — verzeihen Sie mir — erkluſiv, um ſich über Hals und Kopf zu verlieben.“ „Allerdings — ich vergaß — ſolche Empfin⸗ dung paßt nicht für eine adelige Dame!“ 5 „Eh bien, wir wollen uns nicht ſtreiten! Ich habe ſomit Ihr Wort, beſter Albrecht, die Sache wird ſich friedlich löſen, nicht wahr, ohne großes Aufſehen?“ „Gewiß, ich will dafür ſorgen, die geſammte Schuld wird auf dem — Kaufmann liegen. Ich habe die Ehre, gnädige Frau.“ Hoch aufgerichtet, ohne mit der Wimper zu zucken, aber totenbleich ſchritt van der Huylen hinaus, während Frau von Trahlow ſehr nieder⸗ geſchlagen und unſicher das Kontor verließ. Auf dem Corridor begegnete ihr der alte Buchhalter Winkler und plötzlich begann ſich in ihrer Seele aller Groll und Haß, den ſie gegen dieſen Mann und ſeine Tochter empfand, zu regen. Sie blieb ſtehen, ohne ſeinen reſpektvollen Gruß zu beachten und frug ſehr hochmüthig: „Sie ſind der Buchhalter des Herrn Senators van der Huylen ?“ „Jawohl, gnädige Frau, der alte Winkler.“ „So, das iſt mir lieb, Sie zu treffen; ich habe in betreff Ihrer Tochter mit Ihnen zu reden!“ „Ich bitte darum, gnädige Frau, weder Gertrud noch ich haben etwas zu befürchten.“ „Sie, reden ſehr kühn und repektwidrig, mein Beſter, erwiederte die Dame, den goldenen Kneifer aufſetzend, „vielleicht weiß ich doch mehr von der Mamſell, als Ihnen lieb ſein dürfte.“ „Mein Kind hat keine Geheimniſſe vor mir.“ „Um ſo ſchlimmer! So wiſſen Sie alſo ſelbſt, daß mein Sohn, Aſſeſſor von Trahlow, 1 8 Tochter ein Liebesverhältniß angeknüpft a „Meine Tochter iſt mit ihm verlobt. Si werden ſich heirathen, ſobald der Aſſeſſor eine An⸗ ſtellung erhält.“ „Ah, ſehen Sie einmal,“ rief die wüthende Frau, „da wiſſen Sie ja doch mehr als ich und ſind vielleicht der Vermittler der ganzen Sache ge⸗ weſen. Herr van der Huylen weiß ſicherlich nicht, welche Nebengeſchäfte ſein treuer Diener macht.“ „Herr van der Huylen weiß es und ſeine Gemahlin gleichfalls, nur auf ihr Zureden hin gab ich die Verlobung der beiden jungen Leute zu, gnädige Frau.“ „Und Sie glauben, ich werde es ſtillſchweigend dulden, daß ein ganz gewöhnliches Mädchen meinen Sohn heirathet? Niemals! Dazu iſt der Name Trahlow denn doch zu vornehm, um ihn einer Perſon zu geben, deren Vater ein niederer Kontor⸗ diener iſt! a Winkler war ſehr bleich geworden, aber noch immer ſchwieg er, endlich ſagte er mit mühſam erlangter Faſſung: „Gnädige Frau, die beiden Leutchen haben ſich lieb; ſeien Sie nachſichtig und geben Sie Ihre Bewilligung. Beſſer eine ſchlichte, ſparſame Frau als eine oberflächliche Weltdame, die nichts zuſammenhalten kann.“ „Nein, mein Guter, niemals. Ich enterbe und verſtoße meinen Sohn, wenn er daruf beharrt, die 5 Mamſell zu heirathen. Außerdem will ich dafür ſorgen, daß man erfährt, wie feſt Sie meinen Sohn an ſeinem unüberlegten Worte halten.“ „Das brauchſt Du nicht, Mutter. Ich bin mein eigener Herr und werde das Mädchen heirathen, welches ich liebe — ſei es auch ohne Deine Zu⸗ ſtimmung.“ Sprühenden Blickes ſtand Lothar vor der Mutter, dann bot er dem alten Buchhalter die Hand: „Ich habe Ihre Erlaubniß und Gertruds Wort,“ ſagte er feſt, „und Gott helfe mir, daß unſer Ehebund ein glücklicher wi „Nein, Herr Aſſeſſor,“ rief Winkler tieferregt, „meine Ehre iſt das einzige, was ich beſitze, die laſſe ich mir nicht nehmen und wenn es auch eine vornehme Frau iſt. Gertrud wird nicht die Ihrige, ehe Frau von Trahlow nicht ihre beleidigenden Worte zurücknimmt.“ 5 Er ging ins Kontor und Lothar eilte an den Mutter vorbei, zähneknirſchend, außer ſich vor Wuth und Empörung in das Zimmer ſeines Schwagers. Dieſer ſaß am Schreibtiſche, vor ihm lag ein Briefblatt, aber er ſchrieb nicht darauf; ſtaxrren Auges blickte er auf das Muſter der Goldtapet an der Wand und langſam dem Schwager da farbloſe Antlitz zu. „Was iſt Dir, Lothar? Du biſt furchtha erregt. Und Du ſiehſt aus, als habeſt Du Ge ſpenſter geſehen! Albrecht, ich komme zu Dir, um Deinen Rath und Beiſtand einzuholen. Soeben habe ich Die Mutter geſprochen.“ 1 „Du auch? Ich traf ein Abkommen mi ihr — daß Nora in einigen Tagen — ihr nach reiſen ſoll.“ Trotz ſeiner eignen furchtbaren Er regung entging dem jungen Manne das veränder Ausſehen ſeines Swagers nicht; er trat raſch zu ihm hin und ergriff ſeine Hand. „Albrecht, um Gotteswillen, was iſt geſchehen! Bei Deiner Seligkeit, ſei aufrichtig gegen mich in dieſer Stunde, ehe es zu ſpät iſt.“ Langſam ſchlug van der Huylendas Auge au ſchaute lange, lange in Lothars Züge, umarmte ihn und ſprach dann tonlos, aber völlig gefaßt; „Es iſt zu Ende mein Glück und meine Ehe. Nora liebt mich nicht — und wir werden ſcheiden.“ „Allmächtiger,“ ſchrie der junge Mann auf,