Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. Raum haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Rebaktion verantwortlich: Karl Molitor, Laden burg. d Mittwoch, den 1 n es 8 2 Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. „ No. 1. 1899. 4. Januar Kreditgenoſſenſchaften nach Schulze Delitzſch und ihr Einfluß auf die kauf ⸗ männiſche gildung der Handwerker. Die Forderung der kaufmänniſchen Durch⸗ bildung der Handwerker für die Erhaltung ihrer Honkurrenzfähigkeit gegenüber wirth⸗ ſchaftlichen Strömungen, die hente den Ulein⸗ betrieb erſchweren und bedrohen, wird fort⸗ während von Allen, die ſich mit der Hand⸗ werkerfrage beſchäftigen, geſtellt. Fach⸗ und 8 e eee dienen dem Swecke, den Handwerker mit den kaufmänniſchen Gebräuchen, mit den Verkehrs⸗ und Handelseinrichtungen vertraut zu machen, ihn mit dem Wiſſen der kaufmänniſchen Praxis und auch der Grund⸗ züge des Handelsrechtes auszurüſten. Einen nicht zu unter ſchätzenden Einfluß auf die kauf⸗ männiſche Bildung des Handwerkers haben von jeher die Schulze⸗Delitzſch'ſchen Kreditgenoſſen⸗ ſchaften ausgeübt, indem ſie die Handwerker die im Vorſtande, im Aufſichtsrathe, in Hommiſſionen von Kreditgenoſſenſchaften an der Leitung dieſer Genoſſenſchaften betheiligt ſind, mit kaufmänniſcher Buch⸗ und Geſchäfts⸗ führung bekannt machen, indem ſie auch den⸗ jenigen Handwerkern, die nicht auf dieſe Weiſe an der Verwaltung der Genoſſenſchaft ſich be⸗ theiligen, durch die Theilnahme an General⸗ verſammlungen, durch das Studium der SGe⸗ ſchäftsabſchlüſſe und Bilanzen zur Henntniß kaufmänniſcher Gebräuche und Einrichtungen leiten und indem ſie ganz beſonders durch die direkte Geſchäftsperbindung der Handwerker, mit den kreditgenoſſenſchaften die letztere zur Anwendung kaufmänniſcher Einrichtungen und Verkehrsmittel befähigen. Die Henntniß des Wechſels iſt heute dem Handwerker ebenſo nöthig, wie dem Kaufmann, denn vielfach muß der Handwerker, ebenſo wie der Kaufmann, ſich des Wechſels als Sahlungsmittel bedienen. Die Ureditgenoſſen⸗ ſchaften nach Schulze⸗Delitzſch ſind beſtrebt ges, weſen, ihre Einrichtungen den wirthſchaftlichen Verhältniſſen der Zeit anzupaſſen, ſie haben ihre Mitglieder mit dem Gebrauch des Wech ſels vertraut gemacht und wie der Kaufmann, betheiligt ſich heute der Handwerker an dein Diskontverkehr, den ſeine Kreditgenoſſenſchaft pflegt. Nach dem „Jahrbuch des Allgemeinen Verbandes der deutſchen Erwerbs und Wirth⸗ ſchaftsgenoſſenſchaften für 1897“ hatten die das Diskontgeſchäft betreibenden Exredit⸗ genoſſenſchaften ſich von 49,5 pCt. der berich⸗ tenden Genoſſenſchaften zu Ende 1896 auf 57,1 pCt. zu Ende 1897 erhöht; es wurden im Jahre 1897 von 498 Verbandsgenoſſen⸗ ſchaften Wechſel in Höhe von 474 Millionen Mark diskontirt, und wenn man die Be⸗ theiligung der ſelbſtändigen Handwerker an den Kreditgenoſſenſchaften (26 pCt.) als Maß ſtah für die Betheiligung an dieſem Geſchäfts⸗ zweige anlegt, ſo entfallen rund 120 Mill. Mark diskontirte Wechſel auf die Hand⸗ werkermitgliedſchaft der 498 Verbandskredit⸗ genoſſenſchaften, die das Diskontgeſchäft haben. Hontokorrentverkehr haben nach dem an⸗ geführten „Jahrbuche“ 50,1 pCt. der berich⸗ tenden Kreditgenoſſenſchaften zu Ende 1897 gehabt, gegen 48,2 pCt. zu Ende 1896; auch hier iſt eine erfreuliche Vermehrung der Ge⸗ noſſenſchaften die dieſe Einrichtung getroffen haben, feſtzuſtellen geweſen. Die Aus gaben auf Kontokorrent betrugen bei 457 berichtenden Schulze ⸗Delitz'ſchen Verbandskreditgenoſſen⸗ ſchaften rund 652 Millionen Mark, nach 5 — — werker mit rund 165 Millionen Mark bethei⸗ ligt ſein. b Den Checkverkehr haben bereits 174 Kreditgenoſſenſchaften des Verbandes einge⸗ führt. 110 Kreditgenoſſenſchaften berichteten über die Geſchäftsergebniſſe dieſes verhältniß⸗ mäßig neuen SGeſchäftszweiges der Ureditge⸗ noſſenſchaften; ſie hatten 8953 Checkkonten, auf welchen rund 120 Millionen Mark aus⸗ gezahlt wurden. Dieſe ſich immer unentbehrlicher er weiſenden Hilfsmittel unſeres wirthſchaftlichen Verkehrs — Diskontgeſchäft, Kontokorrent und Checkverkehr — werden in zunehmend weiterem Umfange von den Kreditgenoſſenſchaften nach Schulze Delitzſch eingeführt, ihre Mitglieder be⸗ theiligen ſich immer mehr an der Benützung derſelben und ſo werden auch diejenigen, die nach ihrem Berufe kaufmänniſcher Bildung bis dahin vielfach entbehrten, die Handwerker, verktant gemacht mit dieſen Einrichtungen des kaufmänniſchen Verkehrs, ſie erhalten durch die Kreditgenoſſenſchaft kaufmänniſche Bildung. Allerdings werden wir ſolche Einrichtungen nur bei den auf der Betheiligung aller Be⸗ rufsſtäude beruhenden Kreditgenoſſenſchaften in ordnungsmäßiger Weiſe durchgeführt finden; die ſchwächlichen, auf beſtimmte Berufsarten begrenzten Kreditgenoſſenſchaften, die z. B. nur handwerker aufnehmen, können ihrer ganzen Art nach ſolche Einrichtungen in den meiſten Fällen nicht mit Erfolg ein⸗ und durch⸗ führen, es fehlt ihnen die Verbindung mit weiteren Geſchäftskreiſen, der erforderliche Ausgleich in Angebot und Nachfrage. Die Schulze ⸗Delitz'ſchen Kreditgenoſſen⸗ ſchaften dienen mit Erfolg als Erzieher obiger Annahme würden daran die Hand⸗ des Handwerkers, zu der für den Betrieb Heimliche Liebe. Roman von Helene Voigt. 10. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Bald darauf ſchritt ſie zum Ausgehen ange⸗ kleidet nach dem Kontor des Senators und ließ ſich bei ihm melden; es ſchlug gerade zum Eſſen auch Winkler verabſchiedete ſich gerade. Erſtaunt blickie Albrecht auf, als ſeine Schwiegermutter über die Schwelle rauſchte, lächelnd und ſo liebenswürdig, wie er ſie noch niemals geſehen. „Verzeihen Sie, lieber Sohn, wenn ich Sie ſtöre,“ ſagte ſie, haſtig die Thür hinter ſich zu⸗ ziehend, „doch Sie wiſſen, daß ich ſchon heute Nachmittag Bremen verlaſſe und vorher drängt es mich noch, ein eruſtes Wort mit Ihnen zu reden, Ihnen eine Bitte vorzutragen.“ i „Aber, gnädige Frau, da wäre es vielleicht beſſer, ich geleite Sie in mein Arbeitszimmer ?“ „Nein, nein, hier ſind wir ungeſtört und ich kann beginnen — freilich, es wird mir ſchwer, Ihnen wehe zu thun; Sie wiſſen, wie hoch ich Sie ſchätze, allein das Mutterherz mahnt laut ich 5 laſſe alle andren Bedenken fallen.“ 5 Albrecht van der Huyhlen hörte dieſe hochtra⸗ benden Worte voll bittrer Verachtung, aber er er⸗ wiederte nichts; er konnte ihr doch nicht ſo über⸗ zeugungsvoll verſichern, daß er ſie verehre und ſchätze! 5 e 5 „Bei meinen beiden Beſuchen hab ich mich,“ fuhr die Dame fort, „nun leider überzeugt, daß Sie und Nora nicht eben glücklich geworden ſind.“ „Gnädige Fran, das wagen Sie mir zu ſagen —“ „Ruhig, beſter Albrecht, ich weiß, Sie tragen die Schuld daran nicht, Sie verſtehen den Beſitz meiner ſchönen Tochter zu würdigen, aber die arme Nora vermag ſich in ihr neues Leben nicht einzugewöhnen.“ „Hat ſie Ihnen gegenüber geklagt?“ „Nicht gerade — in Worten, lieber Sohn, aber, huu, Sie wiſſen, daß Thränen und Seufzen eine ſehr verſtändliche Sprache ſind; genug, das arme Kind fühlt ſich ſehr elend in ſeinem ſchönen Kerker.“ „ Sie iſt frei von dieſer Stunde an, gnädige Frau,“ rief der Senator, deſſen Zornesader un⸗ heimlich zu ſchwellen begann, „ich will es ihr noch in dieſem Augenblicke mittheilen, gezwungen ſoll ſie niemals an meiner Seite bleiben.“ „Nicht ſo ſtürmiſch, beſter ban der Huylen““ beſchwichtigte die Dame, ihre Hand auf ſoinen Arm legend, „Nora wird niemals die heißerſehnte Freiheit annehmen weun Sie ihr dieſelbe bieten; das bute Kind hat eine ſo unbeſchreibliche Dank⸗ barkeit, daß ſie denkt, ſie müſſe Ihnen nun das ganze Leben opfern, wenn ihr das Herz darüber bricht.“ a : Wieder ſchlich das alte Mißtrauen, die Bitter⸗ keit und Eiferſucht in van der Huylens Gemüt); Kaufmann, dem ſeine Millionen mehr galten, er ſchloß die Hand feſt um die Lehne ſeines Stuhles, aus ſeinem Antlitze wich jeder Blutstropfen und als er ſprach, klang ſeine Stimme metalliſch hart: „Das darf nicht ſein, Frau von Trahlow, Nora muß glücklich werden — und wenn ſie es an meiner Seite nicht iſt — wenn nur Dankbarkeit ſie bindet — will ich ſelbſt — die unſeligen Feſeln löſen. Ein Blitz unbeſchreiblichen Triumphes ſchoß über das Geſicht der herzloſen Frau, ſelbſt der furchtbare Kampf in dem ſchönen Männerantlitz ihr gegenüber rührte ſie nicht: er war ja nur ein als ſein Glück. „Sie haben vollſtändig recht, Herr Senator,“ anwortete ſie daher befriedigt, „der Wunſch der Trennung muß von Ihnen ausgehen, Nora wird natürlich ihre Einwilligung dazu geben. Da ich nun heute abreiſen, ſo köunen wir ja ausmachen, daß Nora in wenigen Tagen mir folgt — und aus der Entfernung wird dann alles übrige er⸗ ledigt.“ „Wie kühl und geſchäftsmäßig Sie das alles klar legen, gnädige Frau,“ ſagte van der Huhlen ſarkaſtiſch, und doch häugt mein beſtes Herzblut da ran.“ „Ah bah,“ lachte Frau von Trahlow ſpöttiſch, „ich bitte Sie! Es war ja durchaus eine Kon⸗ venienzehe und niemand konnte vermuthen, daß ſich deine ideale Liebe daraus entwickelte. Nora ſelbſt