über Gewerbeſchulen, deren Aufgaben, Ein⸗ richtungen und Betrieb“. Auch ſollen einige Meiſter ihre Beteiligung an der Abhaltung von Meiſterkurſen in Karlsruhe zugeſagt haben. Dem ſo jungen ſtrebſamen Verein, welcher unter anderem die Pflege des Lehrlingsweſen, die Hebung des Handwerkerſtandes an hieſigem Platz zu fördern ſucht, ſollte ſich jeder ſelbſtändige Ge⸗ werbetreibende anſchließen, auch Nichtgewerbe⸗ treibende können aufgenommen werden. Ladenburg, 29. Dez. Nachdem nunmehr die Maſten für die elektriſchen Dräthe angekommen ſind, wird die Aufſtellung hoffentlich nicht mehr lange auf ſich warten laſſen. Wir haben uns an maßgebender Stelle erkundigt und erfahren, daß die 140 Holzmaſten eine gefällige Zinkornamentbekrönung und einen Oelfarbanſtrich erhalten ſollen; auch werden an Winkeln der Leitung 14 gußeiſerne Gittermaſten aufgeſtellt werden. Mit Rückſicht auf die koloſſale Zug⸗ belaſtung von ca. 2500 kgr. hätte ſich die Auf⸗ ſtellung eiſerner Maſte im Allgemeinen nicht durchführen laſſen wegen der Gefahr des Brechens. Da auch die Hausinſtallationen nahezu vollendet ſind, wird Ladenburg in abſehbarer Zeit in elek⸗ triſchem Lichte erſtrahlen und wir wollen nur hoffen, daß das Sprichwort „Gut Ding braucht Weile“ in allen Teilen hier zur Wahrheit wird. Für ängſtliche Gemüter ſei zur Beruhigung noch beigefügt, daß durch elektriſche Leitungen in den Straßen die Blitzgefahr ſich vermindert. — Ladenburg, 29. Dez. Zauber vorſtellung. Herr Profeſſor Böning aus Dresden, der berühmte Zauberkünſtler, gab geſtern Abend im Saale zum Adler für die Kaſino Geſellſchaft eine brillante Vorſtellung. Unſere Erwartungen waren in Folge der außer⸗ ordentlich lobenden Beurteilung der bedeutenſten Blätter hoch geſpannt und wir geſtehen gern, daß dieſelben völlig erfüllt, ja übertroffen wurden. Herr Profeſſor Böning arbeitet mit einer be⸗ wunderungswürdigen Sicherheit und Gewandtheit und produzirte ans Fabelhafte grenzende Sachen. Alles, was Herr Böning aus dem Gebiete der modernen Salon⸗Magie, Phyſik ꝛc. vollführte, iſt wirklich ſtaunenswerth. Herr Bönigs Geiſter⸗ erſcheinungen breuhen auf einer ganz neuen Me⸗ thode ohne Anwendung von Spiegeln und ſind ſehr wirkungsvoll. Als Bauchredner ſteht Herr Böning unübertroffen da. Wir können den Be⸗ ſuch der Vorſtellungen dahier nur beſtens em⸗ pfeheen. Von der Fertigkeit des Herrn Böning dürfte nachſtehende Epiſode, die der Künſtler in einer ſüddeutſchen Stadt hervorgeruſen, erbringen. Herr Böning hatte, von Niemand gekannt, in einem Kaffehaus Platz genommen und beſtellte dort eine Portion Kaffee. Der Kellner brachte das Verlangte, hatte aber kaum den Rücken ge⸗ wandt, als Herr Böning ihm zurief, wo denn der Kaffe bliebe! Verdutzt drehte ſich der Kellner um, das Kaffeegeſchirr war verſchwunden. Endlich brachte der ganz aus der Faſſung ge⸗ kommene Kellner eine zweite Portion, hatte ſich aber kaum umgedreht, als der unheimliche Gaſt ihn abermals mit obigem Zuruf beglückte. Als der Kellner zum zweiten Male den Tiſch leer ſah, riß ihm die Geduld, er holte den Principal. Die zahlreichen Gäſte umſtanden den ruhig daſitzenden Fremden, dieſer erhob ſich gelaſſen, griff dem Kellner in die hintere Rocktaſche und zog aus derſelben ſämtliches Kaffeegeſchirr heraus, das derſelben ſämmtliches Kaffeegeſchirr heraus das derſelbe demſelben vorgeſetzt hatte. Nach dieſer Probe ſeiner Kunſt hatte er ſtets volle Häuſer, was wir ihm auch hier wünſchen.“ — Mannheim, 28. Dez. Das Leben eingebüßt hat geſtern Abend 5 Uhr der Matroſe Schmitz dadurch, daß er ſich an Deck des am oberen Mühlauhafen vor Anker liegenden Schiffes „Lucia“ mit einem Kollegen, dem Matroſen Fuchs, ſpaßhalber raufte und beide hiebei ins Waſſer fielen. Während Fuchs gerettet werden konnte, iſt Schmitz ertrunken. — Karlsruhe, 28. Dez. (Tödlicher Fliegenſtich.) Am Freitag ſtarb bier der Herr Oberſtlieutenant a. D. Victor Rochlitz an den Folgen einer Blutvergiftung. Dieſelbe hat er ſich vor einigen Tagen auf der Jagd dadurch zuge⸗ zogen, daß er bei der Unterſuchung eines gefal⸗ lenen Rehes von einer Fliege geſtochen wurde, die unmittelbar von dem Thier aufflog. Die äußeren Zeichen der Anſchwellung verloren ſich bald, und man glaubte die Gefahr gehoben, als unerwartet innere Erſcheinungen der Blutver⸗ giftung eintraten und die wichtigſten Lebens⸗ organe ergriffen. — Airolo, (am Südausgang des Gott⸗ hardtunnels), 28. Dezemb. Gewaltige Erdſtürze verſchütteten drei Wohnhäuſer und das Hotel Airolo. Drei Perſonen ſind tot. Tas ganze Dorf iſt von den Bewohnern verlaſſen worden. — Unter den Bewohnern herrſchte ſeit längere Zeit Unru da der benachbarte Berg Saſſo Roſſo den Ort Pir zerſtören drohte. Ingenieure hatten kürzlich Unten bes, 5. ſuchungen angeſtellt. Die angeſammelten Schnee⸗ 40 Sach und Eismaſſen beſchleunigten die Kataſtrophe, Aung Geſtern früh trat der erſte Bergſturz ein. Die N Bewegung der Maſſen dauerte bis Mittag und ihm richtete erheblichen Schaden an. In der ver⸗ 1 1 gangenen Nacht verließen die Bewohner ihre . 7 Wohnungen. Gegen 2 ½ Uhr früh löſten ſich uh 85 große Felsmaſſen und ſtürzten auf das Hotel 1 Airolo und einige Nachbarhäuſer herab und zer⸗ full ſtörten ſie. Der Gotthardbahn⸗Verkehr iſt nicht unterbrochen. * — Airolo, 29. Dez. Der Ort bietet 0 einen erſchütternden Anblick. Zwei Quardrat⸗ Kilometer ſind mit Trümmern überſäet. 8 Wohn⸗ 50m häuſer und 14 Ställe ſind verſchüttet und bilden 0 einen wüſten Trümmerhaufen. Eine weitere i Anzahl Häuſer iſt ſchwer beſchädigt. Die Feſt⸗ l 50 ungstruppen und die Bevölkerung arbeiten fieber⸗ g haft an der Aufräumung der Trümmer. Aus den Trümmern wurden drei Leichen hervorgezogen, 1 der 70jährige Kirchendiener Antonio Filippinn ferner Joſefa Franchi und ein Knabe namens 5 Giulo Fori. Die Frau des Kirchendieners wurde noch lebend aus den Trümmern hervorgezogen Der Geſamtſchaden beläuft ſich auf über e Million Franks. Ein weiterer Bergſturz ſcheint ausgeſchloſſen, doch ſind alle Vorſichtsmaßregeln getroffen. du K — Paris, 27. Dez. Die faſt in Süd 105, Wel frankreich wohlbekannte Kirche Saintr⸗Germaine in Tibrac iſt vorgeſtern ausgeraubt worden. Alle die geweihten Gegenſtände und Reliquien haben 4 die Kirchenräuber mitgenommen. Glücklicher⸗ i weiſe befanden ſich 100 000 Franken, welche für en den Neubau einer Kirche beſtimmt ſind, an einem ſicheren Orte, ſo daß die Diebe den Schatz nicht finden konnten. s „ — London, 28. Dez. Ueber ganz England aul, iſt geſtern ein furchtbarer Orkan hinweg gegangen. Ar: Eine ganze Anzahl Schornſteine wurde umge⸗ worfen, zahlreiche Bäume entwurzelt, Dächer ab gedeckt, eine Menge Fenſter eingeſchlagen. Au viele Perſonen trugen Verletzungen davon. Bis jetzt hat man keine Nachrichten über Kataſtrophen auf dem Meere. 5 g „Erzähle, Vater, erzähle, wie jene beiden edlen Menſchen zuſammengeführt wurden: ſie haben ſich noch nicht ſo gefunden, wie Lothar und ich, aber die Zeit wird kommen und die gnädige Frau noch ſo glücklich werden, als ſie es verdient!“ „Ja, ja,“ nickte träumeriſch der alte Buch⸗ halter, „es ſind ja ſchon viele Jahre her, daß wir unſeren jetzigen Chef mit Glanz und Pracht zur heiligen Taufe trugen; ſeine Mutter ſelig, eine große ſtarke Frau mit beinah männlichen Zügen, war ſo recht ein Kontraſt zur jetzigen Frau Se⸗ natorin, aber es gab keine rechtſchaffnere, edlere Frau in ganz Bremen und ſie hat auch den Sohn erzogen, wie eine echte Mutter es nur vermag. Dabei liebte ſie ihn zärtlich, und ich werde niemals den letzten Blick vergeſſen, welchen ſie auf Albrecht heftete, juſt als es zum Tode ging. Gertrud, das war eine andere Frau und wenn unſere Gnädige die gekannt hätte, wär's nicht möglich, daß ſie ſo lange neben Herr Albrecht dahin lebt, ohne den rechten Weg zu ſeinem Herzen zu finden. Der alte Herr von Trahlow ich glaube er war Ge⸗ heimerath im Miniſterium, war ſchon längſt mit meinem verſtorbenen Herrn befreundet und der Plan, ihre beiden Kinder zu vermählen, ſtammt auch aus langer Zeit. Der große Reichthum unſrer Firma ſchien dem feinfühlenden Ariſtokraten allein be⸗ denklich, doch nun beſtand Herr van der Huylen erſt recht auf ſeinem Lieblingswunſch und nahm ſeinem Sohne Albrecht auf dem Tottenbette das Verſprechen ab, Nora von Trahlow zu ſeiner Ge⸗ mahlin zu machen. Die gnädige Frau von Trahlow, deren Gatte ſchon einige Jahre vorher geſtorben war, fand dieſen Antrag damals ganz annehmbar, denn ihre Verhältniſſe waren herzlich ſchlecht, auch ſagte man, ein großer Verehrer des ſchönen, jungen Fräuleins habe ſich auf recht taktloſe Art zurück⸗ gezogen als erfahren, die Trahlons beſäßen nicht viel. Kurz und gut, Fräulein Nora ward meines jungen Herrn Senators Braut und ihre Mutter erhielt eine Summe Ausſtattung; nie werde ich vergeſſen, wie glückſtrahlend Herr Albrecht eines Morgens mir die Hand bot und ſagte: „Wollen Sie mir nicht Glück wünſchen, lieber Winkler? Ich habe mich verlobt.“ Nach und nach kam dann der Hochmuth der Frau Schwiegermama wieder durch; fort und fort fielen böſe Redensarten, wie ſich Nora wegwerfe wie die Kaufmannsfamilie ſich freuen könne, ein ſo vornehmes adliges Glied zu erhalten und was dem mehr war. Die ſchöne Braut wurde immer blaß, wenn ſie ſolche Worte vernahm, ſie ſchaute angſtvoll nach dem Verlobten, aber dieſer blieb ruhig wenn auch eine flammende Röthe oftmals ſein Antlitz färbte. Ich habe natürlich alles von Hörenſagen aber es iſt wahr und die alte, gnädige Frau ein Dämon.“ „Lothar kommt vielleicht weit fort, Väterchen, ſie wird uns nicht in den Weg treten.“ „Für Deine Ausſteuer, Kind, iſt geſorgt,“ nickte der alte Mann ernſt, „ich weiß, der Herr Aſſeſſor iſt brav und tüchtig, aber ich kann mich noch nicht freuen, es liegt wie ein Alp auf meiner Seele.. 15 4 4 2 * Frau von Trahlow wollte diesmal ſchon bald nach Neujahr abreiſen und niemand ſchien etwas dagegen zu haben, niemand redete ihr zu, länger zu bleiben. Aber noch über eins mußte die intrigante Frau Aufklärung haben, eher ließ es ſie nicht ruhen, ſie hatte am Weihnachtsabend und auch ſpäter einige male zu bemerken geglaubt, daß ihr Sohn der Tochter jenes ſimpeln Buchhalters Aufmerkſamkeiten erweiſe, welche mehr zu ſein ſchienen, als bloßes Courmachen. Sie frug daher Nora ganz ohne Umſchweife, ob ſie dieſelbe Beo bachtung nicht gleichfalls gemacht habe und was ſie darüber denke; doch die junge Frau blieb ſeht reſerviert und ablehnend, freilich erweckte ſie das mütterliche Mißtrauen darum dennoch und die Gnädige beſchloß, zu ſondieren. Der Zufall wollte es, daß eines Tages Lothar zu ſeiner Schweſter ins Boudoir kam; beide hatten keine Ahnung von Trahlows Anweſenheit. l „Schweſter,“ rief der junge Mann freude⸗ ſtrahlend, nun wird mein Wunſch bald erfüllt ſein; ich erhalte ſoeben die Nachricht, daß ich wahr⸗ ſcheinlich die Amtsrichterſtelle in F. ., einem kleinen pommerſchen Städchen, erhalten werde. Nora, und dann — wird mein Herzenswunſch erfüllt!“ „Aber die Mutter Lothar —“ „Ja, das iſt auch für mich der ernſteſte Ge⸗ 5 danke. Ich werde, wenn ſie ſich unabänderlich weigert, Gertrud als Schwiegertochter anzuerkennen, 10 den alten Winkler mit Hülfe Deines Mannes be⸗ 1 ſtimmen, mir ſeine Tochter zum Weibe zu geben auch ohne Mamas Jawort —“ „Armer Bruder! Ich glanbe wohl, daß es Dir furchtbar ſchwer wird, in Unſrieden mit der eignen Mutter zu ſtehen.“ „Und Mama iſt entſetzlich ſtreng; ſie wird, wie ich ſie kenne, niemals einwilligen, die Tochter eines Buch halters als Schwiegertochter anzusehen.“ „Nein, das wird ſie allerdings niemals,“ murmelte Frau von Trahlow und ihre Hand ballte ſich, ihr Auge blitzte; dann hob ſie haſtig die Portiere und verſchwand geräuschlos im Neben⸗ zimmer 2 ſetzun gt *