nicht geringes Befremden erregt. Es werden von Dr. Eſſer ziemlich anrüchige Dinge erzählt, ſo 1 daß der Empfang dieſes Herrn beim Kaiſer und 4 die ihm außerdem zu Theil gewordene Auszeich⸗ i nung durch Verleihung eines Ordens in den ge⸗ nannten Kreiſen lebhaft commentirt wird. Wenn es wahr iſt, was über die dunkeln Punkte im 1 Vorleben des Dr. Eſſer im Umlauf iſt, dann 1 muß man ſich allerdings wundern, wie dieſer Herr überhaupt zu einer Audienz beim Kaiſer 1 vorgeſchlagen werden konnte. Berlin, 24. Dez. Den „Morgen⸗ 1 9 0 blättern zufolge hat der Haiſer bei der Audienz der Vorſtandsmitglieder der Drüfungskommiſſion für den großen Schifffahrtsweg Berlin — Stettin . geäußert, daß dieſer Kanal ſich als Beginn 4 der naturgemäßen Durchführung des Mittel landkanals bis zur Weichſel darſtelle und daß durch die Entwäſſerung des Oderbruchs eine Landesmelioration größeren Umpfanges möglich ſein werde. Kreta, 25. Dez. Nachdem auf Kreta das Regime des Gouverneurs Prinzen Georg von Griechenland feierlich inſtallirt worden iſt, verläßt nunmehr die internationale Flotte die kretiſchen Gewäſſer. Nach einer öfficiöſen Meldung aus Suda verlaſſen die Admirale am 26. Dezember mit ihren Geſchwadern die Inſel; nur je ein engliſches, italieniſches und ruſſiſches Kriegsſchiff bleiben einſtweilen noch in der Sudabucht ſtationiert. Verſchiedenes. Ladenburg, 26. Dezember. (Mond⸗ finſternis). In der Nacht vom 27. auf den 28. Dezember alſo vom nächſten Dienstag auf Mitt⸗ och wird mit dem Vollmond zugleich eine voll⸗ ändige Verfinſterung desſelben verbunden ſein, ie auch bei uns ſichtbar iſt. Der Mond geht n dieſem Abend im Nordoſten auf und beſchreibt inen ſehr hohen Bogen am Himmel, ähnlich wie ie Sonne im Hochſommer. Um 10 Uhr 47 Minuten ſehen wir, wie die Mondſcheibe mit hrem Rande unten links iu den Schatten der Erde eintritt; 4 Minuten vor Mitternacht ver⸗ chwindet auch vollends die ſchmale Sichel rechts oben und nun bleibt der Mond verfinſtert bis 26 Minuten nach 1 Uhr, ſo daß alſo die voll⸗ ſtändige Verfinſterung genau 1 ½ Stunden dauert. Die Scheibe des Mondes iſt während dieſer Zeit von einem ſchwachen aſchgrauen Lichte beleuchtet, eee ſo daß ſie noch deutlich erkennbar iſt. Um 1 Uhr 26 Minuten tritt die Mondſcheibe mit ihrem linken Rande wieder aus dem kegelförmigen Erd⸗ ſchatten heraus, ſo daß wieder eine ſchmale Sichel ſichtbar wird. Dieſe wird immer größer und breiter und um 2 Uhr 36 Minuten hat die Finſter⸗ nis. die im ganzen 3 Stunden dauern wird, ihr Ende erreicht. Voll und ſchön ſtrahlt wieder der Weihnachts⸗Vollmond auf die dunkle Erde hernieder. — Köln, 23. Dez. Eine Korreſpondenz der „Köln. Ztg.“ aus Konſtantinopel vom 18. d. M. meldet: Anläßlich der Einweihung der katholiſch⸗unierten chaldäiſchen Kathedrale in Bagdad ſandte der chaldäiſche Patriarch Einladungen an das Konſularcorps und theilte ihm mit, daß der franzöſiſche Vizekonſul bei der Feier einen beſon⸗ deren Platz auf einer Art Thron mit Gebetpult erhalte, während die übrigen Konſuln gewöhnliche Sitze erhalten ſollen. Daraufhin lehnte der deutſche Konſul Richartz die Einladung ab und nahm an der Feier nicht teil. — Würzburg. 27. Dez. Im benach⸗ barten Heydingsfeld brachen lt. „Ffg Ztg.“ beim Sue littſchuhlaufen der Gymnaſiaſt Münch und der Realſchüler Wellhöfer ein und ertranken. — Berlin, 24. Dez. Der „Lok.⸗Anz“ berichtet aus Zürich, an einer auf der Reiſe nach der Schweiz begriffenen Prinzeſſin ſei im Eiſen⸗ bahncoupe ein großer Diebſtahl ausgeführt worden, wobei Kleinodien im Werte von 120 000 % dem Dieb in die Hände fielen. — Brüſſel, 27. Dez, Aus dem Mobai⸗ Gebiet kommt aus zuverläſſiger Quelle die Mel⸗ dung, daß 62 belgiſche Soldaten von den Auf⸗ ſtändiſchen getödtet und verzehrt worden ſeien. — Rom, 23. Dez. Der Papſt empfing heute die Kardinäle für die Beglückwünſchung zum Weihnachtsfeſt. Der Papſt hielt dabei eine Rede, in der er unter anderem den Kongreß gegen den Anarchismus beſprach und ſich ſkeptiſch über deren Beſchlüſſe äußerte, da nur die Rück⸗ kehr zu chriſtlichen Grundſätzen die Geſellſchaft retten könne. Dann beſprach er die Geſetze gegen den Klerus in Italien und erklärte, daß ſie nutzlos ſeien, da der Klerus vom Vakikan nicht loszu⸗ trennen ſei wegen ſeiner zu großen Anhänglichkeit. Vom Protektorat im Orient war keine Rede. 1 1 725 — Konſtantinopel, 24. Dezb Ermordung des Albaneſen Gani Bey, Flüge adjutanten des Sultans, vom Gardekorps, durch Hafus Paſcha erfolgte geſtern abend im türkiſchen Magaſin von Patiſchir in Pera. Hafus Paſcha iſt Mitglied der Stadt⸗Präfektur und Intendant Raghib Beys, Kammerherrn des Sultans. Gani Bey ſtarb einige Stunden ſpäter, nachdem Hafus Paſcha auf ihn mit einem Revolver geſchoſſen hatte, im franzöſiſchen Hospital. Er war der Schrecken aller ſchwachen Leute mit etwas Geld, weil er im Rufe ſtand, unter Androhungen des Todes Erpreſſungen zu verüben. Nach dem griechiſch⸗türkiſchen Kriege wurden ſeine Miſſe⸗ g thaten immer zahlreicher und ärger, da er ſicher vor Strafe war. Sein Tod wird in Pera von vielen als Erleichterung empfunden. — Poſtaliſches. Vom 1. Jauuar 1899 ab ſoll laut einer Verfügeng des Staatsſekretärs des Reichspoſtamts vom 19. Dezember Poſtan⸗ weiſungen mit eingedrucktem Wertzeichen zu zehn Pfennig eingeführt und zum Nennwerte verkauft werden. Dieſe Poſtanweiſungen ſind zum Gebrauch bei Sendungen von Beträgen bis zu 5 Mark beſtimmt. Weitere Anordnungen im Poſtweſen, die ebenfalls vom 1. Januar ab in Kraft treten, ſind; Das Meiſtgewicht einer Waarenprobe iſt von 250 auf 350 Gramm erhöht. Durch Druck⸗ ſachentext befördert werden auch hektographierte oder durch ein ähnliches Verfahren hergeſtellte Schriftſtücke. Ausgenommen ſind nur noch die mittels des Durchdruckes, der Copierpreſſe und der Schreibmaſchine hergeſtellte Schriftſtücke. Tandwirthſchaftliches. Die neueſte Nummer des praktiſchen Rat⸗ gebers bringt den Leſern als Weihnachtsgruß 2 vortreffliche farbige Arquarelle: „Ananas⸗Reinette“ und „Canada⸗Reinette,“ beides hochfeine Apeel⸗ ſorten, die aber, wie der die Bilder begleitende Text darlegt, beide zum Gedeihen einen feuchten, fruchtbaren Gartenboden und geſchützte Lage ver⸗ langen. — Wir können Gartenfreunde und Freunde des deutſchen Obſtbaues nur immer von neuem auf die vortreffliche Wochenſchrift aufmerkſam machen, die zu dem geringen Abonnementspreiſe von 1 Mark vierteljährlich wirklich geeignet iſt, den deutſchen Obſt⸗ und Gartenbau vorwärts zu 8 geführt, ſie ſuchten den einſamſten Theil des Park⸗ weges auf und Bieberſtein führte ſein Pferd am 3 Ueber der Welt lag tiefer, heiliger Weih⸗ nachtsfrieden, aber das Komplot dieſer beiden wußte nichts davon, es war beſtimmt, Schmerz und Unfrieden zu ſäen und Herzen auseinanderzureißen, welche für immer ſich angehören wollten. — — Der Weihnachtsabend war da, in dem van der Huylen'ſchen Hauſe ſtanden lange, weiß⸗ gedeckte Tafeln, auf denen die Geſchenke aufgebaut werden ſollten. Ueber den ſilberflimmernden Weih⸗ nachtsbaum ergoß ſich ein Meer von Licht und Glanz. Der Kronleuchter, die Girandolen und zahlloſe Lampen brannten, ſodaß der ſchöne Raum tageshell beleuchtet war. Sinnend ſtand Nora vor dem Tannenbaume, ſie ſah unbeſchreiblich lieblich aus in dem dunkel⸗ blauen Tuchkleide, welches am Halſe nur mit einem ſchlichten Leinenſtreifen abſchloß, daß Köpfchen mit dem lichtbraunen Gelock leich zu Seite geneigt, in den ſüßen Augen einen ernſten, andächtigen Ausdruck. Liebevoll ſchaute der Senator ſie an, ſein Herz wallte auf in heißer, unbezwinglicher Liebe, leiſe trat er zu ihr und erfaßte ihre Hand. „Woran denkſt Du wohl, Nora?“ frug er ſanft und beugte ſich zu ihr nieder. „An mein Leben,“ erwiederte ſie einfach, „es iſt ein ſo ſtilles, glückliches, wie ich es nie zu träumen wagte — durch Dich,“ ſetzte ſie zagend hinzu. „Glücklich, ſagſt Du Kind?“ frug er und wieder klang eine Bitterkeit durch ſeine Worte, „Deine Mutter verſicherte mir erſt kürzlich, daß Du Deiner Kinderliebe zum verſtorbenen Vater Dein Lebensglück georpfert habeſt.“ Wie darf Mama ſo etwas ſagen,“ rief die junge Frau hochroth vor Erregung, „ich habe ihr niemuls mein Herz eröffnet, wir ſind ſo grund⸗ verſchieden und können niemals zuſammen ſym⸗ pathiſieren.“ „O, Kind, Kind hier im Bannkreiſe des Weih⸗ nachtsfriedens ſage mir eines gieb mir die Hand drrauf. Du biſt nicht unglücklich an meiner Seite 20 „Nein, Albrecht,“ murmelte ſie leiſe und blickte ihn an, dann aber kam es zum erſten Male über ſie mit unendlicher Gewalt; ſie lehnte das Köpfchen an ſeine Schulter, wie ſie es nie zuvor gethan, heiß erröthend und dennoch lächelnd. „Mein Weib,“ flüſterte er ergriffen, „Gott ſegue Dich! Lerne mich lieben und mir vertrauen, laß niemand zwiſchen uns treten.“ Wonneſchauernd fühlte ſie, wie ſein Arm ſie umpfing, wie ſeine Lippen ihr Haar berührten, da öffnete ſich plötzlich ſehr ſcharf die Thüre, Frau von Trahlow trat ein und blieb hart auflachend an der Schwelle ſtehen. „Haha, eine Liebesſcene, Kinder! Wie ſchade, daß die Zuſchauer fehlen, um dies häusliche Glück einer Konvenienzheirath zu bewundern. Mein beſter Albrecht, hat Ihnen Nora wieder einmal ihre Dank⸗ barkeit vorgehalten und ſich im Voraus für die Geſchenke des reichen Gemahls bedankt?“ „Sie hatte mir etwas köſtlicheres beſcheert, was all mein Gold nicht ſchaffen kann, gnädigſte Frau; doch das intereſſiert Sie wohl nicht. Wollen wir an den Aufbau der Tafeln gehen?“ „Gewiß. Nora, liebes Kind, bitte, hole mir doch aus meinem Zimmer die drei Packete vom Tiſch; ich habe ſie vergeſſen.“ Als die junge Frau ſich entfernt, trat Frau von Trahlow zu ihrem Schwiegerſohne und ſagte wilde, verſöhnlich, wie er ſie noch kaum jemals gehört: „Lieber Schwiegerſohn, tragen Sie meinem armen Kinde jene Neigung zu Bieberſtein nicht mehr nach; ſie haben von einander Abſchied ge⸗ nommen für immer und wenn ſie ſich auch in Ge ſellſchaft treffen, wiſſen doch beide, was ſte für Pflichten erfüllen müſſen.“ Der Zauber zerrann, der Traum verflog, kalt verneigte ſich der Senator. „Meine gnädige Mama, ich habe Ihrer Tochter nichts zu vergeben und ſollte ihr eigentlich vielen Dank zollen, daß ſie ihr Wappenſchild gegen den ſchlichten, holländiſchen Namen meiner Familie eingetauſcht.“ Als Nora zurückkehrte, in dem Auge noch ein ſüßes Schimmern der vorhergegangenen Scene, fand ſie ihren Gemahl eifrig beſchäftigt, ein ſür Lothar eingekauftes Prachtwerk zu durchblättern; war das derſelbe Mann, deſſen Arm ſich ſoeben noch zärtlich um ſie geſchlungen? Voll kühler Höflichkeit trat er zurück, um ſie an die Tafel zu laſſen, er blickte nicht auf in die lieblichen, braunen Augen, welche doch ſo angſtvoll zu ihm hinüber ſchauten und langſam rann eine Thräne über die Wangen der jungen Frau. — Reich und geſchmackvoll war die Beſcheerung im Senatorenhauſe für jedes Mitglied desſelben ausgefallen, froh und dankbar umringte das Ge⸗ ſchäftsperſonal die Dienſtboten, ſämtliche Leute den Senator, der eigenthümlich blaß und ſtarr ausſah, auch nur zerſtreut antwortete. Als er endlich etwas ſeitwärts trat, gleichſam um frei aufathmen zu können, ſchob ſich eine kleine, bebende Hand in ſeine und in verſchleierten Tonen frug Nora: „Albrecht, biſt Du krank oder was fehlt Dir ſonſt? Du ſiehſt ſo bleich aus und ich fürchte — es drängt ſich abermals etwas zwichen uns beide.“ „Deine — Liebe, Kind, und die gehörte einem anderem, wie ſie mir immer verſichern.“ 9 2 — 20 donn lekei 7 0 1 2 . 2 2 ——— „