regierung den Bürgermeiſter und die Notabeln von Kanea. Die Stadt iſt reich beflaggt, namentlich mit autonamen Flaggen die das weiße Kreuz auf blauem Grunde, in dem linken oberen Felde einen weißen Stern in rothem Felde zeigen. Kanea, 22. Dez. Bei der Uebergabe der Regierung an den Prinzen Georg ſprach Admiral Pottier die beſte Hoffnung aus, daß der Prinz ſeiner hohen Aufgabe entſprechen werde, womit die Mächte in betrauten. In ſeiner Anſprache an die Bewohner von Kreta gab der Prinz die Verſicherung, gerecht und unparteiiſch regieren zu wollen. Er legte Chriſten und Mohamedanern ans Herz, den gegenſeitigen Haß zu vergeſſen. Es ſei für das Wohlergehen des Landes erfor⸗ derlich, daß die ganze Bevölkerung dem Prinzen ihre Unterſtützung leihe. Kanea, 22. Dez. Als Prinz Georg Abends eine Ausfahrt durch die feſtlich illumirte Stadt unternahm, wurde er überall von der Bevölkerung freudig begrüßt, auch von den Mohamedanern, welche ihre Häuſer ebenfalls beleuchtet hatten. Verſchiedenes. 5 — Mannheim, 21. Dez. Mit der Er⸗ bauung einer elektriſchen Straßenbahn und Auf⸗ hebung des Pferdebahnverkehrs in hieſiger Stadt iſt eine größere Anzahl neuer Linien in Ausſicht genommen. In erſter Lienie erfolgt außer den Verkehrsſtrecken im Innern der Stadt die Erbauung der ſogn. Ringbahn um die ganze Ringſtraße. Ferner wird eine Straßenbahnlinie nach dem In⸗ duſtriehafen und eine weitere nach dem Waldhof gelegt. Auch Neckarau und Käferthal ſollen mit der Stadt elektriſche Straßenverbindung erhalten. Endlich wird eine Bahnlinie von Käferthal nach dem zu erbauenden Sammelgüterbahnhof des In⸗ duſtriehafens und dann nach dem Hafen ſelbſt führen. Es iſt in Ausſicht genommen, daß inner⸗ halb der Stadt alle 3 Miruten ein elektriſcher Straßenbahnwagen geht. Wie die „N. B. Oz.“ hört, ſoll es in der Abſicht des Stadraths liegen, die Straßenbahnlinien ſelbſt zu bauen, den Betrieb der elektriſchen Straßenbahnen aber zu verpachten gegen Sicherung eines entſprechenden Theiles des Reingewinns für die Stadtkaſſe. Unentſchieden iſt noch die Frage der Regelung des Straßenbahn⸗ verkehrs mit Ludwigshafen. — Die Mannheim⸗ Feudenheimer Dampfſtraßenbahn beabſichtigen die jetzigen Eigenthümer zu veräußern. Unſere Stadt ſoll als ernſtliche Käuferin auftreten. — Pforzheim, 21. Dez. Geſtern früh erſchoß ſich in Baden⸗Baden der Bijouteriefa⸗ brikant Schäffler. Was den lebensluſtigen und beliebten erſt 40 Jahre alte Mann dazu trieb, iſt unbekannt. — Bretten, 21. Dez. Der Pferdehändler und Landwirth Friedrich Klauß von Kürnbach wurde auf der Ortsſtraße halb todtgeſchlagen aufgefunden. 4 Burſchen ſind verhaftet worden. — Karlsruhe, 21. Dez. In Bezug auf die Frage, wo im nächſten Jahre das Kaiſer⸗ manöver ſtattfinden wird, gibt der neue Heeres⸗ Etat inſoweit Auskunft, als darin für das württem⸗ bergiſche 13. Armeekorps für eine große Herbſt⸗ übung in den einmaligen Ausgaben, des ordent⸗ lichen Etats gegenüber der regelmäßig ſtattfinden⸗ den Uebungen des Armeekorps 340 000 Mark Mehrkoſten gefordert werden. Es ſollen ſo viel Offiziere des Beurlaubtenſtandes und Ergänzungs⸗ mannſchaften eingezogen werden, daß die Truppen⸗ abtheilungen in der vorgeſchriebenen Etatsſtärke ausrücken können. Das letzte große Herbſtma⸗ növer des 13. Armeekorps hat im September 1893 ſtattgefunden; doch wohnte damals der Kaiſer in Begleitung des Kronprinzen von Italien nur der Parade des Kerps bei Cannſtadt und dem Manöver bei Ludwigsburg am 14. und 16. September bei, nachdem er vom 2. bis zum 14. September die Truppen des 8., 16., 15. und 14. Armeekorps beſichtigt hatte. Jetzt dürfte mit dem 13. Armeekorps gleichzeitig das 14. badiſche Armeekorps vor dem Kaiſer manövriren. SRK. Karlsruhe, 21. Dez. Durch die Reichsgeſetze vom 17. Mai 1898 haben das Ge⸗ richtsverfaſſungsgeſetz und die Strafprozeßordnung, die Konkursordnung und die Civilprozeßordnung mehr oder minder erhebliche Aenderungen erfahren. Die weſentlichen Aenderungen des Gerichtsverfaſſungsgeſetzes, der Strafprozeßordnung und der Konkursordnung machen die Erlaſſung neuer landesgeſetzlicher Vorſchriften nicht noth⸗ wendig. Nachdem aber durch Aenderungen der Civilprozeßordnung und durch das Geſetz vom 24. März 1897 die Zwangsvollſtreckung in das unbewegliche Vermögen und das Aufgebotsver⸗ fahren umfaſſend reichsgeſetzlich geordnet worden ſind, erſcheint die Aufhebung der bisherigen und die Erlaſſung neuer landesgeſetzlicher Vorſchriften unabweisbar. Die Großh. badiſche Regierung hat nunmehr der Zweiten Kammer einen Geſetz⸗ entwurf zugehen laſſen, der in der Hauptſache die Ausführung des Geſetzes über die Zwangs⸗ verwaltung und der Civilprozeßordnung zum Gegenſtand hat. Bei dieſer Gelegenheit ſoll auch ſoweit erforderlich, die in dem Entwurfe eines Einführungsgeſetzes zum Bürgerlichen Geſetzbuch vorbehaltene Reviſivn des Einführungsgeſetzes zu den Reichsjuſtizgeſetzen vom 3. März 1879 und des Geſetzes, dte Einführung des Reichsgerichts⸗ koſtengeſetzes betr., vom 22. Februar 1879 nach⸗ geholt werden. — Paris, 17. Dez. Ein Mitarbeiter des „Journal des Debats“ hat in dem Kabinett des Generalſekretärs der Ausſtellung die Pläne für den deutſchen Ausſtellungs⸗Pavillon von 1900 geſehen und erklärt ſich entzückt über ſie. „Es wäre nur zu wünſchen, daß alle Architekten ebenſo inſpiriert wären wie die der deutſchen Sektion, führt er aus. Der Eindruck der Pläne iſt wahrhaft bezaubernd. Man erblickt einen heiteren und ruhigen Bau unter dem Schatten alter Buchen; hohe, rote Ziegeldächer von un⸗ gleicher Höhe, eine ſehr vielfältige und lebhafte Gliederung, über das Ganze hinwegragend ein ſchlanker viereckiger Turm mit grünen Ziegeln ausgelegt, aus der hie und da Goldkronen als Verzierungen hervorleuchten; heitere Facaden, die durch breite Glasfenſter oder auch durch enge Mauerluken eine beſondere Grazie erhalten; Erker, die mit germaniſchen Gebilden und launiſchen, goldglänzenden Wetterfahnen geſchmückt ſind; ſchneeweiße Steinbalkons mit feiner Gliederung; das alles bietet ein dem Auge erfreuliches und überaus gelungenes Geſammtbild. An der Front 5 des Hauptgebäudes iſt der deutſche Adler in ſehr feintönigen Ziegeln angebracht, während Email⸗ Ziegel in der gleichen Nuance wie die Verzierung des Turmes ſich die Frieſe entlang unter den Balkons hinziehen und die verſchiedenen Stock⸗ werke in gefälliger Weiſe hervorheben. Welch' einen reizenden Eindruck wird dieſer zierliche Bau hervorufen, wenn er ſich in der Seine ſpiegelt und wir müſſen nochmals wünſchen, daß die Nachbarbauten ſeiner würdig werden. Auf der Poſt. Ich mö! te mich beſchwören Jetzt warte ich mit dem Telegramm ſchon 10 Min auf Beförderung. Schalterbeamter: Lieber Herr Darauf warte ich ſchon ſeit 10 Jahren. rüſtete Jung und Alt ſich zu dem ſchönſten aller Feſte, ſchon ſtanden die grünen Tannenbäume in den Stuben, die Kinder probierten Weihnachtslieder und Kuchenduft zog durch das Haus. Auch im alten van der Huylen'ſchen Senatoren⸗ hauſe ging's lebhaft zu, trotz Frau von Trahlows indigniertem Kopfſchütteln. Nora ſtand in der Küche, das liebliche Geſichtchen roth vor Eifer, eine weiße Schürze vorgebunden und half der Köchin beim Backen der Weihnachtsſtollen; ihr Herz pochte höher, als Albrecht im Vorübergehen ihr zugerufen hatte: „Ei, ſo fleißig! Ich freue mich auf Deinen Stollen liebe Nora! Ach, das Beiſammen mit der Mutter erkältete die Beziehungen des jungen Paares immer wieder von neuem und die junge Frau ertappte ſich oft⸗ mals bei dem Wunſche: „wäre ich doch wieder allein mit ihm.“ Frau von Trahlow kam, die lange Schleppe ihres Morgenrockes hochaufgenommen, an die Küchenthür, ſchaute hinein und ſchüttelte mit ver⸗ ächtlich herabgezogenem Mundwinkel den Kopf. „Himmel, liebes Kind, wie ſpießbürgerlich, ſich ſelbſt mit dem Backen zu beſaſſen. Du ſcheinſt hier nach und nach recht ſonderbare Gewohnheiten anzunehmen.“ „Ich bin auch eine bürgerliche Frau von Bremen geworden, Mama,“ lautete die gelaſſene Antwort. „und eine ſehr ſtolze dazu, wie es einer Senatorin zukommt. All die reichgeſchmückten van der Huylen'ſchen Frauen, deren Bilder droben im Ahnenſaale hängen, waren tüchtige Hauswirthinnen, und ich will ebenſo werden wie ſie.“ Die Dame zuckte vornehm mit den Schultern und rauſchte davon, vor der Köchin wollte ſie keine lange Auseinanderſetzung halten, doch fand ſie es empörend, daß ihre einzige Tochter ſo ganz ihre altade lige Abſtammung verleugnen nun ſich mit jenen K mmerfrauen in eine Linie ſtellen konnte. Langſam ging ſie hinüber in den Salon, wo man den Weihnachtsbaum aufgeſtellt hatte. Gertrud Winkler hatte ſich die Vergünſtigung erbeten, die Krippe zu Füßen der Tanne aufbauen zu dürfen, doch bat Nora zugleich, auch den ganzen Ausputz der Tanne zu übernehmen, da ſie ſonſt keine Zeit finden werde. Daheim war das Bäumchen geſchmückt, der Vater im Kontor und ſo knieete denn das junge Mädchen ſtillſelig am Boden, um die Krippe aufzuſtellen. Es waren wunderfeine Wachsfiguren, zierliche Bäume und hoch droben, in den oberſten Tannen⸗ zweigen befeſtigt, ſchwebte der goldene Weihnacht⸗ ſtern mit der köſtlichen Verheißung: „Siehe, ich verkündige Euch große Freude, denn Euch iſt heute der Heiland geboren.“ Dann begann ſte den mäch⸗ tigen Baum mit Watte zierlich zu beſtreuen und Silberfäden darüber fliegen zu laſſen, damit es ausſähe, als ſei wirklich eine Tanne mitten aus dem eiſigen Winter hier herein verſetzt. Hoch droben ſchwebte die Engelſchaar, feine Wachsfigür⸗ chen, die an ſchwankenden Fäden befeſtigt wurden. Das junge Mädchen ſtand unwillkürlich ſtille, als ſie einige Zweige fertig geſchmückt hatte und ſchaute mit gefalteten Händen auf ihr Werk; eine feierliche Regung kam über ſie, ihr Auge ward feucht und die Lippen flüſterte leiſe: „Ich bin nicht werth all des Glückes, das mir beſchieden iſt.“ Langſam öffnete ſich drüben die Thür, und Frau von Trahlow trat herein, die Lorgnelte vor's Auge haltend und mit nochalantem Blick das junge Mädchen muſternd. „Was thun Sie denn hier, meine Liebe?“ frug ſie hochmüthig, „hat meine Tochter Sie be⸗ auftragt, den Baum zu putzen! Wer ſind Sie eigentlich?“ „Jawohl, gnädige Frau,“ lautete die höfliche Antwort, „ich bin Gertrud Winkler, mein Vater iſt Buchhalter Herrn van der Huylens.“ „Ach, ich erinnere mich; deshalb zog meine Tochter Sie in ihre Umgebung. Ich hoffe, daß Sie ſich dieſes Vertrauens würdig erweiſen.“ Gertrud ſchaute etwas erſtaunt die herab⸗ laſſende Dame an; Nora hatte ſie völlig wie ein gleichgeſtellte Freundin behandelt und nun drückt ſie Frau von Trahlow auf denſelben Standpunk wie etwa Köchin oder Kammermädchen herab. „Ich bin ſehr gern bei Frau van der Huylen,“ gab ſie etwas kühl zurück, „es iſt eine ſelte liebenswürdige und taktvolle Dame, welche de geſellſchaftlich unter ihr Stehenden niemals die Grenz merklich macht.“ Ein unendlich hochmüthiger Blick der Dam bewies, daß ſie Gertruds Worte richtig berſtanden dann wandte ſie ſich wieder zur Thür und ſagt kühl: „Frau van der Huylen wird ihre Ar dann beſichtigen, liebes Kind, eilen Sie ſich ei wenig, denn der Baum iſt groß und die Ze kurz.“ Flammenden Auges ſchaute ihr das Mäd nach. „Das iſt Lothars Mutter,“ murmelte ſi leidenſchaftlich, „ihre Einwilligung zu unſerer Ver bindung verlangt mein Vater! Niemals, niemal wird ſie dieſelbe geben — ſie kann mich, das bü gerliche Mädchen, nicht leiden und ich wiederum werde ſie niemals lieben! O, Gott, wie wird alles enden.“ „Gut mein Liebling, hoffen wir das beſte, ſag eine wohlbekannte, fröhliche Stimme und der Aſſeſſo trat hinter dem Tannenbaum hervor, wo er das vo hergegangene Geſpräch ebenfalls vernommen habe mußte, „laß den Muth nicht ſinken, meine Gertrud, und das Gottvertrauen, vielleicht zünden wir übers Jahr den Chriſtbaum ſchon im eigenen Heim an.“ Fortſetzung folgt Nor „e