5 Richter: Der deutſchen Regierung wurde ſeitens der franzöſiſchen ſchon vor längerer Zeit zuge⸗ ſichert, daß die Beſtimmungen des franzöſiſchen Patentgeſetzes, wonach der Muſterſchutz ungiltig wird, wenn der geſchützte Gegenſtand vom Aus⸗ lande in Frankreich eingeführt wird, für alle ausländiſche Ausſtellungsgüter durch Geſetz außer Kraft geſetzt werden ſollen. — Brüſſel, 15. Dez. Das Gericht von der Niedermetzleung von 4 Belgiern am oberen Nil iſt durch den geſtern früh in Brüſſel einge⸗ troffenen Bericht des Vizegouverneurs beſtätigt worden. Die Agenten Badard und Gigßels wurden Anfang Oktober in Dundy Sanan von dem Stamme der Budjna überraſcht und ſammt 30 Soldaten, welche ſie begleiteten, getödtet. Eine Abtheilung, beſtehend aus 40 Schwarzen, wurde unter dem Befehle des Weißen Ceuleman's und Keſſel's nach dem Thatorte entſandt und ebenfalls überraſcht und niedergemacht. Die beiden Weißen wurden niedergemacht und von den Aufrührern gefreſſen. — Ladenburg, 16. Dez. (Expreßgut⸗ Beförderung. Bei dem bevorſtehenden Weihnachts Verſandt verfehlen wir nicht, unſere geehrten Leſer auf die im inneren Verkehr der Main⸗ Neckar⸗Eiſenbahn l(einſchließlich der unter Ver⸗ waltung derſelben ſtehenden Großherzoglich Heſſ. Nebenbahnen) ſowie im direkten Verkehr mit Stationen der Badiſchen, der Württembergiſchen und der Bayeriſchen Staatseiſenbahnen, der Pfälziſchen Eiſenbahnen, der Reichseiſenbahnen in Elſaß⸗Lothringen, der Eiſenbahndirektion in Frank⸗ furt a. M. und Mainz, der Kronberger Eiſen⸗ bahn, der in Baden und Heſſen belegenen Neben⸗ bahn beſthende Einrichtung der Expreßgutbeförder⸗ ung aufmerkſam zu machen. Einfaches Annahme⸗ und Abfertigungsver⸗ fahren, ſofortige Beförderung mit dem nächſten der Perſonenbeförderung dienenden Zuge — ſoweit einzelne Züge nicht beſonders ausgeſchloſſen ſind — bei mäßiger Taxberechnung, ſowie raſche Zuſtellung am Beſtimmungsorte bilden die Hauptvorzüge dieſer Einrichtung und machen dieſelbe namentlich für dringliche Sendungen empfehlenswert. Die Sendungen müſſen mit deutlicher, dauer⸗ hafter Adreſſe verſehen ſein. Die Beigabe eines Frachtbriefes oder einer Begleit⸗Adreſſe (eines Begleitſcheines) iſt nicht erforderlich. . Weltausſtellung erklärte der Reichs ⸗Kommiſſar 5 er iedenes N — Reilingen, 15. Dez. Bald wird auch in unſerem ſehr verkehrsreichen Fabrikorte elektriſches Licht erſtrahlen. Die Vorarbeiten dazu ſind ſchon größtentheils vollendet. Der Strom wird von dem Elektricitätswerke am Wieslocher Bahnhofe gewonnen. Etwa 300 hieſige Theil⸗ nehmer haben ſich zur Abnahme des Lichtes bereit erklärt. Die Straßenbeleuchtung allein beanſprucht 31 Lichter. SRK. Karlsruhe, 15. Dez. Seine Majeſtät der Kaiſer hat auf die telegraphiſch erſtattete Meldung von der Begründung eines badiſchen Landeskomités des Deutſchen Flotten⸗ vereins das folgende Antworttelegramm an den Ehrenvorſitzenden des Comités gerichtet: Seiner Großh. Hoheit Prinz Karl von Baden. „Eurer Großherzoglichen Hoheit ſpreche Ich Meinen verbindlichſten Dank für die telepraph. Meldung von der heute erfolgten Bildung eines badiſchen Landeskomites des deutſchen Flotten⸗ Vereins freudigen Herzens aus. Es gewährt Mir eine hohe Befriedigung, zu ſehen, wie grade im badiſchen Lande der nationale Gedanke von der Nothwendigkeit einer Mitwirkung der deutſchen Flotte zur Vertheidigung der Größe des Reichs und zur Entfaltung ſeines wirth⸗ ſchaftlichen Wohlſtandes immer tieferes Ver⸗ ſtändniß und treue Unterſtützung findet. In⸗ ſonderheit hat es Mich mit aufrichtiger Freude und tiefem Danke erfüllt, daß Seine Königl. Hoheit der Großherzog die Gnade gehabt hat, das Protektorat über das Landeskomité zu übernehmen. Euere Hoheit bitte ich, auch den Mitunterzeichnern des. Telegramms Meinen warmen Dank ausſprechen zu wollen. Wilhelm, I. R.“ — Stuttgart, 15. Dez. Heute Vor⸗ mittag kurz nach 11 Uhr iſt S. K. Hoheit der Großherzog von Baden mit Gefolge von München kommend, hier eingetroffen, um Sr. M. dem König einen Beileidsbeſuch abzuſtatten. Der König empfing ſeinen hohen Gaſt auf dem Bahn⸗ hof, wo die herzlichſte Begrüßung ſtattfand. Die Abreiſe des Großherzogs erfolgt heute Abend 6 Uhr 10 Minuten nach Karlsruhe. Der Groß⸗ herzog verbleibt dort bis morgen Abend und reiſt dann nach Baden⸗Baden, wo bis nach Neujahr Aufenthalt genommen wird. — Villingen, 14. Dez. Der ledige 22jährige Reſerveheizer Franz Julius Brunner von Freiburg verſuchte letzten Montag, Nach⸗ mittags, am hieſigen Bahnhof auf eine im Gang befindliche Lokomotive aufzuſpringen, kam dabei zu Fall und wurde unter den Cylinder und die äußeren beweglichen Theile der Maſchine gedrückt, Der Unglückliche erlitt lt. „Schw.“ dabei Bruch; beider Beine, ſowie ſchwere Quetſchungen im Rücken und an den Hüften und innere Verletz⸗ ungen. Er wurde nach dem Spital gebracht und verſtarb nach etwa 3 Stunden. — Klauſenburg, 15. Dez. Auf der Eiſenbahnfahrt von Karlsburg nach Klauſenburg gerieth der Wagen, in welchem ſich der Biſchof Naitath befand, in Brand. Das Feier griff ſo ſchnell um ſich, daß der Biſchof nur mit knapper Noth gerettet werden konnte. ö — Aus der Schweiz, 13. Dez. Ueber weiblichen Wirthshausbeſuch leſenſwir in der Konſt, Ztg.: In zwei Blättern des Rheinthales zwiſchen Rorſchach und Chur erſchien jüngſt ein Klageruf, daß ſo manche Mädchen Sonntag abends die Wirthſchaften beſuchen. Das gehe gegen die Mädchenwürde und ſetze ihre Ehre Gefahren aus. Darauf entaegnen die Jungfrauen am Rhein; Wenn im Wirthshaus ſo große Gefahren ſind, warum wird es von den Männern ſo fleißig beſucht und warum ſitzen dieſe ſo lange darin, bis ſie bei ihrem oft recht krummen Heimweg auf Abwege ſtolpern oder von Nachtbuben heimtrans⸗ portiert werden müſſen? Wir betrachten es deßhalb als unſere Aufgabe, dafür zu ſorgen, daß immer mehr Perſonen unſeres Geſchlechts ins Wirthshaus gehen, ja ſogar alle Wirthshäuſer unſeres Geſchlechts vollzupfropfen, daß keine ſogenannteu Herren der Schöpfung mehr Raum darin finden, und das ſo lange, bis die Männer ſich an irgendwelche Sparſamkeit gewöhnen. Dann aber werden wir wieder zu der uns angeborenen Sparſamkeit frei⸗ willig zurückkehren. — Petersburg, 14. Dezember. Geſtern explodierte bei der Ladung eines Geſchoſſes in einem geſchützten Raum des Forts Konſtantin in Kronſtadt ein Geſchoß. Die Urſache iſt unbekannt. 9 Soldaten wurden getödtet, 3 Offiziere, davon einer ſchwer, ſowie 7 weitere Soldaten wurden verwundet. Name und Stellung, aber ſpäter erringen ſie es gewiß noch, denn Gott iſt gerecht.“ „Ich habe die gnädige Frau ſehr lieb,“ flüſterte Gertrud träumeriſch, ihre Gedanken ſchweiften zu dem Geliebten, ſie meinte ihn eben ſo gut mit den Worten. „Ja, ſie iſt eine liebe, prächtige Frau der nur eins noch fehlt, das Vertrauen in ihren Mann; er könnte nicht anders ſein, als er iſt und er liebt ſte, aber freilich, wenn er immer hören muß, daß man ihn, den bürgerlichen Kaufmann, nur des Geldes halber wählte, ſo kann man ſich denken, wie das empfindlich weh thut.“ „Die gnädige Frau ſagt es gewiß nicht, Vater.“ „Nein, aber ſie ſpricht ihm nur von Dank⸗ barkeit, die ſie gegen ihn empfindet und auch das genügt meinem lieben Herrn Senator nicht.“ „Aber der Herr Aſſeſſor ſteht ſich mit ſeinem Schwager gut?“ „Jawohl, ſehr gut; ich denke mauchmal es würde ihm gelingen, die Schweſter etwas zu ändern, doch will er nicht die Kaſtanien aus dem Feuer holen, iſt auch wohl mit ſeinen eigenen Angelegen⸗ heiten beſchäftigt.“ Gertrud war purpurroth und beugte ſich tiefer auf ihre Kärtchen herab, der Vater ſah es wohl, ſein Geſicht war trübe, aber er ſagte nichts. Lothar von Trahlow war ſeit beinahe acht Wochen in der Reſidenz, um ein ihm übertragenes Notariat zu vertreten, darauf hin hoffte er auch bald eine neue Anſtellung zu erhalten. Van der Huylen hatte dem treuen Diener mit Handſchlag verſichert, Lothar werde allein Gertrud heirathen, daß derſelbe es nun auch glaubte, denn ſein Chef war die Wahr⸗ haftigkeit ſelber. — 5 Draußen klingelte es an der Entreethüre und Gertrud ging, nachzuſehen, wer wohl käme, denn es war beinahe fünf Uhr; gleich darauf hörte der Vater einen heiteren Ausruf und die Worte: „Ich komme, um Sie in den Bazar abzuholen, liebe Gertrud, machen Sie ſich zurecht!“ Es war Frau van der Huylen, friſch, roſig und lieblich wie immer trat ſie in das Zimmer, drückte Herrn Winkler freundlich auf ſeinen Stuhl zurück und erklärte ihm ebenfalls den Grund ihres Kommens. „Sie haben doch nichts dagegen 2“ frug ſie lächelnd, „mein Mann kommt vielleicht nach und ich möchte nicht allein in die Weihnachtsausſtellung gehen, ſo holte ich mir Ihre Gertrud.“ „Sie ſind ſo freundlich, liebe gnädige Frau.“ „Aber ich bitte Sie, Herr Winkler, welche Freude wir heute erlebten, Lothar unerwartet zurück, mit der Ausſicht, ſchon eine Amtsrichterſtelle zu erhalten.“ „Ei, da kann ich Ihnen gratulieren, gnädige Frau, der Herr Aſſeſſor iſt ein rechtſchaffener, tüchtiger junger Mann, der im Leben ſchon fort⸗ kommen wird.“ „Sie wiſſen doch ebenfalls, Herr Winkler, welch' herzliche Wünſche mein Bruder an die An⸗ ſtellung knüpft?“ mit einem herzlichen Lächeln reichte ſte ihm die Hand, die ſie treuherzig in der ſeinen drückte. „Ach, gnädige Frau, ich weiß es freilich und möchte auch meinem einzigen Kinde das Glück ſeiner Liebe gönnen, aber wenn der Herr Aſſeſſor auch noch die ehrliche Abſicht hegen ſollte, ſo muß er doch die mütterliche Erlaubniß zu der Ehe beſitzen, ſonſt geht es nicht! Ich kenne die gnädige Frau von Trahlow ziemlich gut. Es war gut, daß die eintretende Gertrud dem etwas peinlich werdenden Geſpräch ein Ende machte, Nora erwiederte nur ſchweigend den Blick und Händedruck des Alten, dann wandte ſie ſich zu dem jungen Mädchen: „Kommen Sie, Gertrudchen nicht wahr, Sie erlauben, daß ich Ihnen ein kleines Andenken an den Bazar ausſuche?“ Erſt auf der Treppe ließ Frau van der Huylen einfließen, daß ihr Bruder gekommen ſei; wohl merkte ſie, wie Gertrud verſtohlen die Hand auf das Herz preßte, wie ihr Blick ſelig gen Himmel flog, aber ſie bewahrte ihre Diplomatie und zog ihre Begleiterin nur eilig mit fort. Am Eingange des Regierungsgebäudes, in welchem der Barzar abgehalten wurde, ſtand eine hohe Männergeſtalt in den Mantel gehüllt; beim Näherkommen der Damen trat Lothar, denn er war es, wortlos und ergriff die Hände der Geliebten, die ſie ihm, am ganzen Körper zitternd, überließ. Nora ſchritt nach einem ſcheinbar unbefang⸗ enen: „Ach, Bruder Lothar, da biſt Du ja!“ voran und ließ dem jungen Paare Zeit, ſich zu faſſen; drin im Saale war es ihnen denn auch gelungen, und ſte ſchritten, ſtumm allerdings vor Bewegung, aber ſonſt unauffällig neben einander her. Die ſchöne, junge Senatorin ein gefeiertes Lieblingskind der ganzen Geſellſchaft, ward ſogleich von allen Seiten umringt, angeſprochen, angerufen und hatte nur fortwährend zu thun, all dieſe Worte zu erwiedern; freilich war es ihren guten Augen nicht entgangen, daß dort hinten an der Würfelbude Hauptmann von Bieberſteins Geſtalt auftauchte und ſein flammender Blick auch ſie bemerkte. So war er wieder zurück. Die junge Frau fühlte wie ſich ein Alp auf ihre Bruſt legte, die letzten beiden Monate, wo der elegante Offtizer zu einem Kom⸗ mando nach Weſel berufen geweſen, erſchienen ihr unglaublich raſch vergangen, jetzt kehrte die alte Angſt vor ſeiner Aufdringlichkeit, und Albrechts ſchrecklicher Eiferſucht zurück in ihr Gemüth ? Faortſetzung folgt. Ausſt Koni D Weglff he Tea 7 2 ſlen nn 212328 E N D