U Nat 1 al 1 kreten u N k in ff ir fe bal bag Ant „ ͤ e eee Laden burg. 1 en Anzeiger für Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. 8 1 Preis vierteljäglich Mark 1.— mit illuſtrirtem Unter⸗ . 8 haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Fur die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, ö 4 ger Wochende Ladenburg und Umgegend. Anzeigen: Die einſpaltige Corp Raum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Verlag von Kar Politiſches. Berlin, 7. Dez. Die Thronrede, mit welcher der neue Reichstag am Dienstag er⸗ offnet worden iſt, giebt, wie dies von jeher bei Eröffnungsreden zu neuen Parlaments- ſeſſtonen gebräuchlich geweſen iſt, eine Ueberſicht der dem Reichstage in ſeiner begonnenen erſten Seſſion beſtimmten geſetzgeberiſchen Aufgaben. Als ſolche führt die Rede an: Die Novellen zum Invaliditäts- und Altersverſicherungs⸗ geſetz und zur Gewerbeordnung, die Geſetz⸗ entwürfe über die Abänderung des Patentge⸗ ſetzes, über den Schutz Arbeitswilliger und über die Erneuerung des Keichsbankprivilegiums, die beiden Militärvorlagen, welche ſich auf Abänderungen in der Organiſation des Keichs⸗ heeres und auf die Erhöhung ſeiner Friedens⸗ präſenzſtärke beziehen, die Vorlagen, betr. die Einführung der obligatoriſchen Schlachtvieh⸗ und Fleiſchbeſchau im deutſchen Reiche, und betr. die Abänderung des Poſtgeſetzes, mit welch' letzerer Vorlage wegen Erweiterung des Rechts der Telegraphenverwaltung zur Benutz⸗ ung der öffentlichen Wege zuſammenhängt, endlich den Etat und den Vortrag betr. die Uebernahme der Verwaltung des Neu⸗Guinea⸗ Gebietes durch das deutſche Reich ſelbſt. Die ſonſt noch erwarteten Geſetzentwürfe für den neuen Keichstag wie diejenigen über die Er⸗ ſetzung der Vorvereidigung durch den Nacheid, über die Regelung des hppothekenbankweſens und der Verhältniſſe der Privatverſicherungs⸗ geſellſchaften, über die Reviſion des Urheber rechts, über die Neugeſtaltung unſerer handels⸗ politiſchen Beziehungen, zu England u. ſ. w. werden in der Thronrede nicht erwähnt, und es muß um ſo mehr dahingeſtellt bleiben, ob dieſelben noch dem Reichstage zugehen werden als ſelbſt die Mehrzahl der in der Thronrede angekündigten Vorlagen ſelbſt noch nicht fertig⸗ geſtellt iſt. Als erfreulich ſind aus der Thron⸗ rede jene Stellen hervorzuheben, welche ſich auf die günſtige Geſtaltung der Keichsfinanzen, die fortſchreitende Entwicklung der deutſchen Colonien und über die unverändert freund⸗ ſchaftlichen Beziehungen zu allen Mächten beziehen. Einigermaßen auffällig erſcheint es dagegen, daß die Thronrede mit keinem Worte des Dreibundes gedenkt, ebenſo erwähnt ſie etwas über die erzielte preußiſch⸗ bapyeriſche Verſtän⸗ digung in der Frage des oberſten Millitär⸗ gerichtshofes und über die Lippe'ſche Angelegen⸗ heit. Dagegen berührt ſie die römiſche Anti⸗ Anarchiſten⸗Conferenz, die projektirte Ab⸗ rüſtungsconferenz, den beendigten ſpaniſch⸗ amerikaniſchen Krieg und die an Wichtigkeit zunehmenden handelspolitiſchen Beziehungen Deutſchlands zu China, um mit einem Kück⸗ blick auf die jüngſt ausgeführte ſo be⸗ friedigend und glanzvoll verlaufene Grientfahrt des Kaiſerpaares zu ſchließen. Doch läßt ſich die Thronrede in Bezug auf die politiſchen und wirthſchaftlichen Ergebniſſe dieſes Kaiſer⸗ beſuches im Orient in keine näheren Mittheilungen ein, nur ganz im allgemeinen ſpricht ſie da die Hoffnung des Kaiſers aus, daß ſeine Grient⸗ reiſe dem deutſchen Namen und den nationalen Intereſſen zu dauerndem Segen gereichen werde. a Von den in der Thronrede angekündigten Vorlagen ſind dem Reichstag zunächſt nur der Etat und die auf die militäriſchen Neuor⸗ ganiſationen und die veränderte Feſtſetzung der Friedenspräſenzſtärke des Keichsheeres bezüglichen Geſetzentwürfe zugegangen. Der Stat beziffert ſich in Einnahmen und Ausgaben auf 1554 530 650 Mk. die Einnahmen weiſen als ihren höchſten Poſten Sölle und Verbrauchs⸗ ſteuern mit 742 260 960 Mik. auf, worauf die Matricularbeiträge mit einer Summe von 489 953828 Mk. folgen. Die fortdauernden Ausgaben betragen 1500 845 810 Mk., wobei auf die Verwaltung des Reichsheeres am meiſten erfordert, nämlich 520 361974 Mk., die einmaligen Ausgaben des Ordinariums ſtellen ſich auf die Geſammtſumme von 162 875 655 Mk., wobei auf die Heeresver⸗ waltung wieder der Cöwenaniheil mit 79 895 688 Mk: entfällt, und letztere ſteht auch bei den 92 211189 Mk. betragenden einmaligen Aus⸗ gaben des Extraordinariums mit rund A4 letzteren vom J. Oktober 1899 ab als jährliche Durchſchnittsſtärke allmählich derart erhöht wird, daß im Caufe des Kechnungsjahres 1002 die Fahl von 502 506 Gemeinen und Gefreiten — abgeſehen von den Einjährig⸗ Freiwilligen — erreicht wird und dann in die Höhe bis zum 31. März 1904 beſtehen bleibt. Die Fahl der Armeekorps wird von 20 auf 25 erhöht, von den neuen Armeecorps ſtellen Preußen, Bapern und Sachſen je eines. Das 5 ganze Geſetz tritt am 1. April 1899 in Uraft. Verſchiedenes S. Ladenburg, 8. Dez. Sicherm Ver⸗ nehmen nach gedenkt der Ev. Kirchenchor am 15. Januar ſeine Weihnachtsfeier zu veranſtalten, wobei die Aufführung eines Weihnachtſpieles ſowie eines weiteren Stückes in Ausſicht genommen iſt. Auch ſonſt iſt noch Einiges zur Unterhaltung in Vor bereitung, ſo daß für einen vergnügten Abend ſo gut als möglich Vorſorge getroffen iſt. — Aus dem Weſchnitzthal, 8. Dez. . 7 7 . 5 K Heimliche Liebe. 1 Roman von Helene Voigt. 3. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Sie ſah wie eine lichte Fee aus in dem elfen⸗ beinfarbnen Seidenkleide, überrieſelt von koſtbaren Spitzen, welche hin und wieder von einer Roſe ge⸗ halten wurden; ein gleicher Blumenzweig ruhte in dem lockigen Haar und ſeitwärts im Gürtel. Aber die ſchöne Frau trug keine einzige Armſpange, ein feiner Takt hatte ſie veranlaßt, alles zu vermeiden, was an Aufſehen ſtreifen konnte. Als ſte eintrat, wandte ſich van der Huylen, welcher mit berſchränk⸗ ten Armen an der Thür zur Veranda gelehnt, um . und blieb einen Augenblick wortlos ſtehen; ihm war, als habe er ſein junges Weib noch nie ſo . wunderlieblich und märchenhaft geſehen. „Albrecht, Du hier? frug ſie überraſcht und glühend roth werdend, „ich wollte noch einmal alles in Augenſchein nehmen, ehe die Gäſte kommen.“ „So gehen wir zuſammen, Nora, willſt Du mir Deinen Arm geben?“ Bebend legte ſie die feinen Fingerſpitzen auf ſeinen Arm und ſchritt neben ihm dem Garten zu; leiſe kniſternd rauſchte die Seidenſchleppe hinterdrein, ſüßer Veilchenduft wehte um Albrechts Antlitz und ſein Herz begann laut zu pochen. Jetzt war er ollein mit ſeiner Frau, Niemand ſtand zwiſchen ihnen, und die milde, warme Sommerluft ſchmolz „Nora,“ begann er leiſe und blieb wie zö⸗ gernd ſtehen, „Deiner Mutter Ankunft hat die guten Beziehungen, die ſich bei uns eingewöhnt, wieder gelockert; ſie tritt mir faſt feindlich gegenüber und läßt es mich unausgeſetzt empfinden, daß der bür⸗ gerliche Schwiegerſohn ihr unerträglich iſt. Kind, biſt Du denn wirklich elend an meiner Seite ?“ Voll Bewegung beugte er ſich zu ihr herab, ihre Augen erhoben ſich und plötzlich fühlte ſie ſeine heißen zuckenden Lippen auf ihrer Stirn. „Albrecht,“ hauchte ſie faſt tonlos vor tiefer Er⸗ griffenheit, „zürne mir nicht, ich kann nichts dafür und werde nie vergeſſen —“ „Nein,“ rief er faſt rauh ſie unterbrechend, „ſprich das Wort nicht aus, was auf Deinen Lippen ſchwebt, es würde wie herber Reif in dieſen glücklichen Augenblick fallen, nun — ich will die Erinnerung daran bewahren, wie ein Heiligthum mitten in den empfindlichen Na lſtichen des täg⸗ lichen Lebens.“ 8 „Albrecht —“ „Sieh, Kind, der Gedanke iſt mir ſo furcht⸗ bar, daß Du wirklich an meiner Seite ein Leben wunſchloſer Reſignation führen ſollteſt; ich hatte, gehofft — Du würdeſt mich lieben lernen — wie ich Dich —“ Faſt war es nur ein Hauch, der über ſeine Lippen glitt, aber das junge Weib hatte ihn doch vernommen und ein woniges Glücksempfinden durch⸗ fluthete ihre Seele ein ſtrahlendes Lächeln leuchtete in dem lieblichen Geſichte — „Ah, ſie da, meine Kinder, ſo komme ich noch zur rechten Zeit vor Ankunft der Gäſte,“ erklang Frau von Trahlows Stimme von der Veranda her, ſie rauſchte in reichſter Geſellſchaftstoilette näher, das gewohnte ſpöttiſche Lächeln in dem Ge ſichte und völlig entgeiſtert fuhr das Ehepaar aus einander, beinah als habe man es bei einem Un⸗ recht ertappt. f „Guten Abend, gnädige Mama,“ ſagte va 9 der Huylen auffallend kühl, „ich freue mich, Sie hier zu ſehen, auch Lothar muß bald kommen.“ „Nora, mein Kind,“ Frau von Trahlow nickte, al ſie ihre Tochter prüfend betrachtete, „Deine Toilett iſt ganz vortrefflich gelungen; Du wirſt heute e ſchieden Eroberungen machen; haha, vielleicht ver wundet Ihre Gattin viele Herzen tötlich, beſte Herr Schwiegerſohn.“ N 5 „Ich glaube nicht, daß meine Nora danach verlangt,“ antwortete der Senator einfach, aber die junge Frau mußte verſtohlen zu ihm hinüber ſehen; ihre Seele jauchzte, als er ſo ſchlicht und ſelbſtverſtändlich „Meine Nora“ ſagte, Frau von Trahlow hatte dies Wort gleichfalls aufgegriffen. „Meine Nora“ ſpöttelte ſie und ſchob di ſchwere violette Moireeſchleppe zurück, „das klingt wirklich ſehr zärtlich und ich glaube faſt, Kinder, daß es möglich iſt, eine ſo aus reinſter Konveuienz geſchloſſene Vernunftsehe —“