3 K. „ 2 . A 2 5 Neis vierteljählich Mark 1.— mit illuſtrirtem Unter⸗ * haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. . Ai die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, a eeuburg. 5 — — 22 * 4 Mittwoch, den 23. November Ladenburg und Umgegend. Erſcheint jeden Dienſtag und Freitag Abend. * en di k 1 0 Corpuszeile oder deren 1 Politiſches. Berlin, 49. Nov. Die Heimkehr des Miſerpaares von ſeiner großen Orientreiſe ie infolge des Entſchluſſes des Haiſers, gu die weitere Heimreiſe zur See verzichten, Aiige Tage früher erfolgen als bislang zu Karten ſtand. Die Mapeſtäten verlaſſen gach den neuſten Dispoſitionen die Hohen⸗ lern in dem öſterreichiſch-ungariſchen Uriegs⸗ * ee ee Pola und gedenken ſich von dort aus 5 Mittelſt der Bahn über Udine, Pontafel, Cai⸗ 75 bach, Franzens feſte, Innsbruck, Mufſtein u. ſ. i e dach Berlin reſp. Potsdam zurückzubegeben. Don offizisſer Seite wird der Verzicht des Hafſerpaares auf den Seeweg durch das Peſiliche Miittelländiſche Meer, die Meerenge i Sibraltar u. ſ. w. durch den Hinweis den Wunſch des Kaiſers, baldmöglichſt Wieder in der Heimath einzutreffen und dann auh durch die Hervorhebung des WMftandes begründet, daß die jetzt eingetretene Abkühlung der Temperatur im Mittelmeere ine directe Rückkehr der Mapeſtäten nach Deulſchland nicht mehr bedenklich für die Heſundhen der Kaiſerin erſcheinen läßt. Man wird wohl im übrigen nicht mit der Annahme irren, daß ſowohl die gegenwärtige unſichere Lage der großen Politik wie auch dringende Angelegenheiten der inneren Deutſchen Politik, en Eniſchluß des Monarchen, die weitere Heimkeſſe abzukürzen, veranlaßt haben. Das Hoſerpaar fraf am Freitag Nachmittags 5 ih an Bord der „Hohenzollern“ nach er Fahrt von Sprakus, allerdings bei be⸗ Pegler See, in Meſſina ein. Beim Einlaufen der „Hohenzollern“ und des Ureuzers „Hela“ in den Hafen wurden die üblichen Salutſchüſſe gewechſelt, der Hafen und Corſo Viktorio — eee, Emanuele trugen Flagenſchmuck. Die Vertreter der Behörden begaben ſich an Bord der Hohenzollern zur Begrüßung der Majeſtäten; Abends waren Hafen und Corſo feſtlich er⸗ leuchtet. London, 20. November. Die Uriegs⸗ vorbereitungen Englands gehen noch immer fort. Hierzu kann man auch den Erlaß einer königlichen Verordnung rechnen, laut welcher ein Theil der engliſchen Miliz unter beſonderen Bedingungen auch für den Dienſt im Auslande verwendet werden darf. Bislang durften die engliſchen Milizen- und Freiwilligen nicht außerhalb Englands Verwendung finden, jetzt ſollen ſie aber im Uriegsfalle auch außer⸗ halb des Mutterlandes zum Waffendienſt her⸗ angezogen werden. Dieſe Maßnahme beweiſt, daß man in den Condoner Regierungskreiſen nach wie vor mit ber Möglichkeit ernſter Ver⸗ wicklungen rechnet. Konſtantinopel, 19. Nov. In der geſtrigen Audienz überreichte der deutſche Bot⸗ ſchafter Freiherr Marſchall von Bieberſtein dem Sultan außer einem eigenhändigen Schreiben des Haiſers eine Broncetafel, deren Mitte das Reliefporträt des Kaiſers in der Uniform der Garde du Corps ziert, und zwei Oelbilder auf der Palette vom KHaiſer in Da⸗ maskus perſönlich gemalt. Die Bilder ſtellen Typen türkiſcher Hrieger dar. 5 Kioutſchau, 21. Nov. Prinz Heinrich von Preußen traf mit ſeinem Geſchwader am 17. Nov. von Kiautſchau in Wuſung ein. Die Ureuzer „Arkona“ und „Cormoran“ gingen alsbald nach der Samſahbucht weiter, um dem dort ankernden deutſchen Flaggſchiff „Haiſer“, welchem nach einer „Times“ Meldung ein noch nicht näher bezeichneter Un⸗ fall zugeſtoßen iſt, Hilfe zu bringen. e Verſchiedenes. 5 SRK. Karlsruhe, 19. Nov. Von ba⸗ diſchen Tabakpflanzern iſt es ſeit Jahren als ein Mißſtand beklagt worden, daß ſie für Tabak, den ſie nicht gleich von der Waage weg verkaufen können oder wollen, ſondern zunächſt bei ſich zu Hauſe fermentiren, im Fall der ſpäteren Ver⸗ bringung auf eine Niederlage für einen Theil der bei der erſten Verwiegung fe eſtellten Steuer verhaftet bleiben, weil in dieſem Falle auf den durch die Fermentation eintretenden Ge⸗ wichtsverluſt, das ſog. Dekalo, keine Rückſicht ge⸗ nommen wird Durch dieſe „Dekalo⸗Differenz⸗ ſteuer“ iſt, wie wiederholt in landwirthſchaftlichen Verſammlungen betont wurde, dem Landwirth die Fermentation zu Hauſe ſehr erſchwert, ja faſt unmöglich gemacht, und er iſt deshalb ge⸗ nöthigt, des Tabaks gleich an der Waage oder doch bald nachher vor Einleitung der Fermentation auch dann ſich zu entäußern, wenn die ihm ge⸗ botenen Preiſe ungenügend ſind und er, bei einem Zuwarten mit dem Verkauf, auf günſtigere Preis⸗ konſtellationen rechnen könnte, Um dieſen nicht abzuleugnenden Uebelſtand abzuhelfen, hat, wie wir hören, die Großherzoglich Badiſche Regierung im Laufe dieſes Sommers beim Bundesrath einen Antrag auf entſprechende Abänderung der Aus⸗ führungsvorſchriften zum Tabakſteuergeſetz ein⸗ gebracht, welchem der Bundesrath kürzlich in dankeswerther Weiſe die Zuſtimmung ertheilt hat, wiewohl für viele andere, beſonders norddeutſche Staaten ein Bedürfnis nach einer Aenderung der Vorſchriften in dem erwähnten Sinne nicht be⸗ ſtanden hat. Hiernach wird künftig auch der durch die Fermentation des Tabaks außerhalb einer Niederlage beim Landwirth entſtehende Ge⸗ wichtsabgang ſteuerfrei bleiben, ſoweit er die im Tabakſteuergeſetz ſelbſt vorgeſehene Grenze von 20 Pierre. Eine Geſchichte aus den Pyren J. Fortſetzung. 5 Naſch und gewandt häufte der Mann das von ihm hereingetragene Holz und Reiſig auf dem er⸗ wähnten berußten Fleck auf, zündete den ganzen Sloß an und machte mir nun aus meiner Decke und einem Arm voll grünem Reiſig, welches er hoch hereinholte, ein ganz paſſabeles Lager zurecht, Auf welches ich mich hinſtreckte, eine Cigarre rauchend. Mein Beg eiter felbſt rollte ſich einen niederen Holzklotz ans Feuer, auf welchen er ſich ſetzte; Nun zündete er ſeine kurze Tonpfeife an und ſagte nun: d „Ja, mit dem Bild dort hat's eine eigene Bewandtniß, Herr. Die Madonna, die Sie darauf ehen, iſt unſere Madonna vom Licht, und der Bär bor ihr, daß iſt der alte Pierre, den man hier in der ganzen Gegend gekannt hat, und der ſich da⸗ ſelbſt lange genug herumgetrieben hat, ehe ihn ſein wohlverdientes Schickſal ereilte, o, ich ſage Ihnen, Herr, das war ein gar verſchmitzter Patron!“ Jacques that ein paar Züge aus der Pfeife, die er ſchlecht angebrannt zu haben ſchien. indeß ich weiter forſchte: a 5 „Nun, Jacques, Ihr wißt doch ohne Zweifel, was dies Bild zu bedeuten hat?“ äen. 1 nicht, auch nicht den Jungen neben ihm, wohl aber geſehen, die Mutter Terniere, es geht ihr recht gut, ſeitdem der Engländer ſo für ſie geſorgt hat.“ Wer nur dieſer Engländer ſein mochte, und in welchen Beziehungen ſtand er nur eigentlich zu Mutter Terniere, und was hatten wieder die Ma⸗ donna und der Bär mit beiden und mit ſich einander zu ſchaffen? Ich mußte jedenfalls zunächſt nach der Mutter Terniere fragen, um die nur langſam wirkenden Geiſtesfähigkeiten meines Gefährten nicht aus der Ordnung zu bringen, nachher erfuhr ich wohl auch ſchließlich die Bedeutung des Gemäldes. „Wer Mutter Terniere iſt?“ anwortete Jaques auf meine bezügliche Frage, „nun, eine tüchtige Frau, das will ich meinen, ſchade nur, daß ſie ihren braven Mann durch Pierre verlieren mußte, aber freilich, damit hatte ſie ja immer ſchon zu rechnen, denn Leon Terniere war ſeinem Berufe nach nicht nur Hirte, ſondern auch Bärenjäger, und in ſeinem letzteren Metier ganz beſonders aus⸗ gezeichnet. Stark, kühn und waffengewandt, ging er im Nothfalle dem Meiſter Petz ſogar mit dem bloßen Meſſer zu Leibe und nicht wenige dieſer rauhen Geſellen hat Leon Terniere auf ſolche N erlegt. Aber ach, an dieſem verteufelten Pierre ſollte er ſeinen Meiſter finden, Pierre ſpielte dem armen Leon bei ihrem erſten und einzigen Zu⸗ „Gewiß, Herr,“ lautete die raſche Erwiderung, den Engländer, welcher da knieet, kenne ich zwar ſammentreffen ſo arg mit, daß der arme Burſche für immer genug hatte .. ja, ia, dieſer Pierre! deſſen Mutter, ich hab' ſie erſt vor vier Wochen Weiſe „Wie kam denn der Bär zu ſeinem menſch⸗ lichen Namen ?“ interpellirte ich nun den Erzähler, noch immer ohne jede Ahnung, in welchen Bezieh⸗ ungen ſpeziell „Pierre“ wohl zu dem Gemälde in der Kapelle ſtehen könnte. „Ja, Herr,“ entgegnete Jacques, indem er unnachahmlich mit den Achſeln zuckte und zugleich den Pfeifenkopf friſch mit Tabak ſtopfte. „Das kann ich Ihnen nicht ſagen, aber Pierre hieß er allgemein in der Bevöllkerung, er war der einzige Petz in der ganzen Gegend vom Val d' Asnere an bis hin zum Pie Cloſets, der einen Namen hatte, eben der, unter welchem Jedermann den geriebenen und kräftigen Burſchen verſtand, dem noch kein Jäger hat etwas anhaben können und immer frecher und ſelbſtbewußter auftrat. Er ſpazierte am hellen lichten Tag auf den Bergen umher und betrachtete ſich die Leute in aller Gemüthlichkeit, wollten ſie jedoch ernſtlich auf ihn losgehen, dann verſchwand er plötzlich im Gebüſch oder in einer Schlucht, um hierauf an einer anderen Stelle ganz unerwartet wieder aufzutauchen; nach Belieben holte er ſich ſeinen Hammel bald aus dieſem bald aus jenem Stalle, bald aus dieſer, bald aus jener Herde, und nicht ein einziges Mal ließ er ſich bei ſeinen Raub; zügen erwiſchen. Eigentlich wurde Pierre dabei von Niemand gefürchtet, ſo frech er auch auftrat, 5 ſo lief er doch ſelbſt vor einem Hirtenknaben davon, wenn derſelbe ihm mit dem Stock drohte, o, es war ein merkwürdig verſtändiges Vieh, dieſer Pierre.“ —