Profeſſor der Exegeſe und der Moral an der AUniverſität zu Tübingen. Bekannt ſind ſeine Wanderfahrten und Wallfahrten im Orient, die im Jahre 1894 erſchienen. Dr. Keppler iſt auch Beichtvater des Herzogs Albrecht von Württemberg, der nach dem Tode des Königs Wilhelm II. als erſter katholiſcher König den württembergiſchen Thron beſteigen wird. Die Conſecretion wird ohne Zweifel der Metropolit der Oberrheiniſchen Kirchenprovinz, Erzbiſchof Dr. Nörber, vornehmen, der bei dieſer Gelegenheit den württembergiſchen Adel erhalten wird, wie 3. Lothar von Kübel. — Heilbronn, 14. Nov. In der letzten Zeit waren, wie man dem „Neuen Tagblatt“ ſchreibt, Vertreter der Heilbronner Dampfſchiff⸗ fahrts⸗Geſellſchaft in Mannheim und Heidelberg, m wegen der nöthigen Anlande⸗ und Lager⸗Plätze mit den zuſtändigen Faktoren zu verkehren. Auch wegen der auf dem Dampfboot einzurichtenden Reſtauration ſind Vorkehrungen eingetroffen worden. Wenn die Sache ſich regelrecht entwickelt, ſo werden wir im nächſten März der Eröffnung der Dampfſchifffahrt entgegenſehen dürfen. — hannover, 12. November. Ein euer Spieler und Wucher Prozeß hat in ieſer Woche die Strafkammer des Landgerichts ierſelbſt beſchäftigt. Auf der Anklagebank rſcheint des Wuchers in großem Maaßſtabe nd der Erpreſſung angeklagt der Agent Adolf Cöwenſtein. Dieſer war Stammgaſt uf allen Kennplätzen und verkehrte auch in dem Hotel, in dem eine Anzahl Offtziere des Kgl. Militär⸗eitinſtituts zu Mittag ſpeiſte. swenſtein wußte, daß ſich an das Mittags- mahl ein „Jeu“ anſchloß, an dem er oftmals heilzunehmen pflegte. Ganz beſonders bildete er aber ſowohl bei den Spielen im Hotel, als auch in Privatwohnungen, insbeſondere aber auch auf der Rennbahn den rettenden Engel. Er hatte ſtets eine offene „Hand“, wenn es ſich darum handelte, einem Offizier, der durch Unglück im „Spiel“ in Gelegenheit erathen war, mit einigen Tauſendmarkſcheinen nter die Arme zu greifen. Für dieſe Menſchenfreundlichkeit berechnete er nicht nur ehr hohe Wucherzinſen, er ließ ſich auch ſtets on den jungen Offizieren Ehrenſcheine aus⸗ ellen, in denen ſich dieſe außerdem zur Schwäbiſch⸗Gmünd geboren und war längere Zeit Sahlung hoher Belohnungen für die Bemüh⸗ ungen Cöwenſteins verpflichten mußten. Cöwen⸗ ſtein beſchränkte ſeine Thätigkeit nicht nur auf das Militär, er war auch Fabrikanten, Kentiers, ſowie ſonſtigen Sportsleuten, die dem Spiel fröhnten, und dabei vom Unglück verfolgt wurden, „ein Retter in der Noth“. Wenn ein Wechſel am Verfalltage nicht pünktlich einge⸗ löſt wurde, dann drohte Cöwenſtein den jungen Offizieren, ihren Vorgeſetzten Anzeige machen zu wollen. Als der Sekond⸗LCieutenant v. h. vom 4. Hüraſſier⸗Regiment einſah, daß er ruinirt ſei, da er ſeine Verpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte, machte er ſeinem Kommandeur, dem Chef des Militärreitinſtituts, General-⸗Lieutenant v. Willich, Meldung. Der junge Cieutenant wurde ſehr bald zu ſeinem Kegiment zurückgeſchickt und ſollte bereits ſeinen Abſchied haben. Gegen Cöwenſtein erſtattete dagegen Gen. Lieut. v. Willich Anzeige bei der Staatsanwaltſchaft. Cöwenſtein wurde verhaftet. Der Gerichtshof erkannte wegen fünf Beleidigungen, zwei Erpreſſungsverſuchen und gewohnheitsmäßigen Wuchers gegen Löwen⸗ ſtein auf 2 Jahre 8 Monate Gefängniß 3000 Mk. Geldſtrafe ev. noch 500 Tg. Gefängniß und 5 Jahre Ehrverluſt. — Paris, 12. Nov. Heute nachmittag feuerte eine gut gekleidete Dame am Eingange des Juſtizpalaſtes 2 Revolverſchüſſe ab auf den Unterſuchungsrichter Bourſy, dem die linke Kinn⸗ backe zerſchmettert wurde. Die Frau wurde ver⸗ haftet; ſie nannte ſich Hinque und ſagte aus, ſie habe ſich an Bourſy rächen wollen, weil er ſich geweigert habe, ihrem Vater zu ſeinem Recht zu verhelfen. Landwirthſchaftliches. Jetzt beginnt die Zeit, wo die Kronen der Obſtbäume ausgelichtet werden müſſen! Da iſt für Obſtbaumbeſitzer gewiß wünſchenswerth, zu erfahren, nach welchen Grundſätzen beim Aus⸗ lichten verfahren werden muß, damit ſie dieſe Grundſätze auf ihre Arbeit an den Bäumen über⸗ tragen können. Der praktiſche Ratgeber ſtellt folgende 6 Sätze auf: Alle Aeſte weg, die tief herunterhängen! Alle kurzen Aſtſtummel müſſen weg! Auch ſolche Aeſte müſſen weg, die hungerig und ſchwächlich ſind! Kranke, dürre Aeſte müſſen ſämmtlich weg! Ferner muß ein Aſt beſeitigt * werden, der zum allgemeinen Aufbau des Kronen⸗ gerüſtes ein falfche Stellung hat, auch wenn er geſund iſt! Von Nachbaräſten unterdrückte Aeſte ſind zu beſeitigen! — Es iſt höchſt lehrreich, wie der praktiſche Ratgeber dieſe Grundſätze an Ab, bildungen erklärt. Wir können Obſtbaumbeſttzern nur rathen, ſich die betreffende Nummer vom praktiſchen Ratgeber im Obſt⸗ und Gartenbau anzuſehen, ſie wird auf Wunſch umſonſt zuge⸗ ſchickt vom Geſchäftsamt in Frankfurt a. Oder, Herzliche Bitte an Menſchenfreunde. Der vorhandene Raum in unſerer Heil⸗ und Pflegeanſtalt für epileptiſche Kinder in Kork ge⸗ nügt ſchon ſeit einiger Zeit nicht mehr. Zu unserem * tiefſten Leidweſen können wir vielfach dringenden Aufnahmsgeſuchen nicht entſprechen und müſſen Pfleglinge, welche dem Kindesalter entwachfen ſind, häufig ungeheilt entlaſſen, um nötigen Raum zu ſchaffen. Aus dieſem Grunde ſahen wir uns nach reichlicher Prüfung veranlaßt, einen Neubau für weitere 25 Betten aufzuführen und einzu⸗ richten, ſowie mehrere Morgen landwirthſchaft⸗ liches Gelände zur zweckentſprechenden Beſchäftigung der älteren Knaben anzukaufen. Beides ver⸗ urſacht einen Koſtenaufwand von nahezu 60,000 Mark, wovon wir nur einen Theil als Hypotheke aufnehmen können, und für den Reſt ſind wir auf die Hilfe edler Menſchenfreunde angewieſen, In erſter Reihe bitten wir herzlichſt, uns kleiner oder größere, verzinsliche oder un verzinsliche Darlehen gegen Schuldſcheine gewähren zu wollen, für welche unſer Verein im Ganzen haftet; aber auch für freie Gaben, auch für die beſcheidenſten Spenden, ſind wir innigſt dankbar. Darlehen und Geſchenke wollen, gefälligſt an den Juſpektor der Anſtalt, Herrn Pfarrer Wiederkehr, in Kork geſendet werden, welcher die Schuldſcheine oder die Quittungen ausfertigt. Gott, der Herr, wolle Herzen und Hände zum Beſten unſerer armen Kranken öffnen und alle unſere Freunde und Helfer dafür reichlich ſegnen. 5 Für den Landesauſchuß: Für den Aifſichtsrat; E. J. Frhr. v. Görles. Geh. Regierungsrat Jeubner Humoriſtiſches. Der coulante Storch. Der Storch hat dir wohl ein kleines Brüderchen gebracht? Kauf⸗ mannstöchterchen: „Ja, und eins hat er dazu⸗ gegeben.“ b Rei ——— SNN Ueber Ericas Geſicht flog eine jähe Röthe, ud als Staufen jetzt wie tief erſchöpft die Augen ſchloß, und dann einſchlummerte, da löſte e behutſam ihre Hand aus der ſeinen und erhob ch, um Valentine zu folgen, einen Moment blieb ſie zögernd an der Thüre ſtehen, aber dann trat ſie kurz entſchloſſen ein. 5 „Du wirſt aus dieſen Reden auch Deine chlüſſe ziehen,“ ſagte der Sanitätsrath etwas ltſam zu ſeiner Schweſter. „Aber bitte, urtheile nicht zu hart über Valentine, ſie iſt ohne dies genug geſtraft. Dergleichen Verirrungen des Herzens, ill ich es nennen, kommen leider häufig genug or, grade in unſern beſſern Geſellſchaftskreiſen.“ . „Du weißt, ich gehöre nicht zu denen, die da chten, verſetzte die Frau Räthin in ihrer ein⸗ chen Weiſe, „das Walten Gottes aber erkenne ich heute einmal wieder ſo recht, wie er nicht mülde ird, verlorene Seelen zu gewinnen.“ Sie warf nen nicht mißzuverſtehenden Blick auf ihren Schwiegerſohn, der jetzt ſanft ſchlief mit dem Aus⸗ ruck tiefen Friedens auf ſeinem blaſſen Geſicht. „Hm — nun ja, man könnte es wohl wie eine Fügung von Gott anſehen, daß grade er der einzige war, der von den Hunderten verunglückten ußte,“ meinte der Sanitätsrath, „und es wird ich wohl auf dieſe Weiſe genug von ſeinen Gegnern usgebeutet werden, doch an dergleichen wollen wir ur zu danken haben, daß er dem Leben erhalten wurde, es wäre ja auch ewig ſchade geweſen um dieſe reichen Geiſtesgaben!“ „Die er, ſo hoffe ich zubverſichtlich, von nun an dem Dienſte einer anderen beſſern Sache zu⸗ enden wird,“ fiel die Frau Räthin ein. 5 „Nun, nun, nur nicht zu ſanguiniſch, ſo ſchnell ſchwört man ſeinen Ueberzeugungen nicht ab, be⸗ nders nach ſolchen Erfolgen, Du ahnſt nicht, welche beſtrickende Macht der Ruhm beſitzt.“ „Nein, davon habe ich wohl keine rechte Idee, denn ich habe nie weder für mich noch für die Meinen nach dergleichen getrachtet,“ erwiederte die Frau Räthin lächelnd. „Ja, Du und Erica, Ihr ſeid eben noch echte deutſche Frauennaturen, wie ſie leider Gottes immer ſeltener werden. Ich wollte, Valentine gliche Euch, aber ſie iſt das echte Kind ihrer unruhigen Zeit, die moderne Frau mit ihrer Nervoſität, ihrem Haſten und Jagen nach Zerſtreuungen. Das Nichts⸗ thun iſt ihr Verderben, Arbeit, eine geregelte Thätigkeit iſt die einzige Rettung für dieſe Damen, auch für Valentine wäre jede Arbeit jetzt ein Segen, und ich werde ernſtlich in ſie dringen, daß ſte irgend eine Thätigkeit, die auch ihr Denken in Anſpruch nimmt, ergreift.“ Während dieſer Unterhaltung der beiden Ge⸗ ſchwiſter beichtete Valentine ihrer Couſine offen und ehrlich ihre Herzensverwirrung wie ihr Vater es genannt. Sie verſchwieg ihr nichts, weder die Träume, die ſie gehegt, von dem gemeinſchaftlichen Aufenthalt an der Riviera, noch wie ſie haupt⸗ ſächtlich Staufen zu der Reiſe hierher beſtimmt, und es hintertrieben habe, daß er der Einladung der Tante folge, krankhaft hätte er ſich von trüben Ahnungen verfolgt nach Ruhe geſehnt, ſie aber in ihrem Wahnſinn hätte nichts unverſucht gelaſſen ihm ſolche Gedanken auszureden, „und ſo iſt es denn gekommen, ich bin an Allem ſchuld, und nun verdamme mich, Du fromme Seele!“ ſchloß ſie jetzt. Durch Ericas zarte Geſtalt ging es wie ein Fröſteln. „O mein Gott, vor welchem Abgrund habt Ihr beide geſtanden,“ ſagte ſie leiſe, „und wie hätte ich es wohl ertragen ohne Benno zu leben, das ganze lange Leben.“ „Nun Du hätteſt doch wohl Troſt in der Religion gefunden, verzweifelt wenigſtens wäreſt Du nicht, ich wollte, ich wäre ſo fromm wie Du! Denn ich glaube doch, es giebt einen Gott da oben, berka der die Geſchicke der Meuſchen lenkt, dem wir armen Erdenkinder ohnmächtig gegenüber ſtehe.n . In Ericas Augen leuchtete es auf. ö „O, Valentine wenn Du zu dieſer Erkenntuiß gekommen biſt, dann iſt Alles gut.“ „Alles gut! rief Valentine, „und meine Scham, meine Reue und Verzweiflung, die gelten Dir wohl gar nichts!“ „Nein, das fällt alles nicht in das Gewicht dieſem einen gegenüber, daß Du das Walten Gottes erkannt. Ach wenn doch Staufen auch 5 wieder zu dieſer Erkenntniß käme!“ 0 Mit ihm müßte da freilich noch eine größere 0 Wandlung vorgehen wie mit mir,“ 99 55 906 lentine, „da er mit ſeinen Bekenntnißen an die Oeffentlichkeit getreten.“ 3 „O an dem Muth der Ueberzeugung würde Uitche es ihm auch dann nicht fehlen,“ ſagte Erica voll Stolz. „Er würde ſich nicht ſcheuen ſeinen früheren du geht Anſichten abzuſchwören, ſich öffentlich als frommer, Aan, a gottesfürchtiger Mann zu bekennen. Doch jetzt iſt an 0 10 er ein kranker Mann,“ fügte ſie traurig hinzu, . „und ich habe vorläufig an nichts weiter zu denken, als an ſeine Pflege.“ Sie erhob ſich, um Krankenlager zu begeben. „Und Du verzeihſt mir auch ?“ ſagte Valentine etwas verlegen zu ihr aufſchauend. „Aber Valentine, welche Frage!“ Herzlich ſchlang ſie beide Arme um ſte, ihr die Lippen mit einem Kuß ſchließend. Bewegt blickte Valentine ihr nach, wie die mädchenhafte Geſtalt hinter der Thür verſchwand. 5 in ſitherg Age ſich wieder an Staufens f bee um 0 Anbung — —— U gehe . Nan bl