rger dene 71 N . Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. n A. 0 Erſcheint jeden Dier g e 8 en eie 0 9 8 5 955 ee Abend. Aueigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren 15 3 mi i us rirtem Unter⸗ Raum 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen d haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. 3 7170 Pfg., Reklamen 20 Pf 7 0 a Nur die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor 1 1 0 „ ug N 5 ck und Verlag von Karl Molitor, 5 dg Ladenbur 9. „„ 1 35 1 1 1 4 Ladenbur g. 12 E „ 5 1 No. 91. Mittwoch, den 16. November 0 1898. 9 u * — — A — —— ——— . ——h— — 15 Politiſches. zun dg Berlin, 2. November. Der Beſuch unſeres Kaiſerpaares in Paläſtina und Sprien 1898 mit dem Aufenthalte des hohen Paares in der berühmten Kuinenſtadt Baalbeck zum * Abſchluß gelangt. Am Freitag Abend trafen die Mapeſtäten aus Baalbeck wieder in rt Belrut ein und begaben ſich ſofort an Bord 18 der „Hohenzollern“, welche am andern Morgen At die Heimfahrt nach Deutſchland antrat; letztere t geht bekanntlich über Rhodos und Sardinien 5 , zunächſt nach Cadix wo die Hohenzollern und die beiden Kriegsſchiffe Kohlen einnehmen. ö Dann führt der Heimweg die erlauchten Kei⸗ nal ſenden weiter durch die Meerenge von Gibraltar „ A um die Weſtküſte der Pprenäen⸗Halbinſel 9 fat hetum durch den Aermelcanal und einen Theil der file, Nerdſee nach einem der deutſchen Vord⸗ Sal ſeehäfen, die Landung erfolgt wahrſcheinlich in ß Wihelmshafen. In einem Theile der deutſchen keen wie der ausländiſchen Preſſe wird die Ver⸗ Ihe muthung ausgeſprochen, daß das Uaiſerpaar auf der Heimreiſe dem portugiſiſchen Mönigs⸗ hoe in Liſſabon einen Beſuch abſtatten würde. Beſtimmteres iſt indeß hierüber noch nicht bekannt, jedenfalls würde das etwaige Ver⸗ weilen der Majeſtäten in Liſſabon nur ein ganz flächtiges ſein. Durchaus unwahrſcheinlich ies aber, daß ſie, wie hier und dort eben⸗ falls behauptet wird, auch am Madrider Hofe zu einem Beſuche erſcheinen ſollten, Res ſchon deshalb, weil der Abſtecher zach der ſpanniſchen Hauptſtadt die Heimkehr der Majeſtäten nach Berlin noch weiter verzögern würde. Es iſt ſogar fraglich oh der Haiſer, während des Verweilens der Hohenzollern“ in den ſpanniſchen Sewäſſern überhaupt von Bord geht und es dürfte nun darum auch ſeine geplante Begrüßung durch die ſpanniſchen Behörden ſchwerlich ſtattfinden. f Berlin, 13. Nov. Der Kaiſer und die Kaiſerin haben ihre Heimfahrt angetreten. Die Nordd. Allg. Ztg.“ ſchreibt anläßlich der Heim⸗ kehr des Herrſcherpaares Folgendes: „Die Wallfahrt unſeres Herrſcherpaares nach dem heiligen Lande, die ohne jeden Mißklang ver⸗ laufen iſt, gehört der Geſchichte an. In ihr aber wird ſie fortleben mit dem Glanze der reichſten, ungetrübten Erinnerung, ein leuchtender Punkt zu Ehren des Chriſtenthums und der deutſchen Nation. Als treuer Bekenner ſeines Glaubens, als mächtiger und großmächtiger Schirmherr deutſcher proteſtantiſcher wie katholiſ er Intereſſen, hoch gefeiert von dem Beherrſcher des osmaniſchen Reiches und ſeiner türkiſchen Unter⸗ thanen, hat in den letzten Wochen unſer Kaiſer fremden Boden von Neuem für die Ehre des deutſchen Namens erfolgreich geworben, zur Freude aller Patritoten und unter unverhohlener Achtung des Auslandes. Mit innigſter Dankbarkeit und Verehrung wünſchen wir unſerem Kaiſerpaar Glück und Wohl zur Heimfahrt.“ Paris, 14. Nov. Die Dreyfus ⸗Affaire hat zu einem deutſch⸗franzöſiſchen diplomatiſchen Zwiſchenfall geführt. Von der Pariſer „Patrie“ war die Tochter des deutſchen Botſchafters in Paris, Gräfin Münſter, frecher Weiſe in den Dreyfushandel hineingezogen, infolge deſſen Graf Münſter Beſchwerde im Pariſer Auswärtigen Amte erhob. Am Freitag erſchien nun der Mi⸗ niſter des Auswärtigen, Delcaſſe, beim deulſchen Botſchafter und drückte demſelben den Unwillen und das lebhafte Bedauern der franzöſiſchen Regierung über die Auslaſſung des genannten Blattes aus; hiermit iſt der entſtandene Zwiſchen⸗ fall als beigelegt zu erachten. Was im Uebrigen den Stand der vom Pariſer Caſſationshofe ein⸗ geleiteten ergänzenden Unterſuchung im Dreyfus Prozeß anbelangt, ſo weiß der „Temps“ zu be⸗ richten, der ehemalige Kriegsminiſter Cavaignac habe ſich in ſeiner Vernehmung vor dem Caſſ tionshofe ausführlich bemüht, Dreyfus als ſchuldi hingeſtellt. Eine ſenſationelle Mittheilung in de Dreyfus⸗Sache bringt die „Agence Havas.“ Danach hätte Frau Dreyfus dieſer Tage beim Colonialminiſter vergeblich gebeten, ihrem Mann im Hinblick auf deſſen bevorſtehende Rückkehr nach Frankreich warme Kleidungsſtücke nach de Teufelsinſel ſchicken zu dürfen. Kaum zu Hauf angelangt, ſei ſie nochmals nach dem Colonial miniſterium beſchieden worden, wo man ihr einen inzwiſchen eingegangenen Brief ihres Mannes vorgeleſen habe. In dem Briefe ſoll Dreyfus mitgetheilt haben, daß er ſeit fünf Jahren die Reviſion ſeines Prozeſſes vom General Boisdef' fre verlange, er habe aber keinen Beſcheid er⸗ halten. Jetzt ſei er dieſer Aufregungen müde geworden und da er ſich als ein Sterbender fühle, ſo werde er Niemand antworten, auch ſeiner Familie nicht, er vermache dem Edelmuthe, Frankreichs die Sorge um die Rehabilitirung ſeines Andenkens Darauf habe Frau Dreyfus gebeten, den Beſchluß des Caſſationshofes ihrem Gatten telegraphiren zu dürfen, reſp. möge der Eolonialminiſter dies ſelber thun, beides ſei ab⸗ geſchlagen worden; auch einem Freunde der Dreyfus'ſchen Familie unternommener letzter Verſuch beim Miniſterpräſidenten Dupuy ſei er⸗ folglos geblieben. Jetzt wolle nun die Familie Dreyfus Vorſtellung beim Caſſationshofe wegen dieſer ablehnenden Beſcheide erheben. Verſchiedenes. — Freiburg, 13. Nov. Der zum Biſchof von Rottenburg gewählte hieſige Profeſſor Dr. Keppler wurde am 28. September 1852 zu Die Abgründe. 5 Novelle von F. Stöckert. e 16. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Es war ihr nicht möglich ein Wort auf das Papier zu bringen. Da — Gott im Himmel, was war das? Lauſchend hob ſie den Kopf, ſie hörte Schritte nebenan und dann einen faſt jubelnden Ruf aus Staufens Munde. „Erica!“ O nun muß Alles gut werden. 5 Du biſt die Ruh, der Friede mild 5 Die Sehnſucht Du und was ſie ſtillt. Ja der gute Dichter Rückert wußte ſolche feiedebringenden Frauenerſcheinungen wohl zu ſchäzen, während ich ein verblendeter Thor war. Erica kannſt Du mir verzeihen? Doch was frage ich noch, Du biſt ja gekommen!“ Valentinens Händen entglitt die Feder, von der ihr ſo ſchweren Aufgabe, den Brief zu ſchreiben war ſie ja nun befreit. Erica war gekommen und auch die Tante, deren Stimme ſie jetzt vernahm. — Ihr thöricht Träumen aber von einem Liebes⸗ frühling an der Riviera mochte ſie begraben in den tiefſten Tiefen ihres Innern. Der jubelnde Klang, mit welchem Staufen Ericas Namen gerufen, war bon einer vernichtenden Wirkung für ſie geweſen, das war der Herzenston echter wahrer Liebe, die da ſiegreich aus Streit, Hader und Meinungsver⸗ Sie wußte ganz genau, wie es nun kommen würde, Staufen erſchüttert, krank und ſchwach wie er war, würde ſich jetzt ganz von Erica beeinfluſſen laſſen, ſeiner Richtung ſchließlich abſchwören und vielleicht ein frommer Mann werden, hatte er doch ſchon wiederholt von einem Gottesgericht phan⸗ taſiert, das ihn ereilt, nun Erica würde ſolchen Reden ſchon Bedeutung beilegen. — Doch es war hohe Zeit die Verwandten jetzt zu begrüßen, ſie erhob ſich, und nachdem ſie einen forſchenden Blick in den Spiegel geworfen, ob in ihren Zügen auch nichts von der ſeeliſchen Erregung zu leſen, trat ſie in das andere Zimmer und begrüßte ihre Tante und Erica mit großer Herzlichkeit. „Eben ſollte der Brief an Euch fortgehen,“ ſagte ſie unbefangen, „nun habt Ihr es doch in der Zeitung geleſen, und ich bin ſchuld an der Ver⸗ zögerung, berzeiht mir.“ Ihr Blick ſtreifte Staufen, wie ſtrahlend er ausſah! Die Schatten, die ſchon ſeit Wochen ſeine Züge verdüſtert, waren wie weggewiſcht. „Erica wird Sie nun vollends geſund pflegen,“ wandte ſie ſich jetzt an ihn, und Papa und ich können unſere Reiſe fortſetzen, ſeinen Jugendfreund aufzuſuchen, dazu iſt Papa ja nun leider nicht ge⸗ kommen. 5 Das war ganz die gewandte Weltdame, die auf dieſe einfache Weiſe ihr Hierſein zu erklären wußte, was in ihrem Innern in den letzten Tagen ſchiedenheit hervorgeht. vorgegangen, war hinter dieſer Außenſeite ſchwer zu entdecken. Erica und ihre Mutter faßten die Sache denn auch ſo unbefangen auf und prieſen es als ein großes Glück, eine Fügung des Himmels, daß der Onkel gleich zur Stelle geweſen. Staufen ſah einen Moment wie fragend auf zu Valentine, waren es auch nur Fieberträume geweſen jene Bilder, die bisweilen vor ihm aufgeſtiegen, Valentine, die da ſo ruhig neben ihrer Tante ſtand, in Liebe und Leidenſchaft ihm zugeneigt, fern von ſeiner Frau am Strande des Mittelmeeres in paradieſiſcher Gegend, war ſie an ſeiner Seite gegangen, immer⸗ fort hatte ihn ein brennendes Gefühl der Sehnſucht gepeinigt, nach einer kühlen, weichen Hand, wie ſie jetzt in der ſeinen ruhte und nach einem ſanften Geſicht, in welchem nichts von Leidenſchaft zu leſen, aber von treuer unwandelbarer Liebe, und dieſes ſüße Geſicht beugte ſich jetzt zu ihm nieder. „Nein, Erica, ich habe Dich nicht vergeſſen, nie, nie,“ flüſterte er, während ſeine Augen unruhig hin und her flogen, er ſchien wieder zu fiebern — „die Andere — da ſteht ſie“ — fuhr er fort — „einmal, einen Abend fand ich ſie ſchön, begehrens⸗ werth — ja und dann — wie war es doch o wenn ſie doch ginge! Wenn ich ſie doch nie mehr zu ſehen brauchte! Nur Dich — Dich allein will ich ſehen!“ 5 Valentine zuckte jäh zuſammen, mit ihrer Faſſung war es vorbei. Sie eilte wieder in das Nebenzimmer und warf ſich dort laut aufſchluchzend aufs Sopha, ihren Thräuen freien Lauf laſſend.