haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Ladenburg. e vierteljäplich Mark 1.— mit illuſtrirtem Unter⸗ Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, nd Umgegend. Anzeigen: Raum 10, Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Molitor, Die einſpaltige Corpuszeile oder deren 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Mittwoch „den 9. November Ladenburg. 1898. nur von dem ſchwarz⸗weißen Schild, alſo vom preußiſchen Schild, nicht aber vom ſchwarz⸗ weiß⸗rothen Reichsſchild geſprochen hat, ob⸗ wohl es doch das Reich iſt, welches ſeine ſchützende hand auch über die Deutſchen in China und deren Pflegebefohlenen ausbreitet. Beyrut, 6. Nov. Das deutſche Kaiſer⸗ paar iſt heute früh 9 Uhr hier eingetroffen und verbleibt an Bord bis zu der am Montag früh erfolgenden Abreiſe nach Damascus. Alles iſt Es herrſcht eine tropiſche Hitze. Verſchiedenes. Ladenburg, 7. Nod. Der erſte Vortrag des Herrn Notars Dr. Carlebach über das neue bürgerliche Recht, welches mit dem Jahre 1900 in Kraft tritt, fand Sonntag Abend im Luſtgarten ſtatt und hatte ſich eines recht guten Beſuches zu erfreuen. Es iſt dies ein Zeichen, daß man in allen Klaſſen der Bevölkerung zur Einſicht kommt, man müſſe ſich bei dem heutigen Verkehrsleben Kenntnis der hauptſächlichen Geſetzesparagraphen erwerben. In fließender, klarer Weiſe behandelte der Herr Redner zuerſt die Rechtsträger nach dem Jahre 1900, welches nur Perſonen vom 21. Lebens⸗ jahre an, dem Jahre der Volljährigkeit, ſein können; Kinder von 1—7 Jahren dagegen können z. B. kein Vermögen erwerben, ſolche von 7 — 21 Jahren nur mit Genehmigung des Vaters oder Vormundes. Aus dem allgemeinen Teil über Verträge, die auch fernerhin einſeilige oder gegenſeitige ſein werden, „ daß letztere, außer bei Termin⸗ lieferung, nur durch Verzugſetzung und Nachfriſt als gelöſt zu betrachten find. Von den Einzel⸗ verträgen wurde der Kauf⸗ und der Mietvertrag eingehender beſprochen. Der Kaufvertrag tritt mit der Uebergabe der Sache in Kraft, dieſe ſelbſt wird führen wir an aber nur dann Eigentum des Käufers, wenn fte r —— n — No. 89. ihrten d * Politiſches. 50 35 Neiufſalem, 4. Nov. Heute früh halb scha o begab ſich der Kaiſer zu Pferd, die 1 zu Wagen zum Bahnhofe, wo der deutſche Ge⸗ 7 eenſul, der türkiſche Gouverneur, die Würden⸗ 1808 ee overſchiedenen Religionsgeſellſchaften, Maier Schmitt und ſämmtliche Franziskaner Dramtz Nachdem das Kaiſerpaar die Anweſenden und verſchiedene angeſprochen hatte ſetzte u, in ul bosderzug unter den Klängen des Prä- wohl. Dispoſtn erſches Punkt 9 Uhr in Bewegung. Auf a oshofe ſtellten ſich die türkiſchen Truppen gettee a e riefen den Majeſtäten begeiſtert zu: du lange leben!“ welcher Ruf ſonſt nur 1898 10 ian gebührt. Die zahlreiche Menge, Nedarhanf eee die in Jeruſalem lebenden Deutſchen, 10 U eam Bahnhöfe und gaben ihrer Sympathie * lebhaften Ausdruck. Das Wetter war hell und ſonnig. WI Berlin, 7. Nov. Su den bemerkens⸗ f Riheren redneriſchen Hundgebungen des im Aolſers während ſeines Aufenthaltes in Jeruſalem 4 auch die Erwiederung, welche er der Be⸗ bu gsanſprache des Pater Schmidt beim Be⸗ Ausſte der Majeſtäten im katholiſchent)ospiz zu Theil at in gha ließ. Der Monarch knüpfte an die üittzulhel ig des begrüßenden Geiſtlichen an, fn Sie de genannte Anſtalt unter dem Schatten N AFalſerpaares ſtehe, indem er hervorhob it ui dieſer Schatten von demſelben ſchwarz 5 eien Schild ausgehe, das er auch über 5 ideuſchen katholiſchen Miſſionen im 2 enen Oſten ausgereckt habe. Weiter 8 ohe der Naiſer, daß zum Schutz derſelben Buder mit der gepanzerten Macht der 0. Mherlichen Schiffe in China weile, deren Flagge auch über den deutſchen Anſtalten in Jeruſalem IU ehe Einigermaßen auffällig erſcheint es U eh der Maiſer Wilhelm in ſeiner Kundgebung dem Verkäufer eigen oder anvertraut war, alſo nicht, wenn ſie geſtohlen war. Bei Gewährleiſtungen für Viehmängel braucht der Verkäufer nur für die vom Bundesrat feſtgeſtellten Krankheiten zu haften, wenn ſie innerhalb einer beſtimmten Zeit zum Ausbruch kommen. Von den Mietverträgen iſt hervorzuheben, daß es Miete eines Lokales, einer Sache und einer menſchlichen Arbeitskraft (Werk⸗ vertrag) giebt, wobei z. B. Kauf eines Hauſes die Miete nicht bricht, wohl aber hat der neue Käufer das Recht, die Miete, außer / Jahr, zu beziehen auch wenn ſie ſchon dem früheren Beſitzer bezahl wurde. Geſundheitsſchädlichkeit des Lokales löſt den Vertrag ſofort. Der Schenkungsvertrag hat del Nachteil, daß man verpflichtet iſt, das Geſchenkte zurückzuerſtatten, wenn der Geſchenkgeber in No gerät. Bei Mäcklerverträgen iſt das Geld erſt verdient, wenn der Vertrag zuſtande gekommen iſt Ehemacklerlohn iſt nicht klagbar. Bürgſchaften haber nur Gültigkeit, wenn ein ſchriftliches Verſprech vorliegt. Schuldverſchreibung auf den Inhaber if nur zuläſſig, wenn ſte ſtaatlich genehmigt iſt. Zum Schluſſe ſprach der Redner vom Schadenerſatz Wird Jemand am Leben, Vermögen und Kredi geſchädigt, ſo kann er Schadenerſatz verlangen Dieſer muß ihm oder ſeiner Familie auch dan gewährt werden, wenn die Beſchädigung durch ei Kind, einen Betrunkenen oder Wahnſinnigen geſcha und der Geſchädigte in ungünſtigen Verhältniſſen lebt Die ſich anſchließende Diskuſſion erſtreckte ſich auf einen intereſſanten Punkt des Erbrechts, wonach nur wirklich Exiſtirende, ſeien es Perſonen oder Stiftungen, erben können, ferner auf die Kündigung des Dienſtvertrages, die Akkordarbeit, die öffentlichen Körperſchaften, worunter die Gemeinde, der Kreis, der Staat und das Reich zu verſtehen ſind, und endlich auf die Rechte der Vereine. — Für die reichlichen und anregenden Ausführungen, welche durch Beiſpiele aus dem Leben erläutert wurden, erntete der Redner lauten Beifall. 5 Die Abgründe. 8 Novelle von F. Stöckertrt. 14. Fortſetzung. Nachdruck verboten.) Und wieder packte ihn das dunkle, ahnungs⸗ halle Empfinden, warum war er auch hier heraus⸗ gegangen; hier war der rechte Ort, ſich von ſolcher Slimmung ganz gefangen nehmen zu laſſen. Langſam ging er wieder der Stadt zu, dicht her dem Thore kam ihm Valentine in Begleitung Mehrerer Herren entgegen. Da iſt er! hieß es. Mon umringte ihn, ſchüttelte ihm die Hände, es War der ihm ſchon bekannte Theaterdirektor, und doch einige Herren, die ſich ihm als frühere Schul⸗ Aaneraden vorſtellten, auf welche er ſich aber mit zem beſten Willen nicht beſinnen konnte. Die hflächkeit jedoch erforderte es, ſo zu thun, als 0 eee er ſich unendlich dieſes Wiederſehens. Man hatte ihn im Hotel aufſuchen wollen, 46 und Valentine war dann ſo freundlich geweſen, die 5 Herren zu führen, da ſie gewußt, wohin er ſeine Schritte gelenkt. . „und nun zum Muſentempel! rief der-Direktor, als man die Stadt erreicht. „Ein Reſtaurant iſt ganz in die Herren ſich bis zum Aufang dufhalten können, mich aber ruft die get hinein in's Allerheiligſte.“ Das Theater begann ſich ſchon lange vor Anfang der Vorſtellung zu füllen, der Direktor der Nähe, wo der Vorſtellung Pflicht ſchon hatte es verſtanden, Reclame zu machen, und das Publikum ſtrömte nun in Scharen herbei; bald war das nicht allzugroße Haus bis auf den letzten Platz gefüllt. f Valentine ihr Vater und Staufen hatten in einer Seitenloge Platz genommen. Letzterer ſchaute ſich in dem, ihm aus frühreren Zeiten noch wohl⸗ bekannten Raum um, es war alles wenig ver⸗ ändert ſeitdem, nur er war ein ſo ganz anderer, wie in jenen Tagen froher Jugend, wo er noch ſeine Ideale gehabt, ſeine Stunden der Begeiſterung, in welchen er der Aufführung der Claſſiker in athemloſer Spannung gefolgt, und heute ſollte er hier ſeiner eigenen Dichtung lauſchen. Würde ſich die jetzige Jugend auch an derſelben begeiſtern ? Dieſe Frage hatte er noch nie an ſich geſtellt, und jetzt erſchrack er förmlich davor. Wie ſollte wahre Jugend ſich für ſein Werk begeiſtern, das allen idealen Lebensanſchauungen Hohn ſprach, und eine Jugend ohne Ideale, iſt das noch eine Jugend? Und er kannte ſie wohl, dieſe geiſterhafte, aller Ideale leere Jugend, oft genug ſchon war er ihr in der Reſidenz begegnet, aber daß er ſelbſt dazu bei⸗ getragen, ihre Begeiſterung, ihre Ideale zu rauben, das hatte er noch nicht bedacht, erſt heute, hier an der Stätte, wi ſeine eigene Jugend ihm zurück⸗ rauſchte, packte ihn dieſer Gedanke wie ein bitterer Vorwurf, und ſein Stück, was allerdings auch nicht gefallen, deutlich ſah er die Mängel, die ihm an⸗ hafteten. Wie finſter er ausſah, Valentine beobachtete ihn faſt ängſtlich. „Haben Sie wieder Ahnungen ? fragte ſie ihn jetzt neckend. Er nickte. — „Es kommt näher und näher,“ flüſterte er; und wies nach der Bühne, von welcher der Held ſoeben herunter donnerte: „Es giebt keinen Gott!“ In demſelben Moment züngelte eine helle Flamme empor, das Publikum ſchien erſt zu glauben, das gehörte zum Stück, vielleicht, daß dem Gottesläſterer die Strafe auf dem Fuß ſolgen und Feuer ihn verzehren ſolle, Als aber jetzt der gellende Ruf: Feuer! Feuer! erſcholl und die Schauſpieler entſetzt flüchteten, da bemächtigte ſich der Menge jene furchtbare, verderbenbringende Panik, wo jeder nur auf ſeine Sicherheit bedacht den Aus⸗ gängen zudrängt. „Das war es, das war es alſo,“ ſagte Staufen und ſtarrte mit irrenden, flackernden Blicken hinunter auf die ſich drängende, ſtaunende Menſchen⸗ menge, auf die bleichen, eutſetzten Geſichter. „Kommen Sie! Kommen Sie! bat Valentine. „Wozu?“ erwiederte er kaltblütig, „das iſt auch ein intereſſantes Schauſpiel, zu beobachten, wie jeder für ſein bischen Leben bangt und zittert.“ in ſolcher Vollkom menheit, wie in der Reſidenz ge⸗ ſpielt wurde, wollte ihm auf einmal nicht mehr „Aber es i ſtbarſte Gut! Sie