wollen wir nicht unterlaſſen mitzuteilen, daß der Text des zweiten Liedes („Loup, der Kelte“) ſowie die zwei letzten Strophen von Nr. 3. („Kennt ihr das Land“) von Herrn Stadtpfarrer Sievert verfaßt ſind. Sehr ſchön gelangen die Chorlieder. Sie bewieſen aufs neue, daß die hieſigen Geſang⸗ vereine ein prächtiges Material von Stimmen beſitzen, die von tüchtigen Dirigenten trefflich ge⸗ ſchult ſind. Es ſang der katholiſche Kirchenchor eine Hymne von Rinck, der evangeliſche Kirchen⸗ chor den Satz „Holder Friede, ſüße Eintracht!,“ Chor mit Soloquartett, aus „Die Glocke“ von Romberg, der Geſangverein zunächſt den Männer⸗ chor „Dort liegt die Heimat mir am Rhein“ von Attenhofer und ſpäter den gemiſchten Chor mit Tenorſolo „Wogender, grüner Rhein“ von Karl Hertel. Daß dieſes Lied zum Vortrag kam, iſt ſehr zu billigen; denn der leider ſo früh ver⸗ ſtorbene Komponiſt ſtammte von Ladenburg, und es iſt erfreulich, daß man ihn mit ſeinem wirkungsvollen Liede gleichſam auch am Feſte theilnehmen ließ. Die Sänger alle ernteten reichlichen Beifall. Die Reihe der Redner eröffnete Herr Bürger⸗ meiſter Petermann, indem er die Anweſenden begrüßte und hierauf mitteilte, daß an unſeren allverehrten Landesfürſten ſeitens des Gemeinde⸗ rats und des Feſtausſchuſſes ein Begrüßungs⸗ telegramm abgeſchickt wurde. Dasſelbe lautete: „Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog Friedrich von Baden. Schloß Baden. Die zur Feier des 1800jährigen Beſtehens ihrer Stadt verſammelten Ladenburger bringen Eurer Königlichen Hoheit ihre unterthänigſte Huldigung dar, indem ſie heute das Gelübde unwandelbarer Liebe und Treue erneuern und Gottes reichſten Segen für Eure Königliche Hoheit und das ganze Großgerzogliche Haus herabflehen.“ Seine Königliche Hoheit erwies unſerem Feſte die hohe Ehre, hierauf folgendes zu er⸗ wiedern: An Herrn Bürgermeiſter Petermann Ladenburg. Ich danke den Einwohnern der Stadt Laden⸗ burg, bei der Feier ihres 1800 jährigen Be⸗ ſtehens ſo freundlich meiner gedacht zu haben. Der warme Ausdruck ihrer treuen Geſinnung hat mich herzlich erfreut, und ich verbinde mit aufrichtigem Danke die innigſten Wünſche für das Gedeihen und fernere Wohlergehen der ehrwürdigen Stadt. Friedrich, Großherzog.“ Jrn ehrfurchtsvoller Stille lauſchten die An⸗ weſenden, als Herr Bürgermeiſter Petermann dieſe huldvollen Worte mitteilte. Mit brauſenden Hochrufen dankten die Verſammelten dem geliebten Landes fürſten. Den Zuhörern die eigentliche Bedeutung des Feſtes vorzuführen, übernahmen Herr Stadt⸗ pfarrer Haas und Herr Stadtpfarrer Sievert in längeren Anſprachen. Aus dem reichen ge⸗ ſchichtlichen Stoffe wählten beide Herren mit glücklichem Griffe diejenigen Partien, welche auch dem leicht verſtändlich waren, der die Geſchichte der Pfalz nicht näher kennt. Und dabei er⸗ gänzten ſich beide Reden in ſchönſter Weiſe und bildeten ein wohl gelungenes Geſamtbild der Entwicklung unſerer Stadt. Herr Stadtpfarrer Haas ſchilderte in klaren Zügen, in welcher Weiſe ſich die Oberhoheit über Ladenburg von den Tagen der römiſchen Kaiſer bis in unſere Zeit ent⸗ wickelte. Dem entſprechend galt ſein Hoch den jetzigen Trägern der Regierungsgewalt im Pfälzer Lande, Kaiſer und Großherzog. Herr Stadt⸗ pfarrer Sievert griff ebenfalls auf die Zeiten der Herrſchaft der Römer am Oberrhein zurück und ſchilderte eingehend das Emporblühen der Stadt in jener Zeit, bis der Anſturm der Alemannen dieſe Kultur mit einem Schlage vernichtete. Dieſes „tragiſche Geſchick“ wiederholte ſich im Laufe der Geſchichte noch einige Male und zer⸗ ſtörte auch die aus unſeren Baudenkmälern und zahlreichen Stiftungen erſichtliche letzte Blütezeit der Stadt (um das Jahr 1600) durch den dreißig⸗ jährigen Krieg und den Einbruch der Franzoſen. Die Rede ſchloß mit einem Hoch auf Ladenburg. Herr Bürgermeiſter Petermann dankte hierauf denjenigen auswärtigen Herren, welche das Feſt mit ihrer Gegenwart beehrten, insbeſondere den Herren Vertretern der Regierung, für ihr Er⸗ ſcheinen und widmete ihnen ein Hoch. Namens der Ehrengäſte dankte Herr Geh. Regierungsrat Pfiſterer und zeigte in klaren, von reicher Sach⸗ kenntnis getragenen Ausführungen, durch wel che Mittel Ladenburg ſeine Lage verbeſſern und ſeine frühere Bedeulung allmählich wieder erlangen könne. Sein Hoch galt der Gemeindeverwaltung und dem Feſtausſchuſſe. Namens des letzteren dankte Herr Notar Carlebach und feierte deſſen Vorſitzenden, Herrn Stadtpfarrer Sievert. Herr Major Seubert verglich mit trefflichem Humor die beiden Schweſtern des Pfälzerlandes, Ladenburg und Mannheim; letztere, die jüngere, e e habe eine glänzende Partie gemacht, indem „ ſich zuerſt mit einem Kaufmanne und ſpäter mit einem Fabrikanten verheiratete, aber die ſchweſter⸗ liche Liebe ſei dadurch nickt geſtört worden. Der Herr Redner widmete ſein Glas den Ladenburgern und Ladenburgerinnen. Herr Profeſſor Maurer erzählte von den Knabenjahren, die er hier verlebte und ſchloß mit einem Hoch auf das deutſche Vaterland. Sämmtliche Redner fanden begeiſtert Zuſtimmung. Außerdem trug Herr Waldeck ſein für die Schulfeier verfaßtes Gedicht vor und fand mit ſeiner vortrefflichen, von echtem Pfälzer Humor gewürzten Schilderung Ladenburgs ſtürm⸗ iſchen Beif all. Nach 11 Uhr verließen die Ehrengäſte unſer den Hochrufen der Verſammelten den Saal und wurden in einem kleinen Lampionzuge zum Bahn⸗ hofe geleitet. Im Feſtſaale lichteten ſich die Reihen erſt, als es ſchon Montag war. Der Feſtausſchuß aber kann mit Stolz und Befriedigung auf die wohlgelungene Feier zurückblicken. Mögen die freundlichen Wünſche, die unſerer Stadt bei dieſer Feier gewidmet wurden, ſich erfüllen, und möge der Eintritt in das neunzehnte Jahrhundert ihres Be⸗ ſtehens anch für ihre Entwickelung ein Markſtein und Wendepunkt ſein! Eingeſandt. Die Art und Weiſe wie am Sonntag unſerer fürs Vaterland gefallenen Söhne, ſowie der noch lebenden Veteranen gedacht wurde, zwingt mich das Wort zu ergreifen. Die Feier an ſich war gewiß nur wenig ge⸗ eignet das Kriegerdenkmal mit in dieſelbe zu ziehen. Waren aber durch das Feſtko mités ? 2? ge⸗ wiſſe Beziehungen zwiſchen der 1800 Jahrfeier und dem Krieg 1870/71 gefunden, ſo mußten dieſe, den gefallenen und noch lebenden Krie gern in pietätvoller und dankbarer Weiſe zum Aus druch gebracht werden. Daß dies durch die groß an⸗ gekündigte Beleuchtung des Kriegerdenkmals ge⸗ ſchah, wird wohl Niemand behaupten, der die wahrhaft traurige Illumination ſah. Sage acht Lampion ſah man dort herumbaumeln, als wenn ſie vom Wind hingeweht worden wären. Es war dieſe Beleuchtung einfach ein Hohn für die, welche ihr Leben fürs Vaterland laſſen mußten und eine Beleidigung für die noch lebenden Krieger, Die im Blatt auf 8 Uhr angekündigte bengaliſche Beleuchtung fand zwiſchen / 8 und ½ 9 Üht nicht ſtatt. Ob dieſelbe überhaupt ſtattfand weiß Mama was für ein Stück dieſe Abgründe waren, und glaubte ſicher, es ſei ein Schauspiel wie hundert andere, in welchen ſchließlich das Gute über das Böſe ſiegt. f Erica kam ſich ſo welterfahren vor, der Mutter gegenüber, als wären Jahre vergangen und ſie eine ganz andere geworden, ſeit ſie von ihr ge⸗ ſchieden, und doch waren es nur Stunden, die ſie ſo verändert hatten. O das Schauſpiel, das unſelige Stück! Wie die Geſtalten daraus ſie quälten und verfolgten, wie lebendig, wie naturwahr waren ſie alle, ſo aus dem Leben gegriffen aber aus einem böſen, häß⸗ lichen Leben, wo die Leidenſchaften, die Sünde re⸗ gierten dem der Sonnenglanz der Religion und der Liebe fehlte. Abgründe des Daſeins gähnten überall, doch den einen großen Abgrund der zur ewigen Verdammniß führte, den wollte man nicht kennen, nur in dem Ausdruck, mit welchem der Held des Stückes das Wort ſterben ausgeſprochen, da hatte es hindurch geklungen, wie ein leiſes, banges Ahnen, das doch wohl mit dem Tode nicht alles aus ſei und von ſolchen Gedanken kann ſich wohl keine Menſchenſeele ganz frei machen. „Auch Du nicht, auch Du nicht, Benno,“ flüſterte Erica, Wie deutlich er jetzt im Geiſte vor ihr ſtand, das Antlitz ſo ſtolz, ſo glücklich, vor ihm das er⸗ regte Publikum und unter all dieſen Menſchen heimlich verborgen, ſie, ſeine Frau, voll Trauer und Entſetzen über das Werk ihres Mannes, in deſſen Augen ſich die Welt ſo ganz anders ſpiegelte wie in den ihren. Ach, daß ſie nur ein einzig⸗ mal die rechten Worte fäude ihm gegenüber, und nicht wieder verſtummte wie ſchon ſo oft, wenn er mit all ſeiner Gelehrſamkeit, ſeinen ſchrecklichen Beweiſen gegen ſie und ihre Religion zu Felde zog. Uuaeberzengt hatte er ſie ja noch nie damit, aber in den meiſten Fällen doch ſtumm gemacht Nur neulich war auch er einmal verſtummt, als ſie ihn gefragt, ob ihm, wenn er hinaufſchaue zum Sternenhimmel, nicht ein Gedanke komme von dieſer hehren Sprache der Geſtirne, da hatte er ſie nur ſinnend angeſehen, und keine Antwort gefunden. Ach, nur die Geſtirne, die ganze Natur redete eine ſolche Sprache, auch dieſe kleinen Frühlings⸗ blumen hier, ſie erzählten von den Wundern des Frühlings, wie er alle Jahr in nener Schönheit erſcheint, gleich einem Abglanz des verlorenen Pa⸗ radieſes, das den armen Erdenbewohnern nicht wieder erſtehen ſoll. Vor Ericas Blicken erſtand jetzt die Heimath, ſo ſchön, lockend, als wäre dieſer ihr verlorenes Paradies. Sie ſah den Wald, durch welchen die Frühlingsſtürme brauſten, und wie aus dem dunklen Moos die weißen Sterne der Anemonkn hervor⸗ lugten, ſah den kleinen Garten, die alte Mauer, an welcher die Schneeglöckchen ſtets in reicher Fülle glühten. Thräne auf Thräne fiel auf die Blumen, die Sehnſucht nach der Heimath hatte ſie auf einmal ganz und gar übermannt. So fand ſie Staufen, der in der glücklichſten augeregteſten Stimmung jetzt heimkehrte, Einen ſolchen Erfolg ſeines Stückes hatte er kaum er⸗ wartet. Nun galt es weiter zu ſchreiten auf der einmal eingeſchlagenen Bahn, um immer mehr und immer Größeres erreichen! Strahlenden Antlitzes trat er in das Zimmer, und eilte auf Erica zu, um ſie in der Freude ſeines Herzens in die Arme zu ſchließen. Nun wollte er ſie auch nicht länger fern halten von dem Theater, ſie mußte theilnehmen an ſeinen Triumphen. Erſt als er vor ihr ſtand, ſah er die Thränen in ihren Augen. „Du weinſt, und das heute an einem Tage, wo ich, Dein Mann, ſo glücklich bin, wie lange, lange nicht 5 auf, ſah in ſeine leuchtenden Augen. Was ihn ſo glücklich machte, es war der Erfolg ſeines Schau⸗ ſpiels, und ſie wollte die Bitte an ihn richten, es nie wie der aufführen zu laſſen! „Gewiß, Kind, bin ich glücklich!“ rief er jetzt. „Glücklich, wie ein Sterblicher es nur zu ſein vermag, o ich könnte die ganze Welt heute umar⸗ men! Haſt Du irgend einen Wunſch, ſprich ihn aus, ich werde Dir nichts abſchlagen heute. Soll ich Dir den Chriſtuskopf kaufen, der Dir neulich ſo gefiel; oder das Brillantkreuz, das wir vor einigen Tagen an dem Schaufenſter unter den Linden ſo bewunderten.“ Wäre Erica in einer anderen Stimmung ge⸗ weſen, hätte ſie wohl hell aufgelacht über dieſe Zuſammenſtellung ihrer Wünſche, ſo aber ſchülttelte ſie nur abweichend den Kopf. „Vor allem aber beichte erſt, warum Du ge⸗ weint haſt,“ fuhr dann Staufen fort. „O, es war nichts weiter, Mama ſchickte die Blumen hier aus der Heimath, und da bekam ich ſolche Sehnſucht 'nach ihr, nach unſerem Garten, daß ich weinen mußte.“ Faſt verblüfft ſah Staufen ſie an, und dann die Blumen, und nun erſtand vor ſeinem Geiſt die kleine Tafelrunde, die er ſoeben verlaſſen hatte. Einige Schauſpieler und Damen und Herren der Feder hatten ſich nach dem Theater noch in einem Hotel zuſammengefunden. Wie hatte man ihn, den Helden des Tages da gefeiert, beggeiſterte Reden gehalten und mit perlendem Champagner ſeine Geſundheit getrunken. Und hier zu Haus, ohne Antheil, ohne Verſtändniß für ſeine Kunſt, ſaß ſein junges Weib weinend über einige Frühlings⸗ blumen gebeugt. War ein ſchneidenderer Contraſt wohl auszudenken 21 egen Wen 1 U J ncht er 1 0 10 fell e f Sorge 9 1 Aecffliefrun A binher che Eigner. i nid bene a de Aattoff u Uunnttäten e W ur dun pub diesſeit anz den 17. dameinderk Wierman ur haar Fuge Cewin Maaptgewi 100000 50000 25000 150 Arbing 28. ae A Mecken de Wulngedlete