das Germaniadenkmal auf dem Niederwald und das Kaiſer⸗Wilhelm⸗Denkmal auf dem Kyffhäuſer, ſo darf wohl erwartet werden, daß bis zu dem genannten Zeitpunkt noch genügend Spenden aus den patriotiſch geſinnten Kreiſen unſeres Volkes eingehen werden, um die rechtzeitige Vollendung des projektirten gewaltigen Denkmals der Leipziger Völkerſchlacht zu ſichern. Verſchiedenes. — Karlsruhe, 12. Oktober. Heute verhandelte das Schwurgericht gegen den ſog. Heilkünſtler Majewski (eigentlich Ernſt von Berlin), der ſich ſchon vor zwei Jahren hier aufgehalten und großen Zulauf hatte. Damals war nur eine Verurteilung wegen Betrugs zuſtande ge⸗ kommen. Diesmal ſtand Majewski unter der Anklage unter Anwendung der Hypnoſe ſich im Sinne des § 177 des Strafgeſetzbuches vergan⸗ gen zu haben. Er erhielt wegen zweier ſtraf⸗ barer Fälle eine Zuchthausſtrafe von 5 Jahren zudiktiert. — Vom Bodenſee, 11. Okt. Ueber den Empfang des Erzbiſchofs von Freiburg am Großh. Hofe in Mainau erfährt ein Korre⸗ ſpondet der „Brsg. Ztg.“ Folgendes über die Anſprache, die Herr Dr. Nörber in der Schloß⸗ kirche hielt: „Er betonte das gerade heute die Achtung vor der Autorität ſehr noth thue, er⸗ mahnte auch die Zöglinge des Seminars, als echte Lehrer des Volkes dereinſt zu wirken, denn der Lehrer könne ſegensreich in der Gemeinde arbeiten, ſofern er nicht manchen neueren Be⸗ ſtrebungen und Strömungen unſerer Zeit folge. Beſonders hob der Erzbiſchof darauf ab, wie ſegensreich unſer Großherzog im badiſchen Lande wirke, wie er ein Vorbild ſei für ſeine Unter⸗ thanen. Gerade die umliegenden Bewohner der Mainau ſollten ſtets dankbar ſein gegen Gott, daß er den edlen Fürſten alle Jahre wieder in ihrer Mitte weilen laſſe.“ — Der Korreſpondent fügt hinzn: „Der Eindruck dieſer Rede war ein ſehr nachhaltiger auf die Zuhörer. Die Worte des Redners waren ſchlicht und herzlich. Man hört Gottlob wieder es von Deutſchtum daraus hervorklingen, von Vaterlandsliebe und badiſcher Heimath. Hoffentlich bleibt es ſo. Es hat Noth gethan, daß ein Mann an die Spitze des Kirchenregiments kam, der den Frieden predigt und die Kluft ebnen hilft, die man zwiſchen uns Katholiken geriſſen hat. Nicht der Kampf ſoll das Element ſein, ſondern die Liebe. Möge Gott unſer edles Fürſtenpaar geſund erhalten, daß wir über's Jahr wieder rufen dürfen: Willkommen auf der herrlichen Mainau!“ Berlin, 12. Oktober. Das Kaiſer⸗ paar verlebte den geſtrigen Nachmittag im Marmor⸗ Palais zu Potsdam, wo die im Stadtſchloß wohnenden Prinzen zur Verabſchiedung erſchienen waren. Der Kaiſer hatte noch der Generalität mehrere Abſchieds⸗Viſiten gemacht. Um 10 ½¼ Uhr abends verabſchiedete ſich der Großherzog von Baden vom Kaiſerpaare und reiſte um 10 ½ Uhr mittels Sonderzuges ab. Um 11 Uhr trat das Kaiſerpaar die Paläſtinareiſe an. — Kiel, 12. Oktober. (Der größte Soldat der deutſchen Armee), Ehmke, aus Molfſee bei Kiel, der am 1. Oktober als Reſerve entlaſſen wurde, iſt, wie dem „Berliner Lokal⸗Anzeiger“ gemeldet wird, vom Kaiſer aufgefordert worden, die Reiſe nach Paläſtina im kaiſerlichen Gefolge mitzumachen. Ehmke iſt infolge deſſen ſofort nach Venedig abgereiſt. Er ſtand bei der Leib⸗ kompagnie des erſten Garde⸗Regiments zu Fuß, iſt 208 Meter groß und hat das ſtattliche Ge⸗ wicht von 236 Pfund. Während der Reiſe wird er die Uniform der Leibkompagnie tragen. Feſtgedicht zum 25jährigen Geſchäftsjubiläum der Firma W. Agricola Söhne vorgetragen von Fräulein Eliſabeth Knapp. Wir reichen heut den ſchönſten Strauß Dem würdigen Geſchlecht Dem Wilhem Agricola'ſchen Haus, Urdeutſch und kernig echt. 5 Heut ſtrahlet ja in hoher Pracht, Das Haus das manches Jahr a Hat Lohn und Arbeit uns gebracht Das iſt ja wahr und klar. Papa Agricola einſtens legt In dem Geſchäft den Grund, Ihm preiſen innig wir bewegt Dafür mit Herz und Mund, Der war ein Mann und was er that Nach des Gewiſſenspflicht, 15 Das war bei ihm ſo früh wie ſpät Auf's beſte nur gericht. a Drum kamen auf ſein Arbeitsfeld Viel Männer und viel Frauen, Mit Stolz kann die rührige Welt N Auf ihre Arbeit chauen. Zweihundertdreißig Doppelhän 8 Sind thätig für das Haus, ö Damit es Kiſt und Kaſten ſend In's weite Land binaus. Herr Franz der ſetzte eifrig fort Was Vater nur begann, Thut für die Leut an jedem Ort Was er nur Gutes kann. Anno 77 trat hinzu Mit friſcher tücht'ger Kraft Herr Auguſt welcher ohne Ruh Sich müht und nie erſchlafft. An hies'gem Ort die Principal Walten auch manchmal ſtramu Freund Häußler und Freund Palm zumal Regieren auch was zuſammen. In Mingolsheim das Scepter ſchwingt Der Bender Karl famoß, In Bammenthal Herr Rudolf ſpringt Und wettert manchmal los. Wer redlich ſeine Arbeit thu Entläßt die Firma nie, Der wird zu allen Zeiten gut, Belohnt für ſeine Müh. Auch wenn der Handel ſtockt einmal Ruft Franz mit Auguſt aus Uns iſt das Alles ganz egal S'kommt niemand aus dem Haus Was ſie für's Ganze thun Befriedigt jedermann, Sie ernten darum Lob und Rhum Sie ſtellen ihren Mann. 5 Was ſie ſammt ihren Frauen thun An vielen Armen, — weiß 5 Nur Gott allein, in ihm ja ruh'n Ihre Herzen fromm und heiß. a Die Kinder die des Hauſes Zier Führen ſie ſtets zum Herrn 5 Gott halt von ihnen für und für Gefahr und Unglück fern. Der Söhne friſche Thatenkraft Führt rüſtig Alles aus, Es ſteckt fürwahr ein guter Kern Im alten Tabakshaus. 3 Hoch, hurrah hoch, erhebt euch Alle Und jubelt laut hinaus; SCEs lebe hoch mit Donnerſchall Das Agricola ſche Haus. O, warum dürfte ſie, Valentine, ihm nicht zur Seite ſtehen, an Stelle Erica. Sie hätte ſich nicht brauchen heimlich in das Theater zu ſchleichen, ſie würde er ſelbſt hineingeführt haben, und hätte ſie theilnehmen laſſen an den Götterfreunden des Triumphes. Aber Erica! Dieſe zarte Blume, die man bisher von allem Erdenſtaub ſo fern gehalten, auf ſte mußte das Werk ihres Mannes geradezu von erſchütternder Wirkung ſein. Schade, daß man ſie nicht beobachten, ihre entſetzte Miene nicht ſehen konnte. Dieſes intereſſante Schauſpieſ blieb aber Valentinen verſagt, da ſie auch unter Erica ihren Platz hatte. Valentine konnte aber Staufen be⸗ obachten, auf deſſen Geſicht die Bläſſe der Erregung lag, während ſeine Augen wie im Fieber glänzten. Jetzt ging der Vorhang in die Höhe und das Stück begann. Das zahlreich erſchienene Publikum befand ſich von Anfang an in ziemlicher Erregung, die ſich von Scene zu Scene ſteigerte. Das war nichts Althergebrachtes, was man da ſah und hörte, nichts ſchien ſich hier in altgewohnten Geleiſen zu bewegen. Das war alles neu, theils packend, theils verblüffend. Aber immer wo dem modernen Menſchen etwas Neues vorgeführt wird, mag das⸗ ſelbe auf der Höhe der Kunſt ſtehen oder nicht, ſo iſt der Erfolg faſt ſtets von vornherein zugeſichert, denn alles Neue fordert zum Andenken auf, regt an zum Streiten, zum Disputiren und das iſt es, was die Menſchheit braucht, und wer ihr das bietet, dem jauchzt und jubelt ſie zu. So jubelte man auch heute dem Dichter des neuen Schauspiels zu, ſolchen Geſtalten war man auf der Bühne noch nie begegnet. Welch eine feſſelnde Perſönlichkeit war dieſer Held, ſo ſchlecht, ſo niederträchtig, ſo leichtſinnig und doch ſo beſtrickend. Schon nach den beiden erſten Acten wurde Staufen herausgerufen, er mußte ſich dem erregten Publikum zeigen, Lorbeerkränze flogen auf die Bühne, und das verrätheriſche Ziſchen der Ablenung, was ſich hier und da vernehmen ließ, es wurde übertönt von den jubelnden Rufen und Händen⸗ klatſchen derer, die da wie berauſcht waren von der eigenartigen Gewalt der Sprache und dem neuen noch nicht dageweſenen, was ihnen hier ge⸗ boten wurde. Erica ſah und hörte das alles wie in einem wüſten bangen Traum befangen. War das wirklich Benno, ihr Mann, der da jetzt auf der Bühne ſtand, ſich verneigte und einige Dankesworte ſtam⸗ melte. Und nun nahm das Stück wieder ſeinen Fortgang, immer aufregender wurden die Scenen, und immer erregter das Publikum. „Es giebt keinen Gott! Eure Bibel iſt Menſchenwerk, Euer Heiland iſt ein Menſch! Vielleicht beſſer, größer wie alle anderen, aber doch nur ein Menſch, wie wir andern auch!“ ſo tönte es aus dem Munde des Helden von der Bühne herunter. „Nein, es giebt keinen Gott, wir allein ſind die Götter,“ ſtimmte ein lachender Frauenmund mit ein — und dann geſchah in dem Schauſpiel die dunkle That, es gab ja keinen Gott, keine Ver⸗ geltung. Warum ſollten die da vor einem Ver⸗ brechen zurückſchrecken! Und als nun die menſch⸗ liche Gerechtigkeit ſie ereilen wollte, der Kerker ihnen drohte, — da bat das ſchöne, ſchlechte Weib den Helden des Stückes: „Komm laß uns ſterben, Geliebter! „Sterben!“ erklang es mit ſchrillem Ton und der Schauſpieler legte aus eigenem Antriebe ſolch einen erſchütternden Klang in dieſes eine Wort, und ließ den Ausdruck momentanen Schauderns und Entſetzens über ſeine Züge gleiten? Oder geſchah dies auf Wunſch Staufens? So fragte ſich Erica, eine ſchwache Hoffnung beſchlich ſie, daß das Stück doch vielleicht noch eine andere Wendung nehmen könnte, daß das drohende Geſpenſt des Todes de Sinn des Helden ändern würde. „Sterben,“ wiederholte der Held des Stückes noch einmal, „Sterben iſt Vernichtung, iſt das Ende von allem, was hier in der Menſchenbruſt lebt, was hier hofft und jauchſt, klagt weint!“ Helle Lebensluſt leuchtete jetzt in ſeinem ausdruck vollen Antlitz, „leben wollen wir und wäre es das elendeſte Daſein, was uns beſchieden, es iſt immer hin Leben! Leben! Eine andere Wendung nahm das Stück nun allerdings, eine Wendung, die wohl Niemand, am wenigſten Erica erwartet hatte. Mit einer großen und guten That wurde das Verbrechen geſühnt, indem der Held des Stückes durch Muth, Geiſtes⸗ gegenwart und Energie den Eiſenbahnzug, der ihn nach der Strafanſtalt führen ſollte, vor dem Ent⸗ gleiſen bewahrte und ſomit hunderte von Menſchen vor den grauſigen Folgen einer Zugentgleiſung rettete. Run lag es wie ein Glorienſchein um ſein Haupt, ſiegend trat das Gute und Edle ſeiner Natur hervor. Menſchengröße, das war das Ideal, dem man zuſtreben ſollte, die man erreichen konnte nur aus ſich ſelbſt, ohne Glauben, ohne Religion, mit vielen ſolchen hochtönenden Phraſen klang das Stück aus. „Empörend!“ vernahm Erica eine Stimme neben ſich. Sie hatte vorher nicht darauf geachtet, wer noch neben ihr in der Loge Platz genommen hatte, jetzt wandte ſie ihr blaſſes erregtes Geſicht nach dem Sprecher um, es war ein älterer Herr, dem die helle Entrüſtung aus den leuchtete. 3 15 * 15 ortſetzung folgt. blauen Augen A tagen ——ů—ů g der Sch K t- 1 — daf N actuſen