Verſchiedenes. — Mannheim, 5. Oktober. Noch bildet er vor kurzem abgeſchloſſene große Kohlendieb⸗ ſtahlprozeß, durch welchen ehemals angeſehene hieſige Einwohner mit längeren Freiheitsſtrafen elegt werden mußten, den allgemeinen Geſprächs⸗ toff, ſo werden die Gemüter ſchon wieder von er Nachricht eines großen, auf ganze ähnliche affinirte Art begangenen Säckediebſtahls in Aufregung erhalten. Zum Nachteil der hieſigen Getreide⸗Import⸗ und Exportfirma Salomon 3. anon hat deren Verwalter Fertig nach und ach 18—20 000 Säcke, von denen der größere heil noch ungebraucht war, geſtohlen, und ſie gegen entſprechende Proviſion an mehrere Fuhr⸗ knechte verkauft. Die letzteren ſetzten dieſe Säcke zum Preiſe von 12—15 M. pro hundert Stücke n hieſige Bäckermeiſter ab, welche dieſelben ihren Mehl⸗Lieferanten zu 40—42 Pf. per Sack an Zahlungsſtatt abgaben. Bis jetzt ſind nicht weniger als 10 Perſonen zur Haft gelangt, arunter ganz angeſehene Einwohner. Die be⸗ reffenden Müller konnten wegen Hehlerei nicht in Mitleidenſchaft gezogen werden, da ſie die Säcke nicht unverhältnißmäßig unter dem reellen Wert erſtanden haben. Aber nicht allein bei genannter irma, ſondern in verſchiedenen Lagerhallen wurden ie Säckediebſtähle gewerbsmäßig betrieben. Hier urden aber außer leeren Säcken auch ſolche mit affte gefüllte beiſeite geſchafft. Weitere Verhaf⸗ ungen ſollten noch bevorſtehen. — Konſtanz, 5. Oktober. Mitte Sep⸗ ember ſtieg in einem Hotel 1. Ranges ein feines Ehepaar und unter dem Namen Privatier Spalter⸗ holz aus Dresden ab und lebte ſehr nobel. Eines chönen Tages waren die Gäſte plötzlich verſchwunden achdem ſie der Frau eines Offiziers aus Mainz chmuckſachen im Werth von 550 M. geſtohlen atten. Wie hier, machte es das ſaubere Paar berall. Es logierte ſich in größeren Hotels nter falſchem, vornehm klingendem Namen ein, achte ſich mit den Gäſten vertraut und ſtahl ann den Gäſten, was ihnen in die Finger kam. n Baſel wurden nun die Gauner erwiſcht, als e geſtohlene Schmuckſachen bei einem Goldwaren⸗ ändler verkaufen wollten. Da entpuppte ſich die Dame als eine Kellnerin Capitani aus Italien, ährend ihr angeblicher Mann Uhrmacher iſt. ie Hochſtapler waren von mehreren Behörden verfolgt. — Berlin, 3. Oktober. Am 2. dieſes Monats abends wurde hier die bei dem Vor⸗ ſteher der apoſtoliſchen Gemeinde Julius Roller in Dienſt ſtehende 58 Jahre alte Roſine Kaiſer in ihrer Kammer ermorde: vorgefunden. Der Tod iſt durch Zertrümmerung der Schädeldecke herbeigeführt und die That zweifellos in der Zeit von 4 bis 7 Uhr verübt worden. Soweit ſich bisher hat ermitteln laſſen, iſt ein Portemonnaie mit einigen 20 M., welches dem Dienſtherrn gehörte und in einem Vorderzimmer auf einem Schreibtiſche gelegen hat, ſowie ein auf dem Korridor hängender heller Sommerüberzieher ge⸗ raubt worden. Nach der Angabe des Dienſtherrn muß die Ermordete im Beſitz von etwa 60 Mk., ſowie von Zinsſcheinbogen zu drei konvertirten Aktien der deutſchen Hypothekenbank über je 500 Mark, die der Dienſtherr in Verwahrung hat, geweſen ſein, die jetzt fehlen. Ferner ſind Be⸗ hältniſſe und Schränke in den übrigen Räumen der Wohnung, ſowie in dem Schlafzimmer des zweiten Dienſtmädchens, das ſich zur Zeit mit der Frau Roller in Hermsdorf befindet, die Kom⸗ mode durchwühlt. Ob aus den leer zurückge⸗ laſſenen Käſtchen dieſem Mädchen gehörige Schmuck⸗ ſachen geraubt ſind, muß erſt durch die Ausſage des Mädchens ermittelt werden. Das Werkzeug, mit dem die That vollführt iſt, iſt bisher am Thatorte nicht aufgefunden. Von dem Thäter fehlt jede Spur, auch ſind bisher keine Anhalts⸗ punkte zu ermitteln geweſen, die auf dieſe führen könnten. Das Berliner Polizeipräſidium hat auf die Ergreifung des Mörders der Dienſtmagd Roſine Kaiſer 1000 Mark Belohnung ausgeſetzt. — Leitmeritz, 5. Oktober. Am Sonntag wurde der ſeit längerer Zeit kränkelnde Maga⸗ zineur bei der dortigen Bürgerlichen Brauerei, Emil Breuer, in ſeiner Wohnung mit einer Schuß⸗ wunde in der Herzgegend und einer zweiten im Kopf todt im Bette aufgefunden. Im andern Bette lag ſeine Frau ebenfalls todt, einen Re⸗ volver in der Hand, die Todeswunde in der Schläfe. Wie der Augenſchein lehrte, hatte Frau Breuer erſt ihren Gatten und dann ſich ſelbſt er⸗ ſchoſſen. Auf dem Tiſche lagen zwei an die Ver⸗ wandten des Ehepaares gerichtete Briefe. Der 29 Jahre alte Breuer heirathete vor etwa zwei Monate eine um zehn Jahre jüngere Sächſin, ein hübſches, braves liebenswürdiges, jedoch etwas exaltirtes Mädchen. Breuer war ſchon damals hochgradig ſchwindſüchtig. Die Verwandten dez Breuer erhoben deshalb Einſprache gegen die Heirath doch das Mädchen antwortete: „Ich liebe ihn, und wenn er halb todt iſt, ich muß ihm gehören.“ Nach der Heirath pflegte die Frau ihren Gattenin rührender Weiſe. In den letzten Tagen wurde Breuer ſo ſchwach daß er das Bett nichtverlaſſen konnte. Aller Wahrſcheinlich⸗ keit hatte Breuer verlangt, ſeine Gattin möge ihn von ſeinem Leiden erlöſen, und beſchloß, mitihm zu ſterben. — Newyork, 6. Oktober. Infolge eines heftigen Orkans ſind über 100 Perſonen getödtet worden. Die Baumwollernte iſt vollſtändig ver⸗ nichtet; viele Schiffe ſind geſcheitert. — Newyork, 6. Oktober. Eine Depeſche aus Walker meldet: Geſtern fand im Staate Minneſota, 30 Meilen von Walker entfernt ein heftiger Kampf zwiſchen Truppen der Vereinigten Staaten unter General Wacon und Indianern ſtatt. Einem Telegramm der „World“ zufolge wurde Wacon mit der geſammten Mannſchaft niedergemacht. Aus Waſhington wurde die Ent⸗ ſendung von 5000 Mann Verſtärkung verlangt. — Waſhington, 4. Oktober. (Vom ſpaniſch⸗amerikaniſchen Krieg.] Nach dem amt⸗ lichen Bericht des Artilleriebureaus in Waſhing⸗ ton genügten 9000 Pfund Geſchoſſe, um die Flotte des Admirals Montojo in der Bai von Manila in den Grund zu bohren. 5681 Geſchoſſe wurden abgefeuert, die meiſten Sechs⸗ und Ein⸗ pfünder. Die Zerſtörung der Flotte des Admirals Cervera koſtete 20 000 Pfund Pulver und Kugeln. 5781 Geſchoſſe wurden abgefeuert. Teils waren es dreizehnzöllige Projektile, teils nur Einpfünder. — Peking, 6. Oktober. „Daily Chronicle“ meldet unter'm 3. ds. von hier: Der Kaiſer iſt im Palaſte vergiftet worden. Die Unruhen haben am Sonntag wieder begonnen. getödtet. Die Angriffe gegen die dauern fort. Der heutigen Nummer unſeres Blattes liegt der Jahres⸗Preiscourant 1898/99 des Erſten Verſandt⸗Spezial⸗Geſchäftes von Gebr. J. und P. Schulhoff in München Thal 71 bei. Daſſelbe hat ſich durch ſeine reellen Waaren zu enorm billigen Preiſen in der ganzen Umgegend eingeführt u. iſt der Bezug in Partien von dieſem Verſandtgeſchäfte ſehr zu empfehlen. Europäer wurden. Ihn bekehren! der hier in dieſem Drama o entſchieden für ſeine Ueberzeugung eintrat, ſeinen glauben in den zündendſten Reden ſeinen Geſtalten den Mund gelegt. Er hatte ein ſüßes, frommes Weib, das ihn bekehren wollte. Wie in aller Welt lte das einmal enden, ein Zurück für ihn auf er einmal eingeſchlagenen Bahn gab es nicht mehr, einigen Wochen würde ſein Werk in allen eitungen beſprochen werden, und wie auch die Recenſionen ausfielen, ſein Name wurde doch überall enannt, eine neue Staffel des Ruhmes erklommen erden. Nein, ein Zurück war unmöglich? Und rica? O, ſie mußte doch ſchließlich ihm folgen nd verſtehen lernen, dafür war ſie ſeine Frau! nd wenn ſie es nicht lernte? Wenn eine Stunde kommen ſollte, wo ſie ſich von ihm wandte ganz nd gar? War es die warme, innige Liebe, die er für ſie empfand, oder war es ein dunkles Ahnen, daß die zarte junge Frau das Band war, das ihn noch mit einem Gott verband, an den er nicht mehr aubte, der ihn aber noch nicht ganz verloren ge⸗ geben was ihn bei dem Gedanken einer Trennung on ihr förmlich erbeben ließ. 5 Er ſchob die Manuſcriptblätter beiſeite und ſtützte den Kopf in die beiden Hnäde. O, all der edanken, der Fragen und Zweifel, die da durch ein Menſchenhirn ziehen. Gab es doch einen Gott eine Ewigkeit, wo all dieſe Fragen und Zweifel gelöſt wurden? Wozu dann all dieſes Kämpfen, dieſes Ringen oft bis zur Erſchöpfung, und wie oft wenn ein Menſchenkind das Höchſte zu erreichen glaubt, dann kam der unerbitterliche Geſell der od, ſein Daſein für immer auszulöſchen. Er reichte jeden, das ſtand unumſtößlich feſt, das war die einzige Warheit wo niemand rütteln konnte, und darum bleibt es doch die höchſte Weisheit zu nießen, und alles was das Erdenleben Großes nd Schönes bietet, ſich zu eigen zu machen ſuchen. Dieſer Wahrheit hatten ſchon die alten Völker gehuldigt, mit der Zeit würde er auch Erica wohl bekehren zu dieſem wahren Lebensgenuß, allen ihren Bekehrungsverſuchen zum Trotz. Von neuem begann er jetzt, wo er in der richtigen Stimmung dazu war, ſein Drama durchzunehmen, und hohe Be⸗ friedigung lag in ſeinen Zügen, als er damit zu Ende. Er hatte ſein Beſtes gegeben, alles andere, was er bisher geſchrieben, mußte dagegen zurück⸗ treten, unzweifelhaft würde er ſeinen Ruhm damit begründen, und außer dem Ruhm auch noch reichen Gewinn erzielen. 5. Schon nach einigen Wochen begann man mit der Einſtudierung ſeines Werkes, und wie berauſcht kehrte er eines Tages aus einer der erſten Proben heim. Die Schauſpieler von denen doch ſchließlich der Erfolg eines Stückes abhängt, hatten durch ihr vollendetes Spiel ſeine volle Anerkennung ge⸗ funden, mit Ruhe konnte er nun der öffentlichen Aufführung entgegenſehen. „Was iſt Dir denn für ein Heil widerfahren? Dein Geſicht ſtrahlt ja förmlich,“ rief Erica, als er elaſtiſchen Schrittes in ihr Zimmer trat. „Ein Heil, das Du nicht verſtehen wirſt Kind!“ verſetzte er. „In ein Dichterherz vermagſt Du Dich doch nicht hinein zu verſetzen und kanuſt es wohl kaum ahnen, wie berauſchend es für den dramatiſchen Schriftſteller iſt, ſein Werk in höchſter Vollendung verkörpert zu ſehen, das bleibt die höchſte, die reinſte Daſeinsfreude, an die kaum etwas anderes heran⸗ reicht. Man möchte in ſolchen Weiheſtunden mit keinem Gott tauſchen, und müßte eigentlich den Neid der Götter fürchten, ob der Freuden, der un⸗ endlichen!“ „Und ich, ich darf nicht theilnehmen an dieſem Deinem höchſten Glück?“ „Du ach nein, Erica, das geht nicht, jetzt nicht, ſpäter vielleicht.“ Der ſtrahlende Ausdruck entwich aus ſeinen Zügen, er empfand es doppellt ſchwer in dieſer Stunde, daß Erica ſeinem Streben, ſeinen hohen Zielen ſo verſtändnißlos gegenüber⸗ ſtand. Wie ganz anders hätte er Valentine gegen⸗ über ſich ausſprechen können, unbeanſtandet hätte er ſie zu den Proben geführt, und dann die Sache mit ihr durchſprochen. Warum war ihm eigentlich nie der Gedanke gekommen, ſie zu ſeiner Lebens⸗ gefährtin zu machen? Es lag doch etwas Uner⸗ gründliches, Geheimnißvolles in dieſem Zug von Herzen zu Herzen, der ihn zu ſeiner kleinen, frommen Frau getrieben. „Wenn die erſte Aufführung iſt, dann darfſt Du es mir aber nicht verbieten, Dich zu begleiten,“ erklärte dieſe jetzt ganz energiſch. „Ich bin Deine Frau und habe das Recht und die Pflicht Deine Werke kennen zu lernen, mir ein Urtheil darüber zu bilden. Das ſagt auch Valentine!“ „So, Valentine ſagt das!“ Unwillkürlich mußte er der Worte ſeines Freundes gedenken von dem Baum des Erkenntniſſes, von der Schlange, die ſich vielleicht auch finden würde. O, ſie war klug wie die Schlangen, dieſe Valentine, und verband ſicher einen Plan damit, wenn ſie Erica derartige Lehren gab, was für ein Plan aber mochte das ſein, wollte ſie den Gatten einander entfremden, und ihn dann vielleicht auf ein Glück hinzuweisen ſuchen, an welchem er vorübergegangen, oder war es doch nur einzig und allein die Luſt an der Intrigue, welche ja manche Frauen über alles lieben, die ſie geleitet. Da galt es denn einmal, ſeine ganze Autori⸗ tät einzuſetzen, ſolche Pläne oder ſolch Intriguen⸗ ſpiel zu verhindern. Du wirſt nicht hingehn, ich wünſche es nicht!“ ſagte er jetzt mit aller Strenge, die ihm dem füßen Antlitz Ericas gegenüber möglich war. f Faortſetzung folgt. 5 Chineſen wurden 21 n Sonn aug! Jag, den Gen Ar laden f Monta Al ſattfd 60 i eh. 1. Nah 2. Net Uebe 9. der lu fl