und damit der nationalen Wohlfahrt und er⸗ achten nicht jene für Freunde des Volſes, welche diejenigen, welche den Finger in die Wunde legen und auf das Mittel zu ihrer Heilung hinweiſen. Verſchiedenes. — Mannheim, 21. Sept. Die Indi⸗ viduen, welche ſ. Zt. den Mordanſchlag auf Kaufmann Disque machten, ſcheint man jetzt hinter Schloß und Riegel zu haben. Die „N. B. L.⸗Ztg.“ läßt ſich aus Duttweiler (Pfalz) melden: Gelegentlich der hieſigen Kirchweihe kamen hier am Montag drei fremde Stromer in Streit, wobei der eine den andern zu Boden warf und gehörig bearbeitete. Um ſeinem Zorn Luft zu machen, rief plötzlich der Unterlegene: „So, jetzt haſt Du mich verſchlagen, nun will ich auch ſagen, wer Du biſt, Ihr Leute, das iſt der Mörder des Disque von Mannheim.“ Auf Befragen der Schutzmannſchaft erklärte er nun mit Beſtimmtheit dieſen für den Mörder und ſich und den Drittten als Helfeshelfer. Auch erklärte er noch, wo ſie das Geld und die Werthſacheun vergraben gehabt hätten. Als nun ihre Ver⸗ haftung erfolgen ſollte, entſprang der eine und wurden die zwei in das Verwaltungslokal ver⸗ bracht, aus welchem der Mörder auch noch ent⸗ ſprang. Der Inhaftirte iſt ein ſchon ein vor⸗ beſtrafter Dörzapf von Bellheim. Gegenwärtig iſt das ganze Kleeblatt wieder vollzählig in den Händen der Polizei. Bei Annweiler ſolleu die Ausreißer verhaftet worden ſein. Die Rheinſchiffart iſt, wie aus Mainz berichtet wird, in Folge des niederen Waſſerſtandes theil⸗ weiſe eingeſtellt. SRK. Karlsruhe, 22. Sept. Es iſt angeregt worden, das Saccharin unter die nur in den Apotheken zu verkaufenden Medikamente einzureihen. Man beruft ſich dabei auf die ähnliche Geſetzgebung in Oeſterreich, Frankreich und Rußland, ſowie auf die Sachverſtändigen⸗ Gutachten, nach denen das Saccharin bei wieder⸗ holtem Genuß entſchieden geſundheitsſchädlich ſein ſoll. Insbeſondere wird auf den Beſchluß des öffentlichen Geſundheitsraths in Frankreich hin⸗ gewieſen, wonach Saccharin geeignet iſt, ſchädliche Verdauungsſtörungen hervorzubringen. Jedenfalls bedarf die Frage noch eingehender Prüfung. Hierbei mag darauf hingewieſen werden, daß dieſe Wahrheit verſchleiern oder leugnen, ſondern diejenigen Waaren, welchen bisher Saccha rin zu geſetzt werden durfte, vom 1. Oktober d. J. nicht mehr verkauft werden können, ſoweit ſie ſchon vorher mit Saccharin hergeſtellt ſind. Die fernere Verwendung von Saccharien als Zuſatz zu dieſen Waaren iſt bekanntlich vom 1. Oktober ab in Deutſchland verboten. — Hagenau, 21. Sept. Die „Hagen. Ztg.“ meldet: „In den Manövertagen ereignete ſich ein überaus beklagenswerther Vorfall. Ritt⸗⸗ meiſter Graf zu Stolberg⸗Wernigerode der 4. Eskadron Ulanenregiments Nr. 15 verſetzte dem Sergeanten Robert Scheinhardt nach vorausge⸗ gangenem Wortwechſel einen Säbelhieb, der die Verbringung des Verletzten in das Garniſonsla⸗ zareth zur Folge hatte. Vorgeſtern Abend iſt Sergeant Scheinhardt daſelbſt geſtorben. Unter⸗ ſuchung iſt ſofort eingeleitet worden.“ Nach der „Straßb. Bürgerztg.“ fand das Vorkommniß im Manövergelände bei Hatten ſtatt. Der Ser⸗ geant ſoll den Rittmeiſter dadurch gereizt haben, daß er ſich einer Anordnung deſſelben in unbot⸗ mäßigem Tone wiederſetzte. Von anderer Seite wird dieſe Darſtellung indeß beſtritten. Der Rittmeiſter wurde nach dem genannten Blatt bereits verhaftet. Bei der Beerdigung des Ser⸗ geanten Scheinhardt nahm der „Str. P. “zufolge eine Abordnung von 60 Unterofſizieren ſeines Re⸗ giments an der Trauerfeier Theil. — Stuttgart, 21. Sept. Der vor zwei Monaten gewählte Biſchof von Rottenburg, Dr. von Linſemann, iſt heute Miitag in Lauterbach bei Schramberg, wo er, an den Folgen einer Bruſt⸗ fellentzündung leidend, am letzten Samſtag opperirt wurde, an einem Herzſchlage geſtorben. — Wien, 22. Sept. Aus Genf meldet man der „N. Fr. Pr.“: Die Unterſuchung gegen Luccheni hat eine neue Wendung ergeben. Der Unterſuchungsrichter iſt jetzt überzeugt, daß Luccheni Mitſchuldige hat. Er ſoll fünf Nächte in Genf bei bekannten Anarchiſten zu gebracht haben. Dieſe Anarchiſten haben Genf verlaſſen und nach ihnen wird gefahndet. Tandwirthſchaftliches. In einer farbigen Beilage und muſterhaften Wiedergabe bringt der praktiſche Ratgeber im Obſt⸗ und Gartenbau Abbildungen der für Deutſch⸗ land anbauwürdigſten Pflaumenſorten. Daran knüpft die Redaktion die ſehr beherzigenswerthe Mahnung, bei Anpflanzung unſerer gewöhnlichen Hauspflaumen in Zukunft mit größerer Sorg⸗ falt als bisher dafür zu ſorgen, daß nur ſolche Bäume gepflanzt werden, die einſt große, füße Früchte tragen. Einzig und allein die Sorg⸗ loſigkeit, zum großen Theil auch Unkenntuſß derer, die in Deutſchland Pflaumenbäume pflanzten, iſt daran ſchuld, daß, wenn wir gute Packpflaumen eſſen wollen, wir ſolche aus Bosnien und der Türkei beziehen müſſen. Es iſt falſch, einen Pflaumenbaum aus einem Kern zu ziehen weil ſolcher Baum immer ausartet und kleine, ſauere Früchte bringt. Beſſer iſt es ſchon, ſogen Wurzelausläufer von ſolchen Pflaumenbäumen zum Pflanzen zu verwenden, die große ſchöne Pflaumen tragen. Am richtigſten aber iſt es, Stämme zu wählen, die mit Reiſern von guten Pflanzenbäumen veredelt ſind, weil das allein unter allen Umſtänden die Sicherheit bietet, daß man von dem Baume große ſüße Früch e erzielt. Die Pflaumenzucht liegt in Deut chland wohl ſehr in argem und es iſt dringend zu wünſchen, daß in Zukunft mit größter Sorgfalt bei Anlegung neuer Pflaumenanpflanzungen ver⸗ fahren wird. In dieſem Sinn ſei auf die nütz⸗ liche farbige Beilage im praktiſchen Ratgeber und der ſie begleitenden, belehrenden Worte hier⸗ mit hingewieſen. — 5 (Herbſtbericht.) Aus dem Großherzog⸗ thum Baden. In dem durch ſeinen Obſtreichtum dieſes Jahr geſegneten Seekreis (Kreis Konſtanz) nimmt die Obſternte allmählich ihren Anfang. Frühſorten in Aepfeln und Birnen werden ſchon in namenswerten Qualitäten zu Markt gebracht. und zu 8—12 Mark per hundert Kg verkauft. Das Haupigeſchäft im Moſtobſt beginnt etwa in 8 Tagen mit dem letzten Drittel des Monats. Die Preiſe dürften ſich bei ſauren Moſtäpfeln um 7—8 Mark pro 100 Kg. bewegen, bei Birnen um 7—9 Mark. Das Tafelobſt hat einen feſten Preis jetzt noch nicht, wird aber in beſſeren Qualitäten zu 10 — 12 Mark pro 100 Kg. zu erhalten ſein. Qualität iſt dieſes Jahr infolge der äußerſt güuſtigen Witterung vorzüglich. — Obſtmärkte finden ſtatt in Konſtanz jeden Dienſtag und Freitag, in Radolfzell und Ueberlingen jeden Mittwoch, in Stockach jeden Dienſtag, in Ludwigs⸗ hafen a. See jeden Monntag. Sämmtliche Markt⸗ orte liegen an der Bahn und in den Landorten ſind Vertrauensmänner ernannt, die eintreffenden Käufern gerne an die Hand gehen. „Du weißt ja, daß ich Dich liebe ſagte ſie einfach. „Und das iſt vielleicht Dein Schickſal, armes Kind,“ murmelte er. „Nun aber muß ich mein liebes Schwieger⸗ mamachen begrüßen,“ ſetzte er dann ſchnell im heiterſten Tone hinzu, indem er über ihre Stirne ſtrich. „Hinweg mit den Wolken darauf, mein Lieb! Wir ſind beide jung, das Leben iſt ſo reich, ſo ſchön, wozu ſich mit Fragen quälen, deren Bedeutung doch erſt übers Grab hinaus beginnt. Deiner Mutter verſchweige es lieber ganz, daß ſie ſo einen heidniſchen Schwiegerſohn bekommt, die alte Dame ſoll damit nicht beunruhigt werden. 8 „Nein, nein, ſie darf es nicht erfahren,“ ver⸗ ſetzte Erica, „es würde ſie ſehr betrüben.“ Sie legte ihren Arm in den ſeinen und ſchritt mit ihm durch den Garten. Hier blühte alles bunt und etwas wild durch einander in den mit Buchsbaum eingefaßten Beeten, alte, unmoderne Blumen, wie man ſie jetzt nur noch in derartigen Gärten ſchaut, wie Balſaminen, Braut ins Haar, Nachtvtolen und Goldknöpfchen, aber Frau Regierungsrath Herder liebte den Garten mit ſeinen alten, vergeſſenen Blumen, die doch jedes Jahr in neue Schöne und Frriſche erblühten. Sie liebte ihn, weil ſie hier ſo viele, glückliche Jahre an der Seite ihres Mannes verlebt. In der von Jelängerjelieber umſponnenen Laube, da hatten ſie an ſchönen Sommertagen beide geſeſſen und ſelig und glücklich unter den Blumen ihr ſpielendes kleines Mädchen geſchaut. Mann und Kind, Haus und Garten, das war ihre Welt geweſen, darüber hinaus ſie nichts mehr erſehnt, erhofft und erwünſcht hatte. Die zerſtörende Hand des Schickſals hatte jedoch auch in dieſes ſtille Glück ihren Weg gefunden und ihren Mann nach kurzer Krankheit ven ihr genommen. Da waren heiße Thränen gefloſſen, doch nicht Thränen der Verzweiflung, mit Ergebung in Gottes Willen trug ſich das ſchwere Leid; ein Glück und Troſt war geblieben, das war Erica, die von ihrer ſauften Hand geleitet, heranblühte. Aber auch ſie würde nun bald das Heim verlaſſen, dann erſt war es ganz einſam um ſie, doch ſie wollte auch darüber nicht klagen, es iſt einmal der Lauf der Welt ſo; der Jugend das volle, bewegte Leben, dem Alter die Einſamkeit, das Leben der Erinnerung, und nun wohl dem, deſſen Alter reich an ſchöner Er⸗ innerung iſt. Sie zogen in bunter Manigfaltigkeit an ihrem Geiſt vorüber, als ſie an dem ſchönen Sommermorgen heute in ihrem Lehnſtuhl am Fenſter ſaß, das liebe Geſicht von einem weißen Häubchen umrahmt, ein Strickzeug in den kleinen weißen Händen. Wie das Bild der Vergangenheit, in welcher die Welt ſich noch in ruhigern Bahnen bewegte, dachte Benno Staufen, der jetzt mit Erica heran⸗ trat, während es ihn, wie immer, wenn er hier in der Nähe der alten Dame weilte, wie ſüßer Frieden anwehte, nur lag der Gedanke ihm weltenfern, daß dieſer Friede über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ſtand, und dem ewig friſchen Quell der Religion entſtammte. Etwas verwundert blickte Frau Räthin Herder auf, als der Schwiegerſohn da plötzlich vor ihr ſtand. Die Sehnſucht nach Erica, nach dem ſtillen Frieden der Ruhe hier habe ihn hergetrieben, heraus aus dem Gewühl der Reſidenz, ſagte er, indem er ehrerbietig die Hand küßte. „Ja ſo ein paar Wochen, da dünkt es Euch Großſtädtern köſtlich, hier in Gottes freier Natur herum zu ſchwärmen,“ meinte die alte Dame lächelnd“ „und dann packt Euch doch ſehr bald wieder eine unwiderſtehliche Sehnſucht nach Eurem Gewühl; es bleibt doch einmal Euer Element, ich kenne das von meinen Verwandten. Valentine beſonders findet anfangs hier immer alles reizend, entzückend, jede Blume erregt ihre Bewunderung, denn ſolch alt⸗ fränkiſche Blumen, die giebt es in Berlin gar nicht mehr. Da windet ſie Kränze für ſich und Erica, legt ſich mit Vorliebe ins grüne Gras und blickt auf zum blauen Himmelsdom, bis es dann plötzlich heißt: Das ewige Einerlei mache ſie ganz nervös, ſie müſſe nothwendig einmal wieder andere 8 8 Menſchen ſehen, Muſik hören, und wenn auch mein Bruder zehnmal behauptet, daß Langeweile die beſte Cour für ihre Nerven ſei, ſie läßt ſich nicht über⸗ zeugen, gähnt und ſeufzt, fängt an die Koffer zu packen und zieht dann in der Regel jubelnd ab, in der Ausſicht wieder Reſidenzluft zu athmen.“ „Ja ſie iſt ein echtes Kind der Reſidenz, verſetzte Staufen, „voll regem Intereſſe für alle Bewegungen dort auf dem Gebiete des geiſtigen Lebens der Künſte, der Erfindungen; ich kann mir lebhaft vorſtellen, daß ſie die ländliche Ruhe und Abgeſchiedenheit hier auf die Dauer nicht vertragen kann.“ . a „Aber wir leben doch hier und unſer Geiſt ſchlummert doch auch nicht!“ rief Erieg. „Es wird Dir wohl noch klar werden, Kind, daß man in den großen Städten allein die wahre, geiſtige Lebensluſt athmet, und man alles kleinliche Denken in dem weiteren Geſichtskreis dort leichter abſtreift.“ „Doch nicht jeder, lieber Benno,“ wandte die Frau Räthin ein. „Ein gewiſſer geiſtiger Fond muß wohl immer vorhanden ſein, wo der fehlt, da bleiben oft von . laufe N , Serien 50 ble Pe Huren an e por, f den größten Kunſtgenüſſen keine Eindrücke zurück.“ „Nun hoffentlich ſetzt Du ſo viel geiſtigen Fond bei mir voraus,“ ſagte Erica lächelnd zu Benno. „Gewiß!“ verſetzte dieſer, und außerdem beſitzt 9 Du noch die ganze friſche, volle Empfänglichkeit für ſolche Eindrücke, jene Fähigkeit, die den nerpöſen Damen der Reſidenz in ihrem ruheloſen Treiben oft verloren geht.“ Fortſetzung folgt.