vollzogen. Dann ſangen die Sänger der Hof⸗ muſſikkapelle das „Libera“, worauf der Sarg von Kammerdienern und Leiblakaien gehoben und unter Trauergebeten der Kapuziner, welche ihn mit Fackeln begleiteten, in die Gruft hinab⸗ getragen wurde. In der Kirche ſtand Kaiſer Franz Joſeph vor der Ankunft des Sarges aufrecht da, den Blick unverwandt auf die Kirchenpforte gerichtet. Während des Hereintragens des Sarges in die Kirche hörte man leiſes Schluchzen von den Bänken der Frauen. Nach der Einſegnung folgte der Kaiſer dem Sarge in die Gruft mit den nächſten Verwandten, Erzherzog Franz Salvator, den Prinzen Leopold und Georg von Bayern, den Herzögen Karl Theodor und Ludwig in Bayern. In der Gruft erfolgte die letzte Ein⸗ ſegnung der Leiche. Nach Beendigung der Gebete übergab der erſte Oberſthofmeiſter dem Guardian der Kapuziner den Schlüſſel des Sarges und empfahl ihn ſeiner Obhut. Sichtlich ergriffen kehrte der Kaiſer wieder zurück und fuhr wieder an der Seite des Kaiſers Wilhelm in die Hofburg. Allmählich zerſtreuten ſich die dichten, auf einen ſo engen Raum zu⸗ ſammen gedrängten Schaaren. In der Menſchen⸗ menge, die ſchwarz gekleidet war, kam es in Folge des enormen Andranges auch zu auf⸗ regenden Szenen. Die Rettungsgeſellſchaft inter⸗ venirte in 94 Fällen, darunter ſind 24 ſchweren Ohnmachtsfällen. Um 6 Uhr Abends fand in der deutſchen Botſchaft ein Diner ſtatt, an dem der deutſche Kaiſer mit Gefolge Theil nahm. Kaiſer Wilhelm verblieb dort bis 8 Uhr, worauf r die Abreiſe antrat. Verſchiedenes. e Ladenburg, 19. Sept. Mit Ent⸗ ſchließung des Kreisausſchuſſes des Kreiſes Mannheim vom 17. l. Mts. wurde dem Ver⸗ altungsaktuar Richard Heiden von hier die reisſekretärſtelle übertragen. — Mannheim, 18. Sept. ( Badiſcher Sängerbund.] Geſtern und heute fand in unſerer Stadt die diesjährige Hauptverſammlung des Badiſchen Sängerbundes ſtatt. Nachdem geſtern Nachmittag eine Sitzung des Muſik⸗ und Haupt⸗ ausſchuſſes abgehalten war, fand Abends im großen Saalbauſaale ein Feſtbanket ſtatt. Reden hielten die Herren Irſchlinger, Oberlandesgerichts⸗ rath Rothweiler⸗Karlsruhe, Sauerbeck⸗Mannheim u. ſ. w. Dem Bunde gehören gegenwärtig 352 Vereine mit 10 409 Sängern an. Das nächſte Sängerbundesfeſt findet in zwei Jahren nach Fertigſtellung der hieſigen Feſthalle hier ſtatt. Die Wahl des Ortes des nächſtjährigen Dele⸗ girtentages wurde dem Ausſchuß überlaſſen. — Heppenheim, 16. Sept. Ueber die Provinzial⸗Thierſchau und landw. Ausſtellung zu Heppenheim am 24., 25. und 26. September d. Js., bezw. über den vorausſichtlichen Verlauf der feſtlichen Veranſtaltungen theilen wir nachſtehend Folgendes mit: Samſtag, den 24. September, Morgens von 7 Uhr an Empfang der auswärtigen Gäſte (Preisrichter, Vertreter der Behörden und Vereine etc.) am Bahnhof; darauf Zuſammenkunft derſelben im Gaſthauſe zur Main⸗Neckar⸗Bahn (Enſinger) gegenüber dem Bahnhof, von da unter Vorantritt der Muſik ſpäteſtens 9 Uhr Abmarſch nach dem Feſiplatz. Zu gleicher Zeit Eröffnung der Thierſchau, des Maſchinenmarktes und der Produktenausſtellung auf dem Graben, in der Stadthalle und in der Anlage, inmitten der Stadt. Kurzer Eröffnungsakt in der Feſthalle. Die Eingänge für das Publikum befinden ſich am katholiſchen Geſellenhauſe und an der in den Graben einmündenden Kellereigaſſe. An den Kaſſen daſelbſt erhältlich: Dauerkarten zu 50 Pfg. und zum einmaligen Eintritt berechtigende Ein⸗ trittskarten zu 30 Pfg. Von vormittags 9 bis 12 Uhr Beſichtigungader ausgeſtellten Thiere und landw. Produkte durch die Preisgerichte. Um 1 Uhr Nachmittags feierliche Verkündigung der zu⸗ erkannten Preiſe und Vorführung der prämirten Thiere. Während des ganzen Vormittags Conzert auf dem Feſtplatze, ausgeführt von der Kapelle des bayr. Jägerbataillons zu Aſchaffenburg. Um 2 Uhr Nachmittags gemeinſames Mittageſſen im Gaſthauſe „zum halben Mond“ (Gedeck ohne Wein 2 M.), Tafelmuſik, von 3 Uhr Nach⸗ mittags bis 6 Uhr Abends Feſtconcert auf dem Feſtplatz. Von 8 Uhr Abends Concert im Gaſt⸗ haus „zum halben Mond“, Eintritt 20 Pfg. pro Perſon. Sonntag, den 25. September, von 11 Uhr vormittags bis 6 Uhr Abends Beſichtigung der Geflügel⸗, Produkten⸗ und Maſchinenaus⸗ ſtellung. Eintrittspreis 20 Pfg. pro Perſon. Frühſchoppenconcert auf dem Feſtplatz von 11 Uhr bis 1 Uhr Mittags; Feſtconcert von 3 Uhr Nachmittags bis 6 Uhr Abends. Montag, den 26. Sept., von 11 Uhr Vormittags dis 6 Uhr Abends Beſichtigung der Geflügel⸗, Produkten. und Maſchinenausſtellung. Eintrittspreis 10 Pfg. pro Perſon. 2 Uhr Nachmittags Beginn der Verlooſung auf dem Feſtplatze. Von 3 Uhr ab, Jugendſpiele (Kletterbaum etc.) auf dem Feſt⸗ platze, während derſelben Concert, ausgeführt von der Weinheimer Feuerwehrkapelle. Abends von 8 Uhr an Ball in den Feſtſälen von Jakob Vettel II. „zum goldnen Anker“ und von Ph. Schmuttermaier „zum Lindenſtein.“ Auf dem Feſtplatz Ausſchank von Weinen, dunkel Edinger Bier, kalte Speiſen und warme Würſtchen (Feſt⸗ wirth Drackert.) — Wien, 17. Sept. (Die Verurteilung Luccheni's.) Der Neuen Freien Preſſe meldet man aus Genf: Luccheni wird zur Ré Cluſton verurteilt werden, einer furchtbaren Strafe. Die Zellen für dieſe Sträflinge liegen drei Stockwerke tief unter der Erde, wohin kein Sonnenſtrahl dringt und die Verbrecher lauter Moderluft athmen. Die Sträflinge erhalten kein Bett und müſſen auf der Erde liegen und büßen in Finſternis bis zum Tode. Nur einmal in der Woche werden ſie auf eine Stunde in den Gefängniß⸗ hof gebracht. Das Gefängniß Sanct Antonie beherbergt jetzt nur einen zur Re Cluſion ver⸗ urteilten Mörder. Luccheni wird der zweite ſein. Auch andere als er dürften den Tod dieſer lebens⸗ langen Verdammnis vorziehen. — Paris, 17. Sept. Der Miniſterrat autoriſierte Sarrien, die vom Juſtizminiſterium eingeſetzte Kommiſſion im Hinblick auf die Re⸗ viſion des Dreyfus⸗Prozeſſes einzuberufen. — Paris, 17. Sept. Ueber den heutigen Miniſterrat wurde folgende offizielle Note aus⸗ gegeben. Der Juſtizminiſter ſetzte die Thatſachen auseinander, welche ſich für ihn aus der von ihm vorgenommenen Prüfung der Dreyfusakten ergaben. Er legte dar, daß er nach dem Wortlaute des Artikels 444 der Strafprozeßordnung nicht be⸗ rechtigt ſei über das an ihn auf Grund des 8 4 Artikel 442 gerichtete Reviſſionsgeſuch Beſchluß zu faſſen, bevor die durch Geſetz im Juſtizminiſterium beſtehende Kommiſſion ihr Guchtaten abgegeben hat. Der Miniſterrat ermächtigte hierauf den Juſtizminiſter dieſe Kommſſion zuſammenzurufen. Der Miniſterrat war um 1 ½½ Uhr beendigt. . mit der größten. Liebenswürdigkeit begegnet, während ihre Mama es offen eingeſtanden, daß es ihr furchtbar ſchwer werden würde ſich einmal von ihrem einzigen Kind zu trennen. Mit wie warmen Worten hatte Staufen da gelobt, Erica als ſein theuerſtes Kleinod zu hüten, ſie ſtets auf Händen zu tragen, bis er ſie ſchließlich mit dieſem ihr ſo traurigen Gedanken ausgeſöhnt. Mit ihrem ſo herzgewinnenden Lächeln hatte ſte ihm die Hand gereicht und gemeint: Da es der liebe Gott ſo gefügt, daß ſie ſich beide in Liebe gefunden, müſſe ſie ſich auch wohl darin fügen. Bei Er⸗ wähnung des Namen Gottes war es ſo eigen über ſein Geſicht geflogen und Valentine behauptete ſpäter, er habe ſpöttiſch gelächelt, als die Tante ſo ſal⸗ bungsvoll vom lieben Gott geſprochen. Solche Leute wie Benno Staufen, ein ſo eifriger Vertreter der realiſtiſchen Richtung, hatte natürlich dieſen Kinderglauben längſt abgeſtreift, denn der ſtolze, dünkelhafte Staufen fühlte ſich in ſeiner Perſönlich⸗ keit ſelbſt als Herr als Halbgott. Er ſollte nicht an Gott glauben! Wie dunkle Schatten waren dieſe Worte Valentinens auf Ericas reiches Glück gefallen, immer wieder kam ſte in ihren Gedanken darauf zurück. Es war die dunkle kleine Wolke an dem Himmel ihrer Liebe, gleich derjenigen, die an ſchwülen Sommertagen einſam am klarblauen Himmel ſteht, die Elektricität der Luft in ſich zu⸗ ſammenballt, bis verheerende Blitze aus ihr her⸗ niederzucken. Auch jetzt, indem ſie den Brief an den Geliebten zuſammen faltete, mußte Erica an⸗ geſichts der ſchönen Gotteswelt wieder daran denken. Sollte ſie auch wie einſtmals Gretchen den Fauſt ihn fragen: Nun ſag, wie haſt Du's mit der Religion? Und würde es ihr dann auch ſo er⸗ gehen wie dieſer, daß alle die ſchönen Worte, die er ihr vielleicht erwiedern mochte, den Zweifeln nicht bannen würden? Taille. Erſchreckt fuhr ſie empor aus ihrem Sinnen, und dann drängte ſich ein heller Jubelruf von ihren Lippen. „Benno! Du, Du biſt es wirklich! O welche Freude!“ Vergeſſen waren all die bangen Gedanken, als ſie in das ſtrahlende, geiſtvolle Geſicht Benno Staufens ſchaute. „Das nenne ich einmal eine gelungene Ueber⸗ raſchung!“ verſetzte dieſer, indem er einen Garten⸗ ſtuhl heranzog und ſich zu ihr ſetzte. „Geſtern Abend packte mich eine ſo namentloſe Sehnſucht nach dieſem trauten Erdenwinkel, wo mein Lieb im Blumengarten wandelt. Die Mauern der Reſidenz waren mir zu eng, erdrückend, ich lechzte nach einem Athemzuge friſcher Luft. Da pakte ich ſchnell entſchloſſen die Manuſcriptblätter meines Schauſpiels zuſammen und da bin ich. „Ein Schauſpiel ſchreibſt Du jetzt 2, fragte Erica intereſſirt. „O, das iſt intereſſant! Wie heißt es? Iſt es ein geſchichtliches Drama oder der Gegenwart entnommen? Aber Du biſt ja der echte Sohn Deines Jahrhunderts wie der Onkel ſagt. Du wirſt Deine Zeit dem Publikum vor⸗ führen und nicht zurückgreifen in die Vergangenheit. Eine ordentliche Liebensgeſchichte, ſo recht leiden⸗ ſchaftlich, packend, wo man mit weint, mit jauchzt, haſt Du doch ſicher mit hinein gewoben, nicht wahr? „Das ſind viele Fragen auf einmal Kind, Bitte, erlaß es mir, ſie jetzt zu beantworten, denn Du kannſt unmöglich ſchon das richtige Verſtändniß für mein innerſtes Geiſtesleben haben.“ Ueber Ericas Geſicht flogen leichte Schatten bei dieſen Worten. Warum ließ er ſie nicht ein⸗ dringen in die tiefen ſeines Geiſteslebens? War es nicht ſeine heiligſte Pflicht gegen ſie, die er zu ſeiner Lebensgefährtin erwählt! Und ſie würde Da legte ſich plötzlich ein Arm um ihr feine klaren Stirn! rief Benno; „vorhin ſchon, als ich da drüben Dich beobachtend im Gebüſch ſtand be⸗ merkte ich ſie zu meiner Verwunderung. Ichßf ſah wie Du den Brief zuſammen ſalteteſt, natürlich iſt er an mich, und ich darf ihn mir zueignen 2 er ſteckte ihn lächend in ſeine Taſche. „Dann ſah ich, wie Dein Geſicht plötzlich ernſt und nachdenk⸗ lich wurde,“ fuhr er fort. Woran dachteſt Du 2“ „An Dich natürlich,“ erwiederte Erica. 5 „An mich? und dabei dieſe Wolken auf Deiner Stirn!“ „Ich dachte an einen Ausſpruch Valentinens über Dich, der mich ſchon viel beſchäftigt hat.“ „Und der lautet ? „Männer, wie Du glaubten an keinen Gott!“ „Ah, alſo das hat Valentine geſagt und nan ſoll ich Dir wohl mit Fauſt anworten! W Wer darf ihn nennen 2 And wer bekennen: 0 Ich glaube ihn.“ d f „Sie hat übrigens ganz recht, die kluge Va⸗ lentine, ich habe keinen Glauben mehr! „Keinen Glauben! o, Benno, das iſt — das kann nicht wahr ſein.“ Tief erſchrocken ſah Erica zu ihm auf. 1 Humoriſtiſches. — Humoriſtiſches. Zukunfts⸗Maskerade, Sie: „Wie kleide ich mich am beſten für den Maskenball, daß mich Niemand kennt?“ Er: „Lege einfach Frauenkleider an.“ — Ein Mann⸗ Weib. A: „Alſo, Du haſt Dich verlobt?“ T; Fortſetzung folgt. ſich die erdenklichſte Mühe geben ihn zu verſtehen. 0 F „Ja, ich habe mich von ganzem Herzen über⸗ m laſſen! „ „Was hatteſt Du nur?