ene Erſcheint Ladenburg. r — . — — enhur jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, * 5 Nene ür „ No. 70. Der Abrüſtungsgedanke. Noch iſt die internationale Honferenz, welche nach dem kundgegebenen Wunſche des mich, ee Halſers von Rußland behufs Erörterung des Shir! Manes einer allgemeinen Abrüſtungeinberufen ee erden ſoll, nicht zuſammen getreten, und ſchen möchte man dies Projekt beinahe als geſcheitert erachten. Allerdings wird jetzt aus Peiersburg verſichert, der Gedankenaustauſch zwiſchen den Kaiſern Wilhelm und Nikolaus ber die Herſtellung eines dauernden Friedens⸗ zuſtandes habe die völlige Uebereinſtimmung er Wünſche beider Monarchen feſtgeſtellt, und wenn dergeſtalt die zwei mächtigſten Herrſcher Europas ſich im Einklange über das 1 i zu erſtrebende Friedenswerk befinden, ſo kann fte, ein ſolcher Umſtand demſelben nur förderlich ſein. Und dennoch tauchen, bereits jetzt die ſtärkſten Zweifelan der Verwirklichung des ſo⸗ eben vom Czaren ausgeſprochenen hochherzigen Gedankens eine Verminderung der alle Völker gleichmäßig drückenden Militärlaſten auf. Die große Mehrzahl der Deutſchen wie ausländiſchen Blättern ſtimmt bei aller warmen Anerkennung der vom ruſſiſchen Haiſer gegebenen edlen Aufregung darin überein, daß ſchon die einer ſoſchen internationalen weitgreifenden Maßnahme ö , L arbeit 0 090 . 0 5 0 5 entgegenſtehenden techniſchen Schwierigkeiten 165 die praktiſche Durchführbarkeit des Unternehmens 1 als höchſt zweifelhaft erſcheinen laſſen. Es kreuzen ſich hierbei die wiederſtreitigſten Inter⸗ eſſen, ſie alle aber unter einen Hut bringen zu wollen, das dürfte ſich voraus ſichtlich zu einer vergeblichen Bemühung geſtalten. Um nur einige der vorhandenen Hinderniſſe anzudeuten ſo ſei die Frage aufgeworfen, wie ſich wohl bei der großen Verſchiedenheit der Lebensbe⸗— Butter iter, würde. Samſtag, den 2. September gende. Ladenburg und Umgegend. Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Mo A 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. litor, Ladenburg. dingungen und der Volkskraft der einzeinen Staaten der richtige Maßſtab finden ließe, der jedem Volke ein proportionelles Maximum ſeiner Wehrkraft zu theilen hätte d Und wie ſoll die Controlle beſchaffen ſein, ohne welche es bei einer allgemein beſchloſſenen Abrüſtung doch nicht abgehen könnte? Wie ließe ſich überhaupt der Begriff „Küſtungen“ genau umgrenzen? Dieſe und noch ſo manche andere Fragen machen ſich bereits jetzt geltend und zeigen, auf wie mannichfache und große Hinderniſſe eine geplante ſelbſt nur theilweiſe Abrüſtung der Völker ſtoßen würde. Sieht man jedoch von der techniſchen Seite des ganzen Planes vorläufig ab, ſo er⸗ ſtehen denſelben ſchon jetzt Gegner unter den Großmächten ſelbſt. Die franzöſiſchen Blätter erklären beinahe einmüthig, Frankreich könne ſich an einer allgemeinen Abrüſtung nicht bethei⸗ ligen, als nicht vor Allem die „Elſäſſiſche Frage“ ihre Regelung erfahren habe, was natürlich heißen ſoll, daß Frankreich zunnächſt Elſaß⸗Cothringen wieder zu erhalten wünſcht. Der „Temps“ ſelber, das anerkannte Organ des Pariſer Auswärtigen Amtes, läßt ſich deutlich genug in dieſem chaupiniſtiſchen Sinne vornehmen, es iſt alſo ſchon jetzt klar, mit welchem Hintergedanken die franzöſiſche Re⸗ gierung an der Abrüſtungskonferenz theilnehmen Und engliſche Blätter erklären gerade heraus, daß England fortfahren müßte, gegen jede Bedrohung ſeiner Handelsintereſſen gerüſtet zu ſein, es kenne ſich durch eine Abrüſtung nicht die hände binden laſſen. Das ſind be⸗ reits zwei gewichtige Abſagen, zwar nicht für die Abrüſtungskonferenz ſelber, aber doch gegenüber dem Abrüſtungsplan, und wenn ſich zwei Mächte wie Frankreich und England Dieſe Sicherheit ſei nicht herſtellbar. Schutze gegen denſelben ablehnend verhalten, wenn auch vorerſt nicht offiziell, ſo iſt natürlich an deſſen praktiſche Durchführung nicht zu denken. Sum Schluſſe ſei im Auszuge eine Aus⸗ laſſung der „Hambg. Nachrichten“ über das Abrüſtungsthema mitgetheilt, die deshalb be⸗ ſonders intereſſant und bemerkenswerth er⸗ ſcheint, weil ſie dem Vernehmen nach Anſichten wieder giebt, welche der verewigte Fürſt Bis⸗ marck einem Vertreter der „). W.“ geäußert hat. Es heißt in dem Artikel u. A.: die Lage Deutſchlands geſtatte nicht, auf [das bis⸗ herige Maß von Küſtungen zu verzichten. Die Abrüſtung ſei nur möglich, wenn alle Sicher⸗ heit beſtehe, daß alle Staaten den über⸗ nommenen Verpflichtungen ehrlich entſprächen. Sum gegen mögliche Ueberrumpelungen eine heimliche Uriegsbereitſchaft an Stelle der jitzigen öffentlichen etabliert worden. Seſetzt es gelänge wirklich, eine all⸗ gemeine Abrüſtung herbeizuführen, ohne daß vorher die Intereſſen aller Staaten gänzlich indentiſch geworden ſeien, was ſolle geſchehen, wenn dennoch Conflikte zwiſchen den Staaten aus brächen? Der Gedanke eines internationalen Schiedsgerichts ſei ſchön, was ſolle aber wenden, wenn der betreffende Staat gegen den die Entſcheidung erginge, ſich weigern, ſich zu acceptiren und ſich zu unterwerfen. Dann bliebe doch wieder nichts übrig als abermals Swang durch Waffengewalt, alſo Krieg. Was ſchließlich die angebliche Unerträglichkeiten der Militärlaſten beträfe, ſo trügen doch die Summen, welche für Wehrzwecken ausgegeben würden, in hohem Maße bei zur Entwicklung unſerer Induſtrie. würde mein 58 Der Spieler. Nopellette von Fr. Ferd. Tamborini. (Nachdruck verboten.) Baron Stolzing fuhr ſich mit der Hand über die Augen. Als er ſie wieder ſinken ließ, hatte ſein Geſicht einen veränderten Ausdruck angenommen; er ſah kalt, faſt feindſelig auf den jungen Lieutenant. „Laſſen wir es lieber, Herr von Berg. Es iſt Unſinn, was ich von Ihnen verlange und was Sie berſprechen wollen. Ich habe Sie dieſe Nacht beobachtet: Sie kommen doch nicht wieder vom Spielen los. Der Spielteufel hat von Ihnen Beſitz genommen. Und wenn Sie mir auch heute in dieſer Stimmung ihr Wort verpfänden, es hilft nichts, ich kenne das. Früher oder ſpäter kommen Sie doch zu mir und bitten mich, es Ihnen zu⸗ kückzugeben, weil Sie ſich dagegen vergangen hätten, oder wenn Sie's ernſt nehmen, ſchießen Sie ſich eine Kugel vor den Kopf — alſo, laſſen wir's!“ Er drehte ſich kurz auf dem Abſatze um und ging über den Kaſernenplatz nach ſeiner Wohnung. Lieutenant Berg wollte ihm nacheilen, doch ein trotziges Gefühl hielt ihn zurück. Wenn er mein Ehrenwort nicht haben will, ſo dachte er ſo mag er's laſſen. Ich gebe unr es ſelbſt und ich werde es halten. In ſeinem Zimmer angekommen, warf er ſich aufs Sopha, um in der kurzen Zeit, die ihm noch bis zum Beginn des Dienſtes blieb, die ermatteten . Glieder auszuruhen und einen Moment der Samm⸗ lung zu gewinnen. Er malte ſich aus, was ſeine Mutter ſagen würde, wenn er ihr mittheilte, daß er ihre Unterſtützung nicht mehr brauchte und dann — L ein tiefer Seufzer hob ſeine Bruſt — ſeine Elli, ſeine kleine, angebetete Braut, die zu arm war, um einen armen Schlucker wie er war, zu heirathen. Jetz war die Sachlage plötzlich geändert; er war vermögend, Kapitaliſt geworden, ſie mußte jetzt ſeine Frau werden und brauchte nicht mehr mit wehmüthigem Läch eln zu ſagen! Lieber Adolf, wir dürfen beide an eine Verbindung noch nicht denken! Die Bruſt wogte ihm zu eng; er riß den Waffenrock auf, jauchzte und lachte, daß ſein Burſche dachte, ſein Herr wär irre geworden. Tauſenderlei Gedanken wälzten ſich in Bergs Kopfe hin und her, dazwiſchen klang noch immer das Geräuſch des Würfelbechers, abgeriſſene Worte umſchwirrten ſeine hämmernden Schläfen, brennende Spieleraugen, erhitzte Geſichter vollführten vor ihm einen raſenden Reigen, dazwiſchen die Würfel mit den ſchwarzeu Punkten — es war zum Tollwerden! Er hielts nicht mehr aus, ſprang auf und kühlte den Kopf mit kaltem Waſſer. Auf den Corridoren fing es an lebendig zu werden; die Compagnie begann ſich in Korporal⸗ ſchaften zu formiren — es war Zeit zum Dieuſt. Elaſtiſch ſprang Lieutenant von Berg auf und that ſeinen Dienſt. Mutter hat eingewilligt!“ 2. Wochen waren verſtrichen. Die Erinnerung an jene Spielnacht war ausgelöſcht und Berg hatte nie wieder geſpielt. Seine Mutter hatte lange geweint, als er ihr erzählt, wie er zu dem vielen Gelde gekommen ſei, und es verging geraume Zeit, bis ſie ſich an den Gedanken gewöhnt, daß ſich ihr Glück auf ſolchen Boden aufbauen ſollte. Nur durch eindringliche und wiederholte Betheuerungen, das der Sohn nie wieder ſpielen würden, vermochte ihr die Einwilligung zu einer Werbung um Elli abzuringen. Eine Bedingung ſtellte ſie: Seine zu⸗ künftige Gattin durfte nie etwas über den Urſprung des Geldes erfahren und das Verlöbniß ſollte ge⸗ heim gehalten werden, bis Adolf in einer Probezeit von mindeſtens einem Jahre gezeigt hatte, daß es ihm mit ſeinen guten Vorſätzen ernſt ſei. Der Sohn küßte ihr die guten treuen Hände und verſprach alles, was ſie wollte. So ſtürzte er fort zu Elli, um das Jawort zu holen. Er fand ſie bei der Tante. Sie ſaß, wie gewöhnlich am Fenſter, über eine Handarbeit ge⸗ beugt — ſie beſtritt ja den größten Theil ihres Unterhaltes auf dieſe Art. Als Adolf von Berg eintrat, hob ſie den Kopf; er warf die Mütze auf den nächſten Stuhl, ſtürzte vor ihr nieder und rief: „Elli, einzige, liebe Elli, es iſt nun alles gut, wir können heirathen; ich bin über Nacht reich geworden und meine