1 Demokratie und Zentrum treten für den hier ſeit etwa ¾ Jahren angeſtellten zweiteu Bürgermeſſter Petermann (früheren württ. Hauptmann), der erſt vor einigen Tagen zum Bürger meiſter von Ladenburg gewählt wurde, ein, während die Nationalliberalen als ihren Kandidaten einen Juriſten, Herrn Notar Stritt in Freiburg i. B. aufſtellten, einen erſt 37jährigen, berufstüchtigen Mann. Für beide Kandidaten ſind die Chancen ziemlich gleich; es dürfte ſich deshalb noch ein lebhafterer Wahlkampf entwickeln, und ſoviel kann ſchon jetzt geſagt werden, daß der ſiegende Kan⸗ didat ſeinem Gegner nvur um wenige Stimmen voraus ſein wird. Mit der betr. Stelle iſt ein Gehalt von 7000 Mk. nebſt Wohnungsgeld verbunden. — Mann heim, 56. Aug. Geſtern Abend ertönte Feuerlärm durch die Straßen unſerer Stadt und eine mächtige Rauchwolke ſtieg in der Gegend des Neckars empor. Es brannte in dem Schulhauſe K 5, in der nach dem Luiſenring zu gelegenen Abtheilung. Die Alarmirung der Be⸗ rufsfeuerwehr erfolgte um 6 Uhr 21 Minuten 4 Minuten ſpäter wurde die freiwillige Feuer⸗ wehr zu Hilfe gerufen, die auch raſch am Brand⸗ platze eintraf. Das Feuer war auf dem Speicher des Gebäudes ausgebrochen und verbreitete ſich raſch über den ganzen Dachſtuhl. Der Schaden iſt ein ſehr erheblicher, da der ganze Dachſtuhl des Gebäudes eingeäſchert wurde. — Karlsruhe, 23. Aug. Oberpoſt⸗ direktionsſekretär Mann erſchoß ſich geſtern aus unbekannten Gründen. Karlsruhe, 26. Aug. Die ſeinerzeit nach Oſtaſien entſandten gewerblichen Sachver⸗ ſtändigen hatten aus China und Japan eine Reihe von Muſtern derjenigen Waaren, welche in Oſtaſien erzeugt oder verkauft werden, nach Deutſchland geſchickt bezw. bei ihrer Heimkehr mitgebracht, um an der Hand derſelben die deutſchen Gewerbetreibenden über die Pro⸗ duktions⸗ und Abſatzverhältniſſe in Oſtaſien aufzuklären. Wie bekannt, wurde voreinigen Monaten eine Ausſtellung dieſer Muſter im Reichstagsgebäude zu Berlin veranſtaltet. Die Eröffnung dieſer Ausſtellung wurde damals vom Staatsſekretär des Reichsamt des Innern, Staats⸗ miniſter Grafen v. Poſadowsky, vollzogen. Um die Muſterausſtellung auch weiteren Kreiſen zu⸗ gänglich zu machen, wurde in Ausſicht genommen, ſie nach verſchledenen anderen Städten Deutſchlands zu ſenden. In Dresden hat dieſe Muſteraus⸗ ſtellung bereits ſtattgefunden. Wie wir hören, ſoll ſie demnächſt auch nach Karlsruhe gelangen, und dürfte nicht ausgeſchloſſen ſein, daß auch andere Städte Süddeutſchlands bedacht werden. Wir glauben gut unterichtet zu ſein, wenn wir annehmen, daß auch in Frankfurt a. M. ein Theil der Muſter zur Ausſtellung gelangen wird — Kreuznach, 21. Aug. (Die Unſitte) des Aufgießens von Petroleum beim Feueranmachen hat dieſer Toge in Oberſtein wiederum ein blühendes Menſchenleben gefordert. Am 16. d. M. hattte die 28jährige Frau des Arbeiters Ackermann, Mutter dreier Kinder, durch Exploſion der Petroleumflaſche ſchwere Brandwunden er⸗ litten. Geſtern iſt die Unglückliche geſtorben. — Ein ähnlicher Unfall ereignete ſich in Mannheim. Als die Frau des in der Kl. Wallſtadtſtraße wohnenden Monteurs Johann Firſt eine brennende Petroleuulampe nachfüllte, erfolgte eine Exploſion. Die Kleider der Frau und ihres zweijährigen Töchterchens fingen Feuer. Beide erlitten ſchwere Brandwunden. Das Kind ſtarb bald darauf, die Frau hofft man zu retten. Der Mann iſt auswärts auf Montage beſchäftigt. — Balingen, 23. Auguſt. Als der geſtern Abend 5 Uhr 22 Min. die hieſige Station verlaſſende Perſonenzug den Uebergang auf der „Sichel“ paſſiert hatte, fprang, l. „Schw. B.“, etwas oberhalb desſelben, fabrikant Andreas Link ans einem Graben und warf ſich mit dem Kopf auf das Geleiſe. Ehe der Zug zum Stillſtand kommen konnte, war ihm der Kopf total vom Rumpfe getrennt, ſowie die Füſſe weggeriſſen. Die Körpertheile lagen auf dem Bahnkörper zerſtreut. Der Mann betrieb früher ein Schuhfabrikationsgeſchäft, mit der Zeit kam er in zerrüttete Familien⸗ und Vermögens⸗ verhältniſſe und endete nun ſo zum großen Leid ſeiner Familie. — Otterberg, 24. Aug. Die Brüder Peter und Valentin Steinbrecher, welche in einem Steinbruch beſchäftigt waren, geriethen vorgeſtern Nacht in der Wirthſchaft Ch. Teiß in Streit, der bald in Thätlichkeit ausartete. Peter Steinbrecher zog plotzlich ſein Meſſer und ſtieß es mit einer ſolchen Heftigkeit ſeinem Bruder in die Bruſt, daß dieſer, ohne einen Laut von ſich zu geben, ſofort tot niederſank. Der Mörder begab ſich der frühere Schuh⸗ als wäre nichts vorgefallen, in eine andere Wir 25 ſchaft, aß und trank und war luſtig und fröhlich — Dinge, bis die Gendarmen eintrafen und ihn Ketten ins Gefängniß abführten. 1 fel Holzmünden (Braunſchweig), 2 1 5 Aug. Ein Wirbelwind wehte geſtern den Un Meter hohen Turm der evangeliſchen Stadlikir ein, deckte viele Dächer ab und warf eine Anze Schornſteine um. Die angerichtete Verwüff iſt groß. fle — — Ausr — Lemberg, 25. Aug. In Grof eis ſind am 24. d. Mts. 25 Gebäude niedergebraumn. 1 — Kattowitz, 24. Aug. (Grubenungli — Die Steinkohlengrube „Kaſimir“ bei Miene eue 4 Ruſſiſch⸗Polen iſt unter Waſſer geſetzt. 905 a Bergleute ſind nach dem „Oberſchleſiſchen Tg blatt“ in der Grube ertrunken. Landwirthſchaftliches. 1898er Hopfenernte. Baden zu Folge der billigen Preiſe der letzten Jg den Hopfenbau eingeſchränkt und weiſt nur mehr etwas über 2200 ha Hopfenland auf, welches 35,000 Ctr. produziren dürſte. — Württemberg nat beſitzt 5500 ha Hopfenland, die in beſter Kulrnf ſtehen und eine Mittelernte von ca Ctr. 12 p Hektar, in Summa gegen 65,000 Etr. erbringen, In den Frühhopfenlagen in Oberſchwaben hat — die Pflücke bereits begonnen, während im Schwarz waldkreiſe vorherrſchend Spätgewächſe gebaut werden. — Auch Elſaß⸗Lothringen verringerte 7 den Anbau des Hopfens und cultivirt denſelben nunmehr auf 39,000 ha, die auf 68 bis 70,000 F Ctr. Erträgniß zu ſchätzen ſind. t Aus Württemberg, 23. Aug, Die Pflücke der Frühhopfen ſchreitet voran. Auz⸗ 2 f wärtige Händler ſind eingetroffen, die belangreiche 1 Abſchlüſſe mochten. Die Preiſe für Frühhopfen hielten ſich zwiſchen 115—160 Mk. per Centner, Der „praktiſche Ratgeber im Obſte und Gartenbau“ beginnt ſoeben mit der Veröffentlichung eines Verzeichniſſes der in Deutſchland beſtehenden Muſter⸗Obſtanlagen, das möglichſt vervollſtändigt werden ſoll und bittet Obſtfreunde, ihm noch Frankfurt a. O. ſolche nahmhaft zu machen Es handelt ſich ſowohl um öffentliche (auch muſterhaft gepflegt an Chauſſeen und Wegen) als private, — ſowohl um Hochſtammanlagen, wie Anlagen von Spalierobſt, — alles matütlich in größerem Umfange. „Spotten Sie nur,“ fuhr Berg unbeirrt fort. „Dies Haus würde die ſchönſten Geräthe enthalten und die Zimmer würde ich aus ſchmücken, ein jedes in beſonderen Stil. Ich würde Künſtler beſchäftigen, die mir Bilder und Statuen anfertigen ſollten und würde keine Mittel ſcheuen, das in ihnen an⸗ zuregen, was ich als gut und edel erkenne. Ich würde offene Hände haben für alle Beſtrebungen, welche das Schöne und Zweckvolle beſchützen, damit bei uns die Kunſtfertigkeit wieder erwache, welche in früheren Jahrhunderten ſo verbreitet war. Das würde ich thun.“ — f „Und in erſter Linie würden Sie ſich ver⸗ heirathen,“ ſcherzte Stolzing weiter, „ich weiß ja, daß Ihr ganzes Dichten und trachten auf dieſen Punkt hinausläuft.“ „Ich kann's nicht leugnen, — doch davon ſpäter. Verzeihen Sie, Baron, Ihr behagliches Leben in den Tag hinein, das iſt eine Vergeudung von Kraft und Mitteln, welche der Welt beſſer zugute kommen ſollte.“ Stolzing ſchien nicht ſehr von dieſer Moral⸗ predigt berührt zu werden. Er ſchaukelte ſich auf ſeinem Stuhle und blies den Dampf ſeiner Cigarette in die Luft. Dann holte er eine Cigarettenſpitze hervor, welche aus feinſtem Bernſtein und Meer⸗ ſchaum, mit einem ſchön geſchutttenen Pferdekopfe verſehen war. Als Leutenant von Berg ſchwieg, ſagte Stolzing mit komiſcher Miene. „Vor einigen Jahren habe ich einnmal vier Monate hindurch Cigarettenſpitzen geſammelt, — o, ich hatte ſchon eine erkleckliche Sammlung! Wie wäre es nun, wenn ich die Sache in's Große be⸗ triebe und ſo zur Hebung der einſchläglichen Induſtrie ein Cigarettenſpitzen⸗Muſenm anlegte?“ rief Berg, „und mir iſt's heiliger Ernſt, daß Sie Ihr großes Einkommen beſſer verwenden möchten.“ „Zum Kuckuck, Kamerad, Sie haben Schrullen. Wo drückt denn der Schuh? Seit vierzehn Tagen ſind Sie im Beſitze des Offizierpatentes, leben in erträglichen Verhältniſſen —“ „Ja, erträgliche Verhältniſſe —“ ſagte Berg und ſeine Lippen umſpielte ein herber Spott. „Wie, Sie haben doch Ihr gutes Auskommen?“ „Woher? Mein Vater iſt ſchon vor mehreren Jahren ge ſtorben und meine Mutter —“ „Nun?“ fragte geſpannt der Baron. „— Vermag nur wenig zuzuſchießen.“ „Ich wüßte aber nicht, daß dies beſonderen Anlaß zu Ihrer Kleinmüthigkeit geben könnte.“ Berg fuhr ſich mit der Rechten über die Stirn. Erſt nach einer Minute, während welcher er innerlich zu kämpfen ſchien, ſagte er ſeufzend: „Sie kennen nicht meine niederdrückende Situation Herr Baron, und ungern entſchließe ich mich dazu, Ihnen davon Mitteilung zu machen. Aber immerhin —“ „Bitte, bitte,“ entgegnete Stolzing höflich, es iſt nicht meine Abſicht, mich in Ihre innerſten Angelegenheiten als unbefugter oder Neugiriger einzudrängen. Ich ſprach nur darüber, weil mir ſchon ſeit einiger Zeit Ihre Mißſtimmung aufge⸗ fallen iſt und Sie mich ſchon häufiger einen Einblick thun ließen — —“ „Es ſei,“ unterbrach Berg, „ich will Ihnen kurz meine Leiden erzählen. Sie wiſſen, ich bin verlobt, — verlobt mit dem beſten, bravſten —“ „Schönſten, klügſten und liebenswürdigſten Mädchen von der Welt,“ lachte Stolzing, „das kenne ich alles, — nun weiter!“ „Sie meinen nun, ich lebe in erträglichen Verhältniſſen. Jawohl, erträglich ſind die Ver⸗ hältniſſe, aber leider iſt dieſe Erträglichkeit nicht auf die Dauer zu ertragen. Ich erhalte von meiner Mutter einen monatlichen Zuſchuß von neunzig W. Mark. Es wird dieſe Summe wohl faſt die Hälfs ihrer Witwenpenſion ſein, von dem übrigen unter abr hält ſie ſich und meine unverheirathete Schweſter, e e Alſo, Herr Kamerad, wir ſind arm! Ob ſich mum a meine Mutter meinethalben Entbehrungen auferlegen F muß und wie weitgehend dieſe ſind, vermag ich nicht zu ermeſſen. Ich muß eben dieſen Zuſchuß — haben, ſonſt kann ich nicht in dem Regiment N bleiben. Es iſt das älteſte der Armee und unſen Ofſiziercorps rekrutirt ſich aus dem beſten Adel deß erz Provinz.“ 5 den 11 Berg ſchwieg und als der Baron durch gleich⸗ gültiges Wortgeplänkel die Grillen des jungen —— Mannes zu verſcheuchen ſuchte, wehrte dieſer ab nit M den Worten: f W „Nein, nein, Verehrteſter, ich bin noch nic zu Ende. Hätte ich nichts weiter auf den Herze, un 5 als das Geſagte, dann ließe ſich's noch eine länge Zeit ertragen, aber das Schlimmſte iſt noch meine Verlobung.“ a 8 „Komiſch, Herr Kamerad, — verzeihen Sie, daß ich lache, aber Sie ſehen zu komiſch aus i Arie Ihrem Weltſchmerz. Was iſt denn das mit Ihres Verlobung ſo Schreckliches.“ i „Iſt es nicht ſchrecklich genug wenn bee“ — Verlobten arm ſind? Iſt es für einen Offer 2 0 nicht der Uebel größtes, wenn ſein Herz eien A ſolchen Weſen zuneigt und der Verſtand ei vr andere Bahn anweiſt? Es iſt um rasend i e . werden!“ . 1 a 5 „Gemach, junger Freund, auch dieſes Uebe W wird zu beſeitigen ſein,“ tröſtete Stolzing. * Fortſetzung folgt.