8 15 weſentlich zur Stärkung und Hebung der deutſchen Volkskraft beigetragen hat. So ſei denn aus vollem Herzen allen Theilnehmern am neunten deutſchen Turnfeſte der alte ſchöne Turngruß geboten: „Gut Heil!“ Verſchiedenes. — Ladenburg, 23. Juli. Am ver⸗ der Radfahrerelub eine Nachttour nach Heidelberg auf die Philoſofenhöhe, an welcher ſich zwar nur ein kleiner Teil der Clubsmitglieder (9 Fahrer) beteiligte. Aber der kleine fidele Trupp wußte ſich großartig zu amüſieren; Klavierſpiel, Lieder und Vorträge wechſelten bis zur ſpäten Mitter⸗ nachtsſtunde miteinander ab und nur ſchwer konnte man ſich von den gaſtlichen Räumen und dem vorzüglichen Stoff trennen. Wir können unſeren Sportskameraden die Beteiligung an der⸗ artigen Touren nur empfehlen. — Ladenburg, 24. Juli. Am 21. u. 22 Juli fand in der hieſigen Realſchule die Abgangsprüfung ſtatt. An derſelben nahmen 19 Schüler theil, von welchen 17 für beſtanden er⸗ klärt wurden. Die Prüfung leitete Herr Ober⸗ ſchulrat Dr. Waag. ** Wein heim, 24. Juli. Am Sonntag den 30. Juli. feiert der Gau V. des deutſchen Radfahrer⸗Bundes verbunden mit dem Radfahrer⸗ Verein Weinheim 1891 ein größeres Feſt, wobei ein Preiscorſe, ſowie ein größeres Stern⸗ Straßenrennen ſtattfindet. Der Corſo wie das Rennen iſt offen für alle Bundesmitglieder. Das Sternrennen iſt höchſt intereſſant, bietet für die Fahrer, ſowie für das Publikum angenehme Abwechslung. das Rennen ſind hoze Ehrenpreiſe geſtiftet. Als Feſtplatz iſt das Stahlbad Weinheim gewählt, von wo aus das Rennen geleitet wird. Melde⸗ ſchluß zum Corſo- und Straßenrennen Donners⸗ tag Nachmittag 6 Uhr beim Radfahrer⸗ Verein Weinheim. — Heidelberg, 25 Juli. Kommenden Donnerſtag, Freitag und Samſtag, findet das 80. Stiftungsfeſt des Corps „Gueſtphalia“ ſtatt. Am 29. d. M., dem Haupttage des Feſtes, iſt Vormittags 11 Uhr ein Frühſchoppen auf der Schloßterraſſe, an welchen ſich eine feſtliche Auf⸗ fahrt nach dem Speyrershof unter Vorantritt der Bruchſaler Dragonerkapelle im hiſtoriſchen Coſtüm das Corps „Vandalia“ ſeinen alljqährlichen Som⸗ gangenen Freitag den 22. d. M. machte der und Für den Corſo und für befand. acher tagoner anſchließt. Abends der findet aus Anlaß der Feier eine Schloßbeleuchtung ſtatt. Samſtag, den 30. d. M. und Sonntag, ö den 31. d. M. begeht das Corps „Suevia“ ſein 88 Stiftungsfeſt, und am 2. und 3. Auguſt mercommers. Am 6. Auguſt findet der Abſchieds⸗ commers auf der Hirſchgaſſe ſtatt. — Heidelberg, 25. Juli. Todtgefahren wurde geſtern Nachmittag ein Töchterchen der Eppelheim. Derſelbe hängte hinter ſeinen vollen noch einen leeren Wagen, unter den das Kind f gerieth, von den Rädern erfaßt und überfahren wurde. Dasſelbe verſchied gleich darauf im Joſephhauſe, wohin es verbracht wurde — Singen, (A. Konſtanz) 23. Juli. Ein bedauerliches Unglück ereignete ſich geſtern Nachmittag 2 Uhr am hieſigen Bahnhof. Der weitbekannte 76 Jahre alte Malermeiſter Johann Ehinger von hier wollte gerade mit dem Anſtreichen von Weichen beginnen, als ihn eine Maſchiene Der Bruſtkorb wurde ihm ſchief durchſchnitten und ein Arm abgefahren. erfaßte und ſofort tödtete. Ehinger war ein tüchtiger braver Meiſter, lang⸗ jähriger Vorſtand des Männergeſangvereins und Kaſſier der Handwerkergenoſſenſchaft des Bezirks Radolfzell. Vor wenigen Jahren feierte er mit ſeiner Gemahlin die goldene Hochzeit. — Bensheim, 24. Juli. Dickler erſtochen. nannter Sunde erſt aus dem Wirtshaus heim⸗ kehrenden Dickler, welcher ſich in der Begleitung ſeines Nebengeſellen Speckhardt und eines Mädchens Mai ließ die Worte fallen: „Was thun die Leute noch auf der Straße! Sie könnten doch längſt zu Hauſe ſein.“ Hierauf ſagte Dickler zu Mai: „Heinrich, komm' mal zu mir.“ Mai näherte ſich, und Dickler ſtieß ihm mit ſolcher Wucht ein Dolchmeſſer in das Herz, daß der Tod eintrat. Heute Morgen fand die Aufnahme des Thatbeſtandes ſeitens des Gerichts und die Section der Leiche ſtatt. Der Thäter iſt geſtändig. Nach ſeiner Confrontation mit der Leiche, erfolgte ſeine Geſtändniß abgelegt. Wittwe Knöller von einem Sandfuhrmann aus vorzüglicher Weiſe Eskortierung nach Darmſtadt in das Gefängniß, Der Ermordete iſt unbeſcholten und hinterläßt eine Frau mit drei kleinen Kindern. Dickler iſt bereits wegen Körperverletzung vorbeſtraft. — Heilbronn, 25. Juli. Ein unter dem Verdacht des Meuchelmordes an einem Forſt⸗ warte verhaftetes inaktives Mitglied einer Wild⸗ ererbande Namens Jakob von Rohrklingen bei Oehringen hat, wie die „Ff. Ztg.“ mittheilt, ein Jakob hatte am 15. Juli den Forſtwart im Walde erſchoſſen. — Berlin, 25. Juli. Geſtern gach⸗ mittag kenterte ein Segelboot auf dem Tegeler See. Die Inſaſſen Vater, Mutter und Tochter N ertranken. — Hamburg, 24. Juni. Der Extrazug, mit welchem die Turner des 10. Kreiſes (Baden, Elſas⸗Lothringen und Pfalz) in Hamburg ein⸗ trafen, hatte 3¼ Stunden Verſpätung, Der Empfang nach der Ankunft war ein überaus herz licher. — Hamburg, 24. Juli. Den Glanzpunkt des heutigen Tages bildete der großartige Feſt⸗ zug an dem ſich ungefähr 24 000 Perſonen be⸗ teiligten. Im Zuge befanden ſich 35 Muſik⸗ kapellen und 1600 Fahnen, ſowie 6 Feſtwagen, Der Vorbeimarſch, der ſich in größter Ordnung vollzog, dauerte über zwei Stunden. An der Spitze des Zuges maſchierten die Vertreter von Heute Morgen gegen 3 Uhr wurde auf der Mannheimerſtraße in der Nähe der ſtädtiſchen Anlage, der 30 Jahre alte Arbeiter Heinrich Mai von hier von dem 19jährigen hieſigen Schreinergeſellen Friedrich Mai wollte zu dieſer Zeit mit einem anderen Arbeiter zur Arbeitsſtätte gehen und begegnete auf dem Wege dahin dem zu ge⸗ Rathauſe, wo die Mitglieder des Senats und Turnvereinen aus den Vereinigten Staaten Nord⸗ amerika, aus Braſilien, Rußland, die Schweiz, England, Italien, Oeſterreich, Ungarn, Rumänen und Bulgarien. Den fremden Turnern folgten die deutſchen Turner in 7 Abteilungen. Die ſtärkſte Beteiligung iſt aus Sachſen zu verzeichnen, Auch die ſtattliche Anzahl der öſterreichen Turner fand allgemeine Beachtung. Als der Zug beim der Kriegerſchaft mit ihren Damen Platz genommen hatten, vorbeikam, herrſchte ein andauernd un beſchreiblicher Jubel. Auf dem Wege, den der Zug nahm, bildete eine nach Hunderttauſenden Menſchenmenge Spalier. Ueberall herrſchte größte Ordnung. Heute vormittag gab der Preßausſchuß den hier anweſenden ungefähr 120 auswärtigen Vertretern der Preſſe ein Frühſtück, welches in verlief. Alle Redner aus Deutſchland und dem Auslande ſprachen ſich in lobendſter Weiſe über den prächtigen Verlauf des Feſtes aus. ſchwunden und hochaufathmend trat der bleiche Offizier hinaus in die laue Maiennacht. Er kämpfte furchtbar ſchwer mit ſich, in ſeinem Herzen war alles tot und geſtorben, was noch vor wenig Stunden geblüht und geſproßt hatte. Wozu ſollte er noch weiterleben? Das Glück war ja vorbei — ſie hatte ihn nie geliebt, ſondern mit ihm geſpielt wie mit einer Puppe. War's denn möglich? Konnten dieſe träumeriſchen grauen Augen denn in der That lügen? Tief aufathmend trat er in das noch er⸗ leuchtete Offizierskaſino, in welchem eine Menge Kameraden beim Hazardſpiele ſaßen. Arthur von Zeuner hatte noch niemals geſpielt, aber heute griff er mit überlautem Lachen nach den Karten, ſeine fieberheiße Hand ſetzte ein Gold⸗ ſtück um's andere — ſie gingen verloren! Und wieder, und noch einmal ſetzte er — mit demſelben Erfolge, bis die Kameraden ihn verhindern wollten. Aber er lachte nur lauter. „Laßt mich doch, ich ſpiel um's Glück, aber es will mich nicht, es flieht vor mir, je ungeſtümer ich es auch ſuche.“ — Mit dem grauenden Morgen kehrte der un⸗ glückliche Mann nach Hauſe, er hatte ſein ganzes Vermögen auf Ehrenwort verſpielt und war völlig ruinirt. In ſeinem Zimmer angelangt, ſchob er mechaniſch den Riegel vor die Thür, ging zum Schreibtiſch und nahm den Piſtolenkaſten heraus; er ergriff eine der hellglänzenden Waffen, lud ſie, ſpannte den Hahn und legte ſie dann neben ſich. Nun nahm er das Bild ſeiner Mutter vom Schreib⸗ tiſch und küßte es ernſt und mit feuchtem Auge. „Lebe wohl, Theuerſte, ſo Gnade findet. Lebe wohl und bete für Deinen und griff zur Waffe. — Am folgenden Morgen ſtürzte Juttas Kammer⸗ mädchen in das Schlafzimmer ihrer Herrin, noch ehe ſie dieſelbe gerufen. „O, gnädiges Fräulein, das iſt ja ganz ent⸗ ſetzlich, erſchrecken Sie nur nicht.“ „Nun, was iſt denn vorgefallen, Liſette?“ U Ach, ich habe es eben erſt gehört — der Herr Hauptmann von Zeuner hat ſich erſchoſſen.“ Vor den Blicken des kaltherzigen Mädchens dunkelte es, ihr Athem ſtockte und ſie ſank bewußt⸗ los in die Kiſſen zurück. War's ihr doch, als ruhe Gott will, ſehen wir uns drüben wieder; denn ich hoffe ſehnlich, daß auch ein Selbſtmörder vor dem Allbarmherzigen armen Sohn.“ — Dann ſchob er das Bild zurück ſein letzter, kalt⸗verächtlicher Blick noch auf ihr, mit dem er die Blüthe in ihrer Hand zurückgewieſen. Aber gleich darauf fuhr ſie empor und ihr Auge funkelte, jede weichere Regung ſchien erſtickt. „So, nun da werden ſeine Angehörigen ſehr aufgeregt ſein, gieb mir den Friſiermantel, Liſette, und eile Dich etwas mit dem Haarmachen.“ — 5 IV. Bräutigam nicht mit der Hochzeit warten, ſchon im Auguſt ſollte ſie gefeiert werden und ſo gab es denn für die Braut und deren Mutter an allen beſorgten beide die überaus glänzende Ausſtattung! Der Graf war völlig vernarrt iu ſeine Verlobte, vie ihrerſeits gar keine Zeit hatte, ſich viel mit ihm zu beſchäftigen und nur durch kokette Blicke, verheißendes Lächeln und ab und zu einen flüchtigen Händedruck ſeine Leidenſchaft erhielt, ja ſogar noch höher anfachte. Und endlich war der Tag gekommen, an dem beide am Altar ihren Bund beſiegeln wollten. Eine große glänzende Geſellſchaft ſollte ſich verſammeln und nach dem feierlichen Diner beabſichtigte man noch zu tanzen. Frau von Halden hatte alles auf's beſte arrangirt und ſaß nun in ihrem Boudoir, um Toilette zu machen; das Ziel ihres Lebens war erreicht, binnen zwei Stunden wurde ihre Jutta die Lange wollte Graf Rothenau, den glückliche Enden zu thun; freilich mit wie ſtolzen Gefühlen reizende Gemahlin eines der reichſten, vornehmſten Männer des ganzen Landes. Auch die ſchöne Braut befand ſich in ihrem Zimmer; die Zofe begann das blonde Haar zu ordnen und Jutta ergriff ziemlich gleichgültig einen der vielen eingegangenen Briefe; er war zufällig von Auna Freiſe und lautete: Meine liebe, theure Jutta! Nur wenige Zeilen ſollen Dich zu Deinem Hochzeitstage grüßen, doch ſie kommen ſo recht aus vollem, treuem Herzen und bitten, ebenſo aufge⸗ nommen zu werden. Gott im Himmel behüte und ſegne Dich, mein Herz, es iſt ja der feierlichſte Moment im Leben, vor dem Du ſtehſt und auch ich werde ihn hoffentlich bald erleben. Wenn man liebt, nicht wahr, Jutta, dann ſieht man alles in roſig verklärtem Lichte, beſonders die Zukunft, und ich bete zu Gott, daß die Deinige, wie auch die, welche mir beſchieden ſein wird, glücklich und wolkenlos ſein möge. Grüße Dein Herrn Bräutigam auch unbekannterweiſe von mir, Konrad iſt augenblicklich nicht da, ſonſt würde er mir ſicher auch ſein Wünſche für Dein Wohlergehen auftragen; ich werde in Gedanken bei Dir ſein, wenn Du in Kranz und Schleier vor dem Altare ſtehſt und Deinen Schwur ablegſt! Nochmals Gottes reichſten Segen für Dich, theure Jutta, auf allen Lebens⸗ wegen. In alter Freundſchaft Deine Anna. Mit etwas ſpöttiſch gekräuſelten Lippen falteke Fräulein von Halden das Blatt zuſammen und legte es beiſeite. „Die gute Anna,“ dachte ſie bei ſich, während ſie im Spiegel aufmerkſam die bald beendete Friſur betrachtete, „ſie faßt ſolche Hochzeit doch allzu ideal auf, etwas ſo eruſtes und wichtiges iſt es im Grunde genommen garnicht!“ 2 25 Fortſetzung folgt. 5 1 Fr 1