Verſchiedenes. r Ladenburg, 15. Juli. Ein farben⸗ prächtiges Schauſpiel erleuchtete geſtern Abend die von Menſchen ſchwarz umdrängten Straßen nnſeres Städtchens. Die Radfahrer unſerer Nachbargemeinde Mannheim⸗Käferthal unter der Führung ihres liebens⸗ würdigen Vereinsvorſtandes Herrn Eckart hatten die große Freundlichkeit unſerem jungen Ladenburger „Radfahrer⸗Club“ einen Beſuch abzuſtatten und ſind mit ſchmetternden Fanfaren in Ladenburg ein⸗ fahrend der Gegenſtand lebhafter Bewunderung und Nacheiferung für uns geworden. Das gaſtliche Dach des Sportsbruders Boes hat die beiden Vereine, den unſrigen unter der Leitung des Herrn Forſter, zu einem Commers vereinigt, nachdem die Radfahrer durch glänzendes Vorbeifahren ihrer zum Theil groß⸗ artig geſchmückten Räder die Augen der Ladenburger Einwohnerſchaft beiderlei Geſchlechts auf ſich gezogen hatten. Erſt ſpät trennte man ſich um auf verſchiedenen Wegen zum heimatlichen Herd zurückzukehren, die Er⸗ innerung an die ſchönen Stunden für immer feſthaltend. — Waldmichelbach, 14. Juli. Ein ſchwerer Einbruchsdiebſtahl wurde heute Nacht hier verübt. Die Diebe drangen im Gaſthaus „zum Hirſch“ (Joſef Knapp) ans dem Hofe durch das Fenſter in die unteren Wohnräume ein und erbrachen eine Kommode und ſtahlen 900 Mk. Man nimmt allgemein an, daß der Diebſtahl von den gegenwärtig hier anweſenden fremden Eiſen⸗ bahnarbeitern verübt wurde. — Baden, 14. Juli. Am 13., 14., 15. und 16. Auguſt findet in der ſtädtiſchen Turn⸗ halle bier die erſte Geflügel⸗ und Kaninchen⸗Aus⸗ ſtellung des Vereins für „Geflügel⸗ und Kaninchen⸗ zucht Baden⸗Baden“, verbunden mit der erſten badiſchen Landesverbands⸗Kaninchen⸗ Ausſtellung ſtatt. Mit dieſer Ausſtellung iſt eine Prämiirung und Verlooſung verbunden und beſtehen die erſteren aus Ehrenpreiſen, Staatspreiſen, ſilbernen Ver⸗ bandsmedaillen, Vereinspreiſen und Preisdiplomen Zur Ausſtellung gelangen: Hühner, Enten, Gänſe, Truthühner, Ziergeflügel, Brief⸗ und Raſſetauben, Sing⸗ und Ziervögel, Kaninchen aller Raſſen und Futter, Geräthe, Schriften u. ſ. w., welche ſich auf die Geflügel⸗ und Kaninchenzucht beziehen. — St. Blaſien, 13. Juli. Wie hoch der Großherzog den verſtorbenen Geh. Kommerzienrath Ernſt Friedrich Krafft⸗Grether, der lange Jahre im badiſchen Landtag ſowie im Reichstage ſaß und der nationalliberalen Partei angehörte, ſchätzte, geht aus dem tiefergreifenden Memoriale hervor, das der Geiſtliche der hieſtgen evangeliſchen Gemeinde im Gottesdienſt verlas, dasſelbe lautete: Als Landes⸗ biſchof der evangeliſchen Kirche unſeres lieben Heimathlandes erfülle ich eine Pflicht treuer Ehrfurcht, indem ich an die evangeliſche Gemeinde St. Blaſien Worte der tiefſten Trauer richte und ihrem Namen einer warm empfundenen Dankbarkeit Ausdruck gebe. Der hochverehrte Geh. Kommerzienrath Krafft iſt durch Gottes unerforſchlichen Rathſchluß zur ewigen Heimath eingegangen. Sein Wille iſt uns heilig! — Aber wir verlieren in dieſem kheuren Mann den Begründer unſerer Gemeinde, die er ſtets mit Liebe und Fürſorge gepflegt, die er mit Wohlthaten, als treuer evangeliſcher Chriſt, reichlich umgeben hat. Unſer Dankbarkeit gegen ihn verbindet ſich mit derjenigen aller treuen Einwohner dieſer Stadt, für die er ein ſo großer Wohlthäter geweſen iſt. — Er war ja ein wahres Vorbild der Liebe, die er ohne Anſehen der Perſon, ohne Unterſchied der Konfeſſion, allen Menſchen widmete, ſobald er glaubte, helfen, heilen, aufrichten zu ſollen. Möge das Andenken unſeres theuren Heimgegangenen in allen treuen Herzen lebendig erhalten bleiben und künftigen Generationen als ein Bild wahrer chriſtlicher Liebe vorgeführt werden damit es als ein lebendiges Denkmal in weiten Kreiſen fortlebe. Wir aber, die wir ſeiner Kirche angehören, wir wollen geloben, immerdar treu zu bleiben den ſegensreichen Wegen, die er uns gezeigt und auf denen wir ihm dankbar folgen wollen. Friedrich, Großherzog von Baden. — Hamburg, 10. Juli. (Der Turner⸗ feſtzug) am Sonntag den 24. Juli wird ein impoſantes Schauſpiel bieten. Die Aufſtellung der über 25 000 am Feſtzug teilnehmenden Turner erfolgt von 11 Uhr ab in der Umgebung der Turnhalle der Hamburger Turnerſchaft von 1816, auf der großen Allee Beſenbinderhof und den angrenzenden Straßen und Plätzen. Um 12 Uhr findet der Abmarſch ſtalt. Der Zug wird eröffnet durch ein Trommler und Pfeifencorps von 120 Mitgliedern der Hamburger Altonaer Turnvereine, denen eine folgt. Es ſind im Zuge etwa 30 Zivil⸗ und Militärkapellen und zahlreiche Trommler und Pfeiferabteilungen der Turnvereine verteilt. Die Zahl der Fahnen wird etwa 1500 ſein. Jeder Kreis wird von einem Herold angeführt, der eine Kreisſtandarte trägt. Der Zug zerfällt in 7 Hauptabtheilungen mit je einem Feſtwagen. Auf einem der Wagen wird eine machtvolle ſtarke Mnſikkapelle * Germania, anf einem zweiten der Turnerſprug „Friſch, fromm, froh, frei“ mit der Huldigung für den Turnvater Jahn verbunden, auf einem dritten Handel und Wiſſenſchaft mit Repreſentanten fremder Völkerſchaften dargeſtellt. Ein Wagen bringt Kunſt und Gewerbe mit Betheiligung Hamburger Innungen, ein Wagen Turner au einer Turnfahrt ꝛc. Den ſchon erwähnten Hamoniawagen werden Vierländer und Pier länderinnen, Hamburger Bürgermilitär, Quatierz leute ꝛc. begleiten. Der Akademſiche Turnerbung wird unter Vorantritt der Chargierten ig ſtudentiſchem Wichs den Zug mitmachen. 3 der 4. Abtheilnng fahren die Mitglieder des Ausſchuſſes der deutſchen Turnerſchaft mit de Vorſitzenden Dr. Goetz aus Leipzig, begleitet vo den Mitgliedern des geſchäftsführenden Aus ſchuſſes für das IX. Deutſche Turnfeſt in Hamburg Den Schluß bilden die Hamburg⸗Altonaer Vereine — Vom Luftſchiffer Andrée. A 11 Juli war es ein Jahr, daß Adrée mit ſeinem Begleiter Fränkel und Strindberg von der Bären⸗Inſel an der Nordweſtküſte von Spitzbergen mit ſeine Ballon „Adler“ aufgeſtiegen iſt. Er plante ſich vom Südwinde über den Nordpol hinweg treibe zu laſſen oder nahe bei demſelben vorüber fliegen. Zweck der Expedition war, photographiſcht Aufnahmen der Polgegenden zu gewinnen, di Vertheilung von Waſſer und Eis, event. Land auszuforſchen, Meſſungen über Meeresſtrömunge und Erdmagnetismus, über Richtung Stärke des Windes vorzunehmen. Nach etwa I4tägige Fahrt hoffte Andrée, in der Nähe menſchliche Anſiedlungen entweder in Sibirien oder in Nord amerika auf feſtem Boden landen zu können Seid jenem Julitage ſind wohl einige Meldunge gekommen, daß der Ballon Andrées ſchwebend oder im Meere treibend geſehen worden ſei, abe nur eine einzige Mittheilung iſt authentiſch, un dieſe ſtammt von Andrée ſelbſt. Am 20. Ju erlegte Walfiſchfänger „Alken“ eine Brieftaube welche Andrée zwei Tage nach dem Aufſtieg mit folgender Depeſche abgeſendet hatte: „18 Juli, 12 Uhr 30 Minuten mittags, 82.2 Gra nördlicher Breite, 15.5 Grad öſtlicher Länge gute Fahrt rach Oſten. Alles wohl an Bord Dies iſt die dritte Taubenpoſt. Andrée.“ Die iſt das einzige Lebenszeichen, das Andrce bishe von ſich geben konnte, und mit jedem Tage wir die Wahrſcheinlichkeit größer, daß es auch da letzte bleiben wird. 1 0 ch in bine dee Straß 5 fulohlen, aalen, Aküzohlen J. Nakel. „O, Sie werden doch Wünſche für die Zukunft haben? Die empfindet ein Jeder im Innern.“ „Meine Mutter wohl,“ nickte Jutta, „ſie wünſcht mich zu verheirathen, denn ſeit Papa tot iſt, meint ſie, würde es ihr ſchwer, eine erwachſene Tochter in die Welt zu führen.“ „Sie haben Geſchwiſter, gnädiges Fräulein?“ „Nein, und doch wünſchte ich immer ſolche. Aber kommen Sie, Herr Baumann, man fängt dort an, Lichter ſchwimmen zu laſſen, wir müſſen dabei ſein, denn dieſe ſchwimmenden Lichter ſind auch Zukunftsverkünder.“ Sein Herz ſchlug höher, bei dem flammenden Blicke aus ihren Augen, der ihn ſtreifte und wie im Traume folgte er der voraneilenden Geſtalt. Doch bald verſchwand ſie inmitten der Geſellſchaft und Baumann hörte nur ihr ſilbernes Lachen herüber tönen, ſodaß jene ſanfte Stimme, die ihn auredete, zweimal ſeinen Namen nennen mußte. „Konrad, Konrad, hören Sie mich den gar nicht?“ „Anna, meine liebe Anna,“ ſtammelte der junge Mann verlegen, „ich habe die ganze Zeit — vergeblich verſucht — Sie zu ſprechen.“ Die Worte kamen ſehr unſicher heraus und eine ſchärfere Beobachterin als das liebende Mädchen hätte wohl ſogleich errathen, daß dieſelben nicht aus dem Herzen klangen. Nicht ſo Anna. Eine tiefe Röthe färbte ihr hübſches Geſichtchen, in den dunklen Augen ſchimmerte eine Thräne und ſie flüſterte ganz leiſe: „O Konrad, ich danke Ihnen für all Ihre Liebe! Was wäre ich ohne dieſelbe und wie ſehnlich wünſche ich, daß wir im neuen Jahre den Eltern unſer Geheimniß mittheilen können.“ . „Im neuen Jahre,“ wiederholte er, ohne zu wiſſen, was er ſprach, denn ſoeben kam Jutta auf die Freundin zugeeilt, ſchob ihren Arm unter den auszufuchen. Annas und zog ſie mit ſich zu der Geſellſchaft, die ſoeben begann, Nußſchalen ſchwimmen zu laſſen. „Komm, Anna, ich habe Dir ſchon eine Nuß⸗ ſchale beſtimmt,“ rief ſie übermüthig, „wir wollen ſehen, ob ſie allein bleibt oder ſich eine verwandte Seele aufſucht. Herr Kandidat, Sie dürfen ſich nicht ausſchließen.“ „Weißt Du auch, liebe Frau,“ meinte der Hausherr, als er zufällig einige Augenblicke allein neben ſeiner Gattin ſtand, „daß ich eine Beobachtung gemacht habe?“ „Nun und welche?“ frug die Frau Amtmann, eine kleine dicke Dame mit gutmüthigem Geſicht, „Du machſt mich neugierig, Alterchen.“ „Ich glaube, der Konrad Baumann und unſer Anna haben ſich recht herzlich lieb — und ich wollte ſehr froh darüber ſein, denn er iſt ein ordentlicher Menſch und unſer Kind paßt ſo vor⸗ trefflich zu einer ſtillen Frau Oberförſterin.“ „Alſo haſt Du es endlich auch bemerkt,“ triumphirte Frau Amtmann Freiſe, „das iſt mir längſt kein Geheimniß mehr und ich hoffe Baumanu ſpricht ſich bald einmal aus. Gott Kinder.“ Freilich dachte der Kandidat in dem Augenblicke nicht mit einem Gedanken an das ſchlichte Mädchen, deſſen Herz für ihn allein ſchlug; er ſah nur Juttas ſchlanke weiße Finger in dem Glücksblei wühlen, um ſich das intereſſante Stück zum Gießen Baumann's Pulſe flogen dabei fieberiſch, ſeine Hand bebte, als er nun den Schlüſſel, durch welchen ſie gießen wollte, über eine Schale mit Waſſer hielt. „Eins, zwei, drei — nun komm über mich, Fortuna,“ rief Jutta übermüthig und, ungeſehen von der Geſellſchaft, flammte ein heißer Blick zu dem jungen Kandidaten hinüber, daß ihm alles Blut zum Herzen ſchoß. „Was iſt denn geworden 2“ Laß ſehen, es . ſegne die „O geh'n S', mach'n S keine ſolchen Poſſen!“ muß ausgelegt werden! ſo rief die Schar der jungen Mädchen und ſie alle drängten heran, das kleine wunderliche Bleigebilde zu ſehen, welches 3 Fräulein von Halden mit ſpitzem Finger emporhielt. i „Ein Kranz,“ ſagte ſie kaltblütig, „ohne Zweifel ein Kranz; ſeht hier die Blätter und Blüthen und hier die Schleife, mit der er zuſammengebunden iſt —“ 1 „Ein Brautkranz, Jutta! Du wirſt heirathen 1 im neuem Jahre,“ jubelte die übermüthige Geſell?“ ſchaft und Anna umſchlang die Freundin enthuſtaſtiſch um ihr Glück zu wünſchen. „Aber Kinder, ſeid doch nicht ſo thöricht, lachte Jutta etwas verlegen, „noch hat es ja nur die Sylveſternacht prophezeit und über den Herrlichſten von Allen, für den ich den Myrtenkranz auf ſetzen ſoll, ſchweigt das Bleiſtückchen.“ „Halt, ich weiß etwas,“ rief Anna, „Du mußt eine Apfelſchale über den Kopf werfen, 0 kommt der Anfangsbuchſtabe des Zukünftigen heraus. „Gut, gieb her,“ und gleich darauf ſchleuderte Jutta die Schale über ihr blondes Lockenköͤp fchen, 9 daß ſie weit hinein in's Zimmer flog. 9 „Ein K, Jutta, ſieh doch; es iſt ganz unvers kenntbar,“ klang es zu ihr hin, welche jetzt neben dem ſchweigenden Kanditaden ſtand, da die andren ſämmtlich zu dem Orakel hingeeilt waren. Fortſetzung folgt. Humoriſtiſches. Praktiſch. „. . Du willſt Deiner Frau ein neues Kochbuch gefchrieben haben?“ Ja, wie haſt Du denn daß angeſtellt?“ — „Ganz einfach, ich habe den Titel und Namen der betreffenden Speiſe geſchrieben und darunter das Gaſthaus, aus welchem ſie geholt werden ſoll!“ — An züglich. „Ich habe ein neues Trauerſpiel geſchrieben!“