E * Ladenburg. 2 5 Politiſches. 5 . SAH. Karlsruhe, 10. Juli. Ver hehe Werth des Beſitzes einer genügenden Anzahl pon Einienſchiffen findet durch den Verlauf des Paniſch⸗amerikaniſchen Krieges ſeine vollſte Beſtätigung. Es hat ſich gezeigt, daß die Spanier mit ihren vier hochmodernen Danzer⸗ kreuzern des Admirals Cervera nichts von Belang gegen die amerikaniſchen Linienſchiffe unternehmen konnten, daß aus ſchlaggebend für alle maritime Unternehmungen nur die ameri⸗ kaniſchen Linienſchiffe waren. Eine glänzendere . Kolb, Kechtfertigung konnte dem deutſchen Flotten⸗ — eeſes nicht zu Cheil werden, und die Kriegs⸗ ia ereigniſſe zeigen, wie richtig es war, das Haupt⸗ kohlen gewicht des Flottengeſetzes auf Schaffung der 8 Schlachtflotte zu legen. Die beträchtliche Anzahl ſpaniſcher großen und kleinen Hreuzer in den zohlen, eubaniſchen Gewäſſern war macht⸗ und kraft⸗ irithohln los, weil ihr das Rückgrat einer Kernflotte von Linienſchiffen fehlte. Die ſpaniſche See⸗ macht auf Cuba beſtand aus Vorpoſtenmaterial ohne Gros und mußte deßhalb über kurz oder lang zwecklos zu Grunde gehen. Der kombinirte Land- und Seeangriff auf Santiago de Cuba muß auch dem kurzſichtigen Philiſterthum die Augen öffnen, daß das „Can⸗ dungsgeſpenſt“ kein Geſpenſt mehr iſt, ſondern greifbare Wirklichkeit geworden iſt. Die Spanier haben noch über 100,000 Mann regulärer Truppen auf Cuba und den⸗ noch iſt es dem General Shafter gelungen, in der Nähe von Santiago, unter dem Schutze der Kotte 17000 Mann in kurzer Zeit zu landen. arte. 1 rſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ 1 haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. 5 N Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor — — 3 5 können den Mittwoch, den 13. Juli Anzeigen: Die einſpaltige C q Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor Ladenburg. 5 5 1898. wäſſer thatſächlich, mußte aber zu unſerem Glück von einer Landung Abſtand nehmen, weil die ihm zugeſicherten 40000 Mann Lan⸗ dungstruppen nicht ankamen. Sur Abwehr der erwarteten Candung mußte 1870, zu An⸗ fang des Urieges, 78000 Mann Linie und Landwehr zurückgelaſſen werden. Seitdem haben ſich durch das rieſenhafte Anwachſen der enormen Gceandampfer die Transportmittel ungemein vermehrt, ſo daß weit größere Trup⸗ penmaſſen, als 1870 von Frankreich beabſich⸗ tigt war, befördert werden können. Das Alpha und Omega der Hüſtenver⸗ theidigung ſind Linienſchiffe. Die Landung bei Santiago iſt ein ſchlagender Beweis dafür, daß eine wirkſame Hüſtenvertheidigung nur in der Beherrſchung der See und in der Möglichkeit beſteht, den Feind von den eigenen Küſten fern⸗ zuhalten. Hüſtenbefeſtigungen und Sperren aber Feind wohl kurze Seit aufhalten, aber nicht dauernd am Erfolg verhindern. Berlin, 10. Juli. In Odde fand am Henkes Vormittag die feierliche Enthüllung des enkmales für den verunglückten Lieutenant v. Hahnke von der „Hohenzollern“ in Gegenwart des Haiſers ſtatt; ein zahlreiches Publikum aus der ganzen Umgegend wohnte der eindrucks⸗ vollen und würdigen Feier bei. Nach Beendi⸗ gung derſelben ging der Maiſer an Bord der „Hohenzollern“ wieder in See. Noch von Ooͤde aus hat Maiſer Wilhelm ein herzliches Beileidstelegramm an den Präſi⸗ denten der franzöſiſchen Republick Felix Faure anläßlich des erſchütternden Untergangs des franzöſiſchen Dampfers „Bourgogno“ gerichtet und in demſelben ſeinem tiefen Mitgefühl für die Hinterbliebenen der Gpfer dieſer neueſten großen Schiffskataſtrophe warmen Ausdruck r verliehen, Präſident Faure antwortete hierauf in folgender Depeſche: „Ich bin lebhaft ge⸗ rührt von dem Telegramm, durch welches Ew. Majeſtät mir Ihre Theilnahme aus Anlaß der ſchrecklichen Hataſtrophe übermittelt hat und ich danke Ihnen fur die lebhaften Gefühle, welche Sie mir für die Familien ausgedrückt, die dieſes ſchreckliche Ereigniß in Schmerz ver⸗ ſetzt hat.“ Natürlich entbehrt dieſer jüngſte Telegrammwechſel zwiſchen dem dentſchen Haiſer und dem Staatsoberhaupte Frankreichs jeder politiſchen Bedeutung, er wird aber wegen ſeines Anlaſſes jenſeits der Vogeſen wie in Deutſchland in weiten Bevölkerungskreiſen ſicherlich unbedingte Zuſtimmung finden. Berlin, 11. Juli. Das „Kl. Journ.“ veröffentlicht Mittheilungen über eine Unterredung die eine bekannte politiſche Perſönlichkeit geſtern mit einem der hervorragenſten Würdenträger des ruſſiſchen Hofes bezüglich der etwaigen Folgen des ſpanniſch⸗amerikaniſchen Coflictes gehabt habe. Darnach äußerte die betreffende hohe Perſönlichkeit ſich dahin, ſie glaube, die Friedensverhandlungen zwiſchen Spanien und Amerika würden der geſammten europäiſchen Diplomatie noch große Schwierigkeiten bereiten, weil Amerika nach den letzten Erfolgen kaum mit der urſprünglich geforderten Herſtellung von Cuba libre ſowit einer Kriegsentſchädigung zufrieden ſein werde, vielmehr auch nach Portorico und den aſiatiſch poloneſiſchen Beſitzſtand veranlaſſen verlangen werde. Die Erfüllung dieſer Forderung würden aber weder Rußland noch die übrigen intereſirten Mächte zugeben. Rußland ſpeciell würde auf die Dauer der amerikaniſchen Annectirungsgelüſten nicht mit verſchränkten Armen zuſehen. Rußland wolle den Frieden, und ſei im Stande, ſeinen Willen den nöthigen Nachdruck zu verſchaffen mit 1 Es war dies nur möglich, weil die amerikani⸗ 6 10 ſche Flotte die See beherrſchte. Admiral Bonet⸗ —.— Willaumez beherrſchte 1870 die deutſchen Ge⸗ pfipſt 80 a le Johannisroſen. Sten Novelle von F. von Pük ler. — 9 (Nachdruck verboten.) le „„Was iſt Ihnen, mein Freund?“ frug eine ſüß tönende Frauenſtimme neben ihm, und berauſchender f Veilchenduft legte ſich um ſeine Sinne, „iſt es Neil 0 micht das ſchöne Pfingſten, welches wir feiern können, zuſammen nach langer Trennung, in ſeliger Harmonie der Herzen?“ „Ich muß nun bald wieder fort, gnädige Frau,“ meinte Lauer, ſich der förmlichen Anrede wie hinter einem Bollwerk verſchanzend, „und da iſt es ſo natürlich, daß ich mir Gedanken mache, wie alles werden wird, ob ich das hier finde, was mein alterndes Herz begonnen hat ſich heiß zu erſehnen.“ a „Mein theurer Freund,“ flüſterte ſie, verwirrt, die Blicke ſenkend, „hoffen Sie wie ein Mann, berzagen Sie nicht — der Johannistrieb ſoll Ihr Glück begründen noch in elfter Stunde.“ Ein eigenes, halb ſpöttiſches Lächeln glitt momentan über ſein ausdrucksvolles, männliches Geſicht, doch es verſchwand ſo raſch, wie gekommen, und er entgegnete ſinnend: »Möchten Sie Recht behalten, Frau Kommer⸗ zienrath, ich wag nicht viel zu hoffen.“ Nach dem ländiſch einfachen Abendeſſen tanzte Jung und Alt fröhlich durch den Saal. Elli ſchien außerordentliches Gefallen an dieſem Vergnügen zu finden, ſie kam kaum zum Ausruhen und flog aus einem Arm in den anderen. „Fräulein Elli, wollen Sie mir eine Walzer⸗ tour ſchenken?“ frug Lauer jetzt das hochathmende junge Mädchen, die ſoeben mit Graf Reden getanzt hatte. Ihr Auge ſtrahlte heller. „O ja, ſehr gern,“ ſagte ſie fröhlich, „ich habe Sie den ganzen Tag noch nicht geſprochen.“ „Wollen Sie mir dann die Freude machen, Elli, und in meinem Wagen nach Hauſe fahren?“ „Ach das wäre gar zu ſchön!“ rief ſie naiv, und ſchlug die Hände zuſammen. 8 Dann blickte ſie ſich ſcheu um und flüſterte dem ernſten Manne zu: „Wird es auch Mama erlauben, und — und der ſchreckliche Graf 2“ „Die fragen wir nicht Elli,“ meinte er mit einem Male ſo fröhlich wie ein Kind, „kommen Sie laſſen Sie uns zunächſt tanzen!“ Sie ſchwebten dahin auf den Wogen eines Strauß'ſchen Walzers, und das junge Mädchen meinte noch nie ſo gut getanzt zu haben. Es war ein Rauſch der ſie erfaßt und den ſie ſich voll ungeahnter Wonne überließ. „Ich danke Ihnen, Kind, — auf Wiederſehen! Vergeſſen Sie nicht, daß ich Sie heimfahren werde — wehe dem, der in mein Recht eingreifen ſollte!“ Bei ſeinem halb ſchmerzhaften, halb tief ö erregten Tone erbebte Elli, aber es war keine dahinbrauſte, „nun ſind wir geborgen vor allen 5 Angſt, und als ſie zu ihm aufſchaute, mußte ſie ſogleich das Auge wieder ſenken, denn in dem ſeinen lag etwas Räthſelhaftes, Bezauberndes, was ſie nicht zu verſtehen vermochte. Und endlich brach die Geſellſchaft auf. Ehe ein anderer daran gedacht, ſtand Lauer an der Sei des Mädchens, bot ihr den Arm und führte f zu ſeinem Wagen, im Vorbeigehen trafen ſie Graf Reden, der ziellos umherſtrich, und der Oſtindier rief ihn an: „Herr Graf, ich bitte Sie, Frau Kommerzien⸗ rath Bärenſprung zu fahren; ich habe das gnädige Fräulein zum Rückweg engagirt.“ ö Wer beſchreibt Frau Eliſens Wuth und Ent⸗ täuſchung, als der elegante Graf ſich ihr als Partner vorſtellte; mit etwas verzertem Lächeln neigte ſie das Haupt und ließ ſich von ihm zum Wagen geleiten. l Als ſie Elli an Lauers Arm erblickte, ſtand ihr das Herz faſt ſtill. War das der Johannistrieb in ſeiner Bruſt? Eine ganze Welt ſank in den Moment vor den ins Leere ſtarenden Augen de ſchönen Frau zuſammen. „So, Fräulein Elli,“ rief Lauer faſt aus gelaſſen, als der Wagen mit den feurigen Thieren geſelligen Anſtürmen und können uns der wunder⸗ vollen Mondnacht erfreuen. Sehen Sie, wie köſtlich dieſe goldene Scheibe am Himmel dahin⸗ ſchwimmt!“ N 528 r