des ſpaniſchen Volkes über die neue ſchwere Nieder⸗ lage Spaniens in einer Weiſe Luft macht, daß nicht nur das Miniſterium Segaſta, ſondern auch die herrſchende Dynaſtie dem allgemeinen Unwillen veichen muß, dann aber wird der Bürgerkrieg im Lande der Kaſtanien auf's Neue daſſelbe wild und unbarmherzig zerfleiſchen. . Politiſches. Karlsruhe, 6. Juli. Geſtern hielt die Commiſſion zur Berathung der Novelle zum Ele⸗ mentarunterrichts⸗Geſetz ab. Der Vorſchlag der Regierung, daß Lehrer mit 31 Dienſtjahren den Höchſtgehalt von 2000 Mark, Lehrer mit 27 Dienſt⸗ jahren 1900 und Lehrer mit 24 Dienſtjahren 1800 Mk. erhalten ſollen, wurde von den Commiſſionsmitgliedern ſchließlich angenommen, da der Staatsminiſter erklärte, die Regierung würde auf weiter gehende Zugeſtändniſſe unter keinen Umſtänden eingehen und lieber das Geſetz ſcheitern laſſen. Köln, 6. Juli. Zur Erkrankung der Kaiſerin Eliſabeth von Oeſterreich ſchreibt die „Köln. Ztg.“ „Die amtliche Beſtätigung der nicht unbedenk⸗ lichen Erkrankung der Kaiſerin von Oeſterreich hat auch innerhalb der ſchwarz⸗weißrothen Grenz⸗ pfähle, in der Heimath der erlauchten Herrſcherin, weit über die amtlichen Kreiſen hinaus lebhafteſte Theilnahme hervorgerufen. Die Kaiſerin erlitt in den letzten Jahren vielfaches Seelenleid; jetzt giebt das Herzleiden zu ſchweren Sorgen Anlaß, wenn auch bei richtiger Behandlung und Lebens⸗ weiſe eine völlige Geneſung keineswegs ausge⸗ ſchloſſen iſt. Wir wünſchen der Kaiſerin auf⸗ richtig, daß ſie in dem anmuthigen Nauheimer Bade bald völlige Wiedergeneſung finde“. Verſchiedenes. * Laden burg, 7. Juli: Wir leſen im „Zab. Anzeiger“: Wie nothwendig es iſt, daß das neue Handwerkergeſetz voll und ganz zur Anwendung kommt und die Geſchäftsleute ſich mit dieſem Geſetz vertraut machen und auf Durchführung dringen, beweiſt folgender Fall: In meinem Nachbarorte hat ſich ein Schumachermeiſter niedergelaſſen, der ein Alter von 16 Jahren 3 Monaten hat, etwa 1,50 m. hoch und beinahe 45 Kilo ſchwer iſt; derſelbe iſt wohlbeſtallter Schumachermeiſter. Das muß ein tüchtiger Menſch ſein, wird mancher ſagen; andere ſind in dieſem Lebensalter noch Lehrlinge, und der hat es ſchon bis zum ſelbſtändigen Meiſter gebracht. Es kommt aber ſchon beſſer, denn die Vorbildung als ehrbarer Schuhmacher hat er ſich auf verſchiedene Art und in recht eigenthümlicher Weiſe angeeignet. Zunächſt wurde er Buchbinderlehrliung in einer hieſigen Buchhandlung. Lehrjahre ſind keine Herren⸗ jahre, dachte der junge Bucheinbindungskünſtler, da er aber ziemlich ſelbſtändig ſein wollte, wurde er zunächſt Fabrikarbeiter. Da er dort nach einiger Zeit noch nicht zum Meiſter avancirte, wählte er ſich den Schuhhammer als Lebensgefährten aus, er ging in eine hieſige Schuhfabrik und lernte dort eine kurze Zeit, dann ging er zu einem Schuh⸗ machermeiſter in Arbeit, da dieſer mit ſeiner Arbeit nicht zufrieden war, zeigte er letzterem daß er auch ſoviel iſt wie dieſer und wurde Schuhmachermeiſter, Mehr kann man nicht verlangen. — Mannheim, 6. Juli. Wegen Straßen⸗ raubs wurde der 19 Jahre alte Taglöhner Johann Ebert aus Heddesheim, ein leichtſinniger, arbeitsſcheuer Burſche, der dem Knaben Friedrich Köhler von Ladenburg unter Drohung, er werde ihn tödten. am Pfingſtmontage auf der Straße, welche von Ladenburg nach Heddesheim führt, ein Stück Fleiſch gewaltſam entriß, unter Annahme milternder Umſtände zu einem Jahre Gefängniß verurtheilt. — Schwetzingen, 6. Juli. welche, wie wir ſ. Zt. berichteten, über die Mauer des hieſigen Friedhofes ſtiegen und ſchlimmer als wurden vom hieſigen Schöffengericht auf ſechs Monate ins Gefängniß geſchickt. In der Ein⸗ ſamkeit des Kerkers werden ſie hoffentlich einſehen, daß ein geſitteter Menſch Achtung haben muß vor der Ruheſtätte der Todten, die ſelbſt den Wilden heilig iſt. — St. Goarshauſen, 6. Juli. Ein ſchwerer Unglücksfall hat ſich im Loreley-Tunnel zugetragen. Dort war ein Trupp Rottenarbeiter mit der Verlegung der Schienen beſchäftigt. Ein von Köln⸗Deuz kommender Schnellzug hatte kaum die Strecke paſſirt, als der von St. Goars⸗ hanſen abgehende Perſonenzug in das Tunnel einfuhr und zwei auf dem Geleiſe befindlche Arbeiter tödt ete. Beide waren entſetzlich ver⸗ ſtümmelt, die Köpfe war ihnen abgefahren. — Baden Baden, 6. Juli. (Guter Fang.) Der Criminalpolizei gelang es einen guten (Gerechte Sühne.) Die beiden „Maiausflügler“ aus Neckarau N nen an Bord hatte, zuſammen. Barbaren die Gräber der Entſchlafenen ſchändeten, h 8 uf Fang zu machen. Eine Frauensperſon, aus Württemberg gebürtig, ſtahl einem hieſigen Kür⸗ gaſte 800 Mark. Bei ihrem Verhör auf dem Polizeibureau ſtellte es ſich heraus, daß die Diebin noch viel mehr anf dem Kerbholz hatte. So ſoll ſie z. B. in Wiesbaden einen bedeutenden Ein⸗ bruchsdiebſtahl verübt haben. — Berlin, 7. Dem „Berl. Tagebl.“ wird aus Budapeſt telegraphirt: Die Blumenhändlerin Joſepha Pal erſtattete Anzeige, daß der bei ihr wohnhafte Betonarbeiter Muſchik ſich mit zwei anderen Arbeitern verbunden habe, um gegen den Kaiſer ein Dynamit⸗Attentet zu unternehmen. Dasſelbe war für Dezember geplant. Muſchick wurde verhaftet; er geſtand alles ein und gab ſogar die Stelle auf der Kettenbrücke an, wo das Attentat ausgeführt werden ſollte. Gegen alle Cloplicen wird die Anklage auf Hochverrath erhoben werden. — Rom, 7. Juli. In Terro del Grecce bei Neapel explodierte auf einem Karouſſel eine Schachtel Dynamit. Der Sohn des Beſitzers wurde getötet, 3 Knaben, die ſich auf dem Karouſſel vergnügten, wurden ſchwer verletzt. Großes Schiffsunglück. — Halifax, 6. Juli. Das Schiff „Cromartyſhire“ ſtieß am 4. ds. Mts. in dichtem Nebel, 60 Meilen von Salbe Island, der kleinen Inſel öſtlich von Haliaſp, mit dem franzöſiſchen Dampfer „La Bourgogne“, der 800 La Bour⸗ gogne ſank ſofort, nur 170 Paſſagiere und 30 Leute von der Mannſchaft wurden gerettet, alſo ſind wohl 600 Menſchen umgekommen. Faſt ſämmtliche Offiziere der „La Bourgogne“ ſind ertrunken. Die, Cromartyſire“ wurde von dem Allandampfer heute hier eingeſchleppt. — Halifax, 7. Juli. Nach der Ein⸗ tragung des Kapitäns im Logbuch der „Cromatiſire“ hatte das Schiff nur eine Geſchwindigkeit von 4 Meilen in der Stunde, jede Minute ertönte das Nebelhorn. Nebel aufgetaucht und in die „Croma tyſire“ hineingefahren, deren Planken vollſtändig durch⸗ ſchneidend und die Takelage herunterreißend, ſo daß das Schiff im Waſſer trieb. Darauf ſei die „Bourgogne im Nebel verſchwunden. Als der Nebel ſich lichtete, ſah man die Mannſchaft der „Bourgogne“ und viele Paſſagiere in den Booten und auf Wrackſtücken treiben. Die „Cromarthiſire“ ſprach vom Verreiſen, Fortziehen und was derlei Reden mehr waren; auch Graf Redens Beſuche meinte ſie, gälten allein dem Töchterchen, und es würde ſich freuen, Elli als kleine Gräfin in die Arme zu ſchließen, ehe ſie ſelbſt — — — Aber weiter ſagte ſie nichts, und das junge Mädchen ganz unruhig über dieſe Andeutungen, frug, als ſie Georg Lauer am nächſten Morgen wie gewöhnlich im Garten traf, ganz offen und zutraulich, ob er wiſſe, was Mama vorhabe und dabei erzählte ſie deren Andeutungen. Lauer lächelte ganz eigenthümlich, dann aber ſagte er gelaſſen: „Seien Sie ruhig, Fräulein Elli, Ihr Schickſal wird hoffentlich nicht durch die Pläne der Mama gekreuzt werden. Im Uebrigen verſprechen Sie mir, immer ganz offen zu erzählen, was man von Ihnen verlangt — denn nicht wahr, wir ſind gute Freunde?“ Und dabei hielt er ihr mit einem ganz beſonderen tiefen Blicke die Hand hin und zog ihre kleinen, weichen Finger dann langſam an die Lippen, daß Elli dunkelroth wurde bis an die Haarwurzeln. „Ja, ſehr gute Freunde,“ ſtotterte ſie verlegen, zaber — aber, ſagen Sie es der Mama nicht. Ach — ich ſoll ja den Graf Reden heirathen —“ Und die hellen Thränen ſtrömten bei den Worten in die ſchönen Mädchenaugen, dann aber floh Elli eilig davon wie ein Wirbelwind, und Lauer blickte ihr erregt nach. a „Welch' ſüßes Kind! Noch eine Minute, und ich hätte ſie in meine Arme genommen, um die Thränen von ihren Augen zu küſſen.“ Am zweiten Pfingſtfeiertage, an dem die Partie ſtattfinden ſollte, wurde ganz zeitig in der Villa Veilchen und Maiglöckchen abgegeben. „ „Für Fräulein Bärenſprung,“ lautete der Beſcheid des überbringenden Gärtnerburſchen. Die Jungfer der Kommerzienräthin ſtürzte eilfertig aus dem Hintergrunde herzu, um es an ſich zu nehmen. „Ich will es abgeben,“ ſagte ſie ganz athemlos zum Portier, „geben Sie her. Grafen?“ „Geſagt hat der Gärtner nichts,“ meinte der Portier, „aber es ſieht nobler aus, als von dem zu erwarten iſt.“ „Für meine Tochter?“ frug gedehnt die ſchöne Kommerzienräthin, welche ſoeben im Bette ihre Schokolade einnahm, „daß muß ein Irrthum und für mich beſtimmt ſein.“ Die Pfingsröschen deuten allerdings auf die junge Dale,“ ſchaltete die Jungfer boshaft ein, „es iſt villeicht von dem ausländiſchen Herrn.“ „O, nein,“ entgegnete ſchnell die Dame, und ein helles Roth des Unwillens färbte ihr Antlitz, „Herr Lauer iſt ein intimer Freund aus meinen Mädchenjahren und beachtet ſolch ein ungezogenes Kind wie Elli noch gar nicht.“ So blieb das Bouquett in den Händen der Frau des Hauſes, und Elli erfuhr nicht einmal etwas von der duftigen Huldigung, die ihr vergolten. Nur Frau Eliſens Laune war durch den Zwiſchenfall geſtört. Es kränkte ſie, daß irgend Jemand ihre Tochter und nicht ſie ſelbſt hatte auszeichnen wollen, das war noch nie vorgekommen. Als Elli dann fröhlich hereinſtürmte, im ſchlichten weißen Mullkleidchen, einen roſa Gürtel um die ſchlanke Taille, eine Roſe im Haar und eine an der Bruſt, da fuhr die ſchöne Mama ſie an: „Kannſt Du Dich nicht pünktlich zurechtmachen? Graf Reden wird ſogleich kommen, um Dich abzuholen, Iſt's vom Herrn und dabei ſiehſt Du noch roth und erhitzt aus wie Bärenſprung ein gar köſtliches Bouquett von Roſen, ein Bauernmädchen!“ Doch Elli war heute ſo vergnügt, daß der Tadel wirkungslos an ihr abprallte, und ſie nur lachend ſagte: 5 „Das giebt einen guten Gegenſatz zu dem feinen Herrn Grafen, der vor lauter Vornehmhelt nicht weiß wohin.“ „Ich bitte ſehr, nicht über meine Freunde zu ſpotten!“ herrſchte die Mutter ſie an, ſei froh, wenn ſich Jemand um meinetwillen mit Dir abgiebk, Du biſt ja noch viel zu dumm um Dich zu unter⸗ halten!“ Elli dachte im Stillen, wie gut und heiter es ſich doch mit dem Herrn Lauer plaudern ließ, und ſie hatte ihm noch nie angemerkt, daß er ſie für dumm und kindiſch hielt. Aber ſie ſchwieg und ſchlich hinaus, um Hut und Jacke zu holen, falls Graf Reden käme ſie abzuholen. Es war eine Geſellſchaft von etwa zwanzig Perſonen die ſich zuſammenfand, um einen Berg zu beſteigen. Oben ſollte Mittagbrot gegeſſen, Krokett geſpielt und Abends getanzt werden. Beim Vollmondſchein wollte man dann wieder heimkehren. Frau Eliſe hatte eine ebenſo gewählte wie koſtbare Toilette aus fliederfarbener Seide und Spitzen angelegt. Ein dazu paſſendes Hütchen, ganz mit Maiglöckchen überſchüttet, ſaß auf dem dunklen vollen Haar und ſtand dem ſchönen Antlitz ganz vorzüglich. Sie ſprühte von Heiterkeit, wußte dabei jedoch mit feinſtem Takt Georg Lauer unverweiglich an ihrer Seite feſtzuhalten, ſodaß die übrigen Mitglieder der kleinen Geſellſchaft einen verſtändnißvollen Blick austauſchten: alſo nach Indien zeigte die Magnet⸗ nadel am Kompaß der ſchönen Wittwe. Lauer war heute ziemlich ſtill, faſt verſtimmt, und Eliſe deutete es klopfenden Herzens für ei günſtiges Zeichen — er wäre gewiß viel lieber mif ihr allein geweſen. Ringsum erklangen feierlich die Pfingſtglocken, Sonnenſchein, Roſenduft und lachende Geſichter überall, nur der eruſte Mann ſchrittſ weigend wie in Gedanken verſunken, einher. 5 ö Plötzlich ſei ein Dampfer im 1 2. Sten N ul