aiſchem Widerſtand zum Stehen. Die Verluſte ſind groß. Waſhington, 2. Juli. Das Kriegs⸗ departement erhielt geſtern abend von General Shafter aus Siboney vor Santiago de Cuba folgendes Telegramm: Wir hatten ein ernſtes Gefecht, das von 8 Uhr morgens bis Sonnen⸗ untergang dauerte. Wir nahmen die Außenwerke, die nunmehr in unſern Händen ſind. Es iſt nunmehr zwiſchen meinen Linien und der Stadt nur noch ¼ lengliſche) Meilen offenes Feld. Die Truppen werden bis morgen verſchanzt bleiben, bis zu welcher Zeit die Streitkräfte eine beträchtliche Verſtärkung erfahren werden. General Lawſons Diviſion und General Bates Brigade, die den ganzen Tag bei der Einahme El Ganeh beſchäftigt waren hatten ihre Aufgabe bis 7 Uhr abends erfüllt und werden im Laufe der Nacht in die Gefechtslinie vor Santiago einrücken. Leider muß ich bemerken, baß unſere Verluſte über 400 Mann betragen. Tot ſind nicht viele. (Nach einer Meldung wurden auf der amerikaniſchen Seite mindeſtens 1300 Tote und Schwerverletzte gezählt. Die Regierung beſchloß, ſofort weitere 50 Aerzte nebſt anderm Pflegeperſonal nach Santiago zu ſchicken.) — Der Berliner Korreſpondent der aſſociierten Preſſe kabelt, er erfahre aus abſolut authentiſcher (2) Quelle, daß Deutſchland, Frankreich und Rußland übereinkamen, nach dem Kriege einen Kongreß der Großmächte einzurufen, um die Amerikaner an einen dauernden Beſitzergreifung der Philippinen zu hindern. s Waſhington, 3. Juli. Präſident Mac Kinley und Sekretär Alger erhielten eine Privat⸗ depeſche vom Schlachtfelde, wonach der Kampf geſtern nachmittag wieder aufgenommen wurde und den ganzen Tag dauerte. Verwundete treffen in ununterbrochener Folge bei dem Lagerplatz ein. Alles deute auf beträchtliche Verluſte der Amerikaner hin Ein entſcheidendes Reſultat meldet das Telegramm nicht. Waſhington, 4. Juli. General Shafter telegraphirt, Santiago ſei vollſtändig umringt, nur im Nordenß und Oſten ſei der Kordon ſchwächer. Die Stadt werde ſo heftig verteidigt, daß es? unmöglich ſei, mit der gegenwärtigen Truppenzahl Santiago in Sturm zu nehmen. General Miles erklärte die Schlacht für eine Partie remis. Schafter werde die Truppen zum Meer zurückführen, ihnen Ruhe gönnen und Verſtärkungen erwarten. Verſchiedenes. — Ladenburg, 4. Juni. An der Ausſchußſitzung der Gewerbevereine des Pfalz⸗ gauverbandes, welche geſtern in Neckarbiſchofs⸗ heim ſtattfand, betheiligten ſich 70 Perſonen. Faſt alle Vereine waren vertreten, der hieſige ſogar durch 4 Mitglieder. Den Verhandlungen wohnte auch Herr Bürgermeiſter und Landtags⸗ abgeordneter Neuwirth von Neckarbiſchofsheim an. Bei Punkt 1 der Tagesordnung „Wann iſt der Gewerbetreibende als Kaufmann zu betrachten? ob bei einem Reingewinn von 3000 oder erſt von 5000 Mark, den er als Händler erziehlt, wurde beſchloſſen, der Großh Regierung in Erwägung zu geben, in ſtreitigen Fällen eine Kommiſion zu ernennen, welche zur Hälfte aus Mitgliedern der Handels- und der Handwerkerkammern beſteht.“ An Punkt 2. „Die Hauptpunkte der Programme der Gewerbevereine“ knüpfte ſich eine lebhafte Diskuſion an. die ſich namentlich mit den Mitteln zur Bekämpfung der großen Waarenhäuſer und des Hauſirhandels beſchäftigte. Zu Punkt 3 werden als Anträge zur Landesausſchußſitzung feſtgeſtellt: a. Die Landeslehrlingsausſtellung ſollte nicht mehr in einer Stadt, ſondern in zwei ſtatt⸗ finden, wovon eine im Oberland, die andere im Uuterland liegt. b. Die Lehrlingsarbeiten ſollten frachtfrei befördert werdeu. e. Die Prüfungs⸗ kommiſſion ſollte aus Meiſtern der Groß- und Kleinſtädte beſtehen. Ferner werden als Anträge zum Gautag, welcher im September in Wiesloch gelegentlich der Gewerbeausſtellung abgehalten wird, gewünſcht: a Die Submiſſion und zwar ſpeziell bei den Gemeinden. d. Empfiehlt es ſich, Genoſſenſchaften unter den Gewerbtreibenden zu bilden? Zum Schluß machte der Secretär die Mittheilung, daß ſich in Waibſtadt ein Verein mit 30 Mitgliedern gegründet habe, der als 15, dem Gauverband beigetreten ſei. — Waldmichelbach, 30. Juni. Im Alter von 80 Jahren nach Amerika abgereiſt! nicht nur im Odenwald weit und breit bekannt iſt, ſondern der ſeit 65 Jahren auch vielen Tauſenden an der Bergſtraße und beſonders in der Maunheimer und Heidelberger Gegend zum fröhlichen Tanze aufſpielte, reiſte trotz ſeines hohen Alters nach Amerika, wo er bereits wohlbehalten in St. Louis bei ſeinem Sohne eintraf. SRK. Karlsruhe, 30. Juni. Das Großh. 1 U f iſt vor der Flensburger Fähre geſunken und Der 80 Jahre alt Muſiker Nicolaus Prieſter, der badiſche Miniſterium des Innern hat, um hervor getretenen Zweifel zu begegnen, neuerlich entſchieden, daß die Seitens der freiwilligen Feuerwehren voll⸗ zogenen Commandantenwahlen nicht der bezirksamtlichen Beſtätigung bedürfen; es genügt, wenn dem Amte die jeweils Gewählten vom Gemeinderath namhaft gemacht werden. — Pforzheim, 3. Juli. Ueber einen Raubanfall wird dem „Pf. Anz.“ Folgendes mitgetheilt? Am Donnerstag Abend kurz dor 10 Uhr klingelte es an der Thür des Edelſtein⸗ händlers Karl G. in der Weiherſtraße. Die Ehefrau öffnete, und alsbald fiel ein etwa 30 35 Jahre alter ſchlanker Mann über ſie her. Der Eindringling ergriff die Schürze der Frau ſteckte ſie ihr in den Mund, band der Ueberfallenen mit einer Schnur Hände und Füße zuſammen und eignete ſich dann den Schlüſſelbund an, Der Räuber öffnete den Kaſſenſchrank, entwendele das darin befindliche Baargeld im Betrage von etwa 60 Mark, ſowie eine Schachtel mit Edelſteinen. Die Edelſteine warf jedoch der Räuber der Frau vor die Füße mit den Worten: „Da Kanaile, haſt Du dein Lumpezeug und entfernte ſich dann. — Schlucht ſee, 3. Juli. Anläßlich der Durchreiſe des Großherzogs und der Großher⸗ zogin hatten es ſich die zur Zeit im Hotel „Sternen“ weilenden Kurgäſten nicht nehmen laſſen, den hohen Herrſchaften eine Huldigung darzubringen. Herr J. Wachenheimer aus Kippenheim begrüßte im Namen der Kurgäſte Ihre Königlichen Hoheiten mit einem herzlichen „Willkommen“ in dem ſchönen, berrlich gelegenen Schluchtſee, Fräulein Mathilde Hatz aus Raſtatt überreichte einen ſelbſtgepflückten Feldblumenſtrauß⸗ Sämmtliche Kurgäſte, mit Blumen der Landes⸗ A farben geſchmückt, waren zugegen. Die hohen Herrſchaften waren ſichtlich erfreut über die ihnen dargebrachte Huldigung. — Kiel, 3. Juli. Die Luſtyacht „Bertha“ verloren gegangen. Ein Mann der Beſatzung kam in den Wellen um. — Petersburg, 4. Juli. Wie aus Uman im Departement Wonoreſch gemeldet wird, ereignete ſich unweit des Gutes Roman anf dem Fluß Woroneſch ein ſchrecklicher Unglücksfall 60 Gutsarbeiterinnen von dem Gut Roman ließen ſich auf zwei loſe miteinander verbundene Booten überſetzen. Auf der Mitte des Stromes geſpannt darauf; mir iſt zumuthe, als ſollte dieſer Tag ein bedeutſamer werden für mein ganzes ferneres Leben.“ Gleich darauf führte ihn ein Dienſtmädchen in den Salon der Frau Kommerzienrath und bedeutete ihm: die gnädige Frau werde gleich erſcheinen. % Unruhig ſchritt Lauer auf den weichen Teppichen hin und her, bis endlich das Rauſchen eines ſeidenen Kleides ſich vernehmen ließ, und gleich darauf die Thür zum Nebenzimmer geöffnet ward. „Mein theurer Freund, alſo endlich, endlich führt uns ein gütiges Schickſal wieder zuſammen. Wie z freue ich mich über dies unerhoffte Wiederſehen.“ Ja, das war ſie, die Georg Lauer einſt ſeine Braut, ſein Dornröschen genannt — oder ſollte es dennoch eine ganz Fremde ſein ? Dieſe volle, ſchöne Frauengeſtalt mit den coquett lächelnden Munde, den ſchmachtenden Augen und der übertrieben eleganten Toilette konnte unmöglich ein dieſelben ſein mit dem ſchlanken, lieblichen Mädchen, welches ſeine Erinnerung ſo treu bewahrte. f Freilich, ſie hatte ihn damals bis ins Herz hinein getroffen, als ſie, nachdem Sie ſchon Monate ihm anverlobt geweſen, den reichen, halbſchwach⸗ ſinnigen Kommerzienrath ihm vorzog, „weil ihre Mutter es wünſchte, und eine Tochter doch den Eltern gehorchen müßte.“ Aber er hatte alles vergeſſen, hatte während der ganzen Ueberfahrt nur von Eliſe geträumt — und einem ihm vielleicht ſpät noch beſchiedenen Glück; aber freilich dieſe vornehme Weltdame, welche ihm verheißungsvoll lächelnd ihre weißen weichen Hände entgegenſtreckte, erſchien ihm völlig fremd, und der Johannistrieb der ſchon beginnen wollte, da drinnen im Herzen zu grünen, ſchrumpfte zuſammen zu zu einem winzigen Nichts. „Gnädige Frau,“ begann er, unſicher trotz ſeiner Weltgewandtheit, „ich bin glücklich, von Ihnen ſo gütig aufgenommen zu werden. Sie ſind auch die erſte Bekannte in der alten Heimath, die ich wieder aufſuche.“ „Warum ſo förmlich, wein Freund?“, frug Frau Eliſe, ſeine Rechte in ihre beiden Hände preſſend, „iſt denn nicht zwiſchen uns alles wie ehemals? Die Schranken ſind gefallen; kommen Sie, ſetzen Sie ſich hierher, und plaudern wir ein wenig miteinander.“ Und ſie zog ihn mit ſanfter Gewalt zu dem Eckdivan am Fenſter zwiſchen Fächerpalmen und Epheuwänden, um ihn in eine lebhafte trauliche Plauderei zu verwickeln. Feines Veilchenparfüm wogte um Lauer, der wie im Traume da ſaß und keine Worte fand. War das jenes Dornröschen, welches einſt mit träumeriſchen Lächeln zu ihm aufgeſchaut und mit keuſchen Lippen geflüſtert hatte: „Ich habe Dich lieb, Georg — ſehr lieb!“ Nein, unmöglich! Dieſe elegannte weltgewandte Dame, die da vor ihm mit dem Fächer ſpielte, konnte nimmermehr ſeine erſte Liebe geweſen ſein. Unwillkürlich beſchlich ihn jenes Empfinden, das er daheim im fernen Indien gefühlt, wenn eine Schlange ſich in ſeiner Nähe gezeigt; er war ſich bewußt, daß er ſcharf auf der Hut ſein müſſe, um nicht der ſich nähernden Gefahr zu erliegen. „Wie die Zeit fliegt,“ ſeufzte ſchwärmeriſch die Kommerzienräthin, „mir iſt's als habe ich Sie erſt geſtern zuletzt geſehen, Georg; Sie haben ſich ſo gar nicht verändert in Ihrem ganzen Aeußeren.“ „Gnädigſte Frau ſind zu gütig,“ formell ſich verneigend, „aber Reihe von Jahren, welche über ſind, und auch Sie — ſind eine Faſt ſchien es, als wolle die ſtrahlende Liebens⸗ würdigkeit der Dame umſchlagen bei dieſen ſo gar nicht erwarteten Worten, doch ſie bezwang ſich noch rechtzeitig und lächelte mild J meinte er, ich fühle doch die mich dahin gegangen Andere geworden.“ * „Ja, mein theurer Freund, das Schickſal iſt mit mir ſtreng in die Lehre gegangen und hat aus dem unſchuldig ſchwärmeriſchen Mädchen eine ernſte, gereifte Frau gemacht.“ Lauer dachte bei ſich, daß dies „unſchuldig ſchwärmeriſche“ Mädchen es doch ganz gut begriffen habe, daß ein alter, reicher Mann dem jungen un⸗ vermögenden Liebhaber vorzuziehen ſei, doch machte er ſich von einer ernſten, gereiften Frau doch ein einigermaßen anderes Bild. „Sie haben ja ein liebes Töchterchen zur Seite, Frau Kommerzienrath,“ fiel er ein, „die ſicherlich für Sie ein Kleinod ausmachen muß.“ „Ach ja,“ nickte die Dame, etwas perſtimmt, „es iſt ein ganz gutes Ding, aber ſo oberflächlich und kindiſch, dabei ſo ſehr einfach in ihren Neigungen, daß ſie lieber in der Küche Strümpfe ſtopft, als in meinem Salon beſcheiden den geiſtvollen Geſprächen zuhört, die dort geführt werden. Aber Sie werden Elli ja kennen lernen, vor Fremden thut ſie nie auch nur den Mund auf.“ Lauer mußte an das liebliche Mädchen drunten im Garten denken, wie ſie ihm athemlos entgegen geflogen kam dann haſtig gebeten hatte, der Mutter nichts zu ſogen; konnte Elli ſo gewöhnliche Neigungen haben ? 5 „Sie müſſen nun aber natürlich immer bei mir ſein, Georg,“ fuhr Frau Eliſe ſchmachtend fort und nahm abermals ſeine Hand, die ſich kaum losgemacht, in ihren beiden gefangen; „vor Allem kommen Sſe heute Abend zum Thee: ich ſinge Ihnen auch Ihr Lieblingslied vor — wie ehedem, wiſſen Sle noch“ Sie bog ſich erregt zu ihm herüber, ihr Arm ſtreifte den ſeinen, ihr Athem berührte ſeine Wange und — ſtärker als zuvor beſchlich ihn jenes kalte Gefühl der Nähe einer Geſahr. 2 Er hob ſich etwas ſteif und verneigte dich lief, Fortſetzung folgt.