g und Umgegend. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. N 2 5 Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ zeig ſpaltig pusz Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 7 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. i f 1 15 9 Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, N N ö 0 4 en⸗ Pula, 1 Leid und Weh Ladenburg. 1 No. 53. Druck und Verlag von Karl . Ladenburg Tamſtag, den 2. Juli — 2 Die Weltlage. Noch immer zieht ſich der ſpaniſch⸗ameri⸗ kaniiſche Krieg, ohne eine entſcheidende militäriſche Aelſen zu zeitigen, aus eine Woche in die andere hein, weder iſt bisher Manila endlich gefallen, hoch können die Amerikaner in ihren Uämpfen ut den Spaniern bei Santiago de Cuba einen. Irchſchlagenden Erfolg verzeichnen. Aber Fotzdem ſcheint ein ſchließliches Unterliegen Spanzens zweifellos, ſein Gegner iſt durch die geheuere Machtfülle und die faſt unerſchöpf⸗ chen Hilfsquellen, über welche es verfügt, im lande, den Kampf beliebig lange weiterzu⸗ hren, und ſo wird denn doch einmal der Moment kommen, in welchem das niederge⸗ kungene Fand der Kaſtanien bei den Vankees un Frieden bitten muß, geben ſich im ſpaniſchen Volke doch ſchon jetzt friedensfreundliche Sksmungen kund. Dann dürfte ſich jedoch auch die internationale Bedeutung des Urieges zwiſchen Spanien und Amerika voll enthüllen, denn falls die Amerikaner etwa neben Cuba und Porto Kico auch noch die reichen Philippinen als Siegespreis einſacken wollten, ſo würden die europäiſchen Continentalmächte ſicherlich ehergiſch Sinſpruch gegen ein ſolches, eine er⸗ hebliche Verſchiebung der Machtverhältniſſe in Oſtaſten zu Gunſten der Union bedeutendes Verfahren erheben. Anderſeits wird Englaud offenbar auch in dieſer Angelegenheit ſein be⸗ onderes Spiel ſpielen wollen und verſuchen, aus den ſpaniſch⸗ amerikaniſchen Händeln für ſich im Trüben etwas Paſſendes herauszu⸗ ſiſchen, ſei es auf den Philippinen, ſei es in Weſtindien, Rußland, Deutſchland und Frankreich werden daher gut thun, dem begehrlichen Albion bei den kommenden Friedensverhandlungen eee zwiſchen den bisherigen kriegführenden Mächten ſcharf auf die Finger zu ſehen. In den chineſiſchen Angelegenheiten ſcheint die Periode der Landerwerbungen fremder Mächte in China vorerſt wieder zum Abſchluß gekommen zu ſein, nur wegen Eiſenbahncon⸗ zeſſionen u. ſ. w. wird die chineſiſche Regierung noch von dieſer und jener Seite angezapft. Die drohende Auseinanderſetzung unter den Mächten über den Antheil an der chineſiſchen Beute, ſpeziell zwiſchen Rußland und England kann man alſo vorläufig als in die Ferne gerückt betrachten, zumal die ſäbelraſſelnden Reden der engliſchen Miniſter über die Cage in China nicht fortgeſetzt worden ſind, offenbar, weil man ſich in London überzeugt hat, daß dieſe prahler⸗ iſchen Kundgebungen in Petersburg nicht den mindeſten Eindruck machen. Immerhin ſind Ueberraſchungen in der eigentlichen oſtaſiatiſchen Frage keineswegs völlig ausgeſchloſſen, was namentlich geſchehen könnte, wenn dem jetzt zurückgetretenen, vorſichtigen japaniſchen Cabinet Ito ein nach außen actionsluſtiges Miniſterium, etwa unter Vamagata, demſiegreichen japaniſchen Heerführer im Kriege auf Korea, nachfolgen ſollte; man darf nicht vergeſſen, daß es im Keiche des Mikado eine mächtige und energiſche Partei giebt, welche es nicht überwinden kann, daß die Früchte des Sieges Japans über die Chineſen ſo mager für letzteres ausgefallen ſind und die deshalb ein möͤglichſt kräftiges Auf⸗ treten der japaniſchen Politik in der chineſiſchen Frage erſtrebt. Unruhig iſt es wieder im europäiſchen Wetterwinkel, auf der Balkanhalbinſel, geworden. Die blutigen Swiſchenfälle an der türkiſch⸗ montenegriniſchen Grenze, die allerdings ohne ernſtere Folgen geblieben ſind, haben erneut gezeigt, daß es im europäiſchen Mrient auch jetzt nicht an gelegentlichem Sündſtoff fehlt. Der ehrgeizige Fürſt der Schwarzen Berge iſt zweifellos recht unternehmungsluſtig geworden, er ſcheint gewiſſe Pläne zur Vergrößerung ſeines Candes theils auf Hoſten der Türkei, theils auf Koſten Oeſterreich⸗Ungarns zu hegen, weshalb ja die Wiener Gffiziöſen es für gut befunden haben, dem „Glas CTrnocgorca“ wegen dieſer montenegriniſchen Aſpirationen gehörig den Text zu leſen. Auch der Fürſt von Bulgarien ſoll irgend etwas planen, anſcheinend gegen das benachbarte Serbien, denn es verlautet von auffälligen Truppenanhäufungen Bulgariens an der ſerbiſchen Grenze, infolgedeſſen auch Serbien ſeine Maßnahmen trifft. Die europsöiſche Diplomatie wird daher die Balkandinge mit im Auge behalten müſſen, um etwaiges Unheil noch im Heime zu verhüten. In der kretiſchen Frage iſt vollſtändige Stockung eingetreten, nun, die politiſche Welt hat ſich auch übergenug mit den kretiſchen hammeldieben beſchäftigen müſſen. Entſchieden in den Hintergrund getreten iſt gegenwärtig die centralaſiatiſche Frage, in Petersburg hält man es vorläuſig nicht für angebracht, den Gegenſatz zu England in den mittelaſtatiſchen Dingen hervorzukehren, Eng⸗ land aber hütet ſich gar wohl, aus eigener Initiative an das centralaſtatiſche Proplem zu rühren. Was Afrika anbelangt, ſo haben die ernſten Differenzen zwiſchen Frankreich und England in Weſtafrika durch den abgeſchloſſenen Vertrag über das Nigergebiet, ihre Beilegung erfahren. Im Sudan ſchickt ſich England an, ſeinen Feldzug gegen den Mahdi Abdallah kräftig fortzuſetzen, im Auguſt der weitere Vor⸗ marſch des engliſch⸗eg yptiſchen Expeditionscorps unter Kitchener Paſcha gegen Omdurman, den Johannisroſen. Novelle von F. von Pükler. —* (Nachdruck verboten.) Es ſind zwanzig Jahre vergangen, Eliſe, ſeit ich Sie zuletzt geſehen — damals nannte ich Sie noch meine Braut! —, das Leben iſt über unſern Häuptern dahingegangen und hat wohl jedem viel 5 gebracht. Ich bin ein fünfzig⸗ jähriger Junggeſelle deſſen Haar ſtark ergraut, deſſen Weſen ernſt und wortarm iſt. Und Sie? Wie mögen Sie ausſehen, das einſtige Dorn⸗ röschen mit dem lockigem Haar und den lachend unſchuldigen Augen! Sie tragen den Witwenſchleier und ein erwachſenes Töchterchen ſteht an ihrer Seite; ich kann das mir gar nicht vorſtellen. Sie wiſſen, daß ich auf Wunſch meines Oheims Lauer damals Deutſchland verließ und ihn in Oſtaſien aufſuchte; ich bin, wie ich wohl ohne Ueberhebung ſagen darf, ſeine rechte Hand dort geworden und leitete als er ſtarb beinah ganz allein ſeine reichen Baumwollſpin⸗ nereien. Ich war trotzdem aufs höchſte überraſcht, als ich erfuhr, der Verſtorbene habe mich zu ſeinem alleinigen Erben ohne jede Einſchränkung beſtimmt. Daher kommt es, daß ich jetzt als reicher Plantagen⸗ beſitzer für kurze Zeit die Heimath aufſuchen und allerlei alte Beziehungen auffriſchen will — auch alte Bekannte, zu denen Sie, Eliſe, am erſten gehören, möchte ich wieder aufſuchen. Ob ſich daraus neue Bande entwickeln köunten, läßt ſich nicht ſagen, und wir wollen auch nicht dem Schickſal vorgreifen, nur das Eine, wünſche ich ſehnlichſt, Ihnen in alter, treuer Freundſchaft abermals die Hand zu drücken. Ih e ieee, i Georg Lauer. 5 Die elegante, jugendlich gekleidete Dame, welche vorſtehende Zeilen, geleſen, ließ dieſe lächelnd in den Schoß ſinken; man ſah den modern friſierten Kopfe mit der breiten, kaſtanienbraunen Flechte, die eine Granadnadel ſchmückte, nicht an, daß er den „Witwenſchleier“ trug oder getragen hatte, auch daß Frau Eliſe Bärenſprung bereits ein erwachſenes Töchterchen beſäße, würde Jedermann einfach beſtritten haben und, doch war dem ſo, denn ſie hatte ſich ſehr jung verheirathet und war bald Witwe geworden und hatte ſich eine ſtattliche, faſt jugendlich zu nennende Erſcheinung zu erhalten verſtanden. „Der gute Georg Lauer,“ lachte ſie leiſe vor ſich hin, „er iſt noch immer nach all den Jahren der ideale Schwärmer von ehedem, während ich darin viel kaltblütiger denken gelerut habe. Du lieber Himmel, das Leben ging eben nicht allzu ſauftmüthig mit mir um und wenn Lauer auch damals, als ich ihm mein Wort zurückgab, dachte, er müſſe am Leben verzagen, — es ſtirbt ſich eben nicht ſo raſch, wenn man jung iſt. Er ging nach Oſtindien und wurde ein reicher Manu und ich, die ich gemeint, in den Kommerzien⸗ rath Bärenſprung einen Kröſus zu heirathen, mußte nach deſſen Tode einſehen, daß faſt all der Glanz unecht geweſen war, und mein Einkommen kaum hinreicht für ein einfaches Leben. Elli wird, wenn ſie je heirathen ſollte, wohl ſo gut wie gar nichts mitbekommen, aber das Mädchen hat ja ſo einfache Bedürfniſſe, daß ſie es kaum empfinden dürfte. Es iſt au ihr wirklich eine Wirthſchafterin verloren gegangen zu meinem Aerger. Doch laſſen wir dieſe Gedanken. Dieſer Brief hier belebt all meine geſunkenen Lebensgeiſter von neuem und dürfte dem guten Graf Reden gewiß fatal ſein; denn es könnte doch leicht ſein, daß der gute Georg — hin — nochmals Feuer finge und ich wäre in dem Falle garnicht abgeneigt, mit nach Oſtindien zu gehen. Seidene Baſtkleider und feine Muſelingewänder ſind doch ebenfalls kleidſam, und ich würde mich ſtcherlich bald als reiche, vornehme Frau eingewöhnen. Elli könnte freilich nicht mitgehen, aber ihr Großmutter würde ſie gewiß lieber heute wie morgen aufnehmen ſodaß die Kleine mich durchaus nicht hindern ſollte. Alſo, ſehen wir der Zukunft getroſt entgegen und verſuchen wir, das Herz des reichen Jugendfreundes in hellen Flamen zu verſetzen. Ich will doch mein blaues Koſtüm umändern laſſen, auch ſchon zu Graf Redeus Pfiugſtparthie in nächſter Woche.“ Mit zufriedenem Lächeln holte ſie aus einem Fach ihres Schreibtiſches ein goldgerändertes Billet und ſchickte ſich in, den ſoeben erhaltenen Brief zu beautworten, als die Thür geräuſchlos geöffnet ward, und ein