ompetent iſt Im Laufe der Debatte formulirte Dreesbach (Soz.) die Anträge ſeiner Fraktion und der Kommiſſion ſo, wie ſie nach dem Ergebnis der Debatte Ausſicht auf Annahme boten. Mit großer Mehrheit wurden angenommen der Drees⸗ bach'ſche Antrag auf Errichtung von Unterfabrik⸗ inſpektionen, denen die Ueberwachung der Gewerbe obliegt; der Kommiſſionsantrag auf Anſtellung zweier weiblicher Fabrikinſpektionsaſſiſtenten, und der Dreesbach'ſche Antrag auf Anerkennung des Vorſchlagsrechts der Arbeiterſchaft für nicht aka⸗ demiſch gebildete Beamte der Fabrikinſpektion. Verſchiedenes. — Mannheim, 22 Juni. Der Bürger⸗ ausſchuß genehmigte die Erwerbung des Kauf⸗ hauſes für einen Rathhaus⸗Neubau. Die Koſten belaufen ſich auf 6—7 Milionen Mark. — Bruchſal, 21. Juni. Heute Nach⸗ mittag zwiſchen 2 und 3 Uhr geriet die hieſige Lackfabrik, welche auf dem Induſtrieviertel erbaut war in Brand. Trotz ſofortiger Hilfe ſeitens der freiwilligen Feuerwehr, brannte dieſelbe ganz nieder. Leider ging der Brand nicht ohne Un⸗ fall vorüber, indem 2 Arbeiter ziemlich ſchwer verbrannten. Der eine derſelben war an der Hand und Arm und der andere am Oberkörper ſtark verbrannt. — Köln, 23. Juni. Schwere Unwetter ſind in Aachen und Umgegend Zniedergegangen. Die Ortſchaften an der Wurm wurden über⸗ ſchwemmt, der entſtandene Schaden iſt groß. — Berlin, 23. Juni. Geſtern Nacht 11 Uhr ging ein heftiger Wolkenbruch mit Ge⸗ witternieder. Viele Straßen waren überſchwemmt. Die Feuerwehr wurde 20mal zur Hilfeleiſtung gerufen, da die Kellerbewohner in Lebensgefahr kamen. Der Hagel hat viele Fenſterſcheiben zer⸗ trümmert. In den Parkanlagen richtete der Sturm großen Schaden an den Bäumen an. — Deutſch⸗Eylan, 21. Bei einer heute Vormittag hier erfolgten Truppenſchau durch den commandirenden General von Lenze fiel plötzlich ein ſcharfer Schuß, der den Gener⸗ al⸗Major in den Unterſchenkel traf und dieſen zerſchmetterte, ſowie das Pferd des General⸗ Majors tödtete. Ueber den Vorfall, der hier große Aufregung verurſacht, iſt eine eingehende Unterſuchung eingeleitet. — Elbing, 21. Die „Elbinger Zeitung“ berichtet, daß der bei der geſtrig beſichtigung in Deutſch⸗Eylau durch Schuß verwundete Generalmajor von Rabe geſtern Abend noch beſinnungslos geweſen iſt. Das Pferd iſt ebenfalls nur angeſchoſſen, nicht aber getödtet. Die Kugel durchſchlug auch das Sattel⸗ zeug. Ein Gefreiter der 8. Compagnie des 44 Regimentes, bei dem eine Hülſe ohne Pfropfen gefunden wurde, iſt verhaftet worden. Der einen ſcharfen Kaiſer und der Kriegsminiſter wurden von dem Vorfall telegraphiſch benachrichtigt. — London, 21. Juni. f des Kreuzers „Albion“ hat heute in Plackwall ſtattgefunden. Der Herzog von Vork wohnte dem feierlichen Akte bei. Die Taufe nahm die Herzogin von Pork vor. Als das Schiff in den Fluß hinabglitt, verurſachte es eine ſo große Waſſerverdrängung, daß die für die Zuſchauer erbaute Tribüne vollſtändig von einer großen Waſſermenge erdrückt wurde. Ungefähr 300 Perſonen wurden ins Waſſer geſchleudert. — London, 22. Juni. Bei dem Stapel⸗ lauf des Schiffes „Albion“ ſind 200 Perſonen ertrunken, 50 Leichen wurden bis jetzt gefunden. — Sidney, 23. Juni. Ein Boot des ruſſiſchen Schiffes „Golf Neapel“ kenterte bei Numea. Von der ins Waſſer gefallenen Mann⸗ ſchaft wurden 14 Mann von Haifiſchen ver⸗ ſchlungen. — Die Lebensmittelverfälſchung zu unterdrücken, iſt eine Aufgabe, deren Löſung der Geſetzgebung allein nicht vollſtändig gelingen kann, es gehört in weitem Umfange die Mit⸗ wirkung des Konſumenten dazu, hier Mißbräuchen und bedenklichen Manipulationen auf die Spur zu kommen, ihre Beſeitigung und Verhütung zu ermöglichen: meiſt ſteht jedoch der Einzelne ſolchen Uebelſtänden machtlos gegenüber, es fehlt ihm oft an der Vorbedingung, dagegen auftreten zu können, an der Fähigkeit, ſie zu erkennen. Mit Erfolg dagegen anzukämpfen, iſt aber Vereinigungen von Konſumenten möglich und hier finden wir die Konſumvereine anf ihrem Platze, die es ſich zu ihrer Aufgabe gemacht haben, für ihre Mitglieder gute und unverfälſchte Waaren preiswürdig zu beſchaffen; die größeren von ihnen laſſen für eigene Rechnung Unterſuchungeun der Waaren durch Nahrungsmittel⸗Chemiker vornehmen, die kleineren vereinigen ſich, um in ihren Verbänden auf ge⸗ meinſame Rechnung ſolche Unterſuchungen zu ver⸗ Der Stapellauf nſtalten. Grade in neuerer Zeit ſind mehrer Konſumvereinsverbände dazu übergegangen, durch den Verbandsreviſor gelegentlich der durch daz Genoſſenſchaftsgeſetz vorgeſchriebenen Reviſion Waarenprüfungen vornehmen zu laſſen, die ſich an Ort und Stelle auf die Preiswürdigkeſt er⸗ ſtrecken, während Prüfungen auf die Reinheit der Waaren am Sitz des Verbands vorſtandes durch letztern auf Verbandskoſten veranlaßt werden; ſo verfährt ſchon ſeit einigen Jahren der Verband füddeutſcher Kon umvereine, deſſen Vorſtand ſeinen Sitz in München hat, und andere Konſumsver⸗ einsverbände ſind ihm gefolgt. Man würdigt noch lange nicht genügend den wohlthätigen Eiſ⸗ fluß der Konſumvereine anf den Lebensmittelper⸗ kehr; durch die von den Vereinen fortwährend ausgeführte Kontrole der Güte und Preiswürdig⸗ keit der Waaren wird unzweifelhaft der ganze Verkehr mit Lebensmitteln in beſter Weiſe beein⸗ flußt und von dieſem Einfluß haben die Einzel; händler auch den Vortheil, indem ihnen dadurch der Bezug unverfälſchter Waaren ebenſo wie des Konſumvereinen geſichert wird. Landwirtſchaftliches. Eine unſerer liebſten und dabei anſpruchs⸗ loſeſten Blumen, die während des ganzen Sommers ihre Farbenpracht entfaltet, iſt das Stiefmütter⸗ chen, das in immer vollkommeneren Farben⸗ zuſammenſtellungen gezüchtet wird. Beſonders wirkunsvoll iſt es, wenn dieſelben Farben in Maſſen verwendet werden: Unſere farbenfrohe Zeit liebt nun einmal ſtarke Gegenſätze! — Da wird es vielfach als eine Erſchwerung empfunden, daß es nicht möglich iſt, eine beſtimmte Farben⸗ zuſammenſtellung aus Samen rein weiter zu züchten. Die folgende Generation zeigt abweichende Farben und mit der Maſſenwirkung iſt es vorbei. Demgegenüber erinnert der praktiſche Ratgeber im Obſt⸗ und Gartenbau daran, daß es leicht iſt, die Farbenreinheit der Blüten zu erhalten, wenn man die Stiefmütterchen nicht aus Samen weiterzieht, ſondern durch Stecklinge vermehrt. Man ſchneidet die abgeblüten Pflanzen einfach i mehrere Teile, von denen jeder einige Blätter haben muß und ſteckt dieſe Teile in etwas et wärmte, gute Erde. Sie treiben ohne weiteres Wurzeln und man erhält zufällig die Farbe der Mutterfarbe wieder! 1 a 1 — änderte ſich in einem Tage ſein Geſchick und er war's zufrieden, denn er fühlte, daß er ſolch er⸗ neuten Gemüthsbewegungen nicht gewachſen war und wohl würde unterlegen ſein. „Oh, Viktor,“ ſagte er ganz laut vor ſich hin, daß er faſt vor der eigenen Stimme erſchrack, „hätte ich damals ſtatt Deiner mir eine Kugel durch den Kopf geſchoſſen! Dann ſtände ich heute nicht hier mit dem wildem Weh in der Bruſt, dann ruhte ich ſchon längſt im kühlen Grabe.“ Weiter ſchritt er auf dem ſchmalen Pfade, dicht am Abgrunde hin, das bleiche Antlitzt gen Himmel gewandt. Da raſchelte es im nächſten Gebüſch, er trat näher und ſtand plötzlich vor ei⸗ ner zurückſchreckenden Frauengeſtalt. „Wer ſeid Ihr; laßt ein unglückliches Weib allein.“ „Frau Anne,“ rief Profeſſor betroffen „was treibt Ihr hier in finſterer Nacht allein?“ „Herr Profeſſor,“ ſtammelte die Bäuerin mit berſagender Stimme; es war ihr, als vernehme ſie die Poſaune des jüngſten Gerichtes. „Was thut Ihr hier?“ frug er nochmals; ſeine Faſſung kehrte zurück, als er ſah, wie ſcheu und entſetzt das einſt ſo ſtolze, ſchroffe Weib ihn anblickte; ſie hielt eine Schaufel in der Hand und bemühte ſich vergebens, dieſelbe zu verbergen. „Was ſucht Ihr hier draußen, Frau Anne, ſo redet doch!“ Sie kämpfte noch immer mit ſich, doch des Gelehrten wiederholte gütige Frage brachte ſie zu einem raſchen Entſchluß. „Ich will es wohl ſagen, Herr, denn Ihr werdet mich nicht auslachen. In unſerer Gegend beſteht ein geheimer, wunderthätiger Brauch, der noch nie fehl geſchlagen iſt und deshalb eben bin ich hier um — um meine Liebe zu begraben, weil ich ſonſt nie des Aloys Stolzner Weib ſein kann.“ Verſtohlen blickte ſie ihn an, doch er ſchwieg, und kein Hohn oder Spott zeigte ſich in den ernſten 5 Zügen; endlich ſagte er ſchwerathmend: „Und Ihr glaubt feſt daran, daß man ſeine Liebe begra⸗ ben kann?“ f „Ich will es wenigſtens verſuchen,“ entgeg⸗ nete ſie ruhig, „damit ich ſie zu vergeſſen vermag. Laß't mich immerhin, Herr Profeſſor, und verach⸗ tet die wilde Anne nicht; ſie wird Euch fort und fort ſegnen.“ Der Gelehrte war ſo mit ſich ſelbſt beſchäf⸗ tigt, daß ihm der bebende Ton von Anne's Stim⸗ me nicht auffiel; freundlich bot er ihr die Hand. „Morgen reiſe ich nach Aegypten ab, Frau Anne, und komme wohl ſchwerlich wieder. Bleibt froh und zufrieden und macht den Aloys glücklich. Gott ſei mit Euch!“ Er ging, und ſie ſtarrte ihm nach, bis der letzte Schimmer ſeiner Geſtalt verſchwunden war, dann preßte ſie ſtöhnend die Hand vor die Augen. „Ja, ich will thun, wie er geſagt und dem Aloys ein braves Weib ſein, ſo mög' mir der Herrgott helfen! Ach, der arme Herr hat wohl ſelbſt viel Kummer, denn er ſah ſo traurig drein.“ Langſam griff ſie wiederum zur Schaufel und grub ein tiefes Loch, eine keineswegs leichte Arbeit ſelbſt für die Rothhofsbäuerin; ihr Antlitz ward bleicher, ihre Hand zitterte und Thräne um Thräne rann zu Boden. Sie nahm langſam, zögernd einen kleinen, ſilbernen Taſchenbleiſtift, deſſen obere Fläche die Buchſtaben F. S. zeigte, hervor, ſowie einige andere Sächelchen, welche ihr der Profeſſor mitun⸗ ter geſchenkt; es waren theure Andenken, koſtbarer als all ihr Beſitzthum, aber ſie mußte ſie hergeben, der alte Aberglaube verlangte es, ſonſt blieb es wirkungslos. Ringsum war's todtenſtill; nur die Spatenklänge hatten Geräuſch verurſacht. die Bäuerin eine f Stift ſchrillen Nun zog Haarſträhne hervor, umwickelte 8 wollte ihn hineinlegen ins enge Grab, da blitzte das kleine Medallding abermals hell auf im Mondenſchein und ihren Lippen entran ſich ein gellender Schrei. Sie preßte es an die zuckenden Lippen, iu ſchon ſo unzählige Male, gab ihm tauſend füße Schmeichelnamen, während heiße Thränen den Au⸗ gen entſtrömten, welche bei des Gatten Tode tro⸗ cken geblieben waren. Doch, es mußte ja ſein. Die Rothhofsbäuerin raffte alle Energie zuſammen; ungeſtüm, ohne noch einmal hinzuſehen, ſchob ſie alle Sachen in die Erde und gleich darauf erklal gen die ſchrillen Töne der Schaufel von ellen durch die Nacht, dann war's vorüber! a Frau Anne richtete ſich auf, weiß wie die Wand, die Augen ſtarr und trocken und ſagke mit heiſere Stimme vor ſich hin: „Meine Pflicht i gethan. Nun kommt das lange öde Leben Gott helfe mir hindurch!“ Laugſam ſchritt ſie heimwärts, bedenkend, welches Herzeleid jener Brief an den Grafen gerade über den Mann ihrer Liebe gebracht; ihr eigener Schmerz ließ ſie für keinen anderen Mitleid fühlen, ſo ſchwer wie ſie, trug wohl Nie⸗ mand des Lebens Laſt. kaum einmal Von der Sintorfſpitze wehte ein leiſes Lüft⸗ chen und bewegte die Fichten am Wege, daß ſie ge ſpenſtiſch der vorbeieilenden Frau zunickten. Un⸗ heimlich ſchienen ſich die zerſtreuten Felsblöcke zu bewegen und emporzurecken, als wollten ſie das Weib mit ihrem Schmerz erdrücken. Träumend ſchritt die wilde Anne vorwärts, Bild um Bild huſchte an ihrer Seele vobei, nur an Aloys dachte ſie nicht! Fortſetzung folgt. — bei der heutigen Stichwahl in Jaden burg erhielten Stimmen; Baermann 301 Dreesbach 300 4 9 api gin Henn fulttuhe, den lr 0