rechnungskammmer. Turban war auch längere Seit Mitglied des bad. Landtages und gehörte als ſolches der nationalliberalen Partei an. Der Berſtorbene hat ſich um Deutſchland und insbeſondere um Baden große Verdienſte erworben. Verſchiedenes. — Mannheim, 13. Juni [Todesfälle] Wolkenbruch verbunden, nieder, b 8 bäume und Feldfrüchte größtentheils vernichtet wurden. Die Ortswege wurden von den wilden Bergwaſſern derart zeriſſen, daß ſie nicht mehr paſſirbar waren. Mit größtem Fleiß wurde ſeitdem an der Ausbeſſerung der Felder, Wieſen und der Ortswege gearbeitet, ſo daß letztere zum Heute Vormittag verſchied nach langem, ſchwerem Leiden der Stadtverordnete S. Nöther, Chef der bekannten Eiſengroßhandlung Joſeph Nöther k Co. ndmann l 8 dieſem Zerſtörungswerk und weiß ſich nicht mehr zu helfen Nachmittags ſtarb im Alter von 43 Jahren an einer Blinddarmentzündung Bankier Wachenheim, der Führer der hieſigen freiſinnigen Partei. — Heidelberg, 12. Juni. An dem Kirchheimer Bahnübergange ereignete ſich heute früh ein ſchwerer Unglücksfall. Es ſollte gerade ein Zug einlaufen, die Barriere war vom Bahn⸗ wärter geſchloſſen als ein 9 Jahre alter taub⸗ ſtummer Knabe aus Kirchheim, Weber mit Namen, deſſen Mutter auf dem Felde mit Arbeit beſchäftigt war, das Geleiſe überſchreiten wollte. In dieſem Augenblick brauſte der Zug heran; die Maſchine erfaßte den unglücklichen Knaben und ſchleuderte ihn zur Seite. Schwer verletzt wurde das unglückliche Kind aufgehoben und in das Akadem. Krankenhaus gebracht. Es iſt wenig Hoffnung vorhanden, den bedauernswerten Knaben am Leben zu erhalten. a — Weinheim, 12. Juni. Drei Strolche machten in der vergangenen Nacht den Verſuch, in der Villa Sillib in der Bahnhofſtraße einzu⸗ brechen. Bevor die Spitzbuben ihre erforderlichen Vorbereitungen getroffen hatten, wurden ſie von dem Polizeiwachtmeiſter Binz überraſcht, der ſich gerade auf einem Patrouillengange befand. Es entſpann ſich nun ein heftiger Kampf zwiſchen den Dieben und den Polizeibeamten. Binz erhielt einen Stich in den Kopf und einen wuchtigen Schlag auf den Arm; er machte in Folge deſſen von ſeiner Waffe Gebrauch und brachte einem der Gauner eine anſcheinend ſchwere Verwundung bei. Leider gelang es den Strolchen zu entkommen. Man nimmt an, daß es die nämlichen Langfinger ſind, welche bei Gaſtwirth Köhler einen Einbruch zu verüben ſuchten und durch die Gendarmen und die Polizei an ihrem Vorhaben gehindert wurden. — Wilhelmsfeld, 12. Juni. Am Himmelfahrtstage ging über der hieſigen Ge⸗ markung ein furchtbares Hagelwetter, mit einem größten Theil wieder hergeſtellt ſind. Freitag wobei die Obſt⸗ Bankong geſchrieben wird, das erſte Mal, daß Wohnung des Miniſterpräſidenten widmete der Mittag ging abermals ein Wolkenbruch nieder, f der wiederum eine große Verheerung anrichtet. Voll Verzweiflung ſteht der Landmann hier vor Hier thut Hülfe wirklich Noth! — Frankfurt, 11. Juni. In der Bergheimerſtraße 22 J. nahm geſtern bei Frau Weſterfeld ein Mann von 2530. Jahren Wohnung und gab am Nachmittag eine Poſtan⸗ weiſung von 2.50 % an ſeine Adreſſe auf. Heute Nachmittag 5 Uhr erſchien der Geldbrief⸗ träger bei ihm; Frau Weſterfeld war gerade abweſend. Als der Geldbriefträger den Betrag auf den Tiſch legte ſtieß der junge Menſch, der es offenbar auf Raub abgeſehen hatte, ihm ein i der Stich nicht . e Meſſer in den Nacken, doch war ch nicht der guten Beſtehungen, vie Zimmer, das er verſchloß und rief um Hilfe, Der aus dem wirkſam. Briefträger ſtürzte die bald zur Stelle war. Als die Polizei in das Zimmer drang, fand ſie es leer, doch entdeckte bald der Schutzmann Komplitza den Verbrecher in einem Schrank; es gelang dem Beamten dann auch, den gefährlichen Menſchen, der Miene machte ſich mit dem Meſſer zur Wehr zu ſetzen ſpätere Meldung beſagt: der Attentäter giebt an er heiße Frank und ſtamme von Heilbronn. Er wird als ein großgewachſener ſtarker Mann be⸗ ſchrieben. Geldbriefträger Schmied iſt ebenfalls von kräftigem Wuchs. Der Stich drang zwiſchen dem Uniformkragen und dem Halſe in den Nacken. Der Ueberfallene iſt bereits vernehmungsfähig und war nur durch den Blutverluſt und die überſtaudene Aufregung vorübergehend etwas geſchwächt. — Karlsruhe, 13. Juni. Der deuſche Miniſterreſident in Bangkok Frhr. v. Seldeneck iſt durch einen Beſuch des Königs und der Königin von Siam mit großem Gefolge ausgezeichnet worden. Es iſt, wie der „Köln. Ztg.“ aus zu entwaffnen und zu feſſeln. Der Name des Attentäters iſt uns noch nicht bekannt. Der Briefträger iſt nur leicht verletzt. — Eine das ſiameſiſche Herrſcherpaar den Vertreter ige fremden Macht mit einem Beſuch beehrt hat und die ganze rührige deutſche Kolonie freut ſic aufrichtig, daß dieſe Neuerung zuerſt zu gunſten des Vertreters des deutſchen Reiches erfolgt iſ. Bei der Beſichtigung der ſchön eingerichteten König den Bildern des Kaiſerpaares und der Großherzoglichen Badiſchen Herrſchaften große Aufmerkſamkeit und hob der Königin gegenüber die beſondere Aehnlichkeit hervor, indem er bei dieſer Gelegenheit eine Reihe von Reiſeerinner⸗ ungen mittheilte. Auch nahm bei dieſer Gelegen⸗ heit das Königspaar eine Anzahl von Geſchenken entgegen, die S. K. H. der Großherzog pon Baden als Erinnerung an die jüngſte Anweſen⸗ heit des Königs von Siam in Baden überſandt hatte. Beim Beſuch waren unter andern zugegen der Bruder des Königs Prinz Phanurangau und 1 ben, mehrere jüngere Prinzen, ferner die Miniſter dez zin Hemeind Auswärtigen, des Kriegs, der öffentlichen Arbeiten ange und des Königlichen Hauſes ſowie hohe Hofbe⸗ un, amte. Der Beſuch war ein beſonderes Zeichen Fgnuß de t dr Et dem Deutſchen Reiche beſtehen, und hat gls 1 Bolfenuß ſolcher auch ſeine politiſche Bedeutung. 8 ben ode — Waldkirch, 12. Juni. Ein junger an Mühle Mann von Eſchbach, Gemeinde Stahlhof, der ſich en volft mit ſeiner Geliebten auf dem Heimweg befand von Ahn zun Age einem ihm begegnenden 16jährigen Burſchen oog e ndzwa Kollnau den er ſeiner unflätigen Redensarten wegen Mun Staate zurechtwies, wurde mit einem Revolver in den Kopf h dige Be geſchoſſen. Der Beſchuldigte wurde feſt genommen. 1 — Haag (Niederl.), 10. Juni. (Ein fünf⸗ 5 dal gechieh facher Frauenmord) wird von hier gemeldet, i Bille den Ein Artillerie⸗Hauptmann erſchoß aus Rache a unin bezei ſeine Frau und vier andere Frauen, welche ſich a dn Bo im Augenblicke des Attentats im Hauſe der Walz, den Unglücklichen befanden. Im Augenblicke den Verhaftung trank der Hauptmann eine Cyankgll⸗ löſung und ſtarb ſofort. 1 f —— — Agramm, 11. Juni. (Ein furchtbarer Ve Wolkenbruch) ſetzte heute früh die ganze Stadt unter Waſſer. Mehrere Gebäude ſind eingeſtürzt, viele Brücken weggeriſſen. Aus den Bazaren und 4 de. Warenhäuſern wurden ſämtliche Waren fortge en fir ſchwemmt. Schutz der Straßen aufgeboten. Verluſte an Menſchenleben. Garniſon und Feuerwehr iſt zum Man befürchtet „Mein liebes Töchterchen,“ ſagte dieſe herzlich, „ich müßte Sie wohl „Gräfin“ nennen, doch will es mir manchmal gar nicht von den Lippen, denn ich habe Sie ſehr, ſehr lieb.“ „Liebes Großmütterchen,“ ſagte die ſchöne Frau, voller Augſt, „ich fürchte, mein Mann wird wieder krank, denn er iſt ſo aufgeregt, beſonders ſeit geſtern die Herren ſpielten. Sein Diener, der über ihn alles vermag, hält ihn im Zimmer zurück. „Eva ?,“ frug die alte Greiſin leiſe und ſtrich ihr das Haar aus dem bleichen Geſichtchen, „ſagen Sie mir eins; haben Sie den Grafen — aus Liebe geheirathet?“ „Nein,“ antwortete die Gräfin leiſe, während ein tiefes Roth ihre Wangen färbte, „man hat mich überredet — ich war noch ſo unerfahren, und nun trage ich voll bittrer Reue die Feſſeln einer un⸗ glücklichen Ehe!“ „Armes Kind,“ nickte Frau Ahne trübe vor ſich hin, „es iſt ſchrecklich, ohne Liebe an einen Mann verheirathet zu ſein — der noch dazu krank iſt. Gott helfe Ihnen, liebe Gräfin, dies herbe Geſchick tragen.“ Ueber den Kiesweg war der Profeſſor heran⸗ gekommen, ohne daß ihn die Frauen bemerkt hätten, er ſah jedoch Evas Schleppe am Boden und ihr blondes Köpfchen in Großmamas Schoß. Jetzt be⸗ merkte ihn auch die junge Frau und erhob ſich, ihm mit holdſeligem Lächeln die Hand bietend. „Guten Morgen, Herr Profeſſor, ich habe einmal wieder Frau Ahne beſucht.“ Er hielt die ſchlanken Finger feſt und athmete ſchwer; heute erſchien es ihm von neuem unmög⸗ lich die Geliebte zu meiden, er hätte ringen mögen mit jenem Elenden, der ſie beſaß, auf Tod und Leben, um ihren Beſitz. Die vergangene Nacht war für Schönau eine furchtbare geweſen: er hatte kein Auge zu ſchließen vermocht, nachdem er den Würfel zerſchnitten und eine Bleiplatte unter der Eins gefunden, ſo daß er ſtets auf Sechs, alſo den höchſten Wurf fallen mußte. — Armer, armer Viktor! Er hatte die Piſtole an die Schläfen ſetzen müſſen, weil jener Schurke ihn dazu gezwungen, und er nicht in ſeinen Augen als Feigling beſtehen wollte. Ach — und daß er gerade Evas Gemahl ſein mußte, deſſen zeitweiliger Wahnſinn wohl in folternden Gewiſſensbiſſen begründet war, das ſchien ihm grauſig! Großmütterchens ſtiller Blick ruhte prüfend auf den beiden ihr ſo lieben Menſchen; ſie ſah das Beben von Evas ſchlanker Geſtalt, das Erbleichen ihres Enkels — und ſie wußte alles! Ihr Herz empfand einen ſcharfen Schmerz; noch am Rande des Grabes mußte ſie erleben, daß ihr Liebling, ihr Stolz und einzige Stütze an einer unglücklichen Liebe zu Grunde ging. „Ich muß nun gehen, liebe Frau Ahne,“ ſagte ſie befangen und nahm den Hut vom Tiſch, „es bleibt mir noch viel zu thun, wenn Großpapa am Abend kommt.“ 5 „Ich kann ſie heut nicht geleiten, liebes Kind,“ ſagte Frau Ahne trübe, „Friedrich ſoll es ſtatt meiner thun.“ So ſchritten die Beiden dahin mit übervollem Herzen, aber verſtummten Lippen; es ſchien, als ſchwebe ein Damoklesſchwert über ihren Häuptern. Bei der erſten ſchroffen Wegbiegung ſtand plötzlich die wilde Anne vor ihnen und, wenn auch die Begegnung eine rein zufällige war, ſo ſchien ſie doch alle Dämonen in der Bruſt der Rothhofsbäu⸗ erin zu erwecken. Sie wurde totenblaß, ihre Augen ſchoßen Blitze und krampfhaft ballte ſie die Hände. Schönau erſchrack über ihr wildes Ausſehen. Es ſchien, als wollte ſie im nächſten Moment auf die Gräfin losſtürzen, denn man wußte allge⸗ mein im Dorfe, daß ſie letztere haſſe, ſcheinbar ohne allen Grund. Und wenn auch Schönau wußte, daß er einige Macht über Anne beſaß, ſo bezweifelte er 0 g Warenng d. doch ſtark, daß dieſelbe ausreichen werde. 5 „Alſo hier auf ſo einſamen Wege begegne Vt man der gnädigen Gräfin,“ höhnte ſie, „wer bez 1 wundert denn da die blauen Augen und das liebe 3 liche Lächeln 2“ 4 Verwirrt ſtand Eva vor der gellend auflachen⸗ den Frau; ſie begriff dieſe ganze Szene nicht und Wahn, En 14 wandte ſich hilfeſuchend nach Schönau um. Das ö aber fachte die Wuth der Bäuerin noch mehr an. „Ah, iſt es wohl bei den vornehmen Leuten Mode, . Nb. mit andren Herren ſpazieren zu gehen, als mit den Miete de Männern? davon verſteht unſereins eben nichts,“ iin dem Doch mit einem Wehelaut verſtummte ſie, denn aa be b. der Profeſſor umklammerte eiſern ihr Handgelenk und ſeine ſo ernſten Augen flammten in maßloſem Zorne auf die Wüthende. . „Frau Anne,“ donnerte er ſie an „Ihr wagt es, eine ſo hochſtehende Dame wie die Gräfin und auch mich zu beleidigen? Seid Ihr, die ich für brav und tüchtig hielt, denn auch ſo erbärmlich und nieder denkend, daß Ihr Euch von Eurer Leſden ſchaft hinreißen laßt? hütet Euch, Rothhofsbänerin, noch eine ſolche Szene — und ich bergeſſe, daß ein Weib vor mir ſteht.“ Wie mit einem Schlage ſchien die Wutſ den Frau vernichtet, mächtiger als ſeine Worte wirkte die nervige Fauſt Schönau's und ſie ſank zu Bode, Schwerathment, das Antlitz verhüllt blieb ſie liegen; ſie ſah es nicht, wie verächtlich ſich der Profeſſor Ahn von ihr wandte, ſie hörte nur eine ſüße Stimme dicht Nan 8 ſich: 5, e8 ſein, Fran Anne, es war Aeg. e neben ſich: „Laß, es gut ſein, Frau Anne, e nn daß wohl nicht ſo böͤſe von Euch gemeint, und Ihr habt d mir nicht weh thun wollen.“ hin, „Steht auf, Frau,“ gebot auch Schönau streng, „Ihr müßt Frau Gräfin mit mir nach dem Schloſſe begleiten; allein kann ſie nicht gehen.“ 5 Fortſetzung folgt.